Hallo Liebe Leute,
Wo soll ich den nur anfangen? Ich hätte sowieso nie gedacht, dass ich mal ein Forum in Erwägung ziehe.
Aber ich denke, dass mir die Meinungen von einigen Außenstehenden wirklich helfen könnten und diese auch ein guter Beistand wären.
Ich werde hier persönlich und direkt. Wer sich also die Zeit nimmt dies hier zu lesen, eventuell auch einen Rat zu geben, dem sei an dieser Stelle schon mal ein Dank ausgesprochen!
Mein Name ist Lukas, bin 21 Jahre alt und stehe an einem Punkt in meinem Leben, wo ich nie landen wollte. Tja, wer kann sich wohl nicht an seinen ersten Zug erinnern?
Ich glaube unsere ersten Erfahrungen mit dem Kiffen werden wir alle nie vergessen.
Angefangen hat alles als ich kurz vor meinem 16. Geburtstag, mit einem damals guten Freund, zum nah gelegenen Tümpel ging. Wir hatten Lautsprecher mit und spielten die Songs, die wir zu dieser
Zeit Tag ein und aus hörten. Nach einer Weile brach die Dämmerung ein und mein Freund holte eine blau gestreifte Zigarren-hülse aus seiner Jackentasche. Was darin versteckt war, sollte den Verlauf
meiner Jugend beeinflussen. Zug für Zug teilten wir den "Ofen" und ich muss gestehen, das Gefühl war unbeschreiblich. Der Abend war eine Bereicherung, die ich immer im positiven behalten werde.
Es war definitiv nicht das letzte mal, dass ich dieses grüne Zeug in den Händen hielt bzw. an den Lippen schmeckte. Der Sommer kam, und mit ihm auch der Wind der Veränderung. Durch das Kiffen
lernte ich neue Leute kennen. Leute aus der "Szene" sozusagen. Die Interessen unter uns spalteten sich zwar in alle Richtungen, doch wir waren eine Kommune. Aus den Treffen an Wochenenden wurden
nach und nach auch Treffen unter der Woche. Konzerte, Festivals, Hauspartys, Roadtrips,... wir genossen die Jugend in vollen Zügen und fühlten uns zu jeder Zeit lebendig.
Als ich 18 wurde war das Kiffen schon längst zum Alltag geworden und ich empfand auch nichts negatives dabei. Neben meinem Musikgeschmack und Kleidungsstil änderten sich auch meine gesellschaftlichen
Ansichten. Soziale Abspaltung? Fehlanzeige. Meine Offenheit, Toleranz und Selbstsicherheit ist mir geblieben.
Ich pflegte Freundschaften zu nicht kiffenden ebenso, wie zu meinen kiffenden Freunden. Auch die Jahre darauf (19 - 20) änderte sich alldiesbezüglich nicht viel. Mein Hobby, das Klettern, war mir wichtiger
den je und ich war sehr aktiv dabei. Bezüglich Liebe: ja die war da, sie hieß Anna und wir hatten eine wundervolle Beziehung die in keiner Hinsicht vernachlässigt wurde (Bis zu unserer Trennung, aber dies hatte andere
Gründe. Aber nun Schluss mit "Jugendliebengeschwafel" ). Das Kiffen war ein Bestandteil unseres Umfelds. Es wurde auch von allen akzeptiert.
Ich will hier kein "Picture perfect" Jugendleben beschreiben oder irgend eine Form von Stolz auf meinen Lebensstil äußern. Nein. Ich will damit lediglich sagen, dass ich zufrieden war, im Jetzt lebte und mich lebendig fühlte!
Nach nun 5 Jahren als "Kiffer", davon 3 jähriger exzessiver Konsum, stellt sich mir seit einigen Monaten die Frage: Wer bin ich eigentlich? Ich kann mich nicht mehr selber definieren.
Vielleicht ist es mir vorher nie aufgefallen aber ich habe mich in gewissen Hinsichten verändert, oder sagen wir mehr.. entwickelt? Die grüne Hand hatte eindeutig zu viel Einfluss über meine Prioritäten.
Lasst es mich so erklären: Früher hatte ich das Gefühl, das Kiffen begleitet mich nebenbei im Leben. Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, ein Jahr Revue passieren lasse, kommt es mir so vor als wäre
das komplette Gegenteil der Fall. Wenn ich von der Arbeit heim komme schiebe ich vieles auf, um vorher breit zu werden. Ich kiffe sehr viel alleine, was ich früher nicht so exzessiv betrieb. Bevor ich wochenends
zu Freunden oder einer Party gehe, rauche ich selber einen "Dicken" um halbwegs relaxt aufzutauchen. Wenn der Dealer schreibt: "Es gibt neues Kraut für dich", lasse ich gerne mal vieles liegen und stehen, oder sage
Verabredungen ab, um mir mein Dope zu holen. Pessimistische Interpretationen von den unterschiedlichsten Themen prägen meinen Alltag. Klingt als wäre ich ein moralischer Komplexhaufen, nicht? Aber leider
kann ich einige meiner Handlungen, unter gewissen Umständen, schwer beeinflussen. Hach, dieses Teufelszeug..
Wie es aussieht wenn ich mal nichts zu rauchen hab?
Ist sehr selten der Fall. Aber wenn, dann bin ich reizbar, ungeduldig, überheblich und komme, mit der Art und Weise wie unsere Gesellschaft tickt, nicht zu recht. Depressive Verstimmungen kommen im Stundentakt.
Ich fange an Dinge zu kritisieren, die mir vorher "egal" waren, oder sagen wir, weniger Priorität hatten. Auch mein Appetit wird sehr launisch. Mal hungrig, mal 40-Tage-Fasten-Stimmung. Bezüglich sozialen
Kontakten: Die haben sich nicht wesentlich verschlechtert. Nur ist es so, dass ich es meine Freunde nicht merken lassen will. Deshalb triff ich mich eher ungern mit Ihnen wenn ich nüchtern bin.
Natürlich könnte man auf die Idee kommen mit seinen Freunden darüber zu reden. Der ein oder andere kleine Versuch war schon dabei. Aber ich will sie nicht belasten oder Ihnen ein Bild von mir machen, das mir
nicht ähnlich sieht. Das ist meine Angst! Obwohl ich dieses gewohnte "Bild" ja eigentlich nicht mehr sein will.
Aber mal ganz davon abgesehen - würde ich mit Ihnen reden wäre es vielleicht erleichternd, doch das Problem mit mir selber, mit meinem inneren Ich, das bleibt.
All diese Aspekte spielen dann zusammen und erzeugen in mir eine Stimmung der Unzufriedenheit und Antriebslosigkeit.
Nun hatte ich eine Woche ohne einen Joint hinter mir, die sehr sehr lang und mühselig war. Gestern hab ich mir wieder einen gerollt und stehe nun wieder am Anfang. Unwissend, undiszipliniert, einfach schwach.
Den Konsum einschränken? Oder komplett aufhören? Ich will mehr Freude am nüchternen Leben finden aber ich weiß nicht wie ich das meistern soll.
Ich fühle mich wie in einem riesigen Topf. Dieser Topf ist die Illusion eines guten Umfelds, eines Lebens, das ich eigentlich gar nicht leben will. Ich sollte schon längst über den Rand hinaus verschwunden sein.
Mir fehlt die Kraft NEIN zu sagen. Nein zu mir selber..
Einen schönen Abend noch.
Wer ein paar Worte findet, bitte da lassen. Liebe Grüße und Danke fürs lesen.