Einmal Borderline - immer Borderline?

  • Hallo Sora, gelberose,

    ja ich weiß schon woher das kommt - auch ich bin in einer Familie groß geworden, in der mir häufig gesagt und gezeigt wurde, das ich nix kann. Und obwohl ich mittlerweile in einer festen Beziehung lebe, einen Beruf habe und einen eigenen Haushalt habe, hatte ich nie das Gefühl, das meine Eltern mich irgendwann mal als "gleichwertig" angesehen haben. Da ändert sich natürlich auch das Selbstbild...Deine Schritte habe ich schon häufig versucht, gelberose - bisher allerdings ohne Erfolg...muss da wohl noch üben :grinning_squinting_face:

    Zum Teil muss ich smallgrovie zustimmen, das viele Leute Borderline nicht verstehen können und auch wenn sie sich noch so viel Mühe geben...ist die Krankheit überhaupt zu verstehen? Für einen Aussenstehenden stelle ich mir das extrem schwer vor, weil ich selbst als Betroffener die Krankheit nicht verstehe. Auch mich erwischt sie immer mal wieder völlig unvorbereitet und dann habe ich sie nicht im Griff - alles entgleitet mir und ich fühle mich ihr ausgeliefert. Oft kann ich auch selbst gar nicht erklären, was in mir vorgeht...

    Gruß
    Conny

  • Sora: Ja, das meine ich mit Illusion. Dass ich mich darin getäuscht habe, dass ich der Meinung war, dass diverse Personen wirklich an mir als Mensch interessiert gewesen sind.

    Smallgroovie: Ja, ich weiß schon, wie du das meinst. Ich versuche nur gerade, das Wörtchen "muss" aus meinem Wortschatz zu streichen! :winking_face: "Muss" hat so viel Zwang in sich, finde ich, und unter Zwang funktioniert, zumindest bei mir, das wenigste. :winking_face:

    Conny: Naja, ich übe und gehe diesen Weg nun seit *nachrechen* 8, richtig intensiv seit 6 Jahren. Wie lange ist es bei dir?
    Also, mein Mann hat sich auf mein Bitten hin als wir zusammen gekommen sind, sehr intensiv mit dem Krankheitsbild "Borderline" beschäftigt. Hat viel darüber gelesen, wir haben viel geredet und er hat sich auch mit seiner Therapeutin darüber unterhalten. Richtig 100%ig verstehen kann er es auch trotzdem nicht, aber doch schon in vielen Bereichen nachvollziehen. Und oft ist es so, dass er sogar Borderlineverhalten von mir vor mir erkennt und mir das dann auch sagt. :winking_face:

  • Das finde ich richtig gut! Gut, bei mir ist es noch nicht so lange - beschäftige mich seit ungefähr 5 Jahren damit. Dann besteht ja noch Hoffnung... :grinning_squinting_face:

    Die Illusion, was das Interesse bestimmter Menschen angeht, tut weh - aber letzten Endes ist es besser so. Die Menschen, die sich nicht für dich interessieren, die brauchst du auch nicht :winking_face: Aber kann es nachvollziehen...habe diese Erfahrung auch gemacht, schon als ich das erste Mal in der Klinik war: Leute, mit denen man vorher viel zu tun hatte, meldeten sich plötzlich nicht mehr...ABER: Es gab auch positive Erfahrungen...man hatte plötzlich Menschen an seiner Seite, von denen man es nie erwartet hätte! Heute weiß ich genau, auf wen ich zählen kann!

    Gruß
    Conny

  • @gelberose: oh ja das stimmt, erinner mich gerade das das auch mal mein Thema war, ich scheine, ohne es zu merken, davon wieder abgekommen zu sein! Da knüpfe ich doch jetzt mal wieder an :smiling_face: ! Kein Muß mehr, ich möchte, ich will, ich darf :smiling_face: ! Danke für den Anstoß :)!!!

    Liebe Grüße

    Smallgroovie

  • Conny: Ja, natürlich hast du Recht. Ich hab diese Erfahrung halt schon echt oft gemacht und dachte, dass ich mich auf die Menschen, die jetzt in meinem Leben sind, verlassen kann, dass ich sorgfältig genug ausgewählt hätte, aber hab ich wohl halt nicht. Meine Menschenkenntnis ist halt doch trotz all meiner vielen schlechten Erfahrungen immer noch zu naiv... Muss jetzt halt aufpassen, dass ich nicht wieder in ein typisches Borderlineverhalten rutsche und wieder alle Schotten dicht mache und damit auch Menschen, die mich WIRKLICH mögen ausschließe und damit verletze. Ach Mann, wieso sind zwischenmenschliche Beziehungen eigentlich immer so kompliziert????

    Smallgroovie: Bitte bitte, sehr gern geschehen! :winking_face: Jederzeit wieder! :grinning_squinting_face:

  • Naja ich denke ein großes Problem ist, das man nicht genug miteinander redet...man lebt mit jemandem zusammen und jeder denkt, es geht dem anderen gut, so wie es ist. Und der andere sagt auch nix, weil er Angst hat, den Partner zu verletzen. Man nimmt sich oft nicht die Zeit, herauszufinden, was dem anderen gut tut, Spaß macht und vielleicht auch fehlt. Bis es fast zu spät ist...bei manchen dann vielleicht zu spät...
    Wenn es noch nicht zu spät ist, dann sollte man es als Chance nutzen und sich mal viel Zeit nehmen und sich alles sagen können - auch wenns schwer ist und mitunter ziemlich weh tut.

    Gruß
    Conny

  • Smallgroovie: Und warum sind Menschen kompliziert? :winking_face:

    Conny: Na, mein Mann und ich reden von Anfang an (über 5 Jahre) wirklich über so gut wie alles. Da hab ich keine Probleme. Aber wenn in zwischenmenschlichen Beziehungen nur eine Seite reden will, dann bringt das halt leider auch nichts. :21:

  • Da hast du recht...naja, wir haben leider den Fehler gemacht und nicht geredet, was zum größten Teil an mir lag. Manchmal fühle ich mich von der Nähe einfach nur erschlagen und ziehe mich dann zurück - nicht unbedingt körperlich, aber seelisch - bis hin zu Dissos...(s. mein Tagebuch) und dann wirds gefährlich...

    Conny

  • Ja, wir sind noch zusammen...aber es war knapp - es war ein Warnschuss für uns beide...jetzt sind wir dabei, wieder zueinander zu finden. Aber es tut mitunter sehr weh, aber wir haben uns geschworen, es nie wieder soweit kommen zu lassen...aber hab halt Angst, das wir uns wieder voneinander entfernen, wenn es mir schlechter geht und ich wenig Kraft zum Reden habe... :frowning_face:

  • Nun will ich mich mal kurz einmischen, auch wenn ich nicht den ganzen Thread nun nur überflogen habe.
    Ich finde die Grundfrage schon so spannend.
    Worauf beruht ein - wie hier bezeichnet - Borderline-Stempel?
    Gerade in den letzten Jahren, bin ich durch Kliniken und Ambulanten Therapien vielen begegnet, deren Symptome dem Borderline zugeschrieben wurden.
    Und ich kann nur sagen, dass jeder dieser Menschen, andere Macken und andere liebe Seiten an sich hatte. Grundverschiedene Personen eben.
    Es gab eben nicht dieses bestimme Borderline wie es oft verschrien wird. Ob von der impulsiven Seite, oder von der Symptomatik her.
    Die einzige Richtlinie, die ich bisher dafür bekommen hab war die, wie sie von außen kam.
    Denn oft habe ich das Gefühl, alle anderen um einen herum, wissen besser bescheid als man selbst.
    Das Krankheitsbild ist komplex, ja. Aber es gibt eben unter dieser Symptomatik immernoch die Person selbst.
    Emotionen sind intensiver. Aber oft sind es Grundemotion, die sicherlich nicht falsch sind.
    Impulsiv. Ob nach außen oder nach innen.
    Aber wo zieht man die Grenze. Ab wann ist es krankhaft? Eine Frage die ich selbst nicht beantworten kann oder will.
    Nur als Denkanreiz.

    Reaktionen auf Situationen in meinem Leben, waren sicherlich nicht immer angemessen. Aber wenn es nachdem ginge, hätte wohl jeder mal eine Borderlinephase :winking_face:
    Auch meine Entscheidungen waren sicherlich nicht immer korrekt "vollzogen" und doch bin ich mir sicher, dass ich sie auf andere Weise durchgezogen hätte.

    Die Frage ist ja auch, lassen wir uns einen Stempel aufsetzen oder nicht?

    Ich für mich kann sagen, dass ich sicherlich meine Schwierigkeiten in bestimmten Bereichen habe, immernoch. Aber das wird sicherlich nicht einfach verschwinden. Nur den Trubel darum, versuche ich gering zu halten.

    Also wo liegt die Grenze und in wieweit kann jeder für sich, hinter seiner Symptomatik und/oder viel mehr seiner Persönlichkeit stehen.
    Stempel hin oder her.

    Und ganz zum Schluss: Ja, Veränderung ist Möglich
    Wieso auch nicht :winking_face:


    Wünsch euch nen guten Wochenendstart
    Zyna

  • gelberose: ich schätze, weil sie Gefühle haben und weil Menschen sooo unterschiedlich sind und viele mit ihren Gefühlen nicht wirklich umgehen können! Und wohl auch, weil Menschen Erwartungen haben, an sich und an andere und viell. auch, weil viele Menschen schon viele schlechte Erfahrungen gemacht haben, ich könnte ewig weiter aufzählen! Aber im großen und ganzen denke ich, wir Menschen haben leider im Laufe des Lebens verlernt, zu leben. Wir wären zu sehr viel in der Lage, werden aber in der Kindheit schon auf falsche Normen erzogen. Das liebe ich an Kindern, sie sind noch freigeister, als Erwachsene lassen wir uns von der vorgelebten Realität blenden und verlernen auf die wichtigsten Werte zu achten! Um mal etwas übertrieben eine zu nennen: Wir sind letztendlich alle Brüder und Schwestern! Wenn die Menschheit das begreifen würde, würde es sooo vieles einfacher machen, es bräuchte z.B: keine Kriege mehr..........


    LG
    Smallgroovie

  • Smallgroovie: Ja, da hast du wohl Recht. Und vielleicht sind auch einige Menschen neidisch auf mich, weil ich eben wieder gelernt habe zu leben, die kleinen Dinge als unglaublich wertvoll zu erachten und niemandem mehr etwas böses zu wollen und ich damit einfach nur glücklich bin und mich wohl fühle?! Vielleicht ruft das Neid bei anderen hervor, die das auch gerne machen/können würden, durch irgendwas aber immer noch daran gehindert sind?! Eigentlich sind sie deshalb wütend auf sich selbst, projezieren es aber auf mich, weil ich eben anders bin und in vielem weiter und glücklicher?! Ich weiß es nicht und wahrscheinlich werde ich das in diesem Leben auch nicht mehr herausfinden... :winking_face:

    Zyna: Ja, die Grenze ist echt schwer zu ziehen. Aber es gibt ja schon auch bestimmte Kriterien und Symptome, die einen Borderlinepatienten klassifizieren. Hab mich ja auch mit vielen anderen unterhalten, die die gleiche Diagnose haben und wir haben doch viele Gemeinsamkeiten entdeckt, alle untereinander, unabhängig von einander. Also, ne "erfundene" Sache ist es, so denk ich, also nicht.
    Aber wie sorge ich dafür, dass mir dieser Stempel nicht aufgedrückt wird? Wenn jemand überzeugt ist, dass mein Verhalten meiner Erkrankung zuzuschreiben ist, dann kann ich so viel sagen wie ich will, dass das nicht so ist, diese Person glaubt mir dann nicht. Ich bin in der Schublade und kann tun was ich will, ich komm bei diesem Menschen dann nimmer da raus. :21:

    Conny: Rede über diese mögliche Situation mit deinem Partner BEVOR sie entsteht! Dann kann er sich besser drauf einstellen und es wird nicht so schlimm, wie du nun befürchtest!!!!

  • Darüber haben wir schon geredet und er hat mir sehr deutlich gesagt, das er sich nicht sicher ist, ob unsere Beziehung einen weiteren Schub übersteht...

  • Gelberose, verstehe mich da nicht falsch. Ich will nicht behaupten, dass Borderline eine Phantasiediagnose ist und alle darunterfallen, die man nicht einordnen kann :winking_face:
    Es geht mir nur darum, dass es sicherlich bei Verhaltensmuster Verbindungen zu anderen gibt. Ganz klar. Genauso wie es auch Diagnosekriterien gibt. Und doch gibt es eben nicht nur "das eine Borderline". Ich bin bisher keinem begegnet, der in allen Punkten die gleichen Schwierigkeiten hat wie ich. Ich bin mehreren begegnet, und dem einen ging es in einem gewissen Punkt wie mir, und bei einer anderen Person, in einem anderem Punkt.
    Mir ist nur wichtig zu erwähnen, dass es nicht den Vorzeige-Borderliner gibt, wie er im Buche steht!

    Das ist mir in dem Sinne wichtig, weil ich selbst an einem Punkt bin, an dem ich filtern muss. Wo habe ich Krankheitsbedingt noch Probleme und wo sind meine Reaktionen normal oder von meinem Wesen bestimmt.
    Nachdem mir immer öfter gesagt wurde, was alles nicht stimmt, fehlte mir irgendwann der Blick für die Realität. Alles war aufeinmal krank und übrig blieb - für mich - nichts. Deswegen habe ich mir auch verdammt schwer damit getan, Symptome wegzulassen, weil ich das Gefühl hatte, es bleibt nur eine leere Hülle. Wenn alles wegfällt, was bleibt dann noch?
    Aber ich schweife ab, und doch ist es genau der Punkt.
    Das Symptome zum Vorschein bringt, basiert auf der individuellen Persönlichkeit. Die nicht einfach weg ist, aber dessen Intensivität geriner wird.
    Das heißt, wenn jemand nun Impulsiv ist, wann gehört es zum Ich-Sein? Wohl wenn das Extreme daran wegfällt, man keine Mitmenschen und vor allem sich selbst nicht verletzte. Eine Grenze erkennen und ziehen kann.
    Menschen im Umfeld, die es vielleicht in Extremphasen mitbekommen haben, werden selbst bei einem kleinen aufkommen, sofort die Verbindung zur Erkrankung schließen.
    Und ja, da kannst du soviel sagen wie du willst. Und entweder es findet gehör oder nicht.
    Hart? Zu Einfach gedacht?
    Wenn dich andere in die Schublade stecken wollen, lass dich darin vergraben. Sie müssen ja nicht sehen, wie du von alleine wieder rauskletterst. Die denken, du steckst da noch drin und in Wahrheit gehst du deinen eigenen Weg.
    Deine Aufgabe, anderen etwas zu vermitteln, kannst du wahrnehmen. Wie es andere aufnehmen, darauf hast du keinen Einfluss..

  • Zyna: Ja, da hast du vollkommen Recht! Eine ehemalige Therapeutin von mir meinte mal: "Borderline ist ein Mensch mit Eigenschaften, wie sie auch alle anderen haben. Er lebt sie eben nur teilweise vielo intensiver aus." Ich denke, das trifft es auf den Punkt.
    Ich weiß, dass ich keinen Einfluss darauf habe, wie andere es aufnehmen, wenn ich zu vermitteln versuche, dass das ganz normal und kein Borderline ist. Aber wenn es Menschen sind, an die da kein rankommen ist, die meinen Weg lange begleitet haben, dann tut es halt einfach weh und macht mich sehr traurig. Das ist alles.

    Conny: Naja, aber macht es denn für ihn keinen Unterschied zwischen den Gründen, WESHALB du nicht redest? Also, ob du ihm nichts zu sagen hast/ihm nichts sagen willst oder ob es krankheitsbedingt ist? Für mich würde da ein großer Unterschied bestehen. Denn das eine hat auch etwas mit mir zu tun, liegt vielleicht auch an mir, das andere eben nicht.

  • Zitat

    Aber wenn es Menschen sind, an die da kein rankommen ist, die meinen Weg lange begleitet haben, dann tut es halt einfach weh und macht mich sehr traurig.

    Deine Traurigkeit ist vollkommen verständlich und somit finde ich es auch richtig, dass du für dich nach Wegen suchst, zu verstehen oder zu vermitteln.

  • @gelberose: ja, Neid macht schon ne Menge aus! Dabei könnte es jeder erreichen, da bräuchte es gar keinen Neid, einfach mal innehalten und in sich hineinspüren und nicht dieser schnelllebigen Gesellschaft ständig hinterher hecheln und vieles Wesentliche nicht mehr zu sehen und zu spüren!

    Zyna: Es gibt nicht den typischen Borderliner! Borderline hat ein großes Spektrum und geht oft auch einher mit anderen Diagnosen wie: Sucht, Depressionen, posttraumatische Belastungststörungen etc.! Früher hat man tatsächlich Menschen bei denen man nicht weiterwußte als Borderliner abgestempelt und unter Psychologenkreisen hieß es dann oft "oh nein, bitte keinen Borderliner, die sind ja soooo anstrengend, fordernd und unberechenbar"! Das hat sich aber mittlerweile zum Glück geändert! Früher war ich ein großer Bordi, heute bin ich noch ein kleiner, nur selten noch groß!

    LG
    Smallgroovie

    - - - Aktualisiert - - -

    Und ich möchte mal sagen, das schöne an Borderline ist, das man sich viel mit sich selbst auseinander setzt, was einem manchesmal die Augen öffnet! Da sehe ich mich absolut im Vorteil anderen Menschen gegenüber, denen es selten einfällt mal über sich nachzudenken, bzw. sie nur bis zur Karriere denken! Denn das ist ja irgendwie etwas am Leben vorbei! Da hat der Stempel Borderline tatsächlich auch was Gutes, wie ich finde :smiling_face: !

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