Wer kennt das auch oder ähnlich? Mein Mann ist Hardcore-Kiffer und nimmt Speed.

  • Hallo,

    ich suche dieses Forum auf, weil es mir 1. recht seriös erscheint und ich mich 2. gerne mit anderen Menschen austauschen möchte, deren Beziehung unter der Drogensucht ihres Partners leidet.
    Ich bin mit meinem Mann seit über 11 Jahren zusammen und vor einem Jahr haben wir geheiratet. Ich wusste immer schon, dass er kifft (habs früher auch mal für ne Weile getan) und ich bin auch grundsätzlich nicht "gegen Cannabis". Auch in unserem Freundeskreis wird Cannabis konsumiert und dieser ist durchweg gemischt, d.h. es gibt Akademiker, Handwerker etc. Man trinkt halt Bier zusammen oder auch Wein und manche rauchen Hasch.
    In letzter Zeit oder nein, so kann man es gar nicht sagen, schleichend, über die Jahre ist der Drogenkonsum von A. (ich nenne ihn jetzt mal so, dann muss ich nicht immer mein Mann schreiben) immer häufiger geworden. War es früher das "Tütchen" am Abend, so ist es heute eigentlich schon nach dem Frühstück normal. Wenn er arbeitet raucht er nicht, aber ob ich das glauben kann, weiß ich auch nicht. A. ist selbsständiger Tontechniker, gewesen, muss ich sagen, weil vor knapp einem Monat musste er seine Geschäftsinsolvenz anmelden. Es hat sich halt immer mehr eingeschlichen, dass er allem, was über die reine Arbeit hinausging nicht mehr gewachsen war. Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass ich selbst erwerbsminderungsberentet bin und nur eine sehr kleine Rente bekomme. A. musste also in den letzten Jahren finanziell für mich mit sorgen, was sicher auch eine Belastung für ihn war. Kurz: Briefe vom Finanzamt wurden nicht geöffnet oder allenfalls von mir und das mochte er nicht. Einige Zeit war er gar nicht krankenversichert. Briefe stapelten sich, Anrufe auf dem AB habe nur ich abgehört, Verwandte und Eltern von A. wenden sich an mich, wenn sie was von ihm wollen und er verkriecht sich in seinem Zimmer, was mittlerweile einer Müllkippe gleicht. Er sitzt dort stundenlang vor dem Fernseher, PC, Playstation und konsumiert Cannabis und leider auch Pep immer häufiger. Einmal in der Woche mindestens geht er "einkaufen", d.h. zu seinem Dealer, manchmal mitten in der Nacht und fährt dann noch bei einem alten Freund vorbei um den auch zu versorgen.
    Ich spüre immer mehr, dass diese Drogengeschichte etwas ist, was wir zuerst in den Griff bekommen müssen, bevor wir überhaupt in der Lage sind andere Dinge anzugehen. A. ist komplett antriebslos, d.h. wenn er mit den Hunden rausgegangen ist, belohnt er sich mit Drogen. Wenn er einen Anruf und eine halbe Stunde Papierkram gemacht hat, belohnt er sich mit Drogen. Egal was, er will so schnell wie möglich wieder in sein Zimmer. Ich bin diejenige, die für ihn nur Druck ausübt, die Überbringerin der schlechten Nachrichten, die Stressziege!
    Ich spüre immer mehr, dass ich unter dieser Rolle leide und das nicht mehr will. Ich habe alle möglichen Strategien angewendet um A. aus der Reserve zu locken. Ich habe geredet, ich habe nicht geredet, ich war lieb, ich war wütend, ich habe ihn versucht zu konfrontieren, ich habe mich um vieles gekümmert und das alles über Monate hinweg. Die einzige Reaktion ist: keine! A. ist komplett uninteressiert, sagt manchmal ja, er habe ein Drogenproblem und das wars. Manchmal bin ich vollkommen ausgetickt, weil es doch auch um "uns" geht und ich einfach nicht mehr konnte.
    Er ist sowieso kein Rede-Mensch, das war er noch nie, aber sonst waren diese Zustände nur Phasen, mittlerweile ist es normal geworden. Und ich glaube, dass ich sowas wie co-abhängig geworden bin, schleichend und langsam über die Jahre. Nüchtern, frei von Drogen, auch wenn es nicht die härtesten sind, kenne ich meinen Mann gar nicht.
    Was ich mich nun frage ist, nützt es alles nichts? Soll ich mich einfach nur um mich kümmern? Ich liebe den A. und ich mache mir furchtbare Sorgen.
    Eigentlich will ich vor Ort mal einen Termin bei der Drogenberatung machen für mich, um mich zu informieren, bin mir aber auch nicht sicher, weil er muss ja wollen und ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass ich oder unsere Beziehung nicht Grund genug ist dafür. Mag sein, dass das auch den Drogen geschuldet ist, aber was kann ich tun?
    Ich würde mich freuen, wenn jemand sich auf dieses Geschreibsel meldet...es ist soviel und doch nur ein Bruchteil von dem, was ich erzählen könnte. Alles ist so komplex und ich weiß nur, dass ich gerade echt um unsere Beziehung kämpfe, auch wenn sich das pathetisch anhört.

  • Hallo,
    ich würde dir raten den Termin bei der Drogenberatung zu machen. Eine Abhängigkeitserkrankung betrifft ja so gut wie nie nur einen Menschen, sie betrifft immer auch die sozialen Beziehungen die dieser Mensch hat sowie die Art und Weise, wie er sie wahrnimmt und gestaltet (oder wie er es eben nicht tut). Da ist immer soviel Hilflosigkeit. Dein Mann hat eine Krise und kann damit nicht umgehen. So hört sich das für mich an. Die Geschäftsinsolvens. Da ist was, was ihn runterzieht oder wo er sich überfordert fühlt und dann flüchtet er in den Rausch, einfach abschalten und so. Ich war auch mal süchtig. Ich kann nur Vermutungen anstellen und Parallelen ziehen und ich denke, dass wenn du ihn auf seine Sucht oder seine Krise ansprichst, dann ist da bei ihm Scham und er wertet die Worte als Angriff, weil sie einen wunden Punkt treffen.
    Die Konfrontation mit der Krise muss aber sein um von den Drogen lassen zu können, dazu muss man die Krise clean und handelnd bewältigen,sodaß man keinen Grund mehr zum Konsumieren hat. Dazu muss man aber erst einmal den Willen aufbringen. Der Punkt x an dem man wirklich merkt und spürt, dass die Droge einem mehr nimmt als ihr Rausch einem gibt, der muss erreicht sein, nur liegt der nicht bei allen am gleichen Ort und dein Mann strapaziert oder gefährdet eure Beziehung. Da ist die Frage bestimmt: Was kann ich machen, dass er sich ändert? Kann ich da überhaupt was machen? Muss er sich nicht ändern? Ich denke, dass beste, was man tun kann, ist reden und ihm das dann alles genau so zu sagen. Den Termin bei der Drogenberatung, da würde ich auch allein hingehen. Seine Sucht zieht dich runter und es hilft bestimmt, sich Rat zu holen und seis nur, dass man drüber spricht, sich stärkt. Wie sehen denn andere das ( Sucht-) Verhalten deines Mannes? Verkehrt er mit Leuten, die ebenfalls süchtig sind? Ich denke, was er macht ("Einkaufen" etc.) das ist gefährlich und das sowie die Tatsache, dass er die Beziehung zu dir strapaziert, das sollte ihm klar sein. Du kannst nicht seine Arbeit machen, seine Sucht mittragen indem du für ihn Sachen erledigst, die seine sind, weil er zu breit oder antriebslos ist ( coabhängigkeit), denn dann kommt er seinem Punkt x nicht näher. Wie ist denn die finanzielle Situation von euch? Was ist da seine Aufgabe?
    Es ist immer schwierig was zu raten, ich wünsch dir alles Gute.

  • Servus Butterflug,

    ob du nun wirklich (schon) co-abhängig bist, das kann man nicht so leicht fest machen.
    Klick einfach mal auf den Link co-abhängig - da erfährst dazu schon bisserl was ...

    Generell sind aber 2 Dinge zu trennen, wenn man zur Suchtberatung geht!
    Einmal eben Angehörigenberatung, welche du in Anspruch nehmen solltest und eben Beratung für den Süchtigen selbst.
    Ersteres solltest eh allein wahrnehmen, versuch es, es schadet sicher nicht!!

    Wichtig ist immer, denke zuerst an dich, das schließt ja Hilfe für A. nicht aus :winking_face:
    Unterstützen kann man aber nur, wenn man selbst fit und bei der Sache ist.

    Eine Insolvenz ist schon ein Ding, mich hat es nach über 11 Jahren zum Rückfall verleitet.
    Trotzdem ist da einiges gefordert, weil es sonst sogar in einer Verschleppung enden kann und das bedeutet ja zusätzlichen Stress.
    Die Frage ist natürlich, führte der Konsum zur Insolvent?
    Wenn er dem ganzen Druck, der da momentan auf ihn zukommt, nicht tragen kann, dann wäre eine stationäre Therapie eine Möglichkeit, sich etwas Luft zu verschaffen und Kraft zu tanken.

    Es ist einfach nicht leicht, wenn man meint, alles ist verloren und es gibt keine Hilfe mehr ...
    Dem ist natürlich nicht so, auch eine Insolvenz ist eine Hilfe, wenn man es mal genau betrachtet und auch wenn es dauert, nach der Restschuldbefreiung kann man wieder alles ganz normal machen.

    Deine Sorgen sind sicher begründet und das musst du klar zum Ausdruck bringen.
    Wenn Gespräche nicht klappen, so hört es sich ja an, dann kann eben auch die Suchthilfe helfen - wenn eben eine unbeteiligte Person als Mediator vermittelt.

    So oder so, er muss irgendwas unternehmen, nix tun verschlimmert alles nur!!

    LG Franz

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