ZDF "Log In" zum Thema "Drogen legalisieren ?"

  • Ich hatte mir die Sendung schon am Abend zuvor aus Zufall angesehen.

    Was soll man sagen? Woher dem milchgesichtigem CDU-Bübchen das Maß an Kompetenz zugesprochen wurde, um an dieser Diskussion zu partizipieren ist mir unklar. Der Herr stellte für mich persönlich ein Sammelsurium an Plattitüden und Unwahrheiten dar, und könnte eigentlich als perfektes Beispiel für die scheinheilige Doppelmoral die von staatswegen zur Schau gestellt wird, durchgehen.
    Ob man den Rätsch unbedingt kommentieren muss, weiß ich nicht. :grinning_squinting_face: Der mag mir an vielen Stellen wie ein Relikt längst eingestaubter Zeiten erscheinen, das so ein wenig in seiner eigenen Welt hängengeblieben ist.

    Am kompetentesten erschien mir noch der Vertreter der Linken. Na, zumindest sein Background als Drogenfahnder legitimiert sein Auftreten hinreichend. :winking_face:

    Zum eigentlichen Thema, und zum tausendsten Mal:
    Der Gesetzgeber macht sich mit seiner Drogenpolitik bei näherer Betrachtung lächerlich. Die Repression funktioniert seit Anbeginn dieses düsteren Kapitels nicht, obwohl sie jährlich Unsummen verschlingt. Relativ unproblematische Konsumenten werden kriminalisiert: Probleme werden künstlich geschaffen.
    Die ganze Debatte ist gekennzeichnet von einer heuchlerischen Doppelmoral, und durchsetzt von einem perfiden Lügengeflecht. Blöd daran ist, dass gerade Letzteres im Gegensatz zu früher dem interessiertem Rechercheur keine 10 Minuten mehr standhält. Daran hat sich die politische Elite noch nicht so ganz gewöhnen können. :winking_face:
    Der interessanteste Punkt sind hierbei vor allem die immer wieder gern ins Feld geführten Folgekosten für die Volkswirtschaft. Angeblich verhält es sich ja so, dass so ein Drogenkonsument (inklusive Suffki und Raucher) der Volkswirtschaft im Allgemeinen wahnsinnig teuer zu stehen kommt, und man die Leute schon allein deswegen zu einem "gesunden" Leben zwingen müsse, sich hierdurch harter Paternalismus rechtfertigen ließe. Klingt prima, fußt aber auf einer klassischen Fehlannahme. Tatsächlich verhält es sich so, dass ein nichtrauchender, nichttrinkender, sporttreibender Zeitgenosse der Volkswirtschaft weitaus teurer zu stehen kommt. Dieser Effekt ergäbe sich im Übrigen schon bei einer nur leicht höheren Lebenserwartung. Blöd wiederum, dass die Lebenserwartung dieses Musterbürgers signifikant erhöht ist. Eingerechnet sind hierbei nicht einmal die der Volkswirtschaft zugeführten finanziellen Mitteln in Form von horrenden Steuern, die man im üblichen auf Sucht-, bzw. Genussmittel erhebt.
    Der Volkswirtschaft viel teurer zu stehen, kommen auch die Folgekosten, die im Zusammenhang mit Sportverletzungen entstehen. Gemeinhin gilt ja die Empfehlung Sport zu treiben. Differenziert wird hierbei kaum: Ist der Sport gesundheitlich zuträglich? Ist er gar gefährlich? Nein, Sport ist Sport, und los geht es. Lustigerweise hätten weder Gesetzgeber noch Krankenkasse groß etwas dagegen, wenn ich morgen im Anfall einer geistigen Umnachtung mit an die Stampfer geschnallten Woks und ordentlich Karacho den nächstbesten Steilhang nur mit Jeans und T-Shirt bekleidet runterbrettere. Der dem Trauerspiel beiwohnende Laie runzelt in Anbetracht meiner Dämlichkeit die Stirn. Vater Staat schickt mir nach vollendeter Tat ein Empfangskomitee in Form eines Rettungshubschraubers. Nicht, um mich gerechterweise in die Psychiatrie zu bringen, sondern in eine schnuckelige kleine Rehaeinrichtung, in der ich in aller Ruhe von den Folgen meines Irrsinns genesen darf. Pardon, natürlich bin ich kein Irrsinniger, ich bin Extremsportler. :winking_face: Gut, so als Extremsportler gerate ich der Volkswirtschaft natürlich immer noch günstiger als mein anal fixierter Gesundheitsfaschist, den ich Nachbar nenne.
    Also mir persönlich will der Unterschied nicht einleuchten: Vermeidbare Gesundheitsgefährdung und Kosten in beiden Fällen. Wo besteht der Unterschied? Wok am Fuß == legal vs. THC im Tee == illegal. Nanu?

    Ein paar ganz besonders lustige Sonnenscheinchen sind mir diese "Straight Edge"-Lass doch mal am besten alles verbieten-Jüngelchen. Dabei schmunzeln sie keck über den Rand ihrer Kaffeetasse hinweg, und probieren durch ihre ostentativ moralisch-integre Haltung zu beeindrucken. Doch halt... die Kaffeetasse: "Entcoffeiniert?" "Nö, wieso?" *runzelt die Stirn* "Na, so straight ist die edge wohl dann auch wieder nicht, wa?" "Kaffee ist doch keine Drooooge!" "Nein, natürlich nicht. Die Wirkung beruht einzig auf dem Placeboeffekt. Kannst du dir ja wegdenken. Funktioniert auch prima mit Herzinfarkten, also das Wegdenken jetzt."
    Gut, da trifft also jemand die Entscheidung irgendetwas zu tun, oder nicht zu tun. Und probiert dann allen Ernstes, mich in seine persönliche Entscheidungsfindung hereinzuziehen? Pardon, aber ich lasse mir doch auch keinen haarigen Arsch ins Gesicht tätowieren, nur weil mein Nachbar das Sitzfleisch von Danny DeVito auf dem Kinn trägt, und findet, dass das jeder haben sollte.
    Mindestens ebenso realitätsfern wie die Art Timothy-Leary-Hippie, der der festen Überzeugung ist, durch eine gehörige Portion LSD im Trinkwasser den Weltfrieden herbeiführen zu können.

    Fakt ist, dass es in der Natur des Menschen zu liegen scheint, sich irgendwie in Rauschzustände versetzen zu wollen. Warum auch immer. Dabei ist es letztlich vollkommen egal, ob ich mich an einem Seil 100m in die Tiefe stürze, mich drei Tage in Trance tanze, mir den Rücken mit scharfen Geißeln malträtiere, Kleber schnüffele oder mir was auch immer für eine Knolle ins Rektum schiebe. Fakt ist auch, dass ich diesem Umstand nicht durch äußere Zwänge beikomme. Verbiete ich das Eine, verlagert es sich anderweitig, oder es wird zum Massensport, eben gegen jenes Verbot zu verstoßen. Nö, für Viele liegt der Reiz gerade im Verbotenen, was sich vor allem bei vielen Base Jumpern wunderbar ablesen lässt. Da wird der Sprung in die Häuserschlucht erst so richtig interessant, wenn eine anschließende Flucht vor dem Schlagstock des Gesetzes in Aussicht steht. :winking_face: Das Problemfeld der "Legal Highs", sprich teils absolut gefährlicher Research Chemicals spielt da auch mit rein.

    Ach, lange Rede, kurzer Sinn: Das Verbot ist scheinheilig und nicht vernünftig kommunizierbar, weil unlogisch. Am Beispiel von Portugal lässt sich prima sehen, dass Lockerungen positive Effekte bewirken können, wenn man entsprechende Rahmenbedingungen schafft. Wir leben in einer sicherheitsfaschistoiden Gesellschaft, in der der diffuse Vorsatz "Sicherheit zu schaffen" angeblich jedwedes Mittel heiligt.

    Versteht mich nicht falsch: Eine Legalisierung wäre für mich persönlich wohl problematischer als der aktuelle Zustand. Die ständige und beiläufige Verfügbarkeit ("Ne Packung Ibuprofen und ne Packung THCapsuletten, bitte!") würde dann wohl erst einmal bewältigt werden müssen. Dennoch: So kann es nicht bleiben, weil auf diese Weise nicht Besserung, sondern nur die Verschlechterung der Lage in Aussicht steht.

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