Partnerin betrinkt sich jeden Tag, ist aber angeblich nicht Süchtig??

  • Hallo liebe Forenmitglieder,

    ich bin seit etwa 1 Jahr mit meiner Freundin zusammen (45). Anfangs tranken wir jeden Abend gemütlich Wein, was ich auch vorher schon tat, aber nur 1-2 Gläser.
    Immer öfter kam es vor das wir aber voll trunken ins Bett gefallen sind, und auch unter der Woche verkatert in die Arbeit mussten. Nach einem halben Jahr sagte ich das mir das zu viel ist, das wir nur noch am Wochenende trinken sollten. War abgemacht, aber am nächsten Abend stand wieder der Wein da, alles beim alten.
    Zum Jahreswechsel hatte ich mir dann vorgenommen gar nicht mehr zu trinken, zumindest für 6 Wochen, ganz konsequent. Sie fand das gut und wollte sich anschließen, und für eine Bestimmte Zeit auch gar nichts trinken. Leider hat sie schon am nächsten Tag wieder getrunken, und am übernächsten. Als ich sie darauf ansprach meinte sie das ist nur weil sie ja noch frei hat, sobald die Arbeit wieder los geht hört sie auf. Seit dem hat sie es maximal 2 Tage geschafft nicht zu trinken, und da war sie schlecht gelaunt.
    Immer wieder hatte ich sie darauf aufmerksam gemacht das sie einen "Regelverstoß" begeht, wenn sie sich ein Glas Wein einschenkte, was sie mal mit wegstellen und mal mit Ignorieren quittierte. Sie ist auch böse auf mich wenn ich bei einer Party sage sie dürfe nichts trinken.
    Irgendwann merkte ich das Spannungen zwischen uns entstehen deswegen, und offensichtlich hat sie auch kein echtes Interesse daran aufzuhören, also gab ich es auf und kommentiere ihre Konsum nicht mehr.

    Was ich mich jetzt frage, ist sie abhängig oder nicht? Sie trinkt an einem Abend 1 Flasche Wein oder Sekt, am Wochenende mehr. Andererseits schafft sie es auch mal 1 oder 2Tage ohne Stoff. Ihre erfolgreichste Woche war es nur an 3 von 7 Tagen zu trinken.
    Ich mache mir ernsthafte sorgen um ihre Gesundheit, und ich will nicht durch sie zum Trinken animiert werden. Wie kann ich sie motivieren von sich aus ihr Verhalten ändern zu wollen?

  • Also wenn das keine Scuht beschreibt, was dann?
    Kann das natürlich nur aus meiner Sicht und meinen Erfahrungen mit Alkoolabhängigen beschreiben, und die hatte ich sehr intensiv.
    Ich mach mir da mehr Sorgen um dich!

    Bin sicher dass sich noch der ein oder andere meldet der dir dazu was sagen kann!

    Gruss

  • Auch ich kann das "nur" als Angehörige/Bekannte von Alkoholabhängigen sagen, aber ich würd mich Duzen da anschliessen. Hört sich sehrrr danach an.
    Leider?! ist es so, das du Ihr Aktiv wohl eher wenig helfen kannst, denn als Abhängige Person muss man selber Hilfe wollen. Wenn Sie gar nicht aufhören will, dann siehts für dich mit helfen und unterstützen sehr mau aus. Das ist meine persönliche Erfahrung damit.

    Das eine Alkoholabhängige Person auch "mal" 1 oder 2 Tage nichts trinkt, ist nicht so unüblich (bitte denk dran, dass das auch wieder bloss meine Erfahrungen sind :smiling_face: )
    Da ist eben jeder anders.

    Tipps im Bezug auf deine Freundin kann ich dir nicht wirklich geben, vielleicht tippt aber ja noch jemand der das besser kann?!
    Ich fänds an deiner Stelle eher wichtig, auf DICH zu achten, denn du schreibst ja schon das du durch sie nicht wieder zum trinken animiert werden willst.

    Alles Gute,
    Diebin

  • Hallo!

    Das Verhalten deiner Freundin klingt doch nach einer Abhängigkeit.
    Erstmal toll, dass du für dich beschlossen hast nicht mehr zu trinken! Klappt das denn? Und wie gehts dir damit?

    Helfen kannst du deiner Freundin so wirklich auch nicht. Hilfe und Aufhören wollen, muss sie selber einsehen.
    Du kannst ihr aber nochmal direkt in einem Gespräch sagen wie es dir damit geht und dass du dir Sorgen machst und vielleicht auch, dass du vermutest, dass sie mittlerweile eine Abhängigkeit entwickelt hat. Und dann siehst du wie sie reagiert. Und wenn du nicht mit ihr reden kannst, dann versuch ihr einen Brief zu schreiben?
    Natürlich wird es auf Dauer sehr ermüdend und frustrierend werden, wenn du sie andauernd ermahnst und sie aber nix davon hören möchte.

    Und nur weil sie mal 2-3 Tage nichts trinkt, hat das bei Abhängigkeiten nix zu sagen. Beim Alkoholismus gibt es verschiedene Trinkertypen.
    Ausführlicher kannst du es hier nachlesen --> http://www.alkoholismus-hilfe.de/jellinek-alkoholikertypologie.html

    Wichtig ist, dass du dabei auch auf dich schaust! Wie geht es dir damit? Hast du Jemanden, mit dem du darüber reden kannst?

  • Hallo,
    danke für die schnellen Antworten!

    Mir geht's gut was das Trinken angeht, ich habe nicht das Gefühl das ich abhängig bin (ich weiß, das sagen alle). Es macht mir nichts aus nicht zu trinken, lediglich die ersten 3Tage waren etwas ungewohnt ohne das gewohnte Glas Wein. Mittlerweile habe ich überhaupt kein Verlangen mehr, selbst wenn ich mit Freunden in einer Kneipe sitze kann ich problemlos verzichten, wobei ich natürlich immer weiß mit paar Bier wäre es schöner. :winking_face:

    Das ich meine Freundin nicht überreden/zwingen kann ist definitiv so, trotzdem ist es traurig anzusehen wie sie sicher auf die körperliche Abhängigkeit zusteuert. Ich dachte vielleicht gibt es da Tricks wie man Betroffene bearbeiten kann, damit sie von sich aus den Ernst bzw. die Konsequenzen ihres Handelns erkennen und sich für Hilfe öffnen. :frowning_face:
    Der Tipp, ihr zu sagen das ich sie für abhängig halte und wie ich mich damit fühle ist gut.
    Es ist nicht einfach den "richtigen Zeitpunkt" für so ein Gespräch zu finden, schon mehrfach hatte ich vor mit ihr darüber zu reden, und es dann doch nicht getan. Nehme es mir für dieses Wochenende fest vor, ich berichte dann hier wie es lief.

    Wie es mir damit geht? Wenn man zusieht wie der geliebte Mensch sich krank trinkt, und nicht helfen zu können ist bedrückend.
    Ich habe Freunde mit denen ich darüber schon gesprochen habe, die aber im Prinzip auch sagen das ich ihr nicht helfen kann.

  • Und wie gesagt, wenn du es nicht schaffst zu reden, dann überleg dir das nochmal mit dem Brief! :winking_face:

    Sonst gibt es noch die Möglichkeit, dass du dich mal in einer Beratungsstelle informierst was du tun könntest oder, dass du was für dich tust.

    Die Frage, die natürlich in Zukunft auf dich zukommen könnte, ist, ob du es in der Beziehung ertragen kannst, dass deine Freundin sich weiter in den Sumpf der Abhängigkeit begibt und du dabei zuschauen kannst? Klingt hart, ich weiß, aber solang sie selber nicht einsieht, dass sie ein Problem hat, wird es wahrscheinlich darauf hinauslaufen.

  • Wie kann ich sie motivieren von sich aus ihr Verhalten ändern zu wollen?


    Sie zu motivieren wird nicht einfach sein. Du wirst hr das vorleben muessen, ihr zeigen muessen das Du das Glas Wein nicht trinken willst was Dir da hingestellt wird. Auch das ist keine Garantie das sie kuerzer tritt. Pass Du mal in erster Linie auf Dich auf und ziehe da klare Grenzen.

    LG Siegfried

  • Hallo zusammen,
    gestern war endlich mal die Gelegenheit das Thema anzusprechen, nachdem sie leicht betrunken von ihren Kindern nach hause kam.
    (Ihre Kinder leben bei ihrem Ex Mann, die besucht sie sehr häufig nach der Arbeit bevor sie zu mir fährt.)
    Sie hat ihr Verhalten dahingehend geändert das sie hauptsächlich bei diesen Besuchen trinkt, wo sie auch ihre alte Nachbarin (und Trink-Kumpanin) trifft. Somit trinkt sie weniger in meiner Gegenwart.
    Sie kommt dann leicht betüddelt und mit "Pfefferminzbonbonfahne" zu mir.

    Habe ihr gesagt das ich mit ihr über das Thema Trinken reden möchte, das ich das Gefühl habe bei ihr bestehe schon eine Abhängigkeit, und das ich sie Liebe und sie noch lange lieb und schnuffig um mich herum haben möchte. Und das ich mich schlecht fühle wenn ich sehe wie sie auf die Körperliche Abhängigkeit und Verfall zusteuert.
    Sie gab zu das ihr ihre Situation völlig bewusst sei, das sie es selber an sich sieht, in ihrem Gesicht, an der Haut. Das es aber nunmal nicht so einfach sei wenn sie in der Arbeit schlimme Tage hätte, wo ihr Chef sie mobbt, und es ihr schlecht geht. Und wenn sie etwas trinkt sei alles gut. Es wäre eine Voraussetzung das sich das ändert, das sie erst eine andere Stelle brauche, bevor sie daran arbeiten kann. Ahja, dachte ich mir, kenne ich, heute ist es dies und morgen das.
    Tatsächlich sieht es danach aus das sie bald ihren Job wechselt, habe ihr aber versucht deutlich zu machen das dieses "Fluchttrinken" ganz ganz schlecht ist, egal wie schlimm es ist, mit der Einstellung würde sich nie etwas ändern, weil einen Grund schlecht drauf zu sein wird es immer geben.

    Habe dann versucht tiefer zu bohren, wo es denn angefangen habe mit der Trinkerei, und ob sie vielleicht etwas tiefer greifendes belastet, zum Beispiel ihre kaputte Ehe.
    Sie gab an das sich das Trinken als Freizeitbeschäftigung mit ihrer ehemaligen Nachbarin einfach mal so ergeben habe, das man mittags gemütlich ein Prosecco getrunken habe, es aber keine wirklichen schlimmen Auslöser gegeben habe. Es schlich sich ein abends immer ein zwei... drei Gläser Wein zu trinken.
    Ich sagte ihr das sie falls ihr doch noch etwas einfällt sie jederzeit mit mir darüber reden könne, und wenn sie das nicht wolle, ich gut verstehen würde wenn sie sich professionelle Hilfe diesbezüglich holen möchte.
    Und insgesamt würde ich ihr gerne helfen, wenn ich das irgendwie kann, sie solle mich einfach an der Hand nehmen.

    Ich fühle mich besser jetzt wo das klargestellt ist, und ich hoffe das sie sich nun Gedanken in der Richtung macht sich Hilfe zu holen.
    Ich fragte sie zwar ob sie, wenn ihr das nun schon völlig bewusst ist, etwas an der Situation ändern möchte, oder ob sie einfach gut damit leben kann weil es ja gemütlich ist, und "akute Konsequenzen" nicht zu befürchten sind. Und natürlich versprach sie, dass sie es ändern möchte, aber da sie keine Selbstdisziplin hat wette ich das sich sobald nichts ändert.

    Liebe Grüße,
    Mücke

  • Hallo Mücke,

    das Gespräch war notwendig für Dich wie für sie. Einiges daran lässt mich aber etwas nachdenklich werden.

    wenn ich sehe wie sie auf die Körperliche Abhängigkeit und Verfall zusteuert.

    Wenn das soweit ist dann ist die psychische Abhängigkeit meist längst erreicht.

    Das es aber nunmal nicht so einfach sei wenn sie in der Arbeit schlimme Tage hätte, wo ihr Chef sie mobbt, und es ihr schlecht geht. Und wenn sie etwas trinkt sei alles gut.

    Das siehst Du vollkommen richtig das es eine Ausrede ist und das es immer einen "guten" Grund geben kann so schlecht drauf zu sein das man sich betrinken "muß". Das solltest Du ihr ruhig noch das ein oder andere mal klar darlegen.

    Es wäre eine Voraussetzung das sich das ändert, das sie erst eine andere

    ....Einstellung zu ihrem Trinkverhalten entwickelt. So vervollständige ich den Satz mal. Alles andere wie neue Stelle oder so ist absurd, denn auch da kann sie den gleichen Mist erleben wie jetzt. Sie muß was ändern. Ein neuer Arbeitgeber oder ein besserer Verdienst oder was auch immer kann daran nichts ändern.

    Sie gab an das sich das Trinken als Freizeitbeschäftigung mit ihrer ehemaligen Nachbarin einfach mal so ergeben habe, das man mittags gemütlich ein Prosecco getrunken habe

    ...das fängt leider bei vielen so an. Das ist nicht ungewöhnlich. Die Trinkmengen steigern sich im Laufe der Zeit, dazu kommt dann die Erfahrung das der Rauschzustand auch mal Probleme kurzzeitig an die Seite drückt.

    Letztendlich ist ja nicht nur ihr Trinkverhalten zu ändern. Sie muß ihre Art mit Problemen umzugehen ändern. Sie wird wohl auch auf die Besuche ihrer Trinkkumpanin verzichten müssen sonst wird sie ja immer wieder von anderer Seite zum Trinken animiert. Zum abstinent werden ist es sehr oft notwendig sich aus dem gesamten Bekanntenkreis und Freundeskreis auszuklinken, vielleicht sogar den Wohnort zu wechseln. Die gesamte Lebensführung wird sich ändern müssen. Gewohnheiten werden sich ändern müssen. Das gesamte Verhalten ist zu hinterfragen und anzupassen. Das ist also nicht mal eben damit gemacht zu sagen..

    Es wäre eine Voraussetzung das sich das ändert, das sie erst eine andere Stelle brauche, bevor sie daran arbeiten kann.

    Denn, wenn sie dann die neue Stelle hat und das Problem angeht und sich dann vielleicht sogar notwendige Therapien anschliessen ist es mehr als fraglich wie lange diese neue Stelle Bestand haben wird. Nicht nachher, vorher muß sie es machen damit diese neue Stelle Sinn machen kann. Da kann sie jetzt besser dem alten Chef diese Sache auf´s Auge drücken und ganz regulär eine Entgiftung und notwendige Therapie machen und innerhalb der Therapie einen neuen Job suchen. Das macht viel mehr Sinn.

    LG Siegfried

  • Hallo zusammen,

    1 Jahr später möchte ich hier einen Zwischenbericht abgeben.
    Nachdem ich mit meiner Partnerin des öfteren wegen dem Thema gestritten hatte, erst recht nachdem sie ihren Führerschein wegen einer Trunkenheitsfahrt mit Unfallfolge verloren hat, hat es noch einige Zeit gedauert bis wir uns getrennt haben. Danach hat sie sich bei den Anonymen Alkoholikern angemeldet, und für einen MPU Vorbereitungskurs. Eine Zeit lang schien das auch zu laufen, Sie trank kaum noch, nur ein Glas Wein direkt nach einer unangemeldeten Stichprobe auf Alkohol. Davon gab es 3 in den ersten 4 Monaten einer 1 Jährigen Abstinenznachweiszeit mit 6 Kontrollen. Zumindest bestand sie die ersten 3 Kontrollen. Wir sind dann wieder zusammen gekommen.

    Wenig später aber trank sie dann auch immer Freitags, weil immer frühestens Dienstag eine Kontrolle ist und nur 3Tage nachgewiesen werden können. Dann auch Samstag und auch mal zwischendurch, und zum Essen, und auf dem Weihnachtsmarkt, und irgendwo ist es schließlich immer 20 Uhr... Es schliff sich wieder ein das sie immer trinkt, und auch mal wieder mit einem Totalabsturz. Weil ihr irgendwas nicht gepasst hat. Daraufhin gab es wieder einen großen Streit, aber mit wenig Auswirkungen auf ihr tägliches Trinken. Bis es kürzlich ein ernstes Gespräch gab, wo sie wieder hoch und heilig versprochen hat das sich alles ändert.

    Ich habe resigniert, bin nun auf der Suche nach einer anderen Partnerin, da diese Versprechen anscheinend schon als Standartformular bei Alkoholikern in der Schublade liegen und meist nur einige Tage oder Wochen halten.

  • Servus Mücke,

    schade, wenn es nicht geklappt hat, aber ich finde, du hast mehr als Geduld gezeigt.

    Leider reicht oft der Verlust des Führerscheins nicht, wobei ich finde, das ist schon ein sehr deutliches Zeichen.
    Für mich gibt es aber nur die Nulltoleranz, auch wenn so einige oft von kontrolliertem Trinken reden/schreiben.
    Sicher ist auch letzteres manchmal möglich/nötig, aber da geht es meiner Meinung eher um Fälle, denen man anders einfach nicht mehr helfen kann.

    Versprechen haben wenig wert, eine 'Sucht wird meist stärker sein, also geht es nur über Bekämpfung der 'Sucht und dazu sind Versprechen überflüssig.
    Klar kann es mal zu Rückfällen führen, doch hier kam es ja schnell wieder zu einem regelmäßigem Trinkverhalten - immer Freitags usw. ...
    Schade dass sich in der Gesellschaft immer noch das Märchen festhält - Alkis saufen tagtäglich und rund um die Uhr :winking_face:

    Ich finde es toll wenn Partner/Angehörige zu Suchtpatienten halten, aber es muss immer eine Reißleine als letzte Konsequenz bleiben.
    Wenn es eben wie bei dir nicht klappen mag, dann ist es sogar richtig, wenn dann die Leine gezogen wird!!
    Es mag eurer Beziehung nicht mehr retten, aber zum einen dich und vielleicht ja doch noch deine Ex-Partnerin.

    Schön dass du hier berichtet hast, oft hört man ja nichts mehr von den Leuten.

    So oder so, alles Gute dir!!

    LG Franz

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