Hallo,
ich war noch nie auf so einem Forum unterwegs, aber ich hoffe, dass es irgendwie helfen kann. Am Besten erzähle ich euch mal den Grund, warum ich jetzt hier bin:
Hauptsächlich weil ich gerade wieder einen furchtbaren "Anfall" hatte und nicht mehr wusste wohin mit mir, ich weiß ich brauche Hilfe aber nicht, wo ich sie suchen bzw. bekommen kann.
Ich bin 20 Jahre alt und habe schon früh selber herausgefunden, dass ich an Zwangsneurose leide. Bei mir äußert sich diese vor allem an wiederholten Gesten, Gedanken, gesprochenen Sätzen und dem sogenannten Kontrollzwang.
Vor ca. einem Jahr wurde ich aber zusätzlich noch mit Dysthymie diagnostiziert (nachdem meine Mutter mich Psychologen geschickt hatte). Ich hatte vorher noch nie davon gehört und denke, dass diese Krankheit auch nicht sehr bekannt ist. Im Grunde ist das eine depressive Dauerverstimmung von der viele Betroffene gar nicht wissen, dass sie diese haben, sie zählen sie einfach zu ihrem Wesen und denken "So bin ich eben". Und bei den folgenden Symptome wird euch auch sicher klar warum sie das denken:
"freudlos, lustlos, deprimiert, müde, abgeschlagen, Schlafstörungen oder übermäßiges Schlafbedürfnis, geringes Selbstwertgefühl, Merk- und Konzentrationsstörungen, hoffnungslos, Angstzustände, Reizbarkeit, Missmut, innerlich unruhig, nervös und gespannt, Aggressivität, Depersonalisations- und Derealisations-Erlebnisse, Kontaktstörungen, Suizidgefahr, Überempfindlichkeit, Rückzug, Isolationsgefahr, verminderte Belastbarkeit, besondere Anfälligkeit für seelische und psychosoziale Verwundungen (Traumata) und zusätzliche seelische und körperliche Leiden usw." [Dysthymie: chronische depressive Verstimmung (Volker Faust)]
Soweit so gut, Dysthymie und Zwangsneurose.
Was die Zwangsneurose angeht, so stört mich diese mal mehr mal weniger. Nur selten ist es so, dass ich daran "verzweifle", obwohl es gleichzeitig, denke ich, unterbewusst sehr an mir frisst, weil es einfach wie ein Blutsauger an dir sitzt und dich zu Dingen treibt, die nichts mit deiner Persönlichkeit zu tun haben. Manchmal ist es schwer und ich weiß nicht ob ich das mein ganzes Leben lang einfach mit mir rumtragen kann.
Die Dysthymie macht mir da schon eher zu schaffen, ich bin extrem überempfindlich und mir kommen oft grundlos die Tränen in ganz normalen Situationen. Der Unterschied ist nur, dass ich diese Situationen falsch wahrnehme. Im Grunde betreffen mich so gut wie alle oben genannten Symptome, was extrem belastend ist.
Ich bin wie gesagt mal eine Zeit lang zum Psychologen. Das hat mir geholfen, meine Krankheiten besser zu verstehen, aber nicht, von Ihnen loszukommen.
Jedenfalls habe ich da ein anderes Problem, und ich hoffe so sehr, dass mir einer von euch dabei helfen kann, zumindest dieses loszuwerden, weil mich das mit Abstand am meisten auffrisst.
Ich bin seit ca. 2 Jahren in einer Beziehung mit dem Mann, den ich heiraten möchte. Wir haben uns gesucht und gefunden. Doch jedes mal, wenn er Abends das Haus verlässt (im Sinne von Ausgehen mit seinen Freunden, ich habe keine Probleme mit alltäglichem wie Einkaufen oder sowas), fange ich unkontrollierbar an zu heulen. Es ist wie ein Knopf der betätigt wird und ich kann absolut nichts dagegen tun und ich weiß nicht woher das kommt und warum das so ist. Kurz bevor er geht kommen mir schon langsam die Tränen, und wenn er weg ist bricht die absolute Hölle aus. Auf einmal kommen alle schrecklichen Gedanken hoch, ich bin absolut unzufrieden mit allem und jedem und bin komplett hoffnungslos. Dann fühle ich mich ungeliebt, nutzlos, wie ein schlechter Mensch und habe schreckliche Angst davor, dass ihm etwas passiert. (was man unter den Zwängen einordnen kann). Ich denke in diesem Moment sogar, dass ich das nicht aushalte und ich dem gerne ein Ende setzen würde. Es ist absolut krankhaft was in dieser Situation in mir vorgeht.
Ich kann darüber mit niemandem reden, dafür habe ich niemanden, weshalb ich hier bin.
Ich denke es hängt vielleicht damit zusammen, dass mein Vater, der damals an Schizophrenie litt, seinem Leben komplett unerwartet selbst ein Ende gesetzt hat. Unerwartet deswegen, weil ich nie wusste dass er diese Krankheit hatte und dass es Selbstmord war bis ca. 5 Jahre nach seinem Tod. Ich war absolut komplett alleine, jahrelang. Warum, das kann ich nicht erklären, das würde ein zu langer Text werden.
Eventuell verbinde ich diesen unerwarteten Verlust und das Alleine sein mit der oben geschilderten Situation, wegen der ich Hilfe suche.
Der Grund ist mir allerdings gleich, ich möchte nur wissen, wie ich das überwinden kann, und was das ist? Wieso fange ich urplötzlich und absolut grundlos an, diese Situation zu durchleben, nur weil er das Haus verlässt?
Ich entschuldige mich für diesen langen Text.
Innan.