Co-Abhängigkeit Eltern-Sohn: Vertrauen-MIßtrauen-Loslassen

  • Hallo, ich bin neu in diesem Form. Ich suche Hilfe! Mein Sohn, gehörlos, 30 Jahre alt, hat vor 6 Monaten sich selbst zur Entgiftung getraut (Heroin) und ist anschließend zur Therapie nach Oldenburg gegangen. Er hatte während der Therapie soviel Pläne, wie sein Leben jetzt aussehen soll. Dann hat er gleich am ersten Tag nach der Therapie seinen Mitbewohner und Freund bewußtlos in ihrer gemeinsamen Wohnung gefunden- Überdosis. Das schien, so schlimm es war, auch ein pädagogischer Schock gewesen zu sein. Jetzt, wo er wieder da ist und wir uns alle auf ihn gefreut haben, sind schon Veränderungen mit ihm vorgegangen. Er ist verschlossener und POSITIV! -selbstbestimmter. Aber ich habe den Verdacht, dass er bereits wieder rückfällig geworden ist. Er schließt sich plötzlich, anders als sonst, auf der Toilette ein. Er wirkt müde, blass. Gestern hing ihm irgendwas an der Nase, hätte "Rotz" sein können, da hatte er es schon abgewischt- sah für mich in den kurzen Sekunden wie gelb-weißliches feuchtes Pulver aus(kann auch meine Paranoia sein). Ich frage ihn- er streitet es ab. Logisch. Ich habe Angst. Angst, das Falsche zu tun. Er ist erwachsen. Durch seine Gehörlosigkeit sind wir aber recht eng miteinander...Ich habe gelernt, ihm nicht mehr alles abzunehmen/ für ihn zu tun. Früher tat ich das, was zu seiner Unselbstständigkeit/ Bequemlichkeit führte.
    Mein Gedanke ist, ob ich ihn frage, ob er einen Drogentest machen würde. ABER: Entweder er ist doch clean, dann vertraut er mir möglicherweise gar nicht mehr. ODER: Er ist wieder "drauf", und er hat Angst davor und was dem wieder nachfolgen würde, wenn der Test positiv ausfällt. Ich bin Ärztin, aber ich habe es damals auch nicht gemerkt, obwohl er bei uns ein Viertel Jahr gelebt hat, da er einen komplizierten Bruch des Sprunggelenkes hatte. Erst als ich ihn einemal mit Entzugserscheinungen sah, ging mir langsam ein Licht auf.
    Für wen möchte ich den Test- frage ich mich. Natürlich für mich! Oder? Ist er clean, bin ich beruhigt. Aber es ist ja sein Leben. Loslassen, ohne fallen zu lassen, ist sooooo schwer. Ich möchte vor allem nicht sein Vertrauen verlieren. Durch die Gehörlosigkeit, ist es auch enorm schwer, miteinander nuanciert zu reden. Ach, was tue ich bloß?

  • Hey!

    Scvhwierige Situation. Natürlich kann ich dich auch irgendwie verstehen. Machst dir Sorgen und hoffst, dass er H nie wieder anrührt.
    Wenn du mit dem Test kommst, könnte das euer Vertrauen irgendwie ankratzen.
    Macht er denn noch weiter ambulant Therapie?
    Wenn ja, dann müsste das da Jemanden ja auch schon aufgefallen sein, dass er nicht so gut ausschaut wie du beschrieben hast?

    Ansonsten ist es wirklich leider so wie du selber schon geschrieben hast- es ist sein Leben. Und besonders als Mutter ist es sicher noch viel viel viel schwieriger dabei zuzusehen wie die eigenen Kidner sich kaputt machen und keine Hilfe wollen. Aber du wirst nix ändern können und der Test auch nicht. Du weißt dann was Phase ist und ob er clean ist oder nicht. Sorgen machst du dir so oder so. Und ändern kannst du dennoch nichts. Du kannst für ihn da sein, wenn er seine Mutter braucht. Aber die Entscheidung clean zu leben muss er haben.

  • Danke. Ja! Du hast Recht. Und ich gehe kaputt. Wie kann ich ihm begreiflich machen, dass er immer wieder zu mir kommen kann, WENN ER ES WILL. Ich denke, er will auf keinen Fall wieder zu dieser Therapie in Oldenburg. Für Gehörlose gibt es zu wenig in dieser Richtig. ie werden dann immer mit lernbehinderten oder geistig geburtsgeschädigten zusammen genommen. Dass er sich da blöd vorkommt, kann ich verstehen. Es ist so, als würde er in einem fremden Land mit fremder Sprache sein und deshalb steckt man ihn zu den "Blöden". Er macht keine ambulante Therapie weiter. Er war in den vergangenen drei Wochen 5x in Berlin auf Kurztrip, ich denke am Cottbusser Tor zum Drogen kaufen. Er wirkt so traurig und unglücklich. Ich weiß nicht, warum... Ich weiß nicht weiter.

  • Hallo undoc,

    du hattest mir auf meinen Beitrag geantwortet. Das hat mich dazu bewegt dein Profil anzuschauen und da habe ich diesen Beitragt gefunden. Wie du sicher noch aus meinem Beitrag weist bin ich auch Angehörige eines Suchtkranken. Auch wenn es jetzt vielleicht erschreckend klingt, mein hatte 11 Entgiftungen und 2 Langzeittherapien in den letzten 20 Jahren gebraucht (er ist 36) um endlich die Kraft und den Willen zu finden in das normale Leben zurückzukehren. Ich stehe seiner Mama sehr nah. Und kennen daher sehr viele Gesichten auch aus ihrer Sicht. Sie war auch oft verzweifelt und ist bis heute Misstrauisch ohne ende (Beispiel erst war sie völlig gegen das Subutex Programm und dann war sie völlig gegen das absetzen). Ich kann deine Gefühle völlig verstehen. Ich weiß auch nicht ob ich einen richtigen Rat geben kann. Du sagst ihr habt ein enges Verhältnis, warum fragst du deinen Sohn nicht einfach mit der Erklärung das du dir nur Sorgen um ihn machst und da bist wenn er Hilfe braucht?
    Die Rückfallquote bei solchen Drogen ist leider sehr hoch. Nach der ersten Langzeittherapie war mein Mann geschlagene zwei Stunden Clean. Du kannst sicher ahnen wie das für seine Mama war. So schwer das alles ist, vergiss dich bitte nicht. Such dir Hilfe wenn du sie brauchst. Meine Schwiegermutter war in einer Selbsthilfegruppe für Eltern von Abhängigen Kindern. Und sie redet bis heute viel mit meinem Mann. Vielleicht kannst du dich in einer Beratungsstelle informieren was für Therapiemöglichkeiten es für Gehörlose Suchterkrankte gibt oder bei der Krankenkasse.
    Viele liebe grüße, Anja

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