partner süchtig - ich bin hilflos

  • guten abend allerseits,

    ich bin mittlerweile ziemlich am ende wegen dieses leidigen themas und muss mir das einfach mal von der seele schreiben und hoffe auf austausch mit anderen, denen es ähnlich geht.

    ich bin 24, mein freund ist 26. wir sind mittlerweile seit 5 jahren zusammen, er kifft seit er 12 ist, nach eigenen angaben. er raucht täglich mehrere tüten und gibt im monat ca 250-300 euro dafür aus. manchmal auch mehr. dazu kommt dann auch noch das geld für zigaretten und papiere. das geld hat er eigentlich nicht, aber meistens klappt es doch immer irgendwie. seine eltern geben ihm auch ab und an geld, wenn es knapp ist, die wissen allerdings nichts vom kiffen.

    als wir zusammengekommen sind war ich gerade 19 geworden und fand am kiffen nicht viel schlimmes. außerdem wollte ich ihn nicht gleich am anfang der beziehung etwas vorschreiben, geschweige denn verbieten. als alles noch frisch war, war auch er motivierter und die kifferei hat sich noch nicht so stark bemerkbar gemacht. ich habe auch einige wenige male gekifft, hab aber lieber die finger davon gelassen, hatte auch nicht immer gute erfahrungen damit gemacht. hat mich also glücklicherweise nicht sehr gereizt. ich habe mit ca. 15 angefangen zigaretten zu rauchen, das hat mir ,,gereicht". mit 22 habe ich mit dem rauchen aufgehört, hat ganz gut geklappt und tut es auch immer noch.

    nachdem aber diese ,,frische verliebtheit" vorüber war und man eben auch mal ein wenig an der beziehung ,,arbeiten" muss und nicht immer alles friede freude ist... ist mir aufgefallen, welche auswirkungen das kiffen hat.

    er war früher in einem verein und hatte mehrmals die woche training - mittlerweile nicht mehr (liegt auch an diversen verletzungen).

    dazu kommt, dass er in seinem studium, das nun schon 7 semester dauert, bislang kaum was erreicht hat und prüfungen immer wieder verschiebt oder nun auch durchgefallen ist. jetzt, während der vorlesungszeit, geht er auch unregelmäßig in die uni und hockt meistens zuhause.

    er hat bis vor 2 monaten auch noch nie in seinem leben gearbeitet. ich rede jetzt nicht von einer vollen tätigkeit sondern generell von irgendwelchen nebenjobs neben schule oder studium (ich beispielsweise habe mit 12 das erste mal prospekte ausgetragen und habe seitdem alle möglichen nebenjobs gemacht).

    generell hockt er fast immer nur zuhause vor dem pc und zockt... auch sone sache. zocken. das ist leider die zweite sucht, die uns das leben schwer macht. aber das sieht er nicht ein. meines erachtens sind so 8 stunden durchschnitt am tag zocken nicht normal icon_wink.gif (manchmal sinds nur 2 und selten könnens auch ganz extrem 18 stunden sein) nunja..

    wir unternehmen auch nichts zusammen. es ist eine riesige belastung, dass unser komplettes leben nur noch auf die kifferei ausgerichtet ist... er sieht nicht, wie sehr es mich und unsere beziehung belastet. ich muss ihn ja auch vor diversen leuten decken und habe alle möglichen einschränkungen dadurch. es ist sehr schlimm für mich, aber er sieht das nicht.

    inzwischen kann ich ihm halt leider nichts mehr glauben. er ist ein anderer mensch, wenn es ums kiffen geht. ich habe schon sooft tolle versprechungen gehört, dass er aufhört wenn der sommer losgeht, wenn die uni wieder anfängt, wenn das und jenes passiert.. ab montag dann.. "und dann geh ich auch wieder sport machen und unternehme auch mehr." in den 5 jahren ist das leider nie passiert. zwar gab es immer mal wieder halbherzige versuche, aber leider hält das dann ca. 2-3 tage, die höllisch anstrengend sind, weil er extrem unausgeglichen und reizbar ist in der zeit, und dann muss er wieder rauchen und zocken. er wird regelrecht aggressiv, wenn er nicht geraucht hat... und es endet meistens im streit und unter tränen.
    heute ist so ein tag. die letzten 2 tage hat ers sein lassen aber heute ging nicht mehr. und die letzten 2 tage waren nicht unbedingt so schön, weil er dann nie etwas mit sich anzufangen weiß und ich ihn ,,unterhalten" darf und sowieso für alles, was schief geht oder ihm nicht passt, die volle schuld trage. das engt mich sehr ein und belastet mich sehr und das versteht er nicht recht, weil ich mich doch sonst beschwere, dass er nicht da ist... es ist zu wenig und zu viel.

    ich weiß nicht weiter, ich habs ihm deutlich gemacht, dass eine zukunft mit dem kiffen nicht möglich ist... ich weiß, dass er mich sehr liebt, so wie ich ihn liebe. und dass wir auch eine familie gründen möchten. aber er weiß auch, dass ich niemals ein kind mit einem kiffenden mann haben werde, das geht für mich einfach nicht.

    ich bin jetzt schon in der situation, dass ich eigentlich für alles verantwortlich bin. ich habe keinen partner, sondern einen pubertierenden jungen hier zuhause... und ich bin es so leid. ich hatte es auch wahrlich nicht einfach in meinem leben und brauche einfach jemanden, auf den ich mich verlassen kann. mit dem ich ein team bilden kann. aber leider ist ihm alles egal, wenn er kifft. er bekommt nichts auf die reihe und ich muss ehrlich sagen, dass ich eine scheiß angst habe, dass er weder das studium schafft, noch aus diesem sumpf rauskommt...

    ich fühle mich so hilflos und stoße immer wieder an meine grenzen... und bin mittlerweile am überlegen, ob ich ihn verlassen soll. aber eigentlich möchte ich das nicht, er ist mein mann fürs leben und ich würde so gerne den weg mit ihm gehen und ihn in schweren zeiten begleiten. ich würde jede schwere zeit mit ihm durchstehen aber ich sehe nicht, dass er es wirklich will. er sieht zwar ein, dass er ein problem hat und süchtig ist, aber professionelle hilfe möchte er nicht.

    ich schließe dieses semester mein studium ab und möchte dann noch etwas anderes studieren.. ich möchte einfach was erleben. rausgehen und machen. erfahrungen sammeln. ich möchte einfach mehr vom leben! aber er sitzt nur hier und kifft sich zu, es ist so schwer, seinen partner berauscht zu erleben, tag für tag... immer breit. und nie er selbst. es ist so scheiß schwer.

    hoffe einfach mal auf neuen input von euch, vielen dank schonmal fürs lesen.
    liebe grüße

  • Hallo nami,

    phhfff, dein Text hat mich sehr mitgenommen, deswegen will ich dir gerne ein paar Zeilen hinterlassen.

    Ich bin ganz schön hin- und hergerissen worden, zwischen der Perspektive deines Freundes und natürlich deiner.
    Das bist du leider im Moment wohl auch auch andauernd.

    Zunächst einmal nur kurz zu mir. Also ich bin ebendfalls recht früh, ca. mit 12 1/2 in die Sucht reingeschlittert (hauptsächlich Cannabis und Alkohol).

    Zunächst einmal scheint es mir, dass du gerade deinen/euren Standpunkt in der Beziehung erörtern willst. Das ist natürlich immer ein heißes Eisen, vorallem, wenn du im Moment auch sehr auf die Zukunft fixiert bist...dein Studium läuft...Haus, Kind, Hof, etc...
    Aber wesentlich akuter ist dann natürlich die jetzige Situation. Ich finde es zum Einen sehr wichtig, dass du dir im Klaren darüber bist, ob du diesen Menschen liebst. Das scheint ja wohl der Fall zu sein. Zum Anderen finde ich wichtig, dass dein Freund überhaupt schon zugibt ein Problem zu haben, bzw. sogar, dass er süchtig sei. Glaub mir, dass ist meistens schon ein langer Weg bis an diesen Punkt.

    Viel mehr kann und will ich da im Moment nicht darauf eingehen, weil das eben immer in Beziehungen so eine verstrickte Sache ist..^^

    Ich kann nur mal ein Wenig darauf eingehen, wie das damals bei mir mit der Sucht und meiner Beziehung so war.
    Auf dem Höhepunkt meines Dauerbreitseins habe ich natürlich nicht mehr viel mitbekommen. Ganz tief im Hinterkopf schlummerten aber immer dunkle Erinnerungen an Momente, in denen mir Freunde und sehr nahstehende Personen offen gesagt hatten, ich hätte ein Problem. Zudem kam meine Freundin damals dann auch auf mich zu und stellte mir ein Ultimatum. Damals gestand ich mir dann selbst ein, dass ich wohl süchtig sei. Naja, das Ultimatum hatte ich dann aber dennoch ignoriert und fröhlich weitergepafft...
    Als sie dann auf mich zukam und meinte, jetzt sei schluss, war ich erstmal vor den Kopf gestoßen. Ich hatte diesen Umstand, vorallem durch Drogen natürlich, so massiv verdrängt, dass ich echt überrascht war. Damals bin ich dann wie aus einem dunklen Traum aufgewacht und habe die Initiative ergriffen und mich in psychische Behandlung begeben, die dann in einem stationären Entzug und spätere Entwöhnungstherapie endete. Ich war so abgestumpft und wusste echt nicht mehr, wer ich überhaupt denn sei und was denn Gefühle überhaupt sind und ob ich die jemals wieder bekommen könne. Aber dieser Weg war meine Entscheidung damals und das hat sich aus mir heraus und mit meiner gesuchten Hilfe entwickelt.

    Ich meine damit natürlich nicht, dass du jetzt unbedingt mit deinem Freund schluss machen solltest, sondern ich hatte damals einen langen Weg in und mit der Sucht zurückgelegt, hatte mich so erbärmlich verlaufen und lange und erfolglos alleine versucht, den Weg wieder zu finden. Erst als ich erschöpft einsah, dass ich unweigerlich und hoffnungslos vom Weg abkam, habe ich erst begonnen zu schauen, ob denn jemand am Wegrand steht, der mich an die Hand nimmt und wieder auf den Pfad führt.

    Du kannst und solltest natürlich immer mit ihm offen darüber reden. Deine Grenzen scheinst du ja recht gut abstecken zu können. Das finde ich ziemlich wichtig. Aber allzu viel Druck sind da sicherlich nicht hilfreich. Wenn mir früher jemand solche Dinge vor den Kopf warf, wie "den ganzen Tag kiffen und noch nicht mal Zeitung austragen können...", reagierte ich mit dem ganzen Register meiner hart erlernten Suchtmuster; und die mögen für den ein oder anderen nur schlicht "pubertär" gewirkt haben.

    Was genau erwartest du dir von ihm?

    Kopf hoch und
    liebe Grüße,

    DerWaldfrevler

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