Kritik Canabis Abstinenz

  • Inwiefern profitiert denn die Suchthilfe? Abhängigkeit existiert losgelöst von gesetzlichen Vorgaben, auch wenn die Definition des WHO das etwas anders sieht. Mal davon ganz abgesehen ist das der WHO gegenüber auch eine etwas unfaire Lesart, weil wir alle ziemlich genau wissen, welche Gesetzesverstöße damit vor allem gemeint sind.

    Die Suchthilfe als solche kann keine Stellung beziehen, weil das wohl auch immer etwas von einzelnen Mitarbeitern, Vereinen, etc. abhängt, wie da der Blickwinkel ist. Im Übrigen muss ich dir sagen, dass ich auch eine Legalisierung nur unter Vorbehalt befürworte, und das für mich auch weiterhin eine ziemlich bittere Pille ist, die es da zu schlucken gilt.

  • Bei vielen Menschen sind die Hemmungen groß sich rechtzeitig Hilfe zu holen, weil sie Angst vor Strafverfolgung haben und sich der Schweigepflichten nicht bewusst sind.
    Es gehen im Internet Gerüchte um, es gäbe einen Index von Suchtkranken der regelmäßig der Polizei übermittelt wird.
    Das würde wegfallen, wenn es keine Strafverfolgung mehr gibt und die Leute offen mit ihrem Konsum umgehen könnten.
    Weiter könnten die Suchtkranken in staatlich geregelten Verkaufsstellen, direkt beim Einkauf Informationen zu örtlichen Suchthilfeeinrichtungen bekommen,
    wenn dort nicht sogar ein Suchthelfer eingestellt ist, der vor Ort beraten kann.
    Ein illegaler Dealer ist froh wenn er Jemanden an der Angel hat, offizielle Verkaufsstellen könnten dazu verpflichtet sein regelmäßige, auffällige Kunden zur Suchthilfe zu schicken.
    Aber am wichtigsten (wurde bei momentanen Gesetzesvorschlägen leider vergessen steht aber schon länger im Raum) ist der Suchtmittelführerschein..
    Diesen könnte man einführen, sodass man wie beim Autoführerschein, erst ein paar Jahre eine Schule besucht wird zu Safer Use, Sucht, Substanzkunde bevor in Geschäften Drogen gekauft werden dürfen.

    Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen hat sich auch schon positiv geäußert, aber Caritas, Diakonie etc. fehlen noch..
    Dass das nicht an den Mitarbeitern hängt sieht man an den positiven Äußerungen der Polizeigewerkschaft.

  • Es gehen im Internet Gerüchte um, es gäbe einen Index von Suchtkranken der regelmäßig der Polizei übermittelt wird.

    Das selber wäre ja teilweise ne Straftat. Gerücht hin oder her, PRaxis glaube ich sieht anders aus. Mitarbeiter sind an eine Schweigepflicht gebunden und die ist auch gesetzlich gebunden. Wenn diese nicht entbunden sein sollte, machen sich diese Mitarbeiter selber strafbar.

    Und solche Einrichtungen, die du angesprochen hast, sind ja mehr oder weniger ähnlich im Aufbau in Deutschland.
    Siehe Artikel---> Drogenhilfe: Ins "La Strada" kommen Abhängige, um Heroin zu spritzen - Frankfurt - FAZ

    Solche "Drogenhäuse" in denen Abhängige sich z.B. Heroin spritzen können mit sterilem Besteck gibt es mittlerweile in Frankfurt, Berlin und noch wenige weitere Städte.

  • Konsumräume sind toll und retten Leben.
    Sind aber glaub ich bisher nur für Nadeln gedacht.
    Und es gibt leider zu wenige, auch weil viele Bundesländer noch keine Gesetze erlassen haben.
    Adressen von Konsumräumen | Drogenkonsumräume
    Ich hab vor kurzem eine Petition an meine Stadt gerichtet hier einen aufzubauen.
    Die Polizei bemüht sich seit Jahren in meiner Stadt die "Süchtigen Kriminellen" zu vertreiben..
    Aber sobald sie die Szene aus einer Straße vertrieben haben, tauchen sie in einer anderen wieder auf.
    Ein Konsumraum schafft den Menschen einen Raum an dem sie geduldet werden.
    Auch interessant ist der Frankfurter Weg, dort zeigt die Polizei Präsenz aber verhaftet nicht mehr bei jedem kleinen Vergehen sondern duldet die Menschen.


    Klar sind die Mitarbeiter an die Schweigepflicht gebunden - das ist aber den wenigsten Drogensüchtigen bekannt.
    Genauso wie Ihnen keine Hilfeeinrichtungen bekannt sind.
    Aufsuchende Arbeit ist einfach sehr kompliziert, durch die Illegalität. Weil sich das Leben halt auf dem Schwarzmarkt abspielt.
    Wir hatten hier schon Leute im Forum, die Angst davor hatten eine Therapie anzutreten weil ihr Arbeitgeber das mitkriegen könnte .. und dann fliegen sie raus.
    Ein regulierter Markt würde den Zugang zum Hilfesystem erleichtern.


    Wo ich grad dabei bin: Eine Regulierung von Drogen könnte das Bewusstsein im Umgang mit Drogen nachhaltig verbessern und die Gefahren reduzieren.
    Aber was viel wichtiger ist: Die Menschen die in Mexico und in anderen Anbauländern am Drogenkrieg sterben..
    Dort fliegt die DEA mit Kampfflugzeugen, Bazookas und Ak47 in den Krieg gegen Dealer. Mit großen Verlusten auf beiden Seiten. (Der Spiegel hat mal berichtet)
    Diese Menschen sterben weil wir nicht endlich lernen, dass eine Regulierung gut tut und den Scheiß selber anbauen.
    Man brauch sich bloß die Ländern angucken, die diesen Weg gegangen sind und die durchweg positiven Auswirkungen. Siehe z. Bsp. Portugal

    3 Mal editiert, zuletzt von paulkiffte (29. Juni 2015 um 21:28)

  • Ich hatte dich falsch verstanden, und dachte, dir ginge es darum, dass Suchthilfeeinrichtungen von der Illegalität profitierten.

    Das Grundproblem bei einer Entkriminalisierung ist immer, dass eventuell niedrigschwellige Zugänge geschaffen werden. Das ist nun bei Cannabis zwar nicht unbedingt der Fall, weil ich eben auch glaube, dass der Zugang beinahe nicht niedrigschwelliger als momentan geht: Das Zeug ist ja immer und überall verfügbar. Jedoch trifft das gerade auf Heroin so nicht zu. Die Kontaktfläche mit der Szene ist üblicherweise für meine Altersgruppe und meinen Lebensstand relativ gering, und dürfte - in einem humoristischen Sinne - am ehesten noch der Mediziner mit seinen Opioiden sein. :winking_face:

    Ich bin da auch ganz ehrlich: Einer Entkriminalisierung stehe ich eigentlich auch ausschließlich bei Cannabis offen gegenüber. Bei anderen Drogen steht das für mich nicht zur Debatte. Wir kennen Epochen, in denen entsprechende Drogen frei zugänglich waren, und wir kennen die Auswirkungen und gesellschaftlichen Folgen. Vom Morphinisten des ausgehenden 19. Jhs., über den Kokainisten des beginnenden 20.Jhs., bis hin zu Pervitin in den Trümmerjahren und den Hippie-Exzessen der 60er und 70er. Das Problem ist, dass es immer Evangelisten geben wird, die aus den unterschiedlichsten Motiven den Konsum von irgendwelchen Substanzen glorifizieren und einen Feldzug zu ihrer Verbreitung führen werden. In Paarung mit dem wachsenden Misstrauen gegenüber Institutionen, den ich in letzter Zeit so beobachte, kann das auch gut nach hinten los gehen. Und nein: Ich glaube nicht an ein Recht auf Rausch. Ich glaube an einen weichen Paternalismus, der es mir auch untersagt, unangeschnallt am Straßenverkehr teilzunehmen, obwohl ich wohl der Einzige bin, dem ich mit diesem Verhalten schaden würde.

  • Ich hab gerade gemerkt, dass SoccerLady mich vielleicht auch falsch verstanden hat :grinning_squinting_face:
    Ich glaube nicht an dieses Gerücht, von dem ich gesprochen habe, sondern wollte damit aufzeigen wie desinformiert die Szene sein kann.
    Vielleicht drücke ich mich heute komisch aus. Sorry das Internet kann kompliziert sein :grinning_squinting_face:

    Du hast Recht, aber eine Glorifizierung wäre auch jetzt möglich. Wer sich unbedingt Zeug beschaffen will, kriegt das auch hin.
    (Zum Bsp. in den erwähnten Konsumräumen oder man googelt ein wenig und findet Zugänge über das Internet..)
    Ich hoffe dass wir als Gesellschaft aus unseren Fehlern lernen können und sie nicht wieder begehen.
    Dessen kann man sich ja nie sicher sein.

    Deshalb finde ich eine offene und ehrliche Aufklärung auch so wichtig.
    Abschreckung hat immer dazu geführt, dass die Menschen noch mehr Drogen konsumiert haben, weil sie gemerkt haben, dass sie nur Lügen erzählt bekommen.
    Diese Aufklärung könnte man über den genannten Drogenführerschein etablieren.
    Dann bemerken die Menschen auch eine Glorifizierung und werden sensibel für den richtigen Umgang.
    Ein offener Umgang schafft dazu soziale Kontrolle. Wenn viele in Suchtthemen ausgebildet sind fällt ihnen ein missbräuchlicher Konsum schneller auf.

    Ich sehe in deinen Zeilen aber auch die Angst, dass es mehr Konsumenten geben könnte, wenn Legalisiert wird.
    Alle Studien, die zu diesem Thema geführt wurden haben anschaulich gezeigt, dass der Grad der Legalität und die Konsumhäufigkeit in keiner Relation zueinander stehen.
    Also ob es vollkommen legal oder extreme Strafverfolgung gibt, hat nichts mit der Anzahl der Konsumenten zu tun.
    Dass diese Studien richtig liegen, lässt sich auch in allen Staaten beobachten die Legalisiert haben .. überall hat die Konsumentenanzahl langfristig abgenommen.
    Kann dir dazu auch gerne ein Paar Studien und Statistiken raus suchen.

    Ich spreche bewusst von einer Regulierung: Was Deutschland gerade bei Zigaretten gemacht hat, war enorm effektiv..
    Durch die intensive Aufklärung, den offenen Umgang und vor allem durch die Rauchverbote an öffentlichen Orten, in Kneipen, im Beisein von Kindern, sind die Konsumentenzahlen stark zurück gegangen.
    So etwas kann nur ein legaler Markt.

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