[LEFT]Hallo all,
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wozu dieser Bericht wenn es doch schon soviele Threads über das Thema Tramal gibt. Ich möchte euch zeigen wie so eine Tramalsucht verlaufen kann, bzw was Sie tatsächlich anrichten kann. Einige Ärzte behaupten immernoch Tramal würde nicht süchtig machen, nicht in therapeutischer Dosis. Ich behaupte das Gegenteil.
Wie es Anfing:
Ich arbeitete bereits seit vier Jahren in der mobilen Altenpflege als ich das erste Mal persönlich mit Tramal in Berührung kam, das war 2003. Seit
Tagen quälten mich tierische Kopfschmerzen und nichts wollte helfen. Wir
waren wie immer knapp besetzt, das übliche. Meine Chefin!! gab mir dann zwei Tbl. Tramal. Das es ein Opiat war wusste ich schon, nur in diesem
Moment war mir das ehrlich gesagt egal. Ich nahm diese Tbl also, es waren
2 mal 50 mg. (Eine hätte auch schon voll und ganz genügt) Da es das erste mal war das ich damit in Berührung kam setzte die Wirkung auch voll ein.
Zum einen waren meine Kopfschmerzen einfach weg, zum anderen bekam ich ein völlig anderes Körpergefühl, ich fühlte mich einfach super. Das Arbeiten ging leicht von der Hand. Damit war für mich die Sache erst mal
vom Tisch.
Bis die nächsten Kopfschmerzen kamen, Monate später. Hatten da letztens
nicht die Tramal so toll geholfen? Gedacht, getan, genommen. Auf Station
lag eine N3 Packung offen rum die eine Angehörige gebracht hatte zum
entsorgen. Gleiches Spiel, Kopfschmerzen weg, ich leistungsfähig. Es kam
wie es kommen musste. Sobald sich Kopfschmerzen bemerkbar machten
griff ich zum Tramal. Schnell war mir bewusst das ich mit Tramal noch viel
besser arbeiten konnte wie ohne. Ich konnte zu den unmöglichsten Pat freundlich sein und Müdigkeit kannte ich gar nicht mehr, sehr praktisch.
Ich war zu diesem Zeitpunkt alleinerziehend, bekam keinen Unterhalt und
musste jedes WE Arbeiten um uns über die Runden zu bringen.
Das soll jetzt keine Entschuldigung sein!!!! In diesem Moment schien es nur
für MICH die ideale Lösung um alles zu packen.
Ich arbeitet also täglich, manchmal zwei Schichten am Tag, jedes WE, jeden Feiertag und war dabei nicht mal schlecht drauf. Das ging verdammt
schnell das ich täglich zu Tramal griff um mein Pensum zu schaffen. Ich war bei ca 150 mg täglich. Doch irgendwann war die Packung natürlich leer. Niemandem war etwas aufgefallen, schon hier hätte ich fristlos gekündigt
werden können.
An diesem Tag hatte ich Dienst bei einer ganz lieben Patienten um die ich
mich auch ein wenig Privat noch kümmerte weil Sie keine Angehörigen mehr hatte. Ihr fiel meine plötzliche schlechte Laune natürlich auf und Sie sprach mich darauf an. Ich redete mich mit Kopfschmerzen raus. Sie ging zu Ihrer Haus apo und drückte mir ne Packung Tramal 200 mg in die Hände. Sie selbst bekam Morphium wegen einer unheilbaren Krebserkrankung. Nun folgte mein zweiter schwerwiegender Fehler....denn ich griff zu. Somit war ich erst mal wieder versorgt. Die Pat freute sich mir helfen zu können und lies sich das Tramal einfach weiterhin verschreiben.
So vergingen viele Monate, das Tramal hatte immernoch die gleiche Wirkung wie am Anfang auf mich. Allerdings war ich mittlerweile bei 300mg täglich. Sollte es einmal vorkommen das ich nichts mehr hatte tauschte ich mit Kollegen die Schicht damit ich zu "meiner" Pat gehn konnte. War ich zwei Tage ohne Tramal setzte sofort ein übler, körperlicher Entzug ein. Unbewusst war mir längst klar das ich abhängig war. Mir selbst gegenüber konnte ich das aber einfach nicht zugeben.
Eines Tages landete meine Pat im KH für mehrere Wochen wo ich Sie auch täglich besuchte. Mittlerweile konnte ich schon gar nicht mehr trennen ob das jetzt eine "normale" Patientin war oder eigene Familie. Sie war mir so sehr ans Herz gewachsen. Also benahm ich mich wie Ihre eigene Tochter. Sie gab mir Ihre Schlüssel, ich wusch die Wäsche, ging täglich nach dem Dienst ins KH usw usw. Ich übernahm mich völlig. Hatte daheim ja auch noch meine zwei Kinder. Zum Glück hatte ich erst vor kurzem eine N3 Packung bekommen denn Nachschub war jetzt erstmal nicht in Aussicht.
Da ich Urlaub hatte beschloss ich abzudossieren. Schon ne Weile hatte ich gar keine Positive Wirkung mehr....ich musste es nehmen um überhaupt fähig zu sein zu arbeiten. Dort häuften sich die Fehler die ich machte. War ich zuvor sehr Zuverlässig erledigte ich jetzt nur noch mit viel Aufwand meine Schichten. Meine Kinder waren beim Papa und ich startete nen kalten Entzug.
Wach wurde ich im KH auf Intensiv. Ich hätte einen Schlaganfall gehabt sagten die Ärzte. Mir war klar das es was mit dem Entzug zu tun haben musste....jedoch war ich viel zu feige um die Wahrheit zu sagen. Ich weis bis heute nicht ob es ein "normaler" Schlaganfall war. (ich war 32). Vieles spricht dafür, wurde im nachhinein auch festgestellt das ich eine angeborene Bluterkrankung habe die das Blut verklumplen lässt. Ich nehme
an da kam einiges zusammen. Jedenfalls war meine komplette linke Seite gelähmt. Entzug war schon so gut wie vorbei....ich hatte fünf Tage im Koma gelegen. Vom KH aus gings direkt in Reha, dort gab es natürlich kein
Tramal.
Es ist zwar kaum zu glauben, aber es begannen wundervolle Wochen. Der Entzug war durch, ich war betreut und mit viel, viel Arbeit gingen meine Lähmungen auch wieder langsam zurück. Es ging mir rundum super. 8 Wochen war ich in dieser Reha ...dann ging es nachhause. Zuhause
angekommen eröffnete mir das Jugendamt das meine Kids erstmal beim
Papa bleiben sollten bis ich wieder komplett hergestellt sei. Das war furchtbar für mich, hatte ich Sie doch immer bei mir gehabt. Aber da ich
mit meinem Ex relativ gut klar kam und er nur paar Strassen weiter wohnte
ging es. Die Kinder waren tägl bei mir für viele Std. Tramal war kein Thema
mehr für mich. Die nächsten Monate waren ausgefüllt mit Training um auf die Beine zu kommen.
Erst ein Jahr später konnte ich wieder langsam anfangen mit Arbeiten. Was war ich glücklich. Die Kinder wieder bei mir, alles war toll. Tramal sah ich zwar an jeder Ecke....jedoch hatte ich überhaupt kein Bedürfniss danach.
Nur wenige Wochen nachdem ich wieder angefangen hatte Stundenweise zu arbeiten der nächste Rückschlag. Ein schwerer BSV der auch gleich
operiert wurde. Nach der op hatte ich immernoch starke Schmerzen. Die
Ärzte verordneten mir Tramal. Und wieder konnte ich nicht zugeben das ich damit schonmal ein großes Problem hatte. Ich hielt mich an die verschriebende Dosis, wochenlang. Eine Toleranz baute sich auf, ich musste mehr nehmen. Damit wurde mir dann das Autofahren untersagt.
Ohne Auto....keine mobile Altenpflege, super. Ich hing daheim fest. Reha lief zwar, aber danach hatte ich immernoch starke Schmerzen.
Frust machte sich breit und ich fing wieder an mehr zu nehmen als ich sollte. Es dauerte nur wenige Wochen und ich hing stärker drin als jemals
zuvor. Mittlerweile ließ ich mir Tramal von meinem Schmerzthera und von meinem HA verschreiben. So ging das wieder Monatelang, inzwischen nahm ich täglich bis zu 1000 mg zu mir. Meine Arbeitgeber sprachen mich auf meine langen Fehlzeiten an, kündigen konnten Sie mir aber nicht. Ich fing an mich mit der Rentenversicherung rumzuärgern weil ich eine Umschulung
wollte und diese abgelehnt wurde. Mit der Begründung ich hätte zuviele Vorerkrankungen, ich solle in Rente. Mit 34? Nur wegen dem blöden Rücken?
Anfang 2009 der nächste schwere BSV, "dank" meiner Tramal hielten sich die Schmerzen in Grenzen, aber ich konnte meinen Fuß nicht mehr heben. Krankenhaus, op. Die Fußheberschwäche blieb. Ich war verzweifelt. Das Jugendamt meinte es wäre für die Kinder besser beim Papa zu leben weil ich so oft im KH war, die Kinder wollten aber unbedingt zu mir zurück und auch ich wollte Sie natürlich wieder bei mir haben. Also startete ich den nächsten Versuch Clean zu werden, diesmal durchdacht. Ich red seeeehr langsam. Im Juli war ich dann bei 300 mg täglich, die verordnete Menge war bei 400 mg täglich. Der Schmerzthera verstand mich gut und machte mir den Vorschlag ne Stufe höher zu gehn aber das lehnte ich ab. Ich hatte so eine Panik davor jetzt auch noch mit Morphium anzufangen. Dann folgte ein ungesundes Wechselsspiel, mittlerweile schob ich einen richtigen Hass auf Tramal. Ich nahm tagelang nichts, kam in Entzug, nahm wieder, entzog, usw usw. Im Grunde war ich schon stolz auf mich das ich das Tramal wirklich nur noch nahm wegen der Schmerzbewältigung, aber...ich nahm es doch immernoch.
Nun streite ich mich immernoch mit der KV rum, warte schon wieder auf ne Reha. Seit Febr bin ich im krankenstand. Letzte Woche dann der endgültige Entschluss....weg mit Tramal....ich bin dann von 300 mg täglich auf null. Der gefürchtete Entzug kam aber laaaaange nicht so schlimm wie gedacht. Vier Tage ging es mir richtig mies. Mein Arzt wollte mir Benzos verschreiben um den Entzug leichter zu machen doch ich lehnte ab. Aber ich ging täglich hin um mich durchchecken zu lassen, bzw, er kam zu mir wenn ich es gar nicht schaffte. Dieses mal ist es das erste Mal so das ich es NUR für MICH
durchgezogen habe, ich will so nicht mehr. Ich hatte eine Rießenpanik davor ohne Tramal zu leben. Mit Tramal war ich schon nicht glücklich, wie sollte das OHNE sein. Heute ist mein zweiter Tag ohne Entzugssyntome, mein Arzt meinte das schlimmste hätte ich hinter mir. Wobei immer mal wieder noch Schübe kommen können. In den letzten vier Jahren ging es mir noch nieeeeeemals so gut wie jetzt. Ich habe das Gefühl neu geboren zu sein. Mein Gefühlsleben ist ein völlig anderes, trotz Schmerzen. Ich kann
wieder herzhaft lachen, ich weis gar nicht wie ich das beschreiben soll.
Ich bin einfach nur glücklich, glücklich trotz Schmerzen.
Ich werde mich wohl nochmal unters Messer legen. Mir ist klar das ich auf die Dauer mit den Schmerzen so nicht leben werde können. Das geht einfach auf die Psyche. Ich habe mich darum gekümmert einen Platz in der Thera zu bekommen weil mir klar ist das alles erstmal verarbeitet werden
muss, vor allem der Verlust meiner Kinder. Auch ohne Tramal ist es so das es unfair Ihnen gegenüber wäre Sie zu mir zu holen. Ich bin einfach nicht
in der gesundheitlichen Verfassung mich so um Sie zu kümmern wie Sie es verdient haben. Das tut weh, sehr weh das einzusehen. Ich hoffe Sie werden es verstehen. Wir haben ein tolles Verhältniss. Nun gibt es ja auch noch ein Pflegekind bei uns, aber das gehört nicht hier her. Dies ist auch nur machbar weil mein Partner der Opa ist und in der Arbeit frei nehmen kann wenn ich im KH bin. Damit haben meine Kinder auch kein Problem. Ich sehe Sie mehrmals in der Woche.
Mir ist klar das ich durch meinen Bericht niemanden davon abhalten kann Tramal oder anderes zu konsumieren. Mich hätte auch nichts davon abhalten können. Jedoch soll es aufzeigen das es IMMER eine Möglichkeit gibt eine Sucht zu besiegen wenn der Wille da ist. Ausschlaggebend bei mir war es eben mir selbst einzugestehen das ICH ganz ALLEINE schuld an der
Misere bin, kein anderer. Da gibt es einfach KEINE Ausrede. Keiner steht zu
irgendeinem Zeitpunkt hinter einem und bedroht mit der Waffe was einzuwerfen. Jeder entscheidet für sich und nur für sich kann man die Entscheidung treffen aufzuhören!
Eure glückliche Troja