Ein Langzeitbericht über Tramal

  • [LEFT]Hallo all,
    [/LEFT]
    wozu dieser Bericht wenn es doch schon soviele Threads über das Thema Tramal gibt. Ich möchte euch zeigen wie so eine Tramalsucht verlaufen kann, bzw was Sie tatsächlich anrichten kann. Einige Ärzte behaupten immernoch Tramal würde nicht süchtig machen, nicht in therapeutischer Dosis. Ich behaupte das Gegenteil.

    Wie es Anfing:

    Ich arbeitete bereits seit vier Jahren in der mobilen Altenpflege als ich das erste Mal persönlich mit Tramal in Berührung kam, das war 2003. Seit
    Tagen quälten mich tierische Kopfschmerzen und nichts wollte helfen. Wir
    waren wie immer knapp besetzt, das übliche. Meine Chefin!! gab mir dann zwei Tbl. Tramal. Das es ein Opiat war wusste ich schon, nur in diesem
    Moment war mir das ehrlich gesagt egal. Ich nahm diese Tbl also, es waren
    2 mal 50 mg. (Eine hätte auch schon voll und ganz genügt) Da es das erste mal war das ich damit in Berührung kam setzte die Wirkung auch voll ein.
    Zum einen waren meine Kopfschmerzen einfach weg, zum anderen bekam ich ein völlig anderes Körpergefühl, ich fühlte mich einfach super. Das Arbeiten ging leicht von der Hand. Damit war für mich die Sache erst mal
    vom Tisch.

    Bis die nächsten Kopfschmerzen kamen, Monate später. Hatten da letztens
    nicht die Tramal so toll geholfen? Gedacht, getan, genommen. Auf Station
    lag eine N3 Packung offen rum die eine Angehörige gebracht hatte zum
    entsorgen. Gleiches Spiel, Kopfschmerzen weg, ich leistungsfähig. Es kam
    wie es kommen musste. Sobald sich Kopfschmerzen bemerkbar machten
    griff ich zum Tramal. Schnell war mir bewusst das ich mit Tramal noch viel
    besser arbeiten konnte wie ohne. Ich konnte zu den unmöglichsten Pat freundlich sein und Müdigkeit kannte ich gar nicht mehr, sehr praktisch.
    Ich war zu diesem Zeitpunkt alleinerziehend, bekam keinen Unterhalt und
    musste jedes WE Arbeiten um uns über die Runden zu bringen.

    Das soll jetzt keine Entschuldigung sein!!!! In diesem Moment schien es nur
    für MICH die ideale Lösung um alles zu packen.
    Ich arbeitet also täglich, manchmal zwei Schichten am Tag, jedes WE, jeden Feiertag und war dabei nicht mal schlecht drauf. Das ging verdammt
    schnell das ich täglich zu Tramal griff um mein Pensum zu schaffen. Ich war bei ca 150 mg täglich. Doch irgendwann war die Packung natürlich leer. Niemandem war etwas aufgefallen, schon hier hätte ich fristlos gekündigt
    werden können.

    An diesem Tag hatte ich Dienst bei einer ganz lieben Patienten um die ich
    mich auch ein wenig Privat noch kümmerte weil Sie keine Angehörigen mehr hatte. Ihr fiel meine plötzliche schlechte Laune natürlich auf und Sie sprach mich darauf an. Ich redete mich mit Kopfschmerzen raus. Sie ging zu Ihrer Haus apo und drückte mir ne Packung Tramal 200 mg in die Hände. Sie selbst bekam Morphium wegen einer unheilbaren Krebserkrankung. Nun folgte mein zweiter schwerwiegender Fehler....denn ich griff zu. Somit war ich erst mal wieder versorgt. Die Pat freute sich mir helfen zu können und lies sich das Tramal einfach weiterhin verschreiben.

    So vergingen viele Monate, das Tramal hatte immernoch die gleiche Wirkung wie am Anfang auf mich. Allerdings war ich mittlerweile bei 300mg täglich. Sollte es einmal vorkommen das ich nichts mehr hatte tauschte ich mit Kollegen die Schicht damit ich zu "meiner" Pat gehn konnte. War ich zwei Tage ohne Tramal setzte sofort ein übler, körperlicher Entzug ein. Unbewusst war mir längst klar das ich abhängig war. Mir selbst gegenüber konnte ich das aber einfach nicht zugeben.

    Eines Tages landete meine Pat im KH für mehrere Wochen wo ich Sie auch täglich besuchte. Mittlerweile konnte ich schon gar nicht mehr trennen ob das jetzt eine "normale" Patientin war oder eigene Familie. Sie war mir so sehr ans Herz gewachsen. Also benahm ich mich wie Ihre eigene Tochter. Sie gab mir Ihre Schlüssel, ich wusch die Wäsche, ging täglich nach dem Dienst ins KH usw usw. Ich übernahm mich völlig. Hatte daheim ja auch noch meine zwei Kinder. Zum Glück hatte ich erst vor kurzem eine N3 Packung bekommen denn Nachschub war jetzt erstmal nicht in Aussicht.

    Da ich Urlaub hatte beschloss ich abzudossieren. Schon ne Weile hatte ich gar keine Positive Wirkung mehr....ich musste es nehmen um überhaupt fähig zu sein zu arbeiten. Dort häuften sich die Fehler die ich machte. War ich zuvor sehr Zuverlässig erledigte ich jetzt nur noch mit viel Aufwand meine Schichten. Meine Kinder waren beim Papa und ich startete nen kalten Entzug.

    Wach wurde ich im KH auf Intensiv. Ich hätte einen Schlaganfall gehabt sagten die Ärzte. Mir war klar das es was mit dem Entzug zu tun haben musste....jedoch war ich viel zu feige um die Wahrheit zu sagen. Ich weis bis heute nicht ob es ein "normaler" Schlaganfall war. (ich war 32). Vieles spricht dafür, wurde im nachhinein auch festgestellt das ich eine angeborene Bluterkrankung habe die das Blut verklumplen lässt. Ich nehme
    an da kam einiges zusammen. Jedenfalls war meine komplette linke Seite gelähmt. Entzug war schon so gut wie vorbei....ich hatte fünf Tage im Koma gelegen. Vom KH aus gings direkt in Reha, dort gab es natürlich kein
    Tramal.

    Es ist zwar kaum zu glauben, aber es begannen wundervolle Wochen. Der Entzug war durch, ich war betreut und mit viel, viel Arbeit gingen meine Lähmungen auch wieder langsam zurück. Es ging mir rundum super. 8 Wochen war ich in dieser Reha ...dann ging es nachhause. Zuhause
    angekommen eröffnete mir das Jugendamt das meine Kids erstmal beim
    Papa bleiben sollten bis ich wieder komplett hergestellt sei. Das war furchtbar für mich, hatte ich Sie doch immer bei mir gehabt. Aber da ich
    mit meinem Ex relativ gut klar kam und er nur paar Strassen weiter wohnte
    ging es. Die Kinder waren tägl bei mir für viele Std. Tramal war kein Thema
    mehr für mich. Die nächsten Monate waren ausgefüllt mit Training um auf die Beine zu kommen.

    Erst ein Jahr später konnte ich wieder langsam anfangen mit Arbeiten. Was war ich glücklich. Die Kinder wieder bei mir, alles war toll. Tramal sah ich zwar an jeder Ecke....jedoch hatte ich überhaupt kein Bedürfniss danach.
    Nur wenige Wochen nachdem ich wieder angefangen hatte Stundenweise zu arbeiten der nächste Rückschlag. Ein schwerer BSV der auch gleich
    operiert wurde. Nach der op hatte ich immernoch starke Schmerzen. Die
    Ärzte verordneten mir Tramal. Und wieder konnte ich nicht zugeben das ich damit schonmal ein großes Problem hatte. Ich hielt mich an die verschriebende Dosis, wochenlang. Eine Toleranz baute sich auf, ich musste mehr nehmen. Damit wurde mir dann das Autofahren untersagt.
    Ohne Auto....keine mobile Altenpflege, super. Ich hing daheim fest. Reha lief zwar, aber danach hatte ich immernoch starke Schmerzen.

    Frust machte sich breit und ich fing wieder an mehr zu nehmen als ich sollte. Es dauerte nur wenige Wochen und ich hing stärker drin als jemals
    zuvor. Mittlerweile ließ ich mir Tramal von meinem Schmerzthera und von meinem HA verschreiben. So ging das wieder Monatelang, inzwischen nahm ich täglich bis zu 1000 mg zu mir. Meine Arbeitgeber sprachen mich auf meine langen Fehlzeiten an, kündigen konnten Sie mir aber nicht. Ich fing an mich mit der Rentenversicherung rumzuärgern weil ich eine Umschulung
    wollte und diese abgelehnt wurde. Mit der Begründung ich hätte zuviele Vorerkrankungen, ich solle in Rente. Mit 34? Nur wegen dem blöden Rücken?

    Anfang 2009 der nächste schwere BSV, "dank" meiner Tramal hielten sich die Schmerzen in Grenzen, aber ich konnte meinen Fuß nicht mehr heben. Krankenhaus, op. Die Fußheberschwäche blieb. Ich war verzweifelt. Das Jugendamt meinte es wäre für die Kinder besser beim Papa zu leben weil ich so oft im KH war, die Kinder wollten aber unbedingt zu mir zurück und auch ich wollte Sie natürlich wieder bei mir haben. Also startete ich den nächsten Versuch Clean zu werden, diesmal durchdacht. Ich red seeeehr langsam. Im Juli war ich dann bei 300 mg täglich, die verordnete Menge war bei 400 mg täglich. Der Schmerzthera verstand mich gut und machte mir den Vorschlag ne Stufe höher zu gehn aber das lehnte ich ab. Ich hatte so eine Panik davor jetzt auch noch mit Morphium anzufangen. Dann folgte ein ungesundes Wechselsspiel, mittlerweile schob ich einen richtigen Hass auf Tramal. Ich nahm tagelang nichts, kam in Entzug, nahm wieder, entzog, usw usw. Im Grunde war ich schon stolz auf mich das ich das Tramal wirklich nur noch nahm wegen der Schmerzbewältigung, aber...ich nahm es doch immernoch.

    Nun streite ich mich immernoch mit der KV rum, warte schon wieder auf ne Reha. Seit Febr bin ich im krankenstand. Letzte Woche dann der endgültige Entschluss....weg mit Tramal....ich bin dann von 300 mg täglich auf null. Der gefürchtete Entzug kam aber laaaaange nicht so schlimm wie gedacht. Vier Tage ging es mir richtig mies. Mein Arzt wollte mir Benzos verschreiben um den Entzug leichter zu machen doch ich lehnte ab. Aber ich ging täglich hin um mich durchchecken zu lassen, bzw, er kam zu mir wenn ich es gar nicht schaffte. Dieses mal ist es das erste Mal so das ich es NUR für MICH
    durchgezogen habe, ich will so nicht mehr. Ich hatte eine Rießenpanik davor ohne Tramal zu leben. Mit Tramal war ich schon nicht glücklich, wie sollte das OHNE sein. Heute ist mein zweiter Tag ohne Entzugssyntome, mein Arzt meinte das schlimmste hätte ich hinter mir. Wobei immer mal wieder noch Schübe kommen können. In den letzten vier Jahren ging es mir noch nieeeeeemals so gut wie jetzt. Ich habe das Gefühl neu geboren zu sein. Mein Gefühlsleben ist ein völlig anderes, trotz Schmerzen. Ich kann
    wieder herzhaft lachen, ich weis gar nicht wie ich das beschreiben soll.
    Ich bin einfach nur glücklich, glücklich trotz Schmerzen.

    Ich werde mich wohl nochmal unters Messer legen. Mir ist klar das ich auf die Dauer mit den Schmerzen so nicht leben werde können. Das geht einfach auf die Psyche. Ich habe mich darum gekümmert einen Platz in der Thera zu bekommen weil mir klar ist das alles erstmal verarbeitet werden
    muss, vor allem der Verlust meiner Kinder. Auch ohne Tramal ist es so das es unfair Ihnen gegenüber wäre Sie zu mir zu holen. Ich bin einfach nicht
    in der gesundheitlichen Verfassung mich so um Sie zu kümmern wie Sie es verdient haben. Das tut weh, sehr weh das einzusehen. Ich hoffe Sie werden es verstehen. Wir haben ein tolles Verhältniss. Nun gibt es ja auch noch ein Pflegekind bei uns, aber das gehört nicht hier her. Dies ist auch nur machbar weil mein Partner der Opa ist und in der Arbeit frei nehmen kann wenn ich im KH bin. Damit haben meine Kinder auch kein Problem. Ich sehe Sie mehrmals in der Woche.

    Mir ist klar das ich durch meinen Bericht niemanden davon abhalten kann Tramal oder anderes zu konsumieren. Mich hätte auch nichts davon abhalten können. Jedoch soll es aufzeigen das es IMMER eine Möglichkeit gibt eine Sucht zu besiegen wenn der Wille da ist. Ausschlaggebend bei mir war es eben mir selbst einzugestehen das ICH ganz ALLEINE schuld an der
    Misere bin, kein anderer. Da gibt es einfach KEINE Ausrede. Keiner steht zu
    irgendeinem Zeitpunkt hinter einem und bedroht mit der Waffe was einzuwerfen. Jeder entscheidet für sich und nur für sich kann man die Entscheidung treffen aufzuhören!

    Eure glückliche Troja

  • HEy Carry, ich habe deinen Suchtwerdegang intensiv durchgelesen. Ja man sieht, bevor man in die eigentliche Sucht rutscht, konsumiert man, weil es einem "besser" geht und alles rosarot ist um einen herum.

    Dann kommt die Phase der Dosiserhöhung, dann die der "nicht mehr die gleiche Wirkung wie vorher", dann der Entzug, der Rückfall, der Entzug und schließlich die Freiheit, die du dir ja wirkich sehr sehr hart erkämpft hast. Du kannst sehr sehr stolz auf dich sein un dich wünsche dir, dass du nach deiner nächsten OP wenigstens viel weniger Schmerzen hast.

    Du bist sehr tapfer undich kann nur sagen weiter so liebe Carry :top2::top2:

  • Hallo Carry. Ich finde, Du bist ein großes Vorbild für andere und ich finde es gut, daß Du noch ein zweites Mal den Anlauf genommen hast. Ich bin von Tavor abhängig und weiß gar nicht so richtig, warum ich das noch nehme, eigentlich, weil ich Angst vor dem Enzug habe. Ansonsten merke ich nicht , daß ich erhöhen müßte oder daß ich wegen Angst oder so überhaupt eine nehmen muß. Ich hatte zweimal 1,0 mg genommen. Eine mittags, eine abends. Nun habe ich erstmal anders aufgeteilt. 4 x 0,5, damit ich dann schrittweise 0,5 mg weglassen kann. Ein paar Tage hatte ich es schon geschafft nur 1,5 mg am Tag zu nehmen. Heute will ich auch so weiter machen. Dann will ich eine Weile 1,0 mg nehmen nur abends. Ich bewundere Dich sehr. Ich habe zwar viel in meinem Leben durchgemacht, aber zur Zeit ist alles in Ordnung, eigentlich seit 3 Jahren, aber dieDepressionen nehmen deshalb nicht ab, nur weil mein Leben jetzt geordnet ist. Was uns früher passiert ist, hängt uns scheinbar furchtbar nach und wird wohl auch nicht weggehen. Ich bin immer ziemlich schnell verletzt, eifersüchtig und neidisch. Das kotzt mich selber an. Du schreibst, daß mit Tramal sich auch Deine Laune besserte und daß Du aber nach dem Entzug auch die Fröhlichkeit wieder kam. Paradox nicht? Erst nimmt man das Zeug, daß es einem besser geht, dann gehts einem mies, weil man immer mehr brauch und wenn man es dann geschafft hat, gehts einem auch wieder gut. Weißt Du was ich toll finde, daß Du keine Benzos als Ersatz genommen hast. Das ist nämlich die selbe Kacke. Wo ich Deine Traurigkeit voll und ganz verstehen kann, daß Deine Kinder beim Vater sind. Meine waren auch jahrelang beim Vater, weil ich so viel im Krankenhaus war. Meine Tochter hat sich von mir abgewendet, wie ich damals von meinem Vater. Aber zu meinem Sohn habe ich ein sehr gutes Verhältnis und ich bin durch meine 2. Ehe Stiefmama von 2 erwachsenen Kindern geworden und es ist ein tolles Verhältnis. Ich müßte zufrieden sein!!!!!!!!

  • Hallo Tine,
    ich verstehe sooooooooo gut was Du meinst. Eigentlich läuft alles gut und man MÜSSTE glücklich sein, ist man aber nicht. Weil man zuviel verlangt? Wie verlangt man denn aber weniger?????? Ich hatte auch eine Rießenpanik vor dem Entzug. Wenn man aber erstmal damit angefangen hat wird es besser, versprochen. Mir persönlich hat das Reduzieren sehr gut geholfen. Der schlimmste Gedanke für mich war das ich nie wieder "glücklich" sein würde. Es ist für mich kaum zu fassen WIE glücklich ich OHNE sein kann. Mir ist klar das es nicht so bleiben wird, es gibt immer schlechte Zeiten. Mir ist auch klar das ich noch laaaaange nicht über den Berg bin, aber es ist ein Anfang. Wenn ich das schaffen kann, dann jeder andere auch!

  • Hallo Carry, ich werde das jetzt auch durchziehen. Mir geht so durch den Kopf, wenn ich mal unverhofft ins Krankenhaus muß, dann kriege ich ja auch nicht so einfach weiter das Tavor. Dieser Gedanke macht mich wahnsinnig. Ich habe lange gebraucht, um einzusehen, daß ich da was falsch mache, eigentlich erst mit diesem Forum hier. Mir geht es ja nicht schlechter mit Tavor, ich bilde mir ja ein, daß es mir gut tut, aber ich habe Angst, ein bißchen zu spät, aber man muß scheinbar erst an einen Punkt kommen, wo mandas einsieht. Aber ich hatte mal ganz regulär dieses Zeug verschrieben bekommen. Und mein Hausarzt gibt es mir anstandslos. Ich schreibe es mit auf die Liste, was ich monatlich alles brauche und er fragt nicht mal. Eigentlich unverantwortlich. Ich habe ihn auch nicht darauf hingewiesen, was ich jetzt so alles erfahren habe, wie schlimm das eigentlich ist. Jetzt will ich es auch alleine schaffen. Und ich weiß, daß ich nicht so schnell absetzen darf. Das mache ich über Monate. Vielleicht schaffe ich es ja, zum neuen Jahr ohne auszukommen. Jetzt denke ich schon wieder, naja bei Bedarf. Aber das zeigt, daß ich süchtig bin, will mir noch ein Türchen offen halten. Begriffen hab ich es, es ist nur so schwer. Ich bilde mir ja schon ein, daß ich anfange zu zittern, wenn ich keins mehr habe. Ich glaube ich bin psychisch ganz schön abhängig. Das hat sich schon so verselbständigt, daß ich nach dem Mittagessen routinemäßig danach greife. Ich will das aber nicht mehr. Das schlimme ist, mein Mann weiß gar nichts davon, daß das so gefährlich ist das Zeug, weils ja vom Arzt verschrieben wird. Ich trau mich aber auch nicht mit ihm zu reden. Das ich weniger nehmen will weiß er. Ach, meine Gedanken drehen sich jetzt im Kreis. Ich habe mal gelesen, daß sehr viele Menschen tablettenabhängig sind. Dann muß es auch sehr viele Ärzte geben, die sich keinen Kopf um die Patienten machen.

  • Mein Partner hat keine Ahnung davon wie sehr ich abhängig nach Tramal war/bin. Er weis das ich es nehme und er hat natürlich auch den Entzug mitbekommen. Aber er hat keine Ahnung in welchen Höhen ich das schon konsumiert habe. Der Kopf spielt beim Absetzen eine große Rolle. Ich z.b habe immer beim Absetzen darauf gewartet das der Entzug einsetzt, und er kam. Diesmal bin ich anderst rangegangen und habe mich über jede Std gefreut in der es mir einigermaßen gut ging. Das Türchen kenne ich auch sehr gut, es geht aber auch ohne. Ich habe das Tramal noch hier im Haus, aber ich werde es nicht nehmen. Ich werde es aber auch nicht entsorgen. Mir hilft es sehr zu wissen das es da ist und ich TROTZDEM wiederstehen kann. Mein Ha schickte mir alle zwei Wochen unangefragt ein Rezept zu mit einer N3 Packung. Ich habe Ihn jetzt angezeigt bei der Ärztekammer, so etwas kann einfach nicht sein. (Natürlich habe ich das anderst gesehen als ich es wollte) Im moment ist es bei mir noch so das ich die Std zähle. Jede Std in der ich nichts genommen habe macht mich imo stärker. Es kann immernoch passieren das der Entzug mit voller Wucht kommt...darum versuche ich jetzt Kraft und Luft zu holen und das klappt wunderbar. Gestern abend musste ich noch zum Arzt weil ich es vor Schmerzen nicht aushielt. Er wollte mir gleich Morphium spritzen aber ich habe abgelehnt und mir was pflanzliches Spritzen lassen. Ganz ehrlich...ich habe Rückenschmerzen wie die sau, ein teil davon ist noch der Entzug, der Rest vom BSV. Vielleicht komme ich auch noch an den Punkt an dem ich sage ich halte es wirklich nicht mehr aus. Trotzdem wäre ich dann mit mir im reinen, weil ich einfach weis das es nie wieder soweit kommen wird, ich bin mir da ganz sicher. Sicherlich muss so schnell wie möglich eine Lösung her gegen die Schmerzen, ewig hält das kein Mensch aus....aber bevor ich wieder zu Opiaten greife werde ich alles andere mögliche ausschließen.

  • Hallo Carry, können Dir die Ärzte nicht andere Schmerzmittel geben? Ich habe da keine Ahnung. Mein Mann bekommt für seinen Rücken Diclac 700 mg. Hilft zwar nicht besonders. Er hat einen Rentenantrag gestellt und muß nun zur Kur. Er ist mit den Schmerzen im Rücken auch bald am Ende. Er war Gerüstbauer und hat früher jedes Wochenende privat noch gearbeitet und nun ist mit 50 der Ofen aus. Er sagt es zwar nicht, hat aber ständig Schmerzen. Wir hatten sogar in Erwägung gezogen, nach Ostfriesland zu fahren. Dort ist der XXL-Ostfriese der eigentlich Pferde bei Rückenproblemen hilft, ein Pferdechiropraktiker. Einmal in de rWoche behandelt er auch Menschen. Detlef hat nur Angst, daß er noch mehr kaputt macht. Aber er wollte da schon hin. Er hat auch mal stärkere Tabletten verschrieben bekommen. Habe ihm sofort abgeraten, da da Beruhigungsmittel drin sind, damit er besser schlafen kann. Ich habe mal eine Frau gesehen, die von Tramal runter ist. Auf einer geschlossenen Station. Die nahm immer Tropfen. Ich fand nur, daß sie sie zu schnell runtergesetzt haben. Sie hatte ganz schön zu kämpfen. Scheiße, daß man so schnell in eine Sucht abrutscht. Und warum eigentlich nicht alle. Beim Alkohol z. B. Fast jeder Mensch feiert mal und trinkt, viele auch regelmäßig. Wieso wird es bei der einen Gruppe Menschen zur Sucht und bei anderen nicht. Das begreif ich nicht.

  • Huhu Tine,
    an Dich hab ich jetzt schon zweimal geschrieben und weis nicht ob es angekommen ist. In meinem Postausgang zeigt es nichts an....Mist, ich hatte soviel getippt *g. Also falls es nicht angekommen sein sollte gib mir bitte kurz bescheid. Winkeeeeeeeee, Carry

  • Bei mir ist es das Essen und durch die Angstzustände bín ich bei Tavor hängen geblieben. Früher habe ich vieles durch Essen gemacht, eigentlich noch heute. Wenn die Familie kommt, dann wird immer aufgetafelt. Sie wollen das immer gar nicht, doch ich bin dann nur am Wirbeln. Wenn ich mich nicht so vorm Kotzen ekeln würde...
    So hab ich nun meine 100 kg. Und durch die Antidepressiva bin ich auch ganz schön in die Breite gegangen. Die letzen 4 Jahre, nachdem ich mein Leben umgekrempelt habe und "glücklicher" bin, jedenfalls keine nennenswerten Sorgen mehr habe´, ist das mit der Fresssucht etwas weggegangen. Ich habe mich unter Kontrolle. Man kann ja nicht mit dem Suchtmittel Essen aufhören. Ist ganz schön schwer, aber abnehmen habe ich aufgegeben. Und Harmoniesüchtig bin ich, wenn es sowas auch als Sucht geben kann. Und abhängig von meinem Mann, leider. Ich wüßte nicht, wo ich wäre, wenn ich ihn nicht hätte. Ich denke mal, dann wäre ich in irgendeinem Heim. Ich darf gar nicht dran denken. Ich mache alles mit ihm, nichts allein. Allein bin ich ein Häufchen Elend. Als er mal vor 4 jahren zur OP wegen seiner Schulter mußte, das hat mich so runtergezogen, daß ich 2 Tage vor ihm weg war in der Psychiatrie. Anstatt mich um ihn zu kümmern, ihn zu besuchen, mache ich psychisch schlapp und hau ab. Ich habe das nicht mit Absicht gemacht. Ich war einfach weg und habe ihn allein gelassen. Ich schäme mich heute noch dafür. Ich hatte keinen der sich dann um mich kümmert und so bin ich ausgetickt. Ich hasse solche Situationen, wenn meine Krankheit mein Leben so bestimmt. Ich gebe mir aber inzwischen mehr Mühe, nicht mehr ins Krankenhaus zu flüchten, wenn was ansteht. Gibt es Streß, reagiere ich mit Krankheit und "muß" ins Krankenhaus. Das hat auch seine Gründe. Als 7jähriges Kind hatte ich einen Verkehrsunfall und lag 1 Jahr im Krankenhaus. Das war die schönste Zeit meines Lebens, ehrlich. Ich freute mich sogar, bei der Geburt meiner Kinder, mal wieder ins Krankenhaus zu dürfen. Ist, wie nach Hause gehen. Krank nicht?

  • Hi Tine,
    das ist nicht krank. Das ist traurig, soooo traurig das sich jemand aufs Krankenhaus freuen muss um ein wenig Aufmerksamkeit zu bekommen.

  • So Leute,
    hier noch ein kleiner Nachtrag von mir der Vollständigkeit halber. Ich habe nach wie vor kein Tramal zu mir genommen. Jedoch is der Entzug wohl doch nicht Geschichte wie ich erst angenommen habe. Vor allem Nachts komme ich überhaupt nicht zur Ruhe wobei ich den Grund nicht wirklich nennen kann. Selbst wenn ich die Schmerzen einigermaßen im Griff habe werfe ich mich von einer Seite zur anderen und egal wie müde ich auch bin kann ich einfach nicht einschlafen. Da ich eigentlich eine sehr gute Schläferin bin gehe ich davon aus das Tramal schon noch nachwirkt. Meine Laune ist am absoluten Tiefpunkt angekommen und mir ist einfach alles viel zu viel. Ich weis jedoch das sich das alles bessern wird, es muss einfach. Das Gift muss einfach auch erstmal raus aus dem Körper. Ich habe es einfach viele Jahre lang täglich genommen. Ich stehe immernoch hinter meiner Entscheidung und morgen darf ich ja endlich zum Schmerzthera. Mit Ihm hab ich auch schon ausführlich telefoniert und er kann meine Entscheidung sehr gut nachvollziehn, wenn er es auch völlig blödsinnig findet das ich das jetzt so durchgezogen habe. Vor allem natürlich wegen der vermeidbaren Schmerzen die ich jetzt habe. Ich halte mich eigentlich wirklich für sehr hard im einstecken aber die gehn ja mal gar nicht. Ich brauch echt ne Std vom Entschluss an auf die Toilette zu gehn bis ich es dann tatsächlich auch schaffe. Mein Entschluss für eine op steht fest, ich werde es nochmal versuchen. Ich erwähnte ja schon das ich mich nicht mal eben unters Messer legen kann, meine Vorerkrankungen machen es unmöglich. Ich muss soviel im Vorfeld erst untersuchen lassen. Dieses Jahr wird es wohl nichts mehr. Wenn es gar nicht anderst gehn sollte werde ich wohl oder übel wieder zu Schmerzmitteln greifen müssen um die Zeit zu überbrücken. Jedoch würde ich dann auch nach einer op sofort wieder entziehen, notfalls in der Klinik. Das wars wieder von mir, danke fürs lesen und mutmachen. Ihr habt ja keine Ahnung wie sehr mir das im moment hilft!!!! Eure, Carry

  • OH Carry, das tut mir leid, dass der Entzug dir jetzt doch noch zu schaffen macht, aber es wird wahrscheinlich leider nicht anders gehen ohne Schmerzmittel. vielleicht fragst du deinen Arzt im Vertrauen, welches dieser Mittel nicht abhängig macht, damit du nicht deine Sucht verlagerst? Arme Carry, das ist ja schlimm wegen der OP und deinen Schmerzen. Ich kann dich nur mal ganz lieb drücken und dir viel Kraft schicken :63: deine Pain

  • Liebe Pain,
    mein Schmerzthera sieht das ganze auch gar nicht so eng wie ich. Die letzten Monate habe ich mich ja auch streng an die Verordnung gehalten und das Medi nicht missbraucht. Aus diesem Grunde spricht er auch nicht von einer Sucht. Ich aber weis wie schnell das gehn kann das man doch wieder mehr nimmt als man sollte. In drei Std weis ich dann mehr wenn ich beim Schmerzthera war. Danke Dir für Deine Worte, Carry

  • ich denke an dich und ich hoffe, dass ihr eine Lösung findet, die dir mehr Zufriedenheit gibt und dir die Angst vor dem erneuten Missbrauch des Medis nimmt :smiling_face: du kannst ja nachher mal berichten, wenn du vom Schmerzthera kommst, würde mich freuen, von dir zu hören

  • Huhu Pain,
    sorry, hatte völlig vergessen das Du hier ja auf ne Antwort wartest. Hatte in meinem Blog berichtet. Aber da ich ja nicht weiß ob Du den liest oder nicht hier nochmal.

    Das Problem liegt darin das ich eine angeborene Blutgerinnungsstörung habe wesswegen ich auch täglich Marcumar nehmen muss. Tramal ist laut Schmerzthera das einzigste Schmerzmittel das nicht in die Blutgerinnung eingreift. Meine Gerinnungswerte sind sowieso extrem am schwanken, mein Körper reagiert da sehr empfindlich. Andere Leute mit Marcumar gehn einmal im Monat zum Arzt, ich muss meinen Wert täglich zweimal kontrollieren, ähnlich wie ein Diabetiker. Zum Glück kann ich das selber tun, die KK hat mir das Gerät bezahlt. Oft kommt es vor das ich trotz tbl Spritzen muss aber damit werd ich wohl leben müssen.

    Ich nehme jetzt also seit einer Woche wieder Tramal weil ich die Schmerzen wirklich nicht mehr ausgehalten habe. Ausserdem konnte ich mich nicht um meine Kinder kümmern wie es sich gehört. Darum habe ich mich breitschlagen lassen. Aber ich werde mich nun doch operieren lassen und bekomme eine Bandscheibenprothese. Allerdings müssen bei mir soviele Voruntersuchungen gemacht werden das es erst Anfang nächstes Jahres geht. Immerhin bin ich jetzt statt auf 3 mal tägl. 150 mg auf 2 mal täglich 100 mg eingestellt, deutlich weniger also. Mit dieser Menge bin ich zwar nicht schmerzfrei aber es geht schon wenn ich Pausen mache und mich zwischendurch hinlege. Es gibt im moment einfach keine andere Lösung, das sehe ich ein. Ich habe das Tramal aber nicht zuhause, mein Arzt verwaltet es, ich wollte es so. Direkt nach der Op geht es in Reha und dort wird so schnell wie möglich das Tramal abgesetzt. Ich hoffe das klappt alles so. Kein Arzt kann mir natürlich versprechen das ich nach dieser op einigermaßen Schmerzfrei bin, abwarten. Danke für Dein Interesse es ist schön zu spüren das es hier Menschen gibt die sich für mich interessieren!!! Bis bald, Carry

  • Huhuu Carry =)

    Danke für deinen "Bericht"! Ja, ich kann das sehr gut nachvollziehen, dass es in diesem Fall wohl nicht anders geht als dich mit Tramal zu behandeln. Natürlich ist es für dich denke ich sehr schwierig damit umzugehen, aber ich finde es klasse, dass dein Hausarzt die Tabletten jetzt verwaltet, das zeigt du hast trotz vorheriger Abhängigkeit kein gieriges Verlangen nach den Tabletten und hälst dich an die vorgeschriebene Dosierung. Liebe Carry, ich weiß, das meine Worte kein wirklicher Trost sind aber ich bin stolz auf dich, dass du so kämpfst und das unter solchen starken Schmerzen. Ich hoffe, du bekommst schnell einen OP-Termin!! :krank1:Arme Carry

    Bis bald deine Pain

  • Doch Pain, das ist sogar ein sehr großer Trost für mich. Mein Freund ist zwar auch für mich da, jedoch war er noch nie von etwas süchtig. Er kann es nicht wirklich nachvollziehn wie schwer das für mich war, mühe gibt er sich aber schon. Wenn ich nicht soviele Rückmeldungen bekommen hätte wäre ich vermutlich doch wieder abgestürzt. Aber Du hast Recht, ich habe überhaupt kein Verlangen nach den Tabletten und jetzt wo die Schmerzen besser sind gehts mir richtig gut. Meine positive Grundstimmung ist auch endlich wieder vorhanden, so mag ich das.

  • Das freut mich sehr Carry :5: ich finde das klasse, wie du es im Griff hast ohne Suchtdruck und auch noch weniger Schmerzen. Das ist doch super, ich bewundere dich und kann nur sagen, dass ich mich für dich richtig mitfreue! Ich würde mich freuen, wenn du mich auf dem laufenden hälst.

    Liebe Grüße und einen wunderschönen Tag für dich liebe Carry :smiling_face:

  • da bin ich nochmal :smiling_face:

    ich wollte nur sagen, dass ich es gut finde, dass dein Freund für dich da ist. Aber es ist ja klar, dass er das nicht so nachvollziehen kann, wenn er selber kein Suchtproblem hat. Aber man braucht gerade in der Zeit, in der Änderungen nötig sind oder einfach Durchhaltevermögen gebraucht wird, Menschen, die einen verstehen können und bei denen man weiß, sie wissen wirklich wovon man spricht und können nachempfinden, wie sehr man leidet unter dem Druck. Und ich finde es klasse, dass du dich nicht einfach hast fallen lassen, sondern du hast dir Hilfe gesucht und weitergemacht. Das zeigt, welch starken Willen du hast und wieviel Kraft in Carry steckt! Die Schmerzen machen dir auch noch zu schaffen und ich finde du gehst sehr gut damit um und versinkst nicht im Selbstmitleid und gibst auf, sondern du gehst deinen Weg, der sehr viele Stolpersteine hatte, weiter und kannst dir so sehr auf die Schulter klopfen, dass du so bist wie du bist!!!

  • Nun hast Du es aber wirklich und tatsächlich geschafft das ich sprachlos vor dem PC sitze mit rotem Kopf und stolz auf mich bin. DANKE

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