Eigentlich sollte dies der Beginn eines neuen, unabhängigen
Lebens werden und mit einem Partner, der gegen die selben Geister kämpft an der
Seite schien der Absprung perfekt. Doch wenn einer sich ergibt, kann der andere
so viel kämpfen wie er will, dann ist alles was man sich aufgebaut hat egal.
Wir haben uns in einer Klinik kennengelernt. Wir verstanden
uns sofort und waren uns sicher, dass wir es gemeinsam schaffen würden. Hals
über Kopf stürzten wir in unser neues Leben und einmal kurz was nehmen – was
ist schon dabei? Wir wollen ja beide aufhören. So kam dieses Teufelszeug MDPV
zu uns nach Hause und der ganze Traum wurde zum Alptraum.
Ich bin mittlerweile ausgezogen und wohne wieder bei meinen Eltern. Er sitzt
noch daheim in der Wohnung, macht seinen x.ten MDPV-Entzug und lebt in seiner
selbst kreierten Traumwelt, in der außer Verschwörungen, Bestrahlungen und
irgendwelchen Geheimbotschaften kaum Platz mehr für mich ist.
Wir haben das alles schon so oft durchgekaut. Doch ich will ihn immer noch
nicht aufgeben. Und das, obwohl von dem Menschen, in den ich mich verliebt
habe, jetzt kaum mehr etwas übrig ist.
Er ist eigentümlich und unnahbar geworden und unsere heftigen
Auseinandersetzungen nahmen mittlerweile auch körperliche Ausschreitungen an.
Er isst, schläft, duscht kaum mehr. Vegetiert nur noch so dahin. Seine
Halluzinationen stellt er niemals in Frage, sieht in mir einen engstirnigen
Ignoranten, dem der Weitblick fehlt.
Ich versuche ihn zu überreden, in die Klinik zu gehen, doch wozu behandeln
lassen, wenn mit einem selbst alles in Ordnung ist und nur das Umfeld „spinnt“?
Es wenden sich immer mehr Menschen von uns ab. Kaum jemand will mehr mit uns zu
tun haben, es sei denn er hat was zu Hause, dann schaut man gern mal auf ein „Näschen“
vorbei.
So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Aber in einfach so fallen lassen und
von vorne zu beginnen, das kann ich nicht. Aber wie soll ich ihn ändern?
Es ist ein ewiges Dilemma. Was soll ich bloß tun?