Hallo liebe Leidensgenossen,
ich habe mich entschlossen mich in diesem Forum zu registrieren, da es mir wirklich schwer fällt meine Sucht alleine zu überwinden. Leider habe ich niemanden im echten Leben bei dem ich mit meinem Problem auf Verständnis treffen würde, die meisten Leute denken eine Cannabissucht wäre schlicht nicht wirklich schlimm oder sei ja so leicht zu überwinden. "Einfach nicht mehr kiffen", sagen sie.
Angefangen mit dem Kiffen habe ich mit etwa 16 also vor gut 9 Jahren und habe seitdem insgesamt schätzungweise 2 Monate abstinent verbracht. Als ich das erste mal gekifft habe, schien das Gras irgendeine Lücke in mir zu schließen weshalb ich es einfach nicht mehr lassen konnte. Anfangs beschränkte sich das Kiffen auf das Wochenende mit meinen Kumpels, irgendwann haben wir Donnerstag geraucht, dann Mittwochs, irgendwann habe dann ich dann bereits Montags alleine gekifft ihr kennt das sicher.
Ich muss dazu sagen, ich habe nie morgens gekifft. Ich kenne einige die ihre ganzen Tage breit verbrachten, ich zähle nicht dazu. Zu sehr schränkt der Rausch mich ein und ich wollte trotz Drogenkonsum zunächst der Schule und dann meiner Arbeit nachgehen. Beruflich hat mich die Sucht also nie wirklich an etwas behindert, meine Probleme beziehen sich eher auf das Privatleben, vorallem das Sozialleben und -verhalten.
Relativ schnell habe ich gemerkt, dass ich breit an viel mehr Dingen Spass haben kann, auch alleine. Das hat dazu geführt, dass ich mich immer mehr zurückgezogen habe, selbst den Kontakt zu den Kifferfreunden habe ich verloren (was im nachhinein betrachtet eher von Vorteil war), die sauberen Freunde waren schon lang aus meinem Leben verschwunden. Schlimm wurde es als ich ausgezogen bin. Ich habe direkt nach der Arbeit den ersten Joint geraucht und die Abende vorm PC, auf der Couch oder mit meiner Gitarre verbracht und dabei einen Joint nach dem anderen geraucht. Mein gesamter Ausbildungslohn wurde in Gras investiert, später etwas mehr als die Hälfte meines Gesellenlohnes (ich bin Mechatroniker von Beruf). Immer mehr fing das Kiffen an mich zu kontrollieren und zu belasten. Ich hab gesehen wie die anderen sich weiter entwickeln (Facebook sei dank -.-) und begann bekifft mein Leben zu reflektieren. Dadurch habe ich eine mittelschwere Depression entwickelt, weil ich gemerkt habe was mir das Kiffen alles genommen hat und wie sehr es mich an einem "normalen" Leben hindert. Meine Tage bestanden nurnoch aus Arbeit und kiffen. Völlig egal was ich gemacht habe, hauptsache ich konnte dabei bekifft sein. Auch meine Familie bekam mich kaum noch zu Gesicht. Ich hab zwar immer mal ver aufzuhören, aber hab es meistens nur einen Tag geschafft (einmal aber sogar 2 Wochen).
Vor ungefähr 2 Jahren habe ich dann meinen Eltern alles erzählt. Mein Vater, der selbst als Jugendlicher gekifft hat, reagierte darauf mit etwas wie "Stell dich nicht so an. Lass es einfach und gut. Ist doch kein Heroin." Natürlich hat mir das so gar nichts gebracht und ich habe ihnen erzählt ich hätte aufgehört, hab aber weiter gemacht und sie habens nichtmal gemerkt. Weil ich mich so unverstanden gefühlt habe, hab ich halt anstatt was zu ändern immer mehr gekifft. Es hat einfach wunderbar die Gefühle unterdrückt und mich vergessen lassen. Innerhalb dieser 2 Jahre hab sich mein Konsum stark erhöht. Anfangs kam ich mit etwa einem Zwanziger am Abend aus (bei unserem Kurs zwischen 1,7 und 2 Gramm) was sich innerhalb des Jahres schnell zum Fünffachen entwickelt hat. Als ich mich abends im Bett selbst nach einem 70er nicht wirklich breit gefühlt habe, hab ich gemerkt dass ich etwas ändern musste. Nichtmal mehr das Gras konnte mir jetzt mehr helfen. Ich hab noch einige Zeit so weiter gemacht in der Hoffnung es liegt am Gras, habe die Dealer gewechselt, habe pure Joints gedreht, doch alles hat nichts gebracht.
Vor ungefähr einem Monat habe ich dann vom einen Tag auf den anderen gesagt es geht nicht mehr und habe aufgehört. Das Einschlafen war Anfangs krass schwer und das Verlangen abends zu kiffen extrem groß. Ich bin dann oft rausgegangen weil mir die Decke auf den Kopf fiel, mittlerweile geht es immer besser zuhause zu bleiben. Ich hab dann auch viele Videos auf Youtube über Sucht geguckt (auch über H-Junkies und Alkoholiker) um mich abzuschrecken nicht entgültig die Kontrolle zu verlieren und zu sehen dass auch andere Menschen solche Probleme haben (sogar wesentlich heftiger, ich bin wirklich froh dass ich Alkohol nicht vertrage sonst wäre ich vermutlich schon totkrank), außerdem habe ich mich viel mit mir selbst auseinandergesetzt und versucht mein Verhalten zu verstehen. Ich bin also jetzt seit etwa einem Monat komplett sauber und seit 3 Tagen schaffe ich es sogar, keine Zigaretten mehr zu rauchen, was sein musste, da ich nach dem Kiffstop EXTREM viel geraucht habe und meine Lunge so krass gestreikt hat, dass ich abends wegen schwerem Atmen nicht mehr schlafen konnte.
Ich muss sagen ich fühle mich großartig. Wirklich, WIRKLICH großartig. Ich werde immer klarer im Kopf, kann mich konzentrieren und meine Augen sehen endlich wieder normal aus^^Ich kann langsam auch wieder nüchtern Spass haben und meinen Hobbys wieder nachgehen, endlich wieder angeln etc. Das einzige womit ich wirklich noch zu kämpfen habe, ist der Suchtdruck. Mehrmals am Tag crave ich wirklich richtig hart. Meist in bestimmten Situationen. Im einen Moment denke ich "Geil wie gut es mir geht" und ein paar Minuten später kommt so ein Gefühl was sagt: "Wie geil wär jetzt ne richtig dicke Tüte." Dann denke ich an dieses Gefühl, wie das Gesicht warm wird und die Augen drücken und man das THC in seinen Adern spürt. Ich sage mir dann: "NEIN. Du weißt wie das endet, du weißt wie schlecht es dir davon geht und dass nichtmal mehr der Rausch was bringt." Aber es ist halt dieses Gefühl was es so schwer macht. Egal wie sehr ich weiß wie schlecht es ist, Lust darauf habe ich trotzdem. Jede Rationalität geht beim Gedanken daran an einer Tüte zu ziehen verloren.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich hoffe hier, vielleicht auf Gleichgesinnte zu treffen, die diese Gefühle nachvollziehen können und an die ich mich wenden kann wenn es zu stark wird damit ich nicht rückfällig werde. Ich kann das nicht mehr, es darf nicht passieren. Wenn ich es wieder nicht schaffe wird es beim nächsten mal wieder ein bisschen schlimmer, ein bisschen exzessiver, jedes verdammte Mal. Seit Jahren fahr ich jetzt diese Achterbahn und ich will endlich mal aussteigen, wieder Freunde finden die nicht kiffen und wieder am Leben teilnehmen, nicht auf der Couch vergammeln.
Ich weiß ich kann es schaffen! Ich brauch nur jemanden zum Austauschen, jemanden der mich VERSTEHT.
Außerdem möchte ich auch meine Erfahrungen weitergeben und vielleicht auch anderen damit ein bisschen helfen. Ich hoffe das hier zu finden.
Ich entschuldige mich falls euch der Text zu lang war und werde mal ganz in alter Reddit-Manier (ich liebe Reddit^^) ein TL;DR (Too Long; Didn't read) hinten dran hängen falls euch das was sagt^^
Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank im Vorraus.
rhett
TL;DR:
mit 16 angefangen zu kiffen, darauf hängen geblieben,
Job zwar ok aber Freunde verloren, Familie vernachlässigt, vereinsamt,
gemerkt es geht so nicht weiter, den Entschluss gefasst aufzuhören
und nun auf der Suche nach Gleichgesinnten zur gegenseitigen Unterstützung.