Mein Mann setzt Subutex ab- die Beziehung fängt an zu leiden

  • Hallo ihr lieben,

    ich bin ganz neu hier. Ich hoffe das ich den ein oder anderen gleichgesinnten finde und mich austauschen kann.

    Meine aktuelle Situation ist folgende: Mein Mann nimmt seit 3 Jahren Subutex im Substitutionsprogramm. Auf eigenen Wunsch und unter ambulanter ärztlicher Aufsicht setzt er dieses seit ein paar Wochen ab. Diese Woche Freitag wird das Programm beendet. Meinem Mann geht es körperlich aber vor allem psychisch sehr schlecht. Die ersten Wochen war es noch so das es einige Zeit nach der Einnahme besser wurde und wir unser normales Familienleben leben konnten. Seit ein paar tagen ist das nicht mehr so. Wir haben von beginn an zwei Wohnungen. Ich habe ihn vor dem Wochenende heim geschickt. Ich schaffe es nicht mehr zu hause seinen zustand mit zu tragen. Gleichzeitig habe ich große Schuldgefühle denn er sagt mir immer wieder das er mich braucht und nicht alleine sein kann. Er hat ständig angst das ich ihn verlasse. Solche Ängste gab es bei uns nie und sind auch jetzt unbegründet. Er sieht das aber nicht so. Er fühlt ich im Stich gelassen, weil er nicht bei mir sein kann.
    Kurze Erläuterung was mich so schafft: Die körperlichen Symptome sind eine große Unruhe. Er läuft sehr viel durch die Wohnung, ist gleichzeitig aber total müde und schlapp. Er bricht viel und hat Durchfall. Er schwitzt extrem und gleichzeitig ist ihm kalt. Er möchte berührt werden aber Berührungen schmerzen ihn. Psychisch: Er hat Angstzustände die er vorher nie hatte, er ist total depressiv und dadurch gereizt, antriebslos, weinerlich.
    Kurz um ich erkenne meinen Mann nicht wieder. Mir war bewusst es wird keine einfache Zeit aber jetzt fühle ich mich nur noch überfordert damit. Ich habe wie gesagt ein schlechtes gewissen, weil ich ihn nicht gerade nicht mehr bei mir haben möchte. Meine Gefühle was die Liebe betrifft haben sich nicht geändert. Ich habe nur das Gefühl ich tue ihm zusätzlich zu seiner Situation sehr weh.
    Hat jemand ähnliche Erfahrungen schon einmal gemacht?

    Entschuldigt den langen Text.

  • Servus Anja,

    die körperlichen Symptome dürften normal sein, 'Subutex ausschleichen ist kein Pappenstiel.
    Was bedeutet, am Freitag ist das Programm beendet?
    Gerade jetzt ist eine engmaschig psychiatrische Begleitung nötig, ich hoffe er bekommt das weiterhin und kann es auch annehmen.

    Warum wollte er eigentlich aussteigen?
    Zudem sollte überlegt werden, ob eine Gabe von AD für eine gewisse Zeit sinnvoll ist.

    Was dich angeht, machst du alles super.
    Du stehst zu ihm, liebst ihn und du wirst auch weiter für ihn da sein.
    Doch das bedeutet nicht, dass du für all seine Befindungsstörungen verantwortlich bist und die beheben sollst.
    Das ist nur sinnvoll, solange du selbst nicht darunter leidest und das ist aber leider der Fall.
    Wenn du Liebe gibst, dann mach das wie du es empfindest, nicht wie er sich das wünscht - es würde doch nur weiter ausarten, wenn du nicht immer gibst, was er sich gerade wünscht.

    Denke auch an eigene Auszeiten, du musst unbedingt auch ein eigenes Leben behalten.
    Vielleicht wäre auch eine Angehörigengruppe was für dich, in Leipzig sollte es SHG's geben.

    LG Franz

  • Hallo Anja,
    es ist interessant von Euch zu lesen. Ich glaube, es ist das eigene Gefühl dem Angehörigen, was sich vermischt mit der Suche nach dem richtigen Weg, den anderen nicht fallen zu lassen und trotzdem für ihn da zu sein. Die Angst, das Falsche zu tun. Ich verstehe Dich gut. Aber so, wie Du es schreibst, hört es sich für mich an, als wärst Du auf einem Guten Weg! Manchmal heißt Liebe ja auch Loslassen- und DAS ist sicher das Schwerste, stelle ich mir zumindest so vor bzw. erlebe ich gerade selbst. Wenn Du ein kleines Stück des Weges gefunden hast- bitte! schreib wieder!!!

  • Hallo,

    vielen Dank für eure Antworten. Es tut gut zu lesen das ihr mein Verhalten bzw. meine Gefühle für normal haltet.
    Es sind ja nun ein paar Tage vergangen und ich berichte euch mal wie der Stand der dinge ist.
    Seit zwei Wochen geht mein Mann nun nicht mehr zu dem Programm. Seit drei Wochen bekommt er kein Subutex mehr. Er hatte am letzten Tag erfahren das er eine Woche Placebo bekommen hat. Erst waren wir sauer aber im nachhinein war es eine gute Sache. Denn so musste er jeden Tag aufstehen und wurde jeden Tag gesehen. In der Woche wo er das Placebo bekommen hat ging es ihm körperlich gar nicht so schlecht wie das was dann folgte. Die oben körperlich beschriebenen Symptome waren wirklich sehr heftig. Und durch den enormen Schlafentzug hatte er auch psychisch dann ganz schön zu tun. Er hatte teilweise Derealisationssyndrome was ich sich aber schnell wieder gegeben hat. Ich habe letzte Woche (nach zweijähriger gesundheitlicher Zwangspause) wieder mit Arbeiten angefangen. Als Heilerziehungspflegerin. In den ersten Tagen ist er dann nach Hause gefahren. Was mir persönlich sehr gut tat auch wenn es ihm nicht gut ging. Ich war einfach erleichtert das sein Verständnis wiederkam. Mir geht es wieder gut. Ich denke es kam einfach alles zusammen. Ich hatte eben auch große Angst was passiert wenn ich arbeiten bin und für ihn nicht mehr akut da sein kann. Es war zum glück alles unbegründet. Er hat kein Heroin angerührt obwohl er natürlich den Gedanken hat das er nicht mehr geblockt ist. Mein Mann sagt das sein Suchtgedächtnis sich endlich verändert hat und er nun hinter dem verlangen die Konsequenzen sieht. Klar das ist keine Garantie aber ein Anfang. Das was ihn jetzt noch immer plagt ist die Schlappheit aber das nicht wirklich schlafen können. Der Durchfall hat fast aufgehört ebenso das Erbrechen. Essen kann er teilweise wieder. Das Gefühl an den Armen und Beinen gezogen zu werden ist nach wie vor da. Das einzige Laster was noch immer ist, ist das Kiffen und das tägliche Bier (1-3 früher waren es täglich 5-8 oder sogar Schnaps/ vor meiner Zeit). Wo er nun aber auch endlich von selbst sagt das das kein Dauerzustand mehr sein soll. Ich weiß aber das nicht alles auf einmal geht.

    Nun noch kurz zu seinen Beweggründen das Programm zu beenden:
    1.) Die Arbeit. Mehr mal hat er versucht zu Arbeiten. Mein Mann ist Karosserie und Fahrzeugbauer und war immer im Schichtdienst. Die Doppelbelastung mit dem Programm in der früh war ihm zu hoch. Zu dem musste er oft recht lange auf die Wirkung warten was nicht sehr förderlich war.

    2.) Sein verändertes Suchtgedächtnis. Wir sind als Familie zusammengewachsen (ich habe einen 10 Jahre alten Sohn mit in die Beziehung gebracht). Vorher gab es keine Menschen in seinem Leben für die er ein normales Leben führen wollte. Er hatte sich praktisch aufgegeben.

    3.) Die Freiheit. Jeden Tag, 365 Tage im Jahr täglich dahin fahren wurde ihm zu Last. Wir konnten nicht in den Urlaub oder spontan wegfahren.

    Psychische Nachbetreuung hat er abgelehnt, er kann sich aber jederzeit an seine Ärztin wenden.

    Liebe grüße, Anja

  • Hallo,

    mein letzter Eintrag ist wieder eine Weile her und er klang recht positiv. An dem Tag dachte ich auch das der Entzug im großen und ganzen wirklich geschafft ist. Dem ist aber leider nicht so und das belastet mich sehr. Ich habe das Gefühl das jedesmal wenn es meinem Mann einigermaßen besser geht es wieder los geht. Die letzten Tage waren so schlimm, das ich das Gefühl hatte es ist wieder zu beginn. Er bricht wieder, hat wieder Durchfall fühlt sich elend und ist psychisch zwischenzeitlich immer wieder am Ende. Die letzten Tage war er in seiner Wohnung, weil ich das alles mit meiner Arbeit und meinem Kind sonst nicht unter einen Hut bekomme. Das belastet ihn psychisch enorm. Er fühlt sich als Last. In seiner Wohnung fühlt er sich einsam. Und alles das zusammen führt dazu das er immer wieder zu viel trinkt. Was sich selbstverständlich negativ auf den Entzug auswirkt. Mein Gefühl sagt mir das das ganze noch zwei weitere Monate so gehen wird. Ich bin mir an manchen Tagen nicht sicher ob sein Weg so weiter gehen sollte. Er hat außer dem Alkohol glücklicherweise nach wie vor kein Heroin angerührt. Worüber ich sehr erleichtert bin. Ich würde mir wünschen das er in die Klinik geht, oder sich anderweitig Hilfe sucht.

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