Cannabis in Partnerschaft

  • Hallo,

    es ist das erste Mal, dass ich mich an jemanden wende. Nach außen hin bin ich immer "das taffe Mädchen", aber nun kann ich nicht mehr. Ich möchte mit niemanden meiner Freunde oder Bekannten über mein Problem sprechen, aus Angst auf Missverständnis zu stoßen.

    Es geht um meinen Partner. Er ist 24 Jahre alt, macht gerade eine weiterführende Ausbildung und in der Schule läuft es ganz gut.
    Soweit so gut, er hat sein Leben mehr oder weniger unter Kontrolle, aber ich habe ein Problem mit dem Kiffen. Er konsumiert sehr viel und das macht nach und nach unsere Beziehung kaputt.

    Als ich ihn kennenlernte (vor 1,5 Jahren), sagte er zunächst nichts über seine Sucht (oder wie er es nennt Vorliebe) nach Cannabis. Irgendwann, als es schon eine Weile lief, erzählte er es mir. Er kifft seit mittlerweile 6 oder 7 Jahren, ich weiß es nicht genau. Ich habe ihm schon damals gesagt, ich finde das überhaupt nicht in Ordnung in dem Ausmaß (ich mein, gegen Gelegentlichen Konsum spricht nix dagegen) und ich möchte so keine Beziehung. Naja blöd wie Frau ist bin ich auf sein "blabla ich werde mich nach und nach verändern" eingegangen, weil einfach alles andere an ihm meinen Vorstellungen entspricht (Charakter etc.). :confused_face:

    Ok soweit so gut, er hat tatsächlich etwas geändert aber es reicht mir nicht. Bevor wir uns kannten, lag sein Konsum bei jeden Tag von Feierabend bis zum Schlafengehn. Mittlerweile verzichtet er 3 Tage (an denen ich bei ihm bin) komplett darauf und macht es unter der Woche nur noch abends zum Schlafengehen. Wochenende & Ferien ist wieder wie er Lust hat (sprich soviel wie geht).
    Ich habe ihm gesagt, ich würde auch gern mal mehr unternehmen mit ihm. Geht aber nicht, er möchte nicht noch weniger rauchen. Wenn er es mal neben mir machen darf, kann ich gerne auch 4-5 Mal die Woche kommen, so aber nicht.
    Ich bin komplett auf Unverständnis gestoßen und die Diskussion endete (mal wieder) in einem riesen Streit. Er meint, er hätte bisher so viel für mich geändert, da erwartet er von mir auch Entgegenkommen. Dass ich es manchmal akzeptiere, wenn er es neben mir macht, ihn nicht jeden Monat darauf anspreche, dass es zu viel ist usw. Er wird mir keine weitere Veränderung mehr geben, wenn ICH mich nicht veränder und nicht aufhöre zu drängen, dass er seinen Konsum reduzieren soll. Macht in meinen Augen aber wenig Sinn, dann kann er sich darauf ausruhen, dass die Beziehung für ihn gut läuft und er wird niemals was anders machen wollen.

    Ich bin ratlos, ich habe ihm gesagt ich kann mir so keine Zukunft mit ihm Vorstellen (zusammenziehen etc.) und bis dahin müsste sich noch mehr ändern. Seine einzige Antwort darauf ist immer wieder " er denke nicht darüber nach wie wo was wann wir zusammenziehen oder sonstiges. Er lebt im jetzt. Er weiß nicht ob er jemals aufhören wird bzw. will. Er weiß nicht ob er mit mir Leben wird oder nicht. Ich soll ihn nicht stressen."
    Diese Unsicherheit macht mich kaputt. Mir geht es richtig schlecht wegen dieser Sache. Einerseits möchte ich ihn nicht verlieren, andererseits denk ich jeden Tag wenn ich nicht bei ihm bin daran, ob das jemals funktionieren kann, ob der Konsum jemals ein gesundes Maß finden wird ( oder ganz aufhört). Ich merke schon richtig, wie ich selbst die Lust am Leben so langsam verliere und meine Gefühle dadurch unterdrückt werden (jaja Co Abhängigkeit, ich weiß).

    Ich weiß nicht wie ich an ihn rankommen soll, ohne dass er direkt kalt abblockt und seinen Konsum verharmlost. Immer bin ich die Furie, die es maßlos übertreiben muss und nur rumstresst. Ich wäre froh wenn ihr Eure Erfahrungen mit mir teilen würdet. Kennt ihr Menschen, die es wegen der Partnerschaft aufgegeben haben? Verlange ich zu viel? Was kann ich machen, um die Beziehung am Laufen zu halten bzw sie zu "retten"? Kommt das irgendwann "von selbst", oder habe ich schon längst verloren? :loudly_crying_face:

    Viele Grüße
    Lola :smiling_face:

  • Hi Lola,
    habe mich eben erst auf diesem Forum registriert, denn ich habe deinen Post gelesen, und das hat mich gleich an meine eigenen Erfahrungen erinnert. Und ich habe auch gesehen, dass noch keiner was dazu geschrieben hat... !
    Bin seit Ende November bei der Partnerseite "Lass das Gras", d.h. ich mache seit gut drei Wochen selber den engültigen Kiffstopp... nach ungefähr 25 Jahren fast ununterbrochenem Konsum.

    Kann dich genauso verstehen, wie deinen Freund, denn ich war mehrmals im Leben schon in einer ähnlichen Situation... ich liebe ja kiffen, aber der Dauerkonsum hat eben auch seine Schattenseiten. Zuletzt war er bei mir eher destruktiv. Wenn ich könnte, würde ich ab und zu mal ein Tütchen rauchen und es dann wieder für eine Weile lassen. Wem das so gelingt... bitteschön. Bei mir klappt das nicht, denn ich gerate immer wieder in diese Schleife. Kann mir vorstellen, dass das bei deinem Freund nicht anders ist.

    Vor sechs Jahren hat sich meine Frau von mir getrennt, nach acht Jahren, und ich kann es verstehen, warum. Ich war einfach nicht mehr anwesend, hatte immer was wichtigeres zu tun... natürlich immer zu Hause und mit Kiffen verbunden. Sie hatte zwischendurch sogar auch zu kiffen angefangen, um mir näher zu kommen, was natürlich nicht funktioniert hat, und dann hat sie es auch wieder gelassen. Mein damals engster Freund hatte im Gegensatz zu mir immer Zeit, mit ihr Tischtennis zu spielen, an den See zu radeln, eine DVD zu kucken, und dann war sie plötzlich mit ihm zusammen. Dann Auszug, Scheidung.
    (Von meiner letzten Beziehung will ich gar nicht anfangen, denn das ist alles noch ziemlich frisch. Aber das Kiffen hat definitiv die gleiche Rolle gespielt, nämlich eine zerstörerische.)

    Rückwirkend sehe ich es einfach so: Mit mir konnte man keine Beziehung führen. Das Kiffen war einfach wichtiger als alles andere.
    Mit dem Reduzieren ist es auch nicht getan, ich war genauso ein Dauerkonsument wie dein Freund es offensichtlich ist, trotz des Reduzierens. Kann mir vorstellen, dass es eine Qual ist, drei Tage die Woche nicht zu kiffen... ging mir zuletzt so.

    Argumente dagegen hatte ich genauso abgeschmettert wie dein Freund es tut, und auch wir hatten manchmal Streit deswegen.
    Das ist wahrscheinlich das Problem: Ihn zu überreden dürfte nicht einfach sein. Hat bei mir auch nie geklappt. Drohungen aussprechen, dass du ihn verlässt, sind keine wirklich gute Motivation, es zu lassen. Auch wenn du es mal überdenken könntest... immerhin verzichtet er schon ein paar Tage wegen dir. Aber dass dir das nicht reicht, das verstehe ich wiederum auch.

    Ich will ungerne jemandem raten, eine Beziehung zu beenden, aber wenn alles nicht hilft... hoffen, dass er von selber drauf kommt, darauf würde ich mich nicht verlassen.

    Eine Möglichkeit sehe ich noch: Du kannst ihm ja vielleicht dieses Programm mal zeigen, in dem ich auch bin: lass-das-gras.de/
    Dort führe ich Tagebuch und ein Berater kommentiert das. Das ganze soll 90 Tage dauern. Ich bin heute bei Tag 23. Mir fiel es recht leicht, denn mein Entschluss war ja gefasst, es zu lassen.
    Alleine die Tatsache, dass es einen Berater gibt, der mitliest und kommentiert, ist eine gute Motivation für mich, auch weiter dranzubleiben, und dann ist der auch noch ein ziemlich dufter Typ, den ich vor allem auch authentisch finde.

    Liebe Grüße!

    Einmal editiert, zuletzt von Jean Blain (23. Dezember 2016 um 00:31)

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