Tach zusammen,
zunächst eine kurze Vorstellung meiner Person und meiner "Karriere":
Mit 15 erster Joint, mit 16 waren Kiffer die coolsten Leute überhaupt, viel zu viel gekifft, trotzdem gutes Abi hingelegt. Meinen sozialen Lernprozess habe ich damals unterbrochen, denn ich musste ja schliesslich Hochleistungskiffen betreiben und Playstation spielen. Ein Studium nach 2 Jahren abgebrochen, dann neues Studium angefangen, was mittlerweile auch gut läuft und theoretisch in 5 Semestern abgehakt sein kann (Gott sei Dank!).
Ich habe lange Zeit meines Lebens ausschliesslich Kiffer als Freunde gehabt, und habe kaum etwas anderes gemacht als Dope klar zu machen und es dann zu Kiffen, bin also das was man landläufig als Hardcore-Kiffer bezeichnet. Ich hab teilweise über 6 Gramm am Tag geraucht. Ein Großteil meiner Jugend ist einfach an mir vorbeigezogen, während ich breit auf irgendeiner Couch lag.
Vor anderthalb Jahren bin ich fast aus meinem aktuellen Studium rausgeflogen wegen eine sehr schweren Klausur, das hätte mich aber mental gekillt und ich wäre meines Lebens nicht mehr froh geworden:
So habe ich dann beschlossen, richtig Gas zu geben und habe ein halbes Jahr wie ein Verrückter gearbeitet und habe die Kurve gekriegt. Nach dem erfolgreichen Bestehen der Klausur verfiel ich dann zu "Belohnung" in eine ca 6 wöchige Hardcore-Kiff-Phase (hatte vor der Klausur für mehrere Monate aufgehört).
Irgendwann meinte dann ein Kumpel zu mir: Ja, das Klausurergebnis ist auch schon 6 Wochen draussen, wie lange willst du denn so weiterleben? 1 Jahr, zwei Jahre, für immer? Wann wirst du erwachsen?
Das war vor einem Jahr. Und das war der Wendepunkt. Nach 12 Jahren Kiffen mit ein paar Pausen zwischendrin habe ich dann Zigaretten und Dope in die Ecke geschmissen und seitdem keinen einzigen Zug Rauch in meine Lunge inhaliert noch sonstwie eine illegale Droge konsumiert. Ich bin also tatsächlich seit über 12 Monaten sauber, treibe Sport, und bin eigentlich ganz glücklich mit meinem Leben.
Warum erzähle ich Euch dies alles?
Dieses Wochenende war ich in meiner Heimatstadt und fand mich eh ich mich versah in einer Drogenbeschaffungsaktion wieder (Freund besucht, in der Stadt einkaufen gewesen, dann auf dem Rückweg wollte er halt nochmal "einkaufen"). Im Gegensatz zu mir haben nämlich die meisten meiner Freunde nicht mit dem Kiffen aufgehört.
Und so hatte ich nach über einem Jahr wieder Kontakt zu Cannabis. Und sofort regte sich die Sucht. Kaum nachgedacht, und schon hatte ich bei meinem Kumpel eine Tüte gebaut und sie fertig vor mir auf den Tisch gelegt, ich war also wirklich ganz kurz davor, rückfällig zu werden. Ich habe aber nicht gekifft.
Als ich mir meines Tuns wieder bewusst wurde, war ich regelrecht entsetzt. Nur ein flüchtiger Kontakt hatte ausgereicht um einen Automatismus auszulösen, der beinahe ein Jahr harter Arbeit kaputt gemacht hätte:
Ich habe mir nämlich dieses eine Jahr Abstinenz hart erkämpft, und wollte bzw. will eigentlich für immer aufhören. Zu oft habe ich nämlich schon nach mehreren Monaten Abstinenz wieder einen gekifft (natürlich reines Genusskiffen, kein Suchtkiffen, wers glaubt wird selig...), um dann zwei Wochen nach dem Erstkonsum wieder im alten Konsummuster zu landen (bin leider ein Ganz-oder-gar-nicht-Typ).
Denn ich habe schon oft versucht aufzuhören. Und habe auch mehrere Monate Abtinenz schon mehrfach geschafft. Nur hab ich dann immer einmal gekifft, und zack war ich wieder im Hardcorekonsum.
Folgende Dinge musste ich einsehen ( was SEHR schwer war):
1. Ich habe den Konsum nicht unter Kontrolle. Ich kann nicht aufhören wann ich will, einmal Kiffen ist für mich gleichbedeutend mit wieder komplett anfangen.
2. Ich habe alle Sachen die man auf Cannabis machen kann, gemacht. Ich kann mit dieser Droge nichts neues erleben.
3. Ich will mich als Persönlichkeit weiterentwickeln und nicht ewig auf meinem niedrigen sozialen Bildungsniveau bleiben (damit ist nicht mein akademisches Bildungsniveau gemeint, ich bin nicht doof ).
Naja, und jetzt sitze ich vorm Rechner und schmachte als ob meine letzter Konsum erst gestern gewesen sein. Verdammt, ich muss einsehen dass sich solche Rückfall-Möglichkeiten noch mehrfach (zwangsweise) ergeben werden und mir Strategien überlegen, diese Situation zu überstehen.
Ich will natürlich meinen Weg weiterverfolgen und sehe meinen Beinaherückfall kritisch aber auch positiv. Schließlich haben meine Rückfallvermeidungsstrategien gegriffen und ich bin mit nem blauen Auge davon gekommen.
Jetzt würden mich Eure Meinungen und Anregungen interessieren.
Der Text ist etwas länger geworden, aber ich hatte gerade das Bedürfnis meine Gedanken zu formulieren.
Grüße
firestarter