Ist Drogensucht vielleicht doch nicht NUR eine Krankheit???

  • Würdet ihr der These Prof. Lewis zustimmen? 5

    1. Mehrheitlich ja (1) 20%
    2. Mehrheitlich nein (0) 0%
    3. Teilweise ja, teilweise nein (4) 80%

    Gemach gemach liebes Forum, ich weiß, diese These scheint für viele abwegig. Auch meinem Mann und mir als Betroffene wurde es Jahrzehntelang (!!!) von den Ärzten erzählt (eingetrichtert?), dass Drogensucht (und Alkohol ist für mich mit die schlimmste Droge weil omnipräsent) eine unheilbare KRANKHEIT ist. Nun erzählte aber jemand unserer Angehörigengruppe von einem gewissen Professor Lewis, der fast schon gegenteiliges behauptet. Gleich mal Tante Google angeschmissen und leider kaum was auf Deutsch gefunden. Das, was man aber findet, von dem, was er so für Hauptthesen vertritt, lässt mich seitdem ganz schön zweifeln. Woran zweifeln? Zweifeln an der Unverrückbarkeit von Sucht als alleinige Krankheit. Hier ist was er grob zusammengefasst sagt:

    Wenn man (Drogen-)Abhängigkeit als Krankheit (und nicht als erlerntes Denkmuster) betrachtet, senkt man die Heilungschance. [...] Studien haben festgestellt, dass der Glaube, einer Krankheit zu erliegen, die Genesungschancen verringert. Denn wer glaubt, einer unheilbar chronischen Krankheit zu erliegen, arbeitet an seiner Genesung nicht dergestalt, wie es jemand tut, der diese Perspektive nicht vermittelt bekam. Laut Prof. Lewis sollte man Sucht stellenweise als Krankheit sehen, vielmehr jedoch als erlerntes Denkmuster. Daher sollten wir mit der Etikettierung SUCHT aufhören und stattdessen mehr Augenmerk auf deren Überwindung legen. (Quelle: Vgl. Homepage)

    Quelle: Zauberpilzblogger, Wissenschaftler: Wer Sucht als reine Krankheit begreift, senkt die Genesungschancen, Wissenschaftler: Wer Sucht als reine Krankheit begreift, senkt die Genesungschancen – Zauberpilzblog, 07.09.2016

    Das ist nur ein kleiner zitierfähiger Auszug seiner Ansichten, um euch mal einen Einblick zu gewähren. Ich finde solche Querdenker äußerst interessant, sie regen doch mal sehr zum grundsätzlichen Nachdenken an, oder? Wenn ich das richtig verstehe (die meisten Aufsätze und Interviews von ihm sind wohl auf Englisch, hier gibts aber ein deutsches) , dann sagt er explizit nicht, dass Sucht keine Krankheit wäre - wohl aber, dass sie AUCH erlerntes Denkmuster bedeutet, welches man umerlernen kann (komisches wort, gibts bestimmt nicht aber ihr wisst was ich meine).

    Als Angehörige rede ich vielleicht wie ein Blinder von der Farbe, aber nach all den Jahren bekommt man ja dann doch ein "wenig" Einblick in die Drogen-Therapie sowie Suchtmedizin und ich würde ihm nicht unbedingt widersprechen.

    Daher meine Frage an euch: Wie ordnet ihr die Aussagen und Thesen von Prof. Lewis ein?

    2 Mal editiert, zuletzt von Franz (7. September 2016 um 12:41) aus folgendem Grund: Quellangaben angepasst

  • Hallo,

    Nimms mir nicht übel, aber das scheint mir doch eher terminologisches Geplänkel zu sein.
    Wenns um das Wesen einer Drogenabhängigkeit geht, dann bin ich sowohl auf der psychologischen als auch der biologischen Seite, halt viele Faktoren die in ganzes ausmachen.

    Gruss

  • also ich sehe da überhaupt keinen Widerspruch. Kein Entweder - Oder. Letzlich ist jedes Verhaltensmuster konditioniert. Man kann krank sein, aber es als Konditionierung betrachten - das hilft insofern, dass man Hoffnung schöpft und positiver eingestellt ist/ motivierter ist, mit der Krankheit umgehen zu lernen. Das ist überhaupt nicht neu, sondern kommt nicht nur bei der Drogensucht zur Anwendung, ist allgemeine Psychologie.

    Das ganze lediglich eindimensional machen, das finde ich falsch. Wenn man es für sich als Kondition ansieht und aber auch weiss, dass es eine Krankheit ist - wieso nicht? Letzteres darf man halt nur nicht vergessen, als Patient. Der Arzt/Therapeut weiss das.

  • Vielen Dank euch beiden!

    Terminologisches Geplänkel aus Sicht der Wissenschaft wohl eher nicht - er sagt ja explizit, dass die konventionelle Sichtweise dem Patienten seine Zuversicht nimmt. Englisch (aus der Quelle): "If you think you have a chronic disease, how hard are you going to work to get better?" Das ist vielleicht der Kernsatz. Ich stimme da grany zu, wobei ich glaube, dass Quzen genau das gleiche meint. Dennoch wird eben diese von Lewis kolportierte Sichtweise den Patienten quasi nicht vermittelt - aus meiner bescheidenen Erfahrung heraus.

    Weitere Meinungen?

  • Hallo,

    als erstes habe ich mal deine Zitatangaben ergänzt, die waren unvollständig ==> Zitat von Internet-Quellen
    Da es der Blogger (der zitiert Wikipedia ohne Quellangabe, ein Link reicht halt mal nicht aus!!) scheinbar selbst nicht so "eng" sieht, wäre zwar nicht gleich eine Urheberrechtsklage gekommen, dennoch sind Zitate bei uns halt richtig und nach unseren regeln auszuführen.

    Zur Abstimmung - ich nahm teilweise ja, teilweise nein.

    Zur Seite Zauberpilzblogger - inhaltlich einfach teilweise nicht richtig, daher nur soviel Kommentar:
    ... kein Süchtiger könne jemals wieder konsumieren ...
    Sorry, aber das dies wissenschaftlich belegt wäre, ist mir neu.
    Natürlich empfehle ich auch, man sollte als ehemals Abhängiger nicht mehr konsumieren, doch belegen lässt sich diese Kernaussage so nicht.
    Das deswegen Sucht ein Krankheit sei, auch diese Definition ist mir nicht bekannt - vielleicht kann man daraus schließen, Sucht ist eine chronische Krankheit, aber doch nicht weil man Rückfällig werden kann.

    Für mich sind das Phrasen wie - wer einmal Heroin nimmt ist süchtig ...

    Wie gesagt, keine Frage, als Süchtiger sollte man jegliche Suchtstoffe meiden.
    Um aber rückfällig zu werden und wie hier behauptet - man ladet unausweichlich im täglich chronischen Konsum - gehört schon viel mehr dazu.

    Zu Prof. Lewis:
    Zuerst meine einfache Auslegung was Krankheit bedeutet ==> Krankheit ist eine Störung von Organ(en), der Psyche oder des Organismus.
    Wie könnte man da also Suchterkrankungen ausschließen?
    Schließt der alle Verhaltensstörungen auch mit ein, oft wird ja z.B. Kleptomanie oder SVV auch als Sucht bezeichnet.

    Den Hintergedanken, Sucht wäre keine Krankheit, kann ich verstehen, die Krankheit macht es vielleicht wirklich für manchen einfacher - ich bin süchtig, also krank, daher muss ich ja weiter konsumieren :winking_face:
    Man hat nämlich sehr wohl eine Wahl, das wäre ja noch das schönere, wenn alle Süchtigen von sich eben behaupten würde - ich bin krank ich darf also süchtig sein.
    Aber das ist mir zu einfach ...

    Für mich impliziert Sucht als Krankheit nicht, das es unheilbar wäre.


    Wo wären wir, wenn Sucht nicht als Krankheit anerkannt wäre?
    Versicherungsrechtlich ist es gar nicht anders möglich, sonst wäre eine Heilbehandlung nicht über die Sozialversicherung tragbar.

    Eines teile ich aber mit diesem Lewis: ich halte es auch für heldenhaft, wenn man eine Sucht überwindet ...

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