Cannabis Sucht...und sie lässt mich nicht los

  • hi,
    nur nicht runterziehenlasse.
    sei froh wenns scherfällt mal, daß es "nur" kiff is.

    da gibts andere leute (auch mich), die ham richtig harten scheiß am arsch.
    aber es geht auch nur arschbacken zusammenklemmen!

    -so genug anale phase-

    nach paar wochen ist es langweilig dran zu denken, wirst sehn.

    grü

  • Hi Oryx,

    ja, wahrscheinlich bin ich von allen Leuten der Glücklichste, dass es "nur" Kiffen war. Und selbst dieses Zeug kann (entsprechendes vorheriges Konsummuster vorausgesetzt) zumindest bei mir doch recht harten Suchtdruck erzeugen. Möchte mir gar nicht vorstellen wenn ich nach Koks oder Opiaten süchtig geworden wär...das wär bestimmt bitter geworden.

    Morgen ist mein nächstes Gespräch, ich werde dann berichten.

    Grüße

  • Hi zusammen,

    also erstmal muss ich sagen, dass diese Verhamlosung mit "nur kiff" mir manchmal kräftig gegen den strich geht. Gut es macht in dem Sinne nicht körperlich abhängig, somit sind die Entzugserscheinungen meist psychischer Natur. Jedoch lässt sich über eine klare Trennung von Körper und Psyche auch noch diskutieren.

    Ich selber habe 10 Jahre Hardcorekiffen hinter mir, habe mir dadurch so ziemlich alles versaut was man sich versauen kann. Muss dazu sagen, dass ich vorher schon massive psychische Probleme hatte, gegen die ich in der Zeit immer angekifft habe.

    Einerseits denk ich mir, ich habe meine Jugend verschenkt und das auch noch teuer bezahlt. Andererseits auch viel erlebt, was ich in anderen Kreisen vielleicht nicht erlebt hätte. Zum Glück bin ich nur beim Kiffen geblieben und meist, wenn mein Freundeskreis mit härterem angefangen angefangen hat, hab ich die Kontakte eingeschränkt und mir neue Leute gesucht. Hab aber sehr viele richtig böse abschmieren gesehen. Ich hab auch oft probiert aufzuhören, jedoch brach dann immer meine Psyche weg. Folge: Klinik --> danach zwar wieder hochkiffen um wieder leistungsfähig zu werden.

    Man kann die zehn Jahre mit einem einzigen Parabelflug vergleichen. Nun endlich hab ich begriffen, dass nicht das Kiffen das eigentliche Problem war, sondern die Symptome gegen die ich angekifft habe. Und klar die Sucht. Ich hab doch zu höchstzeiten bis zu 4-5 gramm am Tag geraucht. Und auch bei den Sorten musste ich immer weiter steigern.
    12-13 Euro das gramm waren da keine Seltenheit. Und das in Holland.

    Naja nun kiff ich seit 44 Wochen nicht mehr. Und doch träum ich regelmäßig davon und das äußerst realistisch. Dran denken tu ich auch sehr oft. Suchtdruck ist immer vorhanden. Da brauch ich nur im Park an jemandem vorbeigehen der ne Tüte raucht. Dann hab ich Gedankenkirmes den ganzen Abend.

    und @ Oryx: dran denken wird nicht langweilig, dran denken wird quälend und das je länger es andauert.

    @ firestarter

    Zitat

    Wenn ich glücklicher mit mir selbst gewesen wäre, dann hätte ich nicht so übertrieben. Vielleicht könnte ich dann heute mit Cannabis so umgehen wie mit Alkohol: vernünftig.

    Unterschreib ich sofort. Klingt für mich auch nicht annähernd klischeehaft.
    Nur nicht der Gefahr erliegen und in Momenten wo man lange Zeit glücklich ist, wieder einen Versuch zu starten.

    Aber das hast du ja selbst erkannt.

    Zitat

    1. Ich habe den Konsum nicht unter Kontrolle. Ich kann nicht aufhören wann ich will, einmal Kiffen ist für mich gleichbedeutend mit wieder komplett anfangen.

    Ich wünsch dir auf jeden Fall viel Glück auf deinem weiteren Weg. Und gutes gelingen bei der Beratungsstelle.

    LG
    Mirko

  • Zitat von dissolution;84284

    Hi zusammen,

    also erstmal muss ich sagen, dass diese Verhamlosung mit "nur kiff" mir manchmal kräftig gegen den strich geht. Gut es macht in dem Sinne nicht körperlich abhängig, somit sind die Entzugserscheinungen meist psychischer Natur.

    Das stimmt wohl, die meisten Leute die unsere Erfahrungen jetzt nicht gemacht haben können sich das gar nicht vorstellen WIE süchtig man nach dem ach so harmlosen Kraut werden kann. Ist ne Droge wie jede andere auch...und wer das Zeug verharmlost der zeigt nur wie naiv er ist.

    Wenn ich "nur Kiff" sage, dann sage ich das weil ich meinen obsessiven Ganz-oder-Gar-Nicht-Charakter kenne und davon ausgehen muss, dass andere Drogen (beispielsweise die sehr süchtig machenden Opiate oder auch einfach nur Alkohol) mein Untergang gewesen wären. Ehrlich.

    Außerdem verstehe ich nicht warum psychische Sucht immer als harmlos bezeichnet wird: Psychische Sucht IST das, was wir Sucht nennen. Die läppischen körperlichen Entzugssymptome sind nach ein paar Wochen, vielleicht sogar schon ein paar Tagen ausgestanden.
    Was uns wieder zurücktreibt ist unser umprogrammiertes Hirn --> psychische Sucht. Als Beispiel sei die Glücksspielsucht erwähnt: Die ist überhaupt nicht substanzgebunden (also überhaupt nicht körperlich), und trotzdem richten sich damit manche Leute zugrunde.

    Zitat von dissolution;84284

    Hab aber sehr viele richtig böse abschmieren gesehen.

    Ich auch. Und dabei hat keiner von denen Opiate genommen. Du glaubst gar nicht wie sehr man sich mit Pillen und Pülverchen selbst verdummen kann.

    Zitat von dissolution;84284

    Ich hab auch oft probiert aufzuhören, jedoch brach dann immer meine Psyche weg.

    Ich habe auch oft versucht aufzuhören. Teilweise habe ich 6 Monate jeden Tag gesagt "Morgen hörst du auf!", um dann am Folgetag abends wieder was zu kaufen und dabei zu denken "Nagut, heute noch einmal, aber morgen hörst du dann wirklich auf!" Und ich wusste genau wie ich mich selbst belogen habe...nur war es mir leider scheissegal, denn es war so bequem:

    Ich hatte gute Vorsätze und konnte trotzdem jeden Tag Kiffen. :23:


    Echt geil wie man sich selbst belügen kann!

    Zitat von dissolution;84284

    Nun endlich hab ich begriffen, dass nicht das Kiffen das eigentliche Problem war, sondern die Symptome gegen die ich angekifft habe.

    Oh ja, diese Erkenntnis habe ich ebenfalls noch nicht lange.

    Zitat von dissolution;84284

    Naja nun kiff ich seit 44 Wochen nicht mehr.

    Schön.


    Zitat von dissolution;84284


    Und doch träum ich regelmäßig davon und das äußerst realistisch. Dran denken tu ich auch sehr oft.

    Kenn ich. Ich ziehe an ner fetten Tüte, ich werde herrlich breit, auf einmal denke ich, verdammt, du wolltest doch aufhören, und dann schrecke ich Bett hoch: Puuuh, es war nur ein Traum:D


    Zitat von dissolution;84284


    Nur nicht der Gefahr erliegen und in Momenten wo man lange Zeit glücklich ist, wieder einen Versuch zu starten.

    Genau da liegt die ganz große Gefahr. Ach, mein Leben ist doch super, ich krieg alles auf die Reihe, einmal Kiffen schadet nicht, die anderen machens doch auch und kommen klar blabliblub...PFUI! NIE WIEDER! Es geht nicht anders wenn man sich wirklich ändern will.

    Zitat von dissolution;84284


    Ich wünsch dir auf jeden Fall viel Glück auf deinem weiteren Weg. Und gutes gelingen bei der Beratungsstelle.

    Danke, das wünsche ich dir auch.

    Grüße

  • Also den Satz das es nach na Weile langweilig wird drüber nachzudenken find ich ehrlich gesagt falsch. Das hab ich noch nie gehört, im Gegenteil, selbst für Leute die schon seit sehr langer Zeit aufgehört haben, tun sich schwer über Ihre alte Substanz nachzudenken und bekommen hier und da mal wieder suchtdruck.


    Ich denke man sollte sich strategien überlegen wie man am besten mit solchen situationen umgehen kann. Bei mir ist es auch relativ kritisch zur zeit, der Suchtteufel hat mich wieder dahin gebracht, das ich das Kiffen verharmlose und wieder bei dem "komm einer geht" usw. shit angekommen bin. Ja, ich wünsche mir zur Zeit nichts so sehr wie einen durchziehen zu dürfen, nach 9,5 Monaten abstinenz nur ein letztes Mal noch, aber die Angst ist noch größer, die Angst das alles umsonst war etc.. Ich träume soagr Nachts davon und im Traum fühl ich mich schlecht weil ich im Traum gekifft habe, und dann will ich im traum süßigkeiten essen und denk mir oh nein das macht spass das ist verboten dann fällt mir ein es sind ja nur süßigkeiten. Im ersnt das hab ich heute nacht geträumt :winking_face: und zeigt mir wie giereig ich wieder bin. Ich merke schon das es langsam über mich kommt und das ich kurz davor bin. Ich hoffe das es einen anderen weg geben wird der mich glücklich machen kann, den gibt es bestimmt, nur ob ich den erreiche ist ne andere Frage. Ich hoffe das ich nur lange genug aufhören muss und sich alles nach na weile wieder zum guten wenden wird...

  • Zitat von Chefkoch³;84310


    Ich denke man sollte sich strategien überlegen wie man am besten mit solchen situationen umgehen kann.

    -Alle Gründe auf einen Zettel aufschreiben, warum man die Scheisse sein lassen will. Diesen Zettel auswendig lernen.

    -Freunden Bescheid sagen, dass man sie anruft wenn man kurz davor ist schwach zu werden (Man hat sie natürlich vorher geimpft, was sie einem dann am Telefon sagen sollen.)

    -Den Ort wo gekifft wird verlassen.

    -Seinem Dealer in die Fresse hauen oder ihm ins Gesicht spucken. Das hilft garantiert. Nein, Spaß (Spaß!? :2:) beiseite, ich hab einfach seine Telefonnummer gelöscht und mir so die Kontaktaufnahme erschwert.

    -Sport treiben.

    Zitat von Chefkoch³;84310


    ...hat mich wieder dahin gebracht, das ich das Kiffen verharmlose und wieder bei dem "komm einer geht" usw. shit angekommen bin.

    LoL, na wenigstens bist du dir des "komm einer geht"-Shit bewusst.

    Zitat von Chefkoch³;84310


    Ja, ich wünsche mir zur Zeit nichts so sehr wie einen durchziehen zu dürfen, nach 9,5 Monaten abstinenz nur ein letztes Mal noch, aber die Angst ist noch größer, die Angst das alles umsonst war etc..

    Die Angst? Wohl eher die Gewissheit. Ich wiederhole es noch einmal für uns beide (ja, auch bin schwach und muss es mir immer und immerwieder eintrichtern):

    "Einmal Kiffen geht nicht! Punkt."

    Du weisst das, ich weiss das, alle hier wissen das. Es ist bloss so verdammt schwer zu akzeptieren, nicht wahr?

    Zitat von Chefkoch³;84310


    Ich merke schon das es langsam über mich kommt und das ich kurz davor bin.

    Dann tu was dagegen! Das ist ne ernste Sache und nichts was man ignorieren darf oder wo man untätig bleiben kann.


    Zitat von Chefkoch³;84310


    Ich hoffe das es einen anderen weg geben wird der mich glücklich machen kann, den gibt es bestimmt, nur ob ich den erreiche ist ne andere Frage.

    Klar gibt es den Weg. Was meinst du wie glücklich du wärst mit nem großen Freundeskreis, wo du immer nette Leute um dich herum und immer was zu tun hast?
    Wenn du glaubst, dass du deinen Weg zum Glück nicht erreichen wirst, dann ist das die falsche Einstellung.

    Meine Einstellung sieht ganz anders aus: meine Welt wird so aussehen wie ich es will. Ich lass die Scheisse aus der Vergangenheit einfach los und mach mir ein schönes Leben.

    Zitat von Chefkoch³;84310


    Ich hoffe das ich nur lange genug aufhören muss und sich alles nach na weile wieder zum guten wenden wird...

    Dann lies noch einmal meinen ganzen Thread durch. Lange Abstinenz allein hilft nicht, es kann dich jederzeit wieder packen. Du musst es zusätzlich noch aufarbeiten und zu einer Einsicht gelangen, es einsehen.

    Tretet mir einfach kräftig in den Hintern, wenn ich zu sehr klugscheisse, aber solche Beiträge zu verfassen hilft mir irgendwie auch *grins*

    Viele Grüße, bleibt stark

  • Ach was, die sache is halt, das es auch mal hilft sich auszukotzen, ich mein besser im Forum rumjammern als wieder anzufangen oder ;)? Dafür gibts doch solche Foren... oder ist das Forum nur da um die Bibel runterzubeten und zu sagen, was man alles für tolle Vorsetze hat und wie stark, ehrgeizig, brav, tugendhaft man doch geworden ist.
    Ich bin hier um mal tacheles zu reden und nicht um zu erzählen wie geil es mir doch geht nachdem ich aufgehört habe, und das ich mein Leben tierisch genieße und ihr das nur mal so wissen sollt, dazu brauche ich kein forum. Nebenbei bemerkt: Es hilft mir auch mal die "einfachen" Dinge -die garnicht immer so klar sind- wieder gesagt zu bekommen, Firestarter

    p.s.: "Einmal Kiffen geht nicht! Punkt."

    Ich denke da immer eher so an einige Wochen schön was räuchern und dann wieder ganz gechillt aufhören und wieder weiter machen mit dem cleanen leben... lol

    der witz ist: ich denk das echt :winking_face:

    jute nacht

  • Guten Morgen,

    Zitat

    Ich denke da immer eher so an einige Wochen schön was räuchern und dann wieder ganz gechillt aufhören und wieder weiter machen mit dem cleanen leben... lol

    genauso hab ich noch lange nach meiner therapie gedacht. ich weiss gar nicht wie oft ich rückfällig war, ob mit Hasch, Alk, Heroin oder Benzos. 2-3 tage oder ne woche...habs ZUM GLÜCK geschafft immer wieder "gechillt" aufzuhören...naja, jetzt denk ich mir, das dies ein ziemlich blöder gedanke ist.denn was kostet mehr kraft, zeit und arbeit, als wieder da rauszukommen? und das nur für ein kurzfristiges "schönes" gefühl? neee, das ist für mich mittlerweile echt mühsig, hab da kein bock mehr drauf, denn dieser kreislauf bringt nix.hab mich in dieser zeit gar nicht auf anderer ebene im leben weiter entwickelt da ich immer mit beschäftigt war wieder klar zu kommen. ich weiss das es auch andere dinge gibt im leben und diese will ich erleben und deshalb verschwende ich nicht mehr meine zeit mit "mal was machen" und "wieder aufhören"! was klar ist das ich mich schon immer damit beschäftigen muss, denn wie schon gesagt, der suchtdruck kann immer wieder kommen...

    LG pInK

  • Namaste zusammen;

    ich meld mich auch mal wieder:

    Bin heute VIER MONATE Rauch & Rauschfrei - keine Kippen, kein Kiff: no stinking - no (brain)siff....lol.

    Da ich ja meine harten Substanzen schon länger entzogen habe & das Kiffen erstmal so nebenbei bleiben ließ ( um mich bein Tabakentzg nicht zu bescheißen und zu triggern) kämpfe ich meinen Kampf bewußt auf der NikotinEbene; ich hab das große Glück, dass mir der Kiff nicht fehlt!Hab wahrscheinlich DEN Zeitpunkt erwischt und die Umstände passen auch.

    Das NichtMehrRauchen von Nikotin führte dazu, dass ich mir endlich eingestand, wie wichtig ich mir bin; wie wichtig mir meine Gesundheit dann doch ist & was ich in den letzten Jahren alles erreicht habe.

    Meine Familie akzeptiert mich wieder; ich hab nen kleinen, aber sehr feinen Freundeskreis & ich kann wieder in den Spiegel schauen - und der hängt an der Wand !.....*ggg*.

    Ich habs geschafft, über Jahre hinweg, mir treu zu bleiben - wenn ich mal kurz eingeknickt bin, stand ich wieder auf & hab definitiv was draus gelernt...

    Ich habe mich wieder - ohne Angst - auf Liebe eingelassen; Ich traue mich wieder, etwas zu rsikieren: Und zwar im Leben - nicht am Zoll. *müdegrins*.

    Kurz: Ich hab es gelernt, mich wieder selbst zu lieben.Dadurch fällt es leicht, andere zu lieben etc....
    Der Kreislauf, der uns in die Sucht trieb, er läßt sich auch umkehren:
    Mit vielen kleinen Schritten, bewußt getan, setzt sich eine positive Kette in Bewegung & immer wieder stellt man fest: Ey - es geht doch !!!

    Ich warte jetzt nich unbedingt darauf - aber es ist mir klar, daß mich der Suchtteufel auch mal wieder beehren wird; und, weil er ne subtile Drecksau ist, wird er es tun, wenn mir das Lächeln grad mal eingefroren im Gesicht hängt...
    Okay - aber mit meinen Bildern, mit dem, was ich verinnerlicht & gelebt habe, WEIß ich:

    ES GIBT FÜR MICH BEI KEINER DROGE MEHR EIN 'EINZIGES' MAL !!!

    Mit ein wenig Glück & weiterer Bewußtseinsarbeit erreiche ich mit den Drogen den Level, den ich beim Alkohol schon seit 10 Jahren habe: Nee - nix für mich !!! Danke.

    Leute. Keep fighting...Ganesha.

  • Mahlzeit,

    ich war heute wieder bei der Beratungstelle gewesen. Im heutigen Gespräch ging es um meine Zielformulierung, meine Familie (insbesondere meinen Vater) und Freunde.

    Meine Ziele hatte ich weiter oben im Thread schon genannt (s.o.), die habe ich heute mitgeteilt.

    Auf die Frage, ob mir klar sei wie stolz ich auf mich sein kann (Fangfrage ;)!!!), antwortete ich, dass ich hauptsächlich stolz bin so lange abstinent zu sein und dass ich es trotz Verlockungen immer noch bin.

    Das war offenbar nicht die erwartete Antwort, der Psychotherapeutin ging es eher darum, dass ich mich von meiner Einstellung selbst verändert habe. Das habe ich zwar, und bin mir dessen auch bewusst, aber ich will ehrlich bleiben: Das Thema ist für mich aktuell und ich komm nicht aus Spass an der Freud zu diesen Gesprächen, sondern weil ich mich meinen Unzulänglichkeiten stellen will. Und meine innere Einstellung hat erst gerade angefangen sich zu verändern. So langsam sehe ich es ehrlich ein, vor ein paar Monaten, vielleicht sogar Wochen war ich einfach nur ein abstinenter Hardcore-Kiffer. Mittlerweile verwandele ich mich langsam in einen Für-immer-Aufhörer. Das ist das was ich ehrlich von mir denke und das ist das, was zählt.

    Als ich meine Ziele mitgeteilt habe, meinte sie dass ich vielleicht etwas verbissen an dieses Thema rangehe: Dem halte ich entgegen dass ich halt wirklich richtig süchtig bin, und dass es für eine Person wie mich wichtig ist, die Sucht systematisch zu bekämpfen. Ich brauche einen Plan. Ich halte meinen Weg für gut und richtig (1.Sucht kontrollieren 2. Sucht aufarbeiten 3. Persönlichkeit entwickeln), und sehe keinen nachvollziehbaren Grund, es anders zu versuchen.

    Ich fühle dass ich auf einem guten Weg bin. So war es noch nie vorher.

    Sie meinte dass Verbissenheit leicht wieder zu einem Rückfall führen kann. Mag sein (ich sag jetzt aber mal frech das ist mir herzlich egal denn ich fühle mich gut), aber auf der anderen Seite will ich diese Aufarbeitung der ganzen Scheisse einmal für mich durchziehen und dann die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen. Ich will es diesmal wirklich hinter mich bringen. Loslassen. Nicht mehr darüber nachdenken. Und mein Leben leben. Mich weiter entwickeln.

    Sie fragte mich, was mich glücklich macht. Und ich antwortete Freunde. Und sie fragte natürlich: Warum? (Außerdem hat sie mich gebeten hier einmal aufzuschreiben was Freunde für mich bedeuten)

    Grundsätzlich:
    Ich glaube dass das Leben erst durch Interaktion mit anderen Menschen lebenswert wird.
    Was wäre ein Mensch, der sein ganzes Leben einsam ist? Verdammt unglücklich!
    Sie unterstellte mir so ein bisschen, dass ich die Freunde dafür haben will, um mich von meiner Sucht abzulenken, ich glaube nicht dass ich ihr im Gespräch klar gemacht habe, wie ich es wirklich meine: Ich meine Freunde und Partner sind genau so essentielle Bestandteile des Lebens wie Luft zum Atmen oder Wasser zum trinken.
    Ich würde sagen Beziehungen zu anderen Menschen, nennen wir sie einfach mal "Liebe", sind einer der drei Grundpfeiler des menschlichen Lebens: Gesundheit, Liebe, Beruf.

    Persönlich:
    Viele Freunde zu haben bedeutet

    -jederzeit allerlei Aktivitäten unternehmen zu könne, sei es Sport, feiern gehen, in die Bar einen trinken, Kino, grillen was weiss ich. Ich bin gerne mit Menschen zusammen mit denen ich mich gut verstehe und mit denen ich eine gute Zeit habe. Das ist optimal genutzte Zeit.

    -jemanden zu haben mit dem man über Probleme reden kann. Der mit einem Höhen und Tiefen erlebt.

    -vielleicht bedeutet es auch eine gewisse Art von Ruhe, Gewissheit, Selbstbestätigung-->da ist jemand, dem du etwas bedeutest. Es ist schön geliebt zu werden.

    Diese ganzen Zeilen schreibe ich übrigens heftigst angesäuselt von der Volksdroge Alkohol, hab gerade mit Freunden in einen Geburtstag reingefeiert: Jaja, Grillen und ne Kiste Bier.

    gerade werde ich müde, morgen oder übermorgen gehts weiter...

    Gute Nacht, bleibt stark

  • ...und weiter gehts:

    Mein Vater war ebenfalls ein Thema. In meiner Kindheit hat er mir relativ wenig Aufmerksamkeit geschenkt, und die Frau meinte das wäre ein typisches Merkmal von Leuten, die eine starke substanzgebundene Sucht haben. Man würde dann als Pubertierender suchen, nach irgendetwas um sein Leben zu füllen (oder so ähnlich).

    --------------------------------------------------------------------------------
    Kleine Anmerkung zwischendurch: ich werde der guten Frau den kompletten Thread ausgedruckt mitbringen beim nächsten mal. Und ich mache mich frei davon ihr irgendwie gefallen zu wollen indem ich andauernd mit ihrer Meinung konform gehe.
    Ich bin aber natürlich offen für alle Gedanken und setze mich auf jeden Fall kritisch mit Ihnen auseinander. Mehr aber auch nicht. Ich denke das, was ich denke.
    ------------------------------------------------------------------------------

    Ich bin übrigens kein großer Freund dieser "Alles liegt in Ihrer Kindheit begründet weil sie zu wenig Liebe erfahren"-Erklärungsversuche:
    Jeder ist seines Glückes Schmied, wie der Volksmund so treffend sagt. Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich. Die Kindheit ist mit Sicherheit ein Faktor, der einen beeinflusst, aber ich denke nicht daran irgendwem anders als mir selbst die Verantwortung für mein Tun in die Schuhe zu schieben.

    Ich allein habe mit dem Cannabis übertrieben. Ich allein habe mich in einer sehr wichtigen Phase meiner Persönlichkeitsentwicklung (Pubertät) dafür entschieden, breit auf ner Couch Playstation zu zocken und das echte Leben zu verpassen.

    Ich möchte an dieser Stelle noch einmal ein bisschen ausarbeiten, was statt der Drogenzufriedenheit in mein Leben treten soll: Gesunde Selbstzufriedenheit.

    Es ist noch gar nicht so lange her, da war ich sehr unzufrieden mit mir. Das hat sich geändert bzw. ist dabei sich zu ändern. Wenn ich hundertprozentig zufrieden wäre würde ich euch hier natürlich nicht langweilen oder zur psychotherapeutischen Beratungstelle gehen. Wie erreiche ich nun gesunde Selbstzufriedenheit?

    1.Zunächst einmal den ganzen Drogenscheiss hinter mir lassen. Aufhören, den verlorenen Jahren hinterherzuheulen und darüber nachzudenken, was man alles besser hätte machen können. Das Leben geniessen, im Hier und Jetzt leben. Nicht zuviel planen.

    2.Mein Studium läuft supi, ich werde trotz meiner verkifften Jahre ein Huchschulstudium erfolgreich absolvieren, was für mich persönlich sehr wichtig ist. Denn dies wird mir eine hohe Zufriedenheit geben. Mit sich selbst zufrieden sein weil man seinen Traumberuf ausüben kann, nachdem man ein schweres Studium gemeistert hat. Finde ich einen schönen Gedanken.

    3.Nochmal zum Thema Freunde (entschuldigt die Gedankensprünge aber ich schreib hier keinen Aufsatz :2::frowning_face:
    Freunde geben mir Zufriedenheit, weil ich davon überzeugt bin, dass der Mensch ein Herdentier ist. Einsamkeit habe ich lange genug erlebt, es gab da mal zwei Jahre in absoluter Kiff-Isolation in meiner alten Studienstadt, um zu wissen dass sie mich unglücklich macht.

    4.Was mich ebenfalls glücklich macht ist Sport, genauer gesagt Fitnesstraining. Ich finde es irgendwie ansprechend gerade bei Ausdauertraining diesen Kampf gegen sich selbst zu führen und zu gewinnen. Das Gefühl, ne Stunde mit Puls 160 ausgehalten zu haben ist einfach geil. Auch Krafttraining gibt mir ein sehr gutes Körpergefühl, ich mag es fit zu sein.


    Und damit bin ich für heute am Ende meiner geistigen Ergüsse...

    Viele Grüße

  • Zitat von firestarter;84449

    ...und weiter gehts:

    Mein Vater war ebenfalls ein Thema. In meiner Kindheit hat er mir relativ wenig Aufmerksamkeit geschenkt, und die Frau meinte das wäre ein typisches Merkmal von Leuten, die eine starke substanzgebundene Sucht haben. Man würde dann als Pubertierender suchen, nach irgendetwas um sein Leben zu füllen (oder so ähnlich).

    Ich bin übrigens kein großer Freund dieser "Alles liegt in Ihrer Kindheit begründet weil sie zu wenig Liebe erfahren"-Erklärungsversuche:
    Jeder ist seines Glückes Schmied, wie der Volksmund so treffend sagt. Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich. Die Kindheit ist mit Sicherheit ein Faktor, der einen beeinflusst, aber ich denke nicht daran irgendwem anders als mir selbst die Verantwortung für mein Tun in die Schuhe zu schieben.

    Ich allein habe mit dem Cannabis übertrieben. Ich allein habe mich in einer sehr wichtigen Phase meiner Persönlichkeitsentwicklung (Pubertät) dafür entschieden, breit auf ner Couch Playstation zu zocken und das echte Leben zu verpassen.

    Das sehe ich allerdings anders: Klar hast du dich dafür entschieden, aber wie du weißt gibt es sowetwas wie Kausalität; die frage ist halt, warum hast du dich dafür entschieden? Warum sind manche Menschen so motiviert und andere so unmotiviert? Warum schmeissen manche ihr leben einfach weg und warum schaffen es andere ihr leben so herrlich zu nutzen, ein erfülltes und wunderbares Leben zuführen. Warum bringen sich manche Menschen um? Keiner Sucht sich sein Schicksal aus, klar gibt es Menschen die tun auch nichts dafür das es Ihnen besser geht, aber die Frage ist halt warum, das es nicht gut für einen ist jeden tag zu Kiffen oder Heroin zu nehmen weiß JEDER und trotzdem tun es Menschen, weil sie keine reale altenrative für sich sehen, weil sie ihr Leben nicht auf die reihe kriegen, obwohl sie es sich so sehr wünschen. Jeder ist seines Glückes schmied ist strenggenommen eine Verleugnung der Kausalität, was gerne von Menschen behauptet wird, die erfolgreich sind und die für die anderen die sich so "hängen lassen" kein Verständnis haben, weil sie es selber von sich nicht kennen, dabei sind jene einfahc Menschen die mehr glück gehabt haben in ihrer familiären Biographie. Auf der anderen Seite wird es auch gerne von Menschen geleugnet, die gerne mit der Vorstellung leben sie seien völlig frei und alles was früher war sei doch im grunde völlig egal, jeder Mensch könne alles erreichen, und alles ist machbar... Ich sage schwachsinn! ich gebe zu das ist das wir möchten, aber eben nicht mehr! Das ich 10 Monate nicht gekifft habe, liegt natürlich auch in der Kausalität begründet, ich hab eben nicht soo krass verkackt wie anderen, das es für mich unmöglich wär da wieder rauszukommen, aber es gibt durchaus Menschen für die ist das unmöglich, hätte ich etwas mehr pech gehabt, wäre ich heute einer von ihnen. Ich könnte hierzu noch eine Menge schreiben, aber ich denke es sollte einleuchtend sein was ich meine, und ich sage dir: JEDER der mehrere Jahre gekifft hat oder allgemien Drogensüchtig war, findet eine wichtige Ursache dafür bei seinen Eltern. Das ist psychologisch völlig unumstritten, du wirst keinen Psychologen finden der da anderer Meinung ist, das Verspreche ich dir!!
    Gerade die Tiefenpsychologie sieht im Grunde alles in der familiären Biographie begründet. Ich habe mehrere Bücher von Adler gelesen, aber auch durch meine Therapie und die interaktion mit den anderen Patienten hat eindeutig gezeigt das die familiäre Biographie der Dreh-und-Angelpunkt ist. Problem ist halt das viele davon nix hören wollen. Man will lieber eine konkrete Anleitung wie man sich verhalten soll, die man dann einfach befolgen muss und alles wird gut, aber soetwas gibt es nicht, leider.
    So ne Therapie ist wahrscheinlich auch nicht jedermanns Sache, für viele sind die inhalte so belastend dass sie lieber abbrechen.

    Ich finde deine Einstellung aber gut, dass du dich davon befreist deiner Therapeuin zu gefallen und ihre Meinung nicht einfach annimmst, nicht alles was dir ein Therapeut sagt ist zutreffend. Nciht selten ist es aber zutreffend, das sollte man auch nicht vergessen.

    Jeder Mensch hat ein festes Schicksal -Kausal-philosophisch- betrachtet , man ist im Prinziep determiniert, indem man immer schon das ist, was man seien könnte, aber, in dem man kämpft, ist man schon in seinem Schicksal, man hat es zwar nicht selber determiniert, aber dennoch habe ich das was ich unter glück in diesem zusammenhang verstehe, selber erfochten: Siehe da, ich hatte Glück, ich bin des Kampfes fähig, das ist aber nicht jeder, und keiner ist gerne Unfähig... Ich denke das was ich eigentlich schreiben will sprengt den rahmen dieses Forums bei weitem, villeicht hätte ich garnicht erst damit anfangen sollen, weil ich viel weiter ausholen müsste, es passt nur sogut zu dem was du geschrieben hast... ich denke das die meisten die sich intensiv über determinismus/freiheit gedanken gemacht haben verstehen sollten was ich meine.

    Also kämpft weiter, dann ist es auch euer Schicksal das ihr dazu inder Lage seit, und somit das ihr in der lage seit zu gewinnen.

  • Zitat von Chefkoch³;84454

    Auf der anderen Seite wird es auch gerne von Menschen geleugnet, die gerne mit der Vorstellung leben sie seien völlig frei und alles was früher war sei doch im grunde völlig egal, jeder Mensch könne alles erreichen, und alles ist machbar... Ich sage schwachsinn!

    Das wäre dann ja ich :2:

    Natürlich ist meine Drogengeschichte nicht "völlig egal" für die Zukunft (man beachte meine aktuellen Aktivitäten), aber ich halte sie trotzdem für etwas, was ich hinter mir lassen kann.

    Zitat von Chefkoch³;84454


    Jeder Mensch hat ein festes Schicksal -Kausal-philosophisch- betrachtet , man ist im Prinziep determiniert, indem man immer schon das ist, was man seien könnte, aber, in dem man kämpft, ist man schon in seinem Schicksal, man hat es zwar nicht selber determiniert, aber dennoch habe ich das was ich unter glück in diesem zusammenhang verstehe, selber erfochten: Siehe da, ich hatte Glück, ich bin des Kampfes fähig, das ist aber nicht jeder, und keiner ist gerne Unfähig...

    Der Gedanke der Determiniertheit passt mir gar nicht. Denn er verweigert dem Menschen irgendwie die Fähigkeit, sich selbst aktiv weiterzuentwickeln. Alles steht schon fest weil dein Papa gemein zu dir war...Nene

    Ich denke wer selbstkritisch an sich arbeitet, offen für Gedanken von anderen ist, wird sich immer weiterentwickeln können, neue Ansichten gewinnen können, EGAL welche Geschichte er hat.

    Ich erkenne die prägende Phase der Kindheit wie im obigen Text schon geschrieben, als beeinflussenden Faktor an, nicht aber als Grund. Ich bin nicht fremdbestimmt, ich allein bestimme wo es lang geht. Es ist so praktisch und bequem, die Verantwortung für sein eigenes, verwerfliches (:2:) Tun auf die pösen pösen Eltern abzuwälzen. Dann muss man gar nicht anfangen bei sich selbst nach Fehlern zu suchen, man kann ja schließlich eh nichts dafür.

    Gehen wir noch einmal in die frühste Phase meines Konsums:
    Ich habe angefangen aus Neugier, wollte dazugehören. Und auf einmal gehörte ich dazu. Das hat mir gefallen. So gut gefallen, dass ich mich irgendwie sehr da reingesteigert habe. Ich hab mich damals mit meinen Freunden leider sehr gut ergänzt, die Kifferei wurde langsam aber sicher unsere Hauptfreizeitbeschäftigung.

    Was mich noch einmal zum Grund bringt: Wenn ich so nochmal drüber nachdenke, dann ist vielleicht der Grund für all dies meine Bequemlichkeit, mein Unwollen unangenehme Sachen anzugehen und daran zu wachsen. Is ja auch viel problemloser und vor allem spaßiger, gemütlich ne Tüte zu Kiffen, als Konflikte zu lösen...und die Zufriedenheit wächst mit jedem Atemzug *hust*

    Und ja, das ist vielleicht ein weiterer Punkt, der an Stelle des Dopes treten sollte: Die generelle Fähigkeit Konflikte/Probleme zu bewältigen. Problemlösungsbewusstsein sowie die dazu benötigten Fähigkeiten.

    Damit meine ich einfach mal alles was einem nicht passt.
    Seien es nur die unangenehmen Tätigkeiten im Studium, wie zum Beispiele eigene Arbeiten vor hundert Leuten präsentieren, oder sogar richtige Lebenskrisen wie das Ende einer langjährigen Beziehung oder der Tod eines lieben Menschen.

    Wie geht man mit Problemen um?

    Zum Beispiel mit Freunden drüber sprechen. Oder einfach mal damit beginnen und sich den Problemen zu stellen.

    Diesen Gedanken werde ich mal ein wenig verfolgen, bis die Tage

    Grüße

  • Hi,

    und wieder springe ich zurück zur Frage: Was soll die Stelle von Cannabis einnehmen?

    Um ehrlich zu sein habe ich bisher hauptsächlich auf der Seite gesucht, die ich aktuell als positiv einschätze. Also Freunde, Erfolg im Beruf/Ausbildung, Gesundheit usw.

    Ich habe ganz vergessen, auf der Seite zu gucken, die ich momentan (noch) nicht so erstebenswert finde:

    Denn eigentlich befinde ich mich noch in den Denkmustern eines Hardcorekiffers. Ich bin schon lange abstinent und arbeite an meiner inneren Einstellung, trotzdem ist die Droge für mich weiterhin erstrebenswert (ich will immer ehrlich zu mir selbst bleiben).

    Warum ist/war diese Droge so erstrebenswert für mich?

    Weil ich mich mit ihr so bequem von der (nicht immer angenehmen) Wirklichkeit zurückziehen konnte.

    Ich glaube meine Anfangsmotivation war es überhaupt nicht, meine Probleme mit dem Zeug zu lösen. Es war die Neugier, die Gruppendynamik, das subjektiv positive Erlebnis der Drogenwirkung, die eigene Unsicherheit und ja, vielleicht auch ein kleines Stückchen Hedonismus das mich immer enger an das Zeug gebunden hat.

    Aber mit der Zeit, in einer Phase wo man eigentlich seinen Charakter ausformen sollte (Pubertät), nutzte ich die Kifferei als Alternative zu "unangenehmen Tätigkeiten".

    Mit unangenehmen Tätigkeiten will ich jetzt einfach mal alle Tätigkeiten nennen, die ich nicht hundertprozentig gern gemacht habe. Und wenn es nur neue Leute kennenlernen war. Oder Sport machen. Oder sich ernsthafte Gedanken über die Zukunft und sich selbst zu machen.

    Wie ich das meine? Nun, beispielsweise mit (mir unbekannten) Freunden eines Kumpels und meinem Kumpel auszugehen erfordert persönlichen Einsatz. Ich muss meinen Arsch hochkriegen, Leute kennenlernen.

    Alternative: Kiff dir doch einen mit deinen Kifferkumpels, ist bequem und du brauchst null persönlichen Einsatz, um zufrieden zu sein.

    Dieser Fall soll jetzt mal sinnbildlich für mein gesamtes Verhalten sein.

    Ich denke ich habe irgendwann angefangen alles subjektiv Unangenehme zu meiden, und stattdessen einen zu Kiffen. Kiffen als Unangenehmes-Vermeid-Strategie. Das dabei die persönliche Entwicklung zu kurz kommt, dürfte auf der Hand liegen: Man wächst schliesslich hauptsächlich an den nicht so einfachen Sachen im Leben. Wenn man stattdessen immer kifft, wächst man auch nicht weiter.

    Letztendlich brauche ich also an der Stelle des Cannabis die Fähigkeit, mich unangenehmen Tätigkeiten, Problemen, endlich zu stellen und sie zu bewältigen. Nicht den einfachen, breiten Weg zur Zufriedenheit einzuschlagen, sondern stattdessen die Probleme anzupacken, sie zu lösen und daraus meine Zufriedenheit zu gewinnen.

    Und mit Problemen meine ich wie oben ja schon gesagt nicht irgendwelche hochdramatischen Sachen, sondern damit kann schon das Vermeidenwollen persönlichen Einsatzes gemeint sein.

    Wenn ich mir meine letzten Postings durchlese, dann möchte ich jetzt noch einmal für mich selbst die Frage der Psychologin beantworten:

    "Wissen Sie eigentlich wie stolz Sie auf sich sein können?"

    Ja, denn ich habe mich entschieden, den leichten Weg zu verlassen und endlich meine Probleme anzupacken! Und das würde ich jetzt einfach mal subjektiv als einen gewaltigen Schritt in meiner persönlichen Entwicklung, in meinem Reife-Prozess bezeichnen.

    Grüße

  • hi, war genauso an die über 10 jahre dauerkiffer unter andrem...

    mit der zeit verschieben sich eben (hoffentlich) die prioritäten.

    über canna zu reden führt prakt immer zu grundsatzdiskussionen, leider.
    ich wollte garantiert nichts verharmlosen.

    schließlich bin ich auch selbst vom Kiffen zum hardcore-polytoxokomanen mutiert.
    insofern ist das nur ein problem am rande gerade f mich...
    aber ich rauch auch zuviel ja.

    und es macht schon n ziemlichen salat im kopf.
    glaub da sind wir alle einig, oder?

    lb gr
    ory

  • Tag firestarter,

    ich finde Deine Gedanken die Du Dir zum Thema machst ziemlich gut und differenziert. Zum letzten Punkt

    Zitat

    Was soll die Stelle von Cannabis einnehmen?


    habe ich (leider) eine pessimistischere Einstellung als Du. Anfangs hab ich auch genau wie Du auf der Seite Erfolg im Beruf, Freunde, Beziehung und Gesundheit geschaut und mich daran festgehalten. Kann ja durchaus auch einen Kick geben wenn plötzlich alles läuft. Insbesondere Leistung führte jedoch bei mir eher zu Suchtverlagerung und bekam dadurch mit der Zeit einen bitteren Beigeschmack.

    Dennoch helfen mir die erreichten Dinge oft mich von einem Rückfall abzuhalten. Wer will schon alles wieder verlieren, was er sich mühsam über viele Jahre aufgebaut hat...

    Es gab und gibt allerdings zu keiner Zeit den Zustand, dass ich die "Lücke durch Drogenverzicht" nicht mehr gespürt habe.

    Naja an dem Punkt warst Du ja in Deinem Beitrag auch schon und hast dann fokussiert auf:

    Zitat

    Letztendlich brauche ich also an der Stelle des Cannabis die Fähigkeit, mich unangenehmen Tätigkeiten, Problemen, endlich zu stellen und sie zu bewältigen. Nicht den einfachen, breiten Weg zur Zufriedenheit einzuschlagen, sondern stattdessen die Probleme anzupacken, sie zu lösen und daraus meine Zufriedenheit zu gewinnen.

    Ein wirklich schöner Ansatz, aber was verlangst Du da von Dir? Bist doch ein Mensch, kein Idealwesen. Der schwierigere Weg wird immer der schwierigere Weg bleiben, auch wenn Du ihn mit Erfolg beschreitest. Will sagen: Klar gibts einem ein gutes Gefühl sich seinen Problemen zu stellen und diese auch zu lösen, aber im Kopf bleibt doch immer, wie schön "einfach" das Gefühl der Droge zu bekommen war.

    Ich stehe mittlerweile auf dem Standpunkt, dass ich akzeptieren muss: Nichts kann das Gefühl das mir Drogen gegeben haben ersetzen. Ich denke, dass ich das mit radikaler Akzeptanz betrachten muss und als einen Teil von mir so hinnehmen lerne. Es gibt diese "Lücke" und damit muss ich klar kommen.

    LG Kitsune

  • Zitat von Kitsune;84706


    Ein wirklich schöner Ansatz, aber was verlangst Du da von Dir? Bist doch ein Mensch, kein Idealwesen. Der schwierigere Weg wird immer der schwierigere Weg bleiben, auch wenn Du ihn mit Erfolg beschreitest. Will sagen: Klar gibts einem ein gutes Gefühl sich seinen Problemen zu stellen und diese auch zu lösen, aber im Kopf bleibt doch immer, wie schön "einfach" das Gefühl der Droge zu bekommen war.

    Dass der Weg einfach ist habe ich nicht gesagt: Ganz im Gegenteil, ich weiss, dass ich mich meinen "Dämonen" stellen muss und dass das nicht immer einfach werden wird.
    Ich finde es aber trotzdem persönlich kein so abgefahrenes Ziel, statt dem Kiffen eine grundsätzliche Problembewältigung zu erlernen und auch mal subjektiv unangenehme Sachen durchzuziehen.

    Deine Antwort bringt mich aber wieder zu der Äußerung der Psychologin: Ich würde das ganze sehr verbissen angehen, was du ja im Prinzip (in netteren Worten :D) auch sagst.
    Ich weiss echt nicht was ich dazu sagen soll: Auf der einen Seite ist es mir egal, denn ich bin auf dem gefühlt richtigen Weg, auf der anderen Seite denke ich an ihre Behauptung, das Verbissenheit und Scheitern nah beieinander liegen.
    Und eigentlich wollte ich es dieses Mal wirklich für immer lassen.

    Ich komme aber für mich immer wieder zu dem Schluss, dass ich mehr persönlichen Einsatz bringen muss. Wenn ich mir überlege, wie glücklich ich war als ich das Ruder in meinem Studium herumgerissen habe und mich gerade so vor der Exmatrikulation gerettet habe: Da habe ich ein Problem gehabt, habe viel persönlichen Einsatz gebracht und bin dann auch belohnt worden und war zufrieden mit mir. Natürlich werden die Gefühle am Abgrund intensiver ;), aber trotzdem.

    Naja, ich werde noch ein bisschen nachdenken, hab ja noch ne Woche bis zum nächsten Termin. Vielleicht beschäftige ich mich auch noch ein bisschen ausführlicher mit dem Thema Freunde.

    MfG

  • Hi,

    Zitat

    Ich stehe mittlerweile auf dem Standpunkt, dass ich akzeptieren muss: Nichts kann das Gefühl das mir Drogen gegeben haben ersetzen. Ich denke, dass ich das mit radikaler Akzeptanz betrachten muss und als einen Teil von mir so hinnehmen lerne. Es gibt diese "Lücke" und damit muss ich klar kommen.

    LG Kitsune

    DAS sehe ich mittlerweile ganz anders: Es gibt keine biochemische Substanz, die an das Gefühl von inniger Vertrautheit ranreicht: Ich betone: KEINE !

    Es geht hier nicht nur ums Verliebtsein; es kann ein kurzer Moment mit den Eltern, mit alten Freunden sein; ein Moment in der Natur, in dem ich weiß, für was ich alles auf mich genommen habe; Momente in denen ich ganz bei mir (und bei anderen) bin.

    Du kannst diese Momente NICHT künstlich erzeugen, du kannst sie nicht abrufen - du mußt aber bereit sein auf sie zu achten; denn sie sind kurz & relativ selten; wenn du aber anfängst, auf sie zu achten, werden es mehr !

    Das ist - Gott sei Dank - meine Erfahrung & glaub mir: Vor 10 Jahren hätte ich es mir auch nicht vorstellen können...

    Es geht. Ganesha.

  • Zitat von Kitsune;84706


    Anfangs hab ich auch genau wie Du auf der Seite Erfolg im Beruf, Freunde, Beziehung und Gesundheit geschaut und mich daran festgehalten. Kann ja durchaus auch einen Kick geben wenn plötzlich alles läuft. Insbesondere Leistung führte jedoch bei mir eher zu Suchtverlagerung und bekam dadurch mit der Zeit einen bitteren Beigeschmack.

    Ich stehe mittlerweile auf dem Standpunkt, dass ich akzeptieren muss: Nichts kann das Gefühl das mir Drogen gegeben haben ersetzen. Ich denke, dass ich das mit radikaler Akzeptanz betrachten muss und als einen Teil von mir so hinnehmen lerne. Es gibt diese "Lücke" und damit muss ich klar kommen.

    Diese beiden Absätze sagen eigentlich alles aus!

    Die Suche nach Ersatz für die Droge ist Unsinnig, die wird keiner finden und letztendlich führt es im Extremfall ja doch zurück.

    Also sollte doch der Ansatz so sein, wie komme ich ohne solche Kicks klar, warum brauch ich die?

    Eines muss einfach klar sein, so toll Karriere sein kann, alles andere wie Freunde, Beziehung, Familie...... - es werden immer wieder Momente kommen, die nach einem "Ausbrechen" verlangen.
    Bei mir war es nach über 11 Jahren, von heut auf morgen hat sich alles verändert. Der erfolgreiche Familienpapa mit Firma is umgekippt und erst danach hat sich gezeigt, kein Job, Geld, Familie und Freunde verhindern Rückfälle, wenn man nicht gelernt hat, wie man die abwehrt.

    Aber du schreibst es ja, man muss sich den Dämonen stellen!
    Was dazu deine Therapeutin sagt und Kitsune andeutet, da bin ich gleicher Meinung. Mit 'Gewalt erreicht man nicht viel und wird sehr schnell von sich enttäuscht sein.

    Zitat

    Äußerung der Psychologin: Ich würde das ganze sehr verbissen angehen


    Das beobachtet man bei vielen Süchtigen und es ist auch völlig normal. Wenn man so was anpackt, dann soll sich auch was bewegen. Nur bedenke, du hast jahrelang dieses Verhalten antrainiert, bitte lass dir nun auch die Zeit, dass wieder weg zubekommen :smiling_face:

    LG Franz

  • Hallo ihr,

    Zitat

    Die Suche nach Ersatz für die Droge ist Unsinnig, die wird keiner finden und letztendlich führt es im Extremfall ja doch zurück.

    Jo, so seh ich das mittlerweile auch...dazu fällt mir eine Situation in meiner Langzeittherapie ein: Ich habe in Therapie ALLES ausprobiert, um nur annähernd das Gefühl zu bekommen wie auf H.Auch Meditation.Von dieser hab ich mir sehr viel erhofft. Bin ein paar mal in den Meditationskurs, und jedesmal bin ich frustiert da wieder raus, da ich dieses Ziel was ich UNBEDINGT wollte nicht erreichen konnte. Irgendwann hat mich mein Therapeut drauf angesprochen, warum ich immer so mies gelaunt war nach der Meditation. Ich habe ihm gesagt, das ich auf der suche nach Ersatz bin für das H. Er hat mir dann knallhart ins Gesicht gesagt, das ich mich erst gar nicht auf diese Suche begeben muss, da es NICHTS gibt, was das Gefühl auf H ersetzen tut. Und wenn ich mich nicht damit abfinde, müsse ich wohl weiter H nehmen. Das war schon en krasser Moment und ich habe tagelang mir Gedanken gemacht, ob ich diese Suche wirklich aufgeben soll. Ich hab sogar dran gedacht abzubrechen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, ohne dieses Gefühl klarzukommen...Irgednwann kam ich dann doch zur Erkenntnis, das ich niemals ein Ersatz finden werde, aber auch, das ich diesen Ersatz auch nicht wirklich brauche um glücklich zu sein...ich habe meine Ansprüche sozusagen runtergeschraubt und auch mal die Freude an "normalen" Kicks erlernt zu spüren. Gut ich, muss sagen, wenn ich was mache, wie z.B. Fitness, geh ich immer bis an meine Grenze, da ich doch immer einen besonderen Kick brauche. Aber solang ich mir damit nicht selbst schade, find ichs ok.

    Schönen Abend, LG pInK

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!