Cannabis Sucht...und sie lässt mich nicht los

  • Irgendwo in diesem Thread reden wir über Verbissenheit. Gerade beim Lesen des Forums komme ich zu diesem Thema zurück. Konkret geht es darum, wie man mit Rückschlägen, Rückfällen, eigenen Schwächen umgeht.

    Ich denke jetzt im "Nachhinein" (wobei es natürlich nie vorbei ist, is mir scho klar ;)) habe ich die erste Phase meiner Drogenabkehr in der Tat sehr verbissen angefangen. Was wäre passiert, wenn ich rückfällig geworden wär? Wenn ich das Dope aus meinem Anfangspost einfach gekifft hätte? Vermutlich hätte ich mich selbst dafür fertig gemacht. Hätte mir Vorwürfe gemacht, wie schwach ich bin, hätte die Flinte ins Korn geschmissen. Aber ein Rückfall ist nicht gleichbedeutend mit Scheitern. Sondern nur ein Rückschritt. Ein Stolpern auf dem Weg nach vorn. Solange man weitergeht. In einem anderen Thread habe ich diesen Spruch gebracht: Es ist keine Schande hinzufallen, es ist nur schändlich nicht wieder aufzustehen. Ein toller Spruch, wie ich finde.

    Man ist nur ein Mensch. Kein perfektes Wesen mit einem Heiligenschein. Die Ansprüche dürfen nicht unrealistisch sein. Und wenn man seinen Ansprüchen nicht genügt, darf man sich nicht fertig machen. Sondern einfach aufstehen und weiter machen, und die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen. Sich selber fertig zu machen ist so ein beschissen sinnloses Verhalten!

    Ein weiterer Punkt, der mir gerade bewusst wird, ist die Zeitorientierung, in der ich mich befinde. Ich bin leider nicht gegenwartsorientiert, sondern eher zukunftsorientiert. Ich bin Weltmeister im planen, aufschieben usw., lebe aber nicht genug im Hier und jetzt. Die Vergangenheitsorientierung hat glücklicherweise stark nachgelassen.

    Viele Grüße

  • hm...ich habe mich, unteranderem wegen diesem sehr lehrreichen thread, auch entschlossen, zu posten.

    ich habe mich wirklich in einigen belangen selbst wiedererkannt (aufschieben, ganz oder gar nicht, verdrängen, ungelöste konflikte, der schnelle, oberflächlige friede) und vorallem finde ich es schön, dass du ein positives beispiel abgibst.

    ich finde es toll, seine erfahrungen mit fremden zu teilen, denen dann wenigstens kurz das gefühl zuteil wird, verstanden zu werden.

    denn über soetwas in meinem bekanntenkreis zu reden, empfinde ich als schrecklich peinlich...jetzt jedenfalls. man wirkt so schwach, wenn man sich die Sucht eingesteht.

    jedenfalls hoffe ich, in deine fussstapfen treten zu können.

    viele grüße

  • Hi francis,

    wenn viele auch so denken, der erste Weg wird immer der sein, dass man sich seine 'Sucht selbst eingesteht.
    Irgendwann wirst aber erkennen, es ist so ziemlich einer der stärksten Eigenschaften, die man an den Tag legen kann :smiling_face:

    Aber du hast recht, das geht natürlich nicht einfach so und es kann schon sehr helfen, wenn man erst mal unter Gleichgesinnten einen Anfang Macht.
    Der Anfang ist gemacht, dein eigenes Thema steht ja bereits ...

    LG Franz

  • Mahlzeit!

    Mittlerweile stehe ich kurz vor meinem 4 jährigen Aufhörjubiläum. Mein Studium habe ich dann irgendwann doch noch erfolgreich beendet und befinde mich jetzt in der Bewerbungsphase. Mal sehen wo ich unterkomme, die nächsten Monate sind jetzt eine spannende Zeit für mich.

    Sehr, sehr selten kommen die Gedanken "Ach komm, einmal Kiffen geht ja wohl klar" nochmal hoch, aber sie werden quasi sofort von meinem Bewusstsein als idiotisch abgetan und gut ist. Natürlich ermahnen mich solche Gedanken, meine Deckung niemals sinken zu lassen und immer schön über mein Verhalten zu reflektieren. Mittlerweile lese ich mir diesen Thread immer so zwei drei mal im Jahr durch und freue mich wie nen Schneekönig über mich selbst und die Entwicklung die ich seitdem durchgemacht habe.

    Das Thema Life Coaching habe ich zwischendurch wieder pausiert, war mir zu anstrengend, aber ich lege nach wie vor großen Wert darauf meine Persönlichkeit zu entwickeln. Ich denke ich habe mich in vielerlei Hinsicht zum besseren verändert, muss aber eingestehen dass so manche Marotten einfach nur seeeehr schwer auszutreiben sind (z.B. Ganz oder gar nicht Charakter). Das mit dem Aufschieben ist besser geworden, außerdem würde ich meinen Gesamtlebens-Glücks-Faktor deutlich höher ansetzen als vor 3 Jahren. Auf jeden Fall noch genug Entwicklungspotential, das Thema Life Coaching wird in naher Zukunft wieder forciert angegangen. Zusammenfassung: Läuft! :winking_face:

    Wenn ich mir überlege was für einen verweichlichten Waschlappen die Kifferei aus mir gemacht hatte. Ein kleiner Junge ohne Ecken und Kanten, unsicher bis zum geht nicht mehr. Ich glaub ich bin erwachsen geworden in den letzten 4 Jahren. Ich denke ich werde noch in Jahren zu diesem Thread zurückkehren, und mich immer wieder freuen.

    Viele Grüße

    firestarter

  • Hallo firestarter,

    Mensch, das hört sich richtig gut an! Du kannst sehr sehr stolz sein auf dich und auf das, was du geschafft hast! Ganz ehrlich! Ich denke, deine Geschichte wird vielen Mut machen, einen ähnlichen Weg zu gehen. Danke, dass du uns daran teilhaben lässt!

    Liebe Grüße
    gelberose

  • Zitat von gelberose;183428

    Hallo firestarter,

    Mensch, das hört sich richtig gut an! Du kannst sehr sehr stolz sein auf dich und auf das, was du geschafft hast! Ganz ehrlich! Ich denke, deine Geschichte wird vielen Mut machen, einen ähnlichen Weg zu gehen. Danke, dass du uns daran teilhaben lässt!

    Kann ich nur unterstreichen! Ich hatte gestern beim Stöbern des Forums diesen Beitrag entdeckt und sehe zwischen dir und mir einige Parallelen und hoffe in einigen Jahren eine ähnliche Erfolgsstory berichten zu können, wie du! Mein Respekt haste auf jedenfall!

  • Hallo firestarter,

    vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht !!! Und ich muss "gelberose" vollkommen recht geben, dein Beitrag macht Mut durchzuhalten!!! Toll was du geschafft hast!!! :fr: Ich hoffe ich bekomme das auch so hin.
    Habe vor 3 Tagen mit dem Kiffen aufgehört und will dieses drecks Zeug nie wieder anrühren. Eigentlich dürfte es bei meinem Freundeskreis nicht so schwer werden, denn dort kifft niemand......alles Familien mit Kindern die nichts mit Drogen zu tun haben. Nach aussen waren wir (mein Mann hat auch gekifft bis vor drei Tagen) das eigentlich auch immer für die anderen. Außer das wir abends nachdem die Kleine im Bett war 2-3 Joints geraucht haben und dann schlafen gegangen sind..........und das leider über etwa 12 Jahre regelmäßig. Außer in der Schwangerschaft, da habe ich weder gekifft noch geraucht!!!!!
    In letzter Zeit habe ich mich aber immer schlechter dabei gefühlt. Es war einfach nur noch ätzend zu rauchen aber ohne ging auch ned.......dann kamen die typischen Entzugserscheinungen wie nicht einschlafen können und nachts schwitzen ohne Ende usw. Aber ich muss sagen es geht mir jetzt schon recht gut. Nur das mit dem einschlagen klappt nicht so recht...... LEIDER !!! Zur Zeit nehm ich Tabletten die ich vom Arzt bekommen habe, damit gehts einigermassen. Versuchs heute aber auch mal ohne, denn ich war heute den ganzen Tag draußen und bin totmüde.......Also ich werds dann jetzt mal angehen, meld mich die Tage mal wieder um zu berichten wie´s mir ergangen ist.

    Viele Grüße
    Linchen123:gn:

  • Hallo Linchen,

    schön das du den Schritt nun gehst. :smiling_face:
    Vielleicht eröffnest du dir ein eigenes Thema, dann kann man da besser antworten und vermischt sich nicht so :).


    Liebe Grüße

    Bluemchen

  • Hi zusammen,

    ich bin seit 4,5 Jahren sauber. Immer noch. Aber wir wollen ja ehrlich bleiben. Es geht mir gesundheitlich und familiär seit längerer Zeit beschissen, ich befinde mich in einer Krise. Die schlechte Stimmung nährte mein kleines Suchtäffchen und eh ich mich versah kamen mir so geniale Gedanken wie "Och, eigentlich könntest du dir mal wieder einen Kiffen". Und das mit unglaublicher Penetranz. Meine Notprogramme konnten die Suchtattacke so gerade mit allerletzter Not abwehren, aber ich war so kurz davor wie seit mehreren Jahren nicht mehr. Für mich absolut erschreckend. Geht es hart auf hart und alles ist scheisse, kommen die alten Verhaltensmuster wieder hoch. Wenn ich nicht schon so eine große Distanz zum Kiffen gehabt hätte, ich hätte diese Suchtattacke nicht überstanden.

    Jetzt geht es wieder. Ich verstehe mein Verhalten und ich bin froh dass nichts passiert ist. Meine Deckung ist wieder oben und ich denke wieder normal, auch wenn mein Leben momentan nicht der Bringer ist. Kiffen bringt halt nur kurzes, falsches Glück und hilft mir nicht bei meinen Problemen. Gott sei danke verstehe ich das.

    Ein von sich selbst nur bedingt positiv überraschter Firestarter.

  • Du kannst auch sehr stolz auf dich sein, du hast ja auch eine perfekte Strategie an den Tag gelegt.

    Das kapieren ja viele nicht, dass es nicht um das absetzen von 'Cannabis geht, erst in solchen Momenten wird man sehen wie weit man ist!
    Es ist ein lebenslanger Prozess, auch wenn er einfacher wird, doch kann man auch gut nach über 11 Jahren rückfällig werden - so wie ich :winking_face:

    Aber firestarter, wenn man soclhe Tage meistert, dann gibt das Kraft und genau an den Momenten wächst man ja extrem. Clean sein wenn man nie Probleme hat, das ist machbar, clean bleiben, wenn alles auf einen prasselt, das ist Punkt. Und eines ist sicher, jeder wird irgendwann wieder mal Extremstrass haben, also muss man immer auf der Hut sein ...

    LG Franz

  • Momentan nagt es aber echt hart an mir. Manchmal rettet mich nur der unbedingte Wille, nicht wieder zu rauchen (also kippen und/oder gras) vor der Kifferei. Um mich herum sind leider auch immer viele Leute die Kiffen, vor allem am Wochenende. Zum Glück rauchen die nicht neben mir, die gehen raus, aber trotzdem liegt überall Zeugs rum und ich sehe andauernd wie gebaut wird. Nicht besonders hilfreich. Im Prinzip bin ich der einzige aus meinem alten Freundeskreis, der nicht kifft.

    Eigentlich zeigen solche Attacken doch vor allem eins: dass ich momentan nicht zufrieden bin. Die ganze scheisse mit meinem Bruder nervt auch echt hart ab (siehe forum stoffgebundene), job stresst (zum Glück Probezeit am Montag vorbei yeehaa), ich hab gesundheitliche probleme. Ich denke ich werde erst einmal gesunden und mich bis dahin schonen, und dann werde ich mir noch mal einen Arschtritt verpassen um aus meiner trüben Stimmung auszubrechen.

    Unabhängig ob ich das Zeug noch konsumiere oder nicht: Es geht darum Verhaltensweisen zu überwinden. Und das habe ich bis heute nur teilweise geschafft. Veränderung kann so weh tun. Fordert so viel Kraft und Disziplin. Aber lohnt sich auch sowas von. Ich meine welcher Mensch hat schon Bock darauf sich täglich seine Defizite zu vergegenwärtigen, und dann jeden einzelnen Tag etwas für die Erreichung seiner Ziele zu tun? Manchmal ist man müde, hat keinen Bock, kann nicht. Aber man darf sich halt auch nicht selbst bescheissen und einfach alles Unangnehme vermeiden, weil man tief im Kern immer noch ein Süchtiger mit seinen unproduktiven Verhaltensweisen ist. Ich denke ich habe es aufgrund der Veränderungen in meinem Leben (Studium beendet, Bewerbungsphase, erster Job, zurückgezogen in die Heimatstadt) ein wenig schleifen lassen und habe alte Verhaltensweisen an den Tag gelegt. Hab einfach nur so drauf los gelebt ohne zu reflektieren.

    Und jetzt noch ein ganz anderer Denkansatz: Vielleicht sind Suchtattacken für mich ja sogar etwas positives! Sie sind ein ganz deutliches Signal das was passieren muss. Sozusagen eine Erinnerung dass ich weiter an meiner Persönlichkeitsentwicklung arbeiten und dabei immer ehrlich zu mir selbst bleiben sollte.

    Ich weiß, viel Erkenntnis-blabla, aber dieses Forum ist halt Teil meiner Therapie ;).

    Liebe Grüße

    Firestarter

    ----------Beitrag automatisch hinzugefügt um 23:55 ---------- Vorheriger Beitrag war um 23:36 ----------

    Sehr schön beschrieben: Raus aus der Komfortzone | ALICE HIVE

  • Hallo firestarter,

    ich glaub mit den letzten Absätzen machst Du selber die Sucht zu ner größeren Sache, als sie ist.

    Diese "Defizit-Theorie" ist sonderbar. Bzw - mag ja für dich vielleicht zutreffend sein. Ist es so, daß Du gekifft hast, um deine "Defizite" zu überdecken oder sonstwie psychologisch leichter ertragen zu können?

    Ich finde es in deiner Situation absolut verständlich, daß Du dich nach "Sorgenfrei-Instant" sehnst - nur bieten die Drogen das ja nur scheinbar. Allerdings kann ich den Stress, wenn ständig irgenwas rumliegt auch verstehen...ne, dat ist ja nervig.
    Schon ne Mist-Situation, und dann auch noch so greifbar. Würd ich auch nicht wollen.

    Suchtattacken könnte man aber doch auch als guten Wegweiser für "was brauche ich jetzt, bzw wonach sehne ich mich jetzt" sehen - und dann nach Alternativen suchen.

    ABer über de Defizite werde ich noch weiter stolpern - da steckt meines Erachtens ein ganz schöner Stolperstein drin - Vorsicht Perfektionismus! Und was ist mit "sich selber akzeptieren, wie man ist?" (was natürlich nicht heißt, sich selber kaputt zu machen - aber die Sehnsüchte und Gefühle haben doch Berechtigungen)

    LG Wolke

  • Firestarter du gibst mir Kraft!!! Habe heute Deine Beiträge und mich daraufhin angemeldet. Bin noch in der Anfangsphase (eine Woche clean,davor einen Monat), werde aber im neuen Topic mal mein Problemchen posten:) Dir viel weiteren Erfolg auf deinen Weg.

  • Hallo,

    hab da kurz bei dir reingeschaut, bin seit einem Monat am freien Leben testen....


    Zitat

    Es geht darum Verhaltensweisen zu überwinden. Und das habe ich bis heute nur teilweise geschafft. Veränderung kann so weh tun.

    spricht mir aus der Seele, aber anderseits....

    ...klingt für mich echt verkrampft, nicht dass ich die Leichtigkeit in Peron wäre. Doch weiss ich aber dass es unheimlich hilfreich ist sich mal von etwas zu verabschieden auch wenn es im ersten Augenblick schmerzhaft ist.

    Ich habe mich z.B. von der Idee verabschiedet dass meine Beziehung mich in irgendeiner Weise in meinen Suchtproblemen weiterbringen kann. Hatte immer den Anspruch das meiste persönliche miteinander, mit dem Partner zu meistern. Jetzt weiss ich das ich viele Dinge allein machen muss, und mich abschiessend von obiger Idee verabschieden musste.

    Kann sehr befreiend sein, sich zu verabschieden.....

    Gruss Nase

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