Verschieden Phasen des Entzugs / der Entwöhnung

  • Hallo Ihr,

    da habe ich überlegt, wo ich meinen Beitrag wohl plaziere - in mein Postfach? Als Blog? ....aber dann entschied ich mich für hier. Vielleicht hat ja Jemand von den lang Aufgehörten auch was dazu zu erzählen und das wäre schön.

    Also bei mir ist es so, daß ich nun bei Tag x+26 angekommen bin.
    Mir gehts ganz gut mit meinem Entschluß, ich bin superglücklich, daß ich mich entschieden habe und ich bilde mir ein, so ganz langsam kleine Veränderungen zu spüren.

    Die erste Phase (für mich), das waren so die ersten 10 Tage: Freude, Erleichterung, Aufregung über das neue Projekt. Viele Gedanken immer wieder rund ums Thema. Sehr viel Verwunderung, wie unstressig das Ganze doch abläuft. Und erstaunlich viel Gelassenheit.

    Dann eine "Übergangsphase" - etwas langweilig, ich habe gewartet auf Veränderungen, die aber nicht gekommen sind - es war alles ganz normal.

    Nun habe ich seit ein paar Tagen das Gefühl in eine "2te Phase" gekommen zu sein: es wird alltäglicher nicht zu Kiffen, es schleicht sich ein kleines Bedauern ein, das ich aber als ein Suchthirn einstufe; es gibt manchmal Stunden, in denen ich gar nicht daran denke;

    ich selber finde mich ein ganzes Ende schwieriger - ich fühl mich so "unbedingt" - ganz ähnlich wie beim Rauch-Stopp - wie "dauerprämenstruell", so als ob ich mich viel zu wichtig nehme (quasi wichtiger als die Umwelt) ...das sind relativ unangenehme Gefühle, aber ich bin guter Dinge, daß sich das auch wieder wandelt...zumindest bleibe ich am Ball :grinning: ...und schaue, wenn ich irgendwas mal wieder "unbedingt" finde, daß ich da dann einen kleinen Schritt zurückgehe.
    Ha! ich werd mir ein Schildchen basteln mit:

    "Vorsicht! Entzugsgeschädigtes Verhalten! Bitte 50-80% abziehen! Trägerin des Schildes übertreibt gerade!"

    Und dann wächst die Erleichterung und die Freude ganz schön an! Es ist zwar gerade nicht ganz so locker-flockig, aber es ist so schön, diese Abhängigkeit loszuwerden. Ja, ich weiß, ich bin sie noch lange nicht los - aber sie darf nicht mehr bestimmen!!!!

    Es ist mir total egal, ob es schwierig ist - und ich merke ja schon, daß ich in Stress-Situationen gerne mal mit einem: "Ach, nun könntest Du aber..." reagiere, aber: "Na und!" Soll das Suchthirn doch reden!

    So - nun habe ich schon wieder ganz doll viel geschrieben.

    Es sind alles keine sehr spektakulären Veränderungen ...aber dennoch ...es scheint sich was zu tun...

    Wie ist es euch denn ergangen?
    (Von vielen liest man ja, daß es drei unangenehme Tage waren, und dann war das Thema durch)

    LG Wolke

  • Weisst Du Wattewolke,
    bei mir ist das mit dem regelmässigen Cannabiskonsum schon etwas her und ich überlege wirklich angespannt wie es bei mir damals war...
    Bei mir war das etwas anders wie es oft geschrieben wird und selbst da frage ich mich warum.
    Ich hatte zum Beispiel nie das Problem die Finger davon zu lassen, hatte einfach von heute auf morgen keine Lust mehr.
    Lag`aber vielleicht auch daran, das ich einmal eine richtige Panikattacke hatte, da war das Thema durch.
    Allerdings kann ich mich noch an schlimme Albträume erinnern, die ich damals nicht mit einem Entzug in Verbindung brachte.
    Früher wurde das Thema Cannabis noch verharmlost, da hiess es immer man kann körperlich nicht Abhängig werden und das wäre harmloser als ein Bier :kotz:Heute sind wir da schon wesentlich klüger :winking_face:
    Ich würde Dir gerne mehr dazu schreiben, aber ich kann mich leider nicht erinnern :winking_face:
    Denke aber schon, das es diesbezüglich verschieden Phasen des Entzuges gibt, wie bei anderen Süchten auch.
    Find`s interessant und warte mal was sich da noch tut...

  • Moin,

    Zitat von Wattewolke;152037

    Schade,

    keiner erzählt was dazu....schade....

    LG Wolke

    was sollte ich dazu sagen? Aus Sicht eines Alkis sind das nur Träume, meilenweit entfernt von jeder Realität. Die Sicht von jemand, der sich "nur" das Kiffen abgewöhnt, kann ich nicht beurteilen. Ich habe mir das Kiffen nicht abgewöhnt, ich bin auf exzessiven Alkoholkonsum umgestiegen. Irgendeine Droge brauchte ich, sonst wäre ich durchgedreht. Wahrscheinlich unterscheiden wir uns darin. Aber den Satz "Von vielen liest man ja, daß es drei unangenehme Tage waren, und dann war das Thema durch" vermag ich so oder so nicht zu glauben. Dazu verändern Drogen das Denken viel zu stark und zu nachhaltig. Drei Tage und dann durch würde ich nicht einmal bei Schokoladenentzug hinbekommen.

    Wenn es bei dir so abläuft dann schätze dich glücklich.

    Grüße

    det

  • Zitat von Wattewolke;152037

    Schade,

    keiner erzählt was dazu....schade....

    LG Wolke

    Ach Wolke,

    Hab mir das Thema abonniert - irgendwann schreibe ich da bestimmt mal was dazu, aber im Moment ist's mir echt zuviel *zugeb*

    LG.Gane

  • Als ich am 07.01.09 aus dem Taxi gestiegen war und vor ´m Eingang des Krankenhauses stand, war die Wirkung des letzten Sticks bereits abgeklungen. Ich zündete mir noch eine Zigarette an, die ich jedoch nicht mehr aufrauchte, weil es einfach schweinekalt war. In den zehn Tagen der stationären Entgiftung hatte ich die Möglichkeit, Medikamente gegen die Schlafstörungen zu nehmen (waren irgendwelche Tropfen, deren Namen ich vergessen habe). Komischerweise hatte ich aber gar keine Schlafstörungen, gab allerdings vor, doch welche zu haben.

    Ganz klarer Fall: Ich erhoffte mir von diesen Tropfen einen gewissen Kick - welcher Art auch immer. Der Schuss ging leider nach hinten los, denn ich bekam Herzrasen und konnte erst recht schlecht schlafen 8o. So verzichtete ich nach dem einen Mal darauf und verbrachte die Tage überwiegend auf dem Hometrainer. Wieder zu Hause, fühlte ich mich zwar ziemlich aufgekratzt, doch der Suchtdruck hielt sich in erträglichen Grenzen. Ich begegnete der Situation mit Logik, wog die Vor- und Nachteile von Konsum und Nicht-Konsum immer wieder gegeneinander ab.

    Den Punktsieg trug immer der Nicht-Konsum davon. Als im Februar die ambulante Therapie begann (ich war inzwischen drei Wochen clean), ließ ich mich rein verbal komplett fallen und erzählte meinem Einzelgesprächstherapeuten und später auch in der Gruppe alles, was mich in meinem Kiffer-Dasein bewegt hatte. Das brachte mich zuerst zwar nicht (fühlbar) weiter, aber ich begann zu realisieren, weshalb ich damals, vor fast drei Jahrzehnten, süchtig geworden war.

    Nach einem halben Jahr Cleansein gehörte es für mich bereits zur Normalität, clean zu sein; der Gedanke ans Kiffen tauchte immer seltener auf. Dafür stellten sich Kiff-Träume ein. Die waren immerhin so real, dass ich im Traum wusste, dass ich mich in einer Therapie befand. In den Träumen wurde gekifft, niemand bot mir was an, aber es wäre kein Problem gewesen, etwas zu kaufen.

    Ich konstruierte Entschuldigungen für "fahrlässige Rückfälle", wollte bei einer positiven UK einfach sagen, dass ich versehentlich passiv mitgekifft hätte. Doch dann verwarf ich diese Ideen immer wieder, weil ich meinen Therapeuten nicht enttäuschen wollte. Der Inhalt der Träume veränderte sich. Nach ca. einem Dreivierteljahr hielt ich mich zwar nach wie vor in Dealer-Wohnungen auf, nur erklärte ich ihnen, dass ich nicht mehr zu Kiffen beabsichtige.

    Es waren alte Dealer, die mir beinahe weise erschienen. Und sie akzeptierten meine Abkehr vom Gras nicht nur, nein, sie begrüßten sie sogar! Gegen Ende ´09 hatte ich einen Traum, der stark aus der Reihe tanzte: Auf einer Party hatte jemand LSD eingeworfen, doch ich spürte die Wirkung! Während ich noch gekifft hatte, träumte ich sehr oft von Alk, der ja in meiner Polytox-Phase die tragende Rolle gespielt hatte. Nun befürchtete ich, dass nach meinem Schnitt mit allen Rauschmitteln die gesamte Drogenpalette in meinen Träumen aufgearbeitet würde.

    Ich sprach mit dem Therapeuten darüber, dass ich mich ganz besonders vor Amphetamin- und Koks-Träumen fürchte. Es wäre an Schicksalsironie wohl kaum zu toppen, wenn ich aufgrund einer körperlichen Überreaktion im Traum an einer Überdosis Speed sterben würde. Mein Therapeut meinte jedoch, dass der Körper da über einen Schutzmechanismus verfüge, der so was verhindere.

    Und jetzt ...?! Jetzt bin ich 16 Monate und knapp drei Wochen clean, der körperliche Suchtdruck ist Geschichte. Doch hin und wieder keimt dieses Gefühl in mir auf, das ich das "Wenn´s-dem-Esel-zu-wohl-wird-Gefühl" nenne. Ich hätte schooon mal wieder Bock drauf, mir einen zu rauchen. Allerdings trägt die Vernunft immer noch den Punktsieg davon. Nur eben nicht mehr 2:1 oder 3:1 sondern 5:1 ...

    Gruß, Paule

  • Vielen Dank,

    mittlerweile gibt da ja doch ein paar Rückmeldungen...
    ...und das Schöne dabei ist, daß sich das alles nicht dramatisch anhört.

    Entweder ein: oh...ich weiß gar nicht mehr..
    oder ein: hm, ja ...wollen schon mal, aber Ausführen? Nein, Danke :smiling_face:

    Ich selber steuere eifrig auf die 50 zu - und findes es ok.
    Viel mehr Pluspunkte als Minuspunkte.
    Gestern hatte ich mal zwei kleine Momente des Jiepers.
    Einmal als ich dachte, daß Stress aufkäme (der aber gar nicht aufkam), und dann nach einer sehr schönen und tollen "Erfolgs-Situation".
    Aus der "Stress-Situation" habe ich meine Schlüsse gezogen - mir also gesagt: "Gut, wenn du das nächste mal ein "Hallo Gelassenheit" magst, dann sorge auf anderem Weg für Gelassenheit" - z.B. tief ausatmen, einen schönen Stein anfassen, einen Tee machen....etc, da gibts ja Möglichkeiten.
    Für die "Belohnungs-Situation" weiß ich nichts. Das war auch beim NMR mit einer der schwierigsten Punkte. Da fällt mir nur Abwarten ein. Abwarten, bis die Situation vorrüber ist. (gestern habe ich dann allerdings diverse Menschen zugetextet - sorry nochmal)

    Ich bin ganz glücklich über meinen Entschluß. Ich fühle mich leichter, so als ob ich ein Problem weniger hätte. (ich hab zwar noch meinen "Sucht-Charakter" - aber nichtsdestotrotz habe ich aus meiner THC-Abhängigkeit schon gelöst - auch wenn es erst so kurz ist. Da halte ich mich mal an die Worte eines Freundes: Wenn Du rauchst, bist Du Raucher, sobald du nichtrauchst, bist Du Nichtraucher) Davor hatte ich die Probleme im Kopf und in der Tat - nun nur noch im Kopf (und da wird das ja zunehmend lockerer) - ist doch ein Gewinn.

    LG Wolke

  • Hallo,

    Tag x+40 ....Zeit für ne ganz kurze Zwischenmeldung.

    Gleichgültig wie die verschiedenen Phasen so ausschauen mögen, bei mir ist es gerade sehr leicht.
    Mein Kiff-Bedürfnis liegt auf einer Skala von 0-10 bei ungefähr 0,5 - 0,8.
    Es fällt mir sehr leicht. Es freut mich und beschert mir im Moment eine Stress-Verminderung. Das Leben ist leichter ohne den Faktor Kiff.

    So, das kann sich natürlich alles immer wieder ändern - davon gehe ich schwer aus, aber JETZT - bei meinem Tag 40 ist es gerade sehr leicht. Kein Kampf. Es ist schön, und ich bin sehr, sehr froh, daß ich mich getraut habe, aufzuhören mit der Kifferei.

    LG Wolke

  • Ich denke man durchläuft beim Kiffen-Aufhören Phasen. Nach nun mittlerweile über 3 sauberen Jahren kann ich dir aus meiner Erfahrung folgendes sagen: Suchtdruck ist in keinster Weise linear. Man könnte annehmen, dass je länger der letzte Konsum zurückliegt, es immer einfacher wird, abstinent zu bleiben. Aber das stimmt nur zu einem gewissen Teil (Rezeptoren, Synapsen, Botenstoffe, irgendwelche elektrochemischen Vorgänge im Hirn). Es gab in den drei Jahren Phasen, da habe ich monatelang nicht an den Scheiss gedacht. Mein Leben war ausgefüllt, ich schwamm auf der Erfolgswelle, alles war supi.

    Doch kaum kamen Stress, widrige Umstände, Probleme meines Weges, schaltete mein Hirn auf "Problemvermeidungsmodus" --> aufschieben, unreifes Verhaltes, Kiffen wollen. Jahrzehntelang eingeprägtes Verhalten wische zumindest ich nicht mal eben in 3 Jahren zur Seite. (Positive) Persönlichkeitsveränderungen brauchen ihre Zeit und geschehen leider sehr langsam und schleichend. Folgende Erfahrungen würde ich als besonders wichtig einschätzen:

    -Abstinenz ist nur der erste Schritt. Der selbstständige Absprung aus dem täglichen Kiffertrott ist eine tolle Leistung, auf die man stolz sein kann. Aber die anfängliche Euphorie wird nicht ewig anhalten (Leider!).

    -Eine Sucht muss auch geistig aufgearbeitet werden. Um zu verstehen. Ich empfehle Einzelgespräche mit einer entsprechend ausgebildeten Person. Das hat mir soviel gebracht und ist meiner Meinung nach ein wichtiger Faktor für den "Langzeiterfolg".

    -Es werden in Zukunft mit absoluter Sicherheit Situationen auftreten, in denen dich der Suchtdruck fast zerreisst. Sei gewappnet und bereite dich auf diese Situationen vor. Man kann diese Situationen clean überstehen, wenn man ein Notfallprogramm hat. Und wenn man es dann geschafft hat, eine miese Suchtattacke zu überstehen, war ich zumindest immer superstolz auf mich.

    Viele Grüße

  • Hallo Firestarter,

    vielen Dank für Deine Rückmeldung und auch für die Warnungen - können ja schon mal auf keinen Fall schaden.

    Falls ich mich euphorisch anhöre, dann ist das ein Missverständnis - ich bin es nicht und kann die Euphorie gar nicht leiden - sobald sie aufkam (das war aber nur in den ersten zwei Wochen mal der Fall), habe ich gegengesteuert.

    Folglich stimme ich dir bei nahezu allen Punkten zu - und bin brav dabei, immer wieder, wenn mir eine herrausragende Situation begegnet, in der mein Hirn spontan: "Kiffen" ruft, mir Alternativen zu überlegen. Ich versuche immer herauszufinden, was ich denn erreichen möchte und dann - falls möglich - dieses auf anderem Weg zu erreichen.

    MIr macht dein Bericht Mut! Du bist nun so lange schon weg davon...und du schreibst, daß Du manchmal monatelang nicht daran gedacht hast....boah! das finde ich Wahnsinn! Soviel schnelle Lösung erwarte ich bei mir da gar nicht.
    (Ich muss jetzt eh erstmal die 100 Tage erreichen, und dann gehts weiter - ich hab mir ein Jahr als Ziel gesetzt und dann verdoppeln)
    Aber ganz grundsätzlich ist es bei mir auch die "Entschluss-Kraft", die mich trägt. Und das ist eine Erfahrung aus dem Rauchstopp, der ich vertraue. Selbst wenn ganz viel anderes zusammenbricht (Trennungen, Finanz-Probleme, Kieferprobleme) - die Entschlußkraft kann helfen, einfach mal "Auszuhalten" und dabei zu bleiben.

    LG Wolke

  • Also ich bin ja auch noch der ganz blutjunge Aufhör-Anfänger :2:
    Bin jetzt ca. dreieinhalb Wochen clean. Aber ich muss sagen ich habe in den drei Wochen auch schon verschiedene Phasen durchlafen. In den ersten Tagen war ich total euphorisch und habe mich regelrecht auf das *Projekt* gefreut. Dann kamen krasse Stimmungsschwankungen, jeden Tag mindestens ein Heulkrampf, Einsamkeitsgefühle, etc.
    Mittlerweile scheint sich das ganze zu Normalisieren, zumindestens momentan. Ich beschäftige mich auch nicht mehr den ganzen Tag gedanklich mit dem (oder meinem) Thema *Sucht*. Habe abends zwar auch noch Probleme mit dem *runterkommen* vom Stress, aber das wird hoffentlich auch immer besser werden.
    Naja, auf jeden Fall bin ich superfroh, das Ganze jetzt mal angegangen zu sein. Es ist ein gutes Gefühl, auch ohne Drogen zurecht zu kommen, auch wenn ich mir für manche Situationen noch Strategien überlegen muss, um besser oder überhaupt mit ihnen zurecht zu kommen.

  • So, bei mir sieht das ein bissel anders aus:

    Entzug: Wenn du von verschiedenen harten Drogen & dem ganzen Beikonsum gleichzeitig entziehst,
    die du - wenn auch mit Unterbrechungen - über Jahrzehnte drastisch konsumiert hast,
    dann leidest du erstmal wie ein Schwein!
    Den körperlichen Schmerz, naja: Übel.
    Die Psyche: UNERTRÄGLICH!

    Nach dem Entzug: Ich hatte mich 9 Monate weggeschloßen, jeglichen Kontakt verweigert; schleppte mich einmal die Woche zum Einkaufen..
    Habe manchmal lieber nix gegessen, sogar Tage keine Kippen geraucht, als aus dem Haus zu müssen, da ich panisch wurde, wenn ich raus mußte.
    (Ich konnte nicht laufen, da mein Bein zersplittert war; kurz vorm endgültigen Entzug ließ ich es in einem deutschen KH operieren; Unfall war ein knappes Jahr zuvor in Indien).
    Zimmer abgedunkelt; TV ständig am Laufen...als Versuch, nicht auf mein GedankenWahnsinn einzusteigen...
    Permanente Depressionen; Selbstmitleid; schlechtes Gewissen und der Versuch, den Mut aufzubringen, mich endlich umzubringen.
    So fertig und ausgelaugt (Heroin Entzug & Amphetamin Comedown), dass ich nichtmal mehr gierig war - ich wollte bloß sterben; dass alles ein Ende hat.
    Manchmal stundenlang das scharfe indische Rasiermesser an der Halsschlagader, wimmernd...
    Nicht die Kraft.
    Hygiene?
    Bettzeugs mal waschen?
    Durchlüften?
    Tageslicht?
    Lachen? Lächeln?
    Wenn sich mal jemand reintraute, zog ich mir die Decke über den Kopf und stellte mich schlafend.

    Nach 9 Monaten kam dann ein "Blutsbruder" & sagte: "Alter, am Montag stecke ich dich in die Klappse - du hast 4 Tage bis dahin!"
    Eine Nachbarin kam vorbei & meinte: "Komm doch mal für 14 Tage zu mir...Bissel Alltag leben und so"
    Ich hatte nur noch Angst, wußte zwar, dass DIE Recht haben - aber ich wollte nimmer!!!!
    Das Rasiermesser.....stundenlang....

    Zurück ins Leben: Am Montag morgen zog ich mich schluchzend an, ging zu der Nachbarin, duschte das erste Mal seit Ewigkeiten.
    Rief meinen Kumpel an, sagte, dass ich ES wenigstens mal probiere.
    Die Nachbarin war voll gefrustet, weil ihr Mann - auf üble Art - abgehauen war & so redeten wir, lebten den "kleinen Alltag"...
    Aus 14 Tagen wurde "open End!"
    Ich fing an, mich wieder zu bewegen, bissel einkaufen zu gehen, Menschen wieder in die Augen zu schauen...
    Alles kleine Mount Everests, die ich so nach und nach bestieg.
    Dauerte nicht lange, da ging es BISSEL besser...Jo, logischerweise kam dann die Gier auch wieder.
    Aber ich wußte: Entweder schaffst du es JETZT, oder nie.

    Und irgendwie war da so ein Gefühl in mir, dass das Schicksal vielleicht ne Verwendung für mich hat, da ich noch lebe.

    Ich fing an, regelmäßig zu laufen (ist einfach meine Medizin), klampfte wieder, las wieder, machte YogaÜbungen...
    Und nach 3 Jahren ging die Jobberei los, nach 5 oder 6 Jahren ließ ich mich wieder auf ne Beziehung ein,
    (vorher hatte ich definiert, dass es gut wäre, erstmal MICH wieder lieben zu lernen; was sehr gut war).

    Jo - und mittlerweile: Ihr kennt mich ja!

    Ich liebe das Leben, ich liebe mich.
    Ich habe nur noch sehr selten das Gefühl, dass ich Drogen nehmen will!
    Wenn ich an Drogen denke, so hauptsächlich, weil ich mich hier damit beschäftige.
    Aufputschmittel - wirds mir körperlich schlecht, wenn ich nur dran denke.
    Alkohol ist eh keine Option.
    Jaaa, die Opiate: Nun, da werde ich wohl den Rest meines Lebens "mit einem warmen Gefühl" daran denken, wenn ich nicht bei mir bin.
    Aber das habe ich akzeptiert & das tut mir - mittlerweile - nimmer weh!

    Ich bin diesen ganzen Weg "alleine" gegangen - wahrscheinlich mit Millionen Legionen (a la Fant4), bzw halt einem Heer von Schutzengeln.
    Ist für mich kein Grund, stolz drauf zu sein: Ich wußte es halt nicht besser.

    Mit meinem jetztigen Wissensstand hätte ich mir lange Wochen in Schwärze und Dunkelheit ersparen können, indem ich mir Hilfe geholt hätte.
    Aber, es ist okay so.

    :wink: Wolke: Die Geister, die du riefst, wa?!! LG.Gane

  • Hallo Gane,

    ne, ne...passt schon! Auch diese Geister dürfen sein - ist ja alles Leben :-)))

    Ja, liest sich ganz hart und bitter-traurig. Wie schön, daß Freunde aufgetaucht sind - das ist toll!
    Aber....ich vermute mal, daß Du da weniger vom Cannabis-Entzug berichtet hast, als vielmehr von heftigeren Drogen.

    Ich selber liege nun zwischen 60 und 100 Tagen und mir kommt es ganz ähnlich, wie beim Rauchstopp vor. Es gibt gerade ein Aufbäumen des "Suchttiers" - alles ist gut, wenn Du nur kiffst - aber da ich das schon zu kenne glaube, lasse ich mich davon überhaupt nicht beeindrucken, denn es gibt auch ganz andere Wege zu einem: "Alles ist gut" - da hilft schon ein simples sich Freuen an schönen Sachen, da hilft Vertrauen ins Leben und ein bißchen Bereitschaft hinzuschauen, wo sich was schlecht anfühlt und dann damit umgehen.

    Der Urlaub ohne den Stress des Kiffens war toll. Es ist sehr entspannend ohne die Kifferei - einfach weniger Stress :-)))

    Bis denn
    Wolke

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