Drogenkonsum meines Partners - Wie süchtig ist er? Wie gehe ich damit um? Gemeinsame Zukunft? Gefühlschaos.

  • Liebe Community,


    seit nunmehr zwei Jahren beschäftigt mich dieses Thema – der Drogenkonsum meines Partners. Jetzt habe ich den Weg zu Euch gefunden und hoffe, neue Gedankenanstöße zu bekommen.


    Zunächst die Vorgeschichte.

    Mein Partner und ich sind seit fast 7 Jahren zusammen. Ich bin 21 Jahre alt, er knapp zwei Jahre älter. Wir kennen uns also aus frühesten Teenie-Zeiten, stammen aus Nachbardörfern. Nach dem Abitur ist er in die Großstadt gezogen, ich ein Jahr später ebenfalls.

    Hier entdeckte er schnell die Tekno-Szene für sich. Ich habe mir darüber zunächst keine Gedanken gemacht. Mit Drogen hatte ich zu diesem Zeitpunkt kaum Kontakt. Ich habe nie geraucht, nur selten Alkohol getrunken und nur zwei Mal an einem Joint gezogen. Das alles hat mich nie besonders fasziniert. Mein Partner war schon während der Schulzeit an den Wochenenden oft feiern, hat im Rahmen der Partys gern viel getrunken und gekifft.

    In der Großstadt hat sich sein Verhältnis zu Drogen weiter verändert. Kiffen wurde tägliches Ritual – das habe ich gemerkt und begann mir Sorgen zu machen. Ich wollte ihm aber andererseits auch den Freiraum lassen, Dinge auszuprobieren. Es gab oft Streit, aber ein Ultimatum habe ich diesbezüglich nie gesetzt. Auf Raves hat er angefangen, viele harte Drogen zu konsumieren (regelmäßig Speed, und MDMA) und ansonsten hat mit seinen neuen Freunden sehr viel ausprobiert (LSD, Kokain, Ketamin, verschiedene Opiate, … die Liste ist endlos). Wir haben nicht zusammen gewohnt und er wollte an den Wochenenden immer seine Freunde treffen und feiern gehen. Das habe ich akzeptiert und ging meinen Hobbys nach. Daher hatte wusste ich lange nichts davon. Bis zu dem Punkt, an dem er sich plötzlich von mir trennte. Ohne Erklärung, ohne Gespräch, denn er wusste, ich hätte es nicht verstehen und erst recht nicht akzeptieren können. In dieser Zeit ist er völlig abgestürzt (sagt er im Nachhinein auch selbst) – das heißt täglicher exzessiver Drogenkonsum, tagelang wach und so weiter. Es war die Zeit, kurz nachdem er sein Studium abgebrochen hatte. Ich habe gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Und nach einigen Wochen habe ich herausgefunden, was los war. Als er seinen Absturz selbst realisiert hatte, bat er mich inständig um Entschuldigung. Ich habe sie angenommen, da ich ihn sehr liebe. Wir kamen wieder zusammen. Er versprach mir er hätte sich geändert und wäre clean. Das schien auch tatsächlich so. Er hat eine Ausbildung angefangen, ich habe ihn bei allem unterstützt. Wir hatten eine gute Zeit. Nach ein paar Wochen ging er wieder auf Raves, aber ich habe ihm vertraut. Mit dem Kiffen hat er nie aufgehört, jedoch hat er es stark reduziert. Ich wollte ihn auch nicht überfordern und für mich war Cannabis immer noch eine bessere Wahl, als harte chemische Drogen. Das ist jetzt ca. zwei Jahre her.


    Zu Beginn dieses Jahres kam dann die Hiobsbotschaft für mich. Er sagte mir, dass er den Konsum nach unserer damaligen Versöhnung nur kurz unterbrochen hatte. Er hat es versucht, doch er konnte und wollte nicht feiern gehen, ohne high zu sein. Er hat viel gelogen, sich Geschichten ausgedacht, damit ich nichts merke. Ich war schockiert, als ich mir des riesigen Lügengeflechts bewusst wurde.Er konsumiert jedes Wochenende Speed, ca. aller drei Wochen MDMA. Wir haben viel darüber gesprochen.. Er ist älter geworden und wirkt sehr reflektiert, wenn er mit mir über seinen Konsum spricht. Er sagt aber auch, ich sollte dem Thema gegenüber offener sein. Seiner Meinung nach ist man nicht gleich ein „Junkie“, wenn man jedes Wochenende Drogen nimmt um die ganze Nacht tanzen zu gehen. Er hat nicht vor damit aufzuhören.. es macht ihm „zu viel Spaß“ und sein gesamter Freundeskreis konsumiert ebenfalls.


    Ich kann nicht sagen, dass er sein Leben nicht im Griff hätte. Er erbringt gute Leistungen in seiner Ausbildung, ist abgesehen vom Drogenkonsum, ein toller Partner, auch nach den vielen Jahren. An einst gemeinsam beschlossene Kompromisse hält er sich aber nicht mehr. Wir hatten mal eine wöchentliche Menge Gras vereinbart, die er sich von seinem Dealer (gleichzeitig sein bester Freund) holt. Aus einem Besuch beim Dealer, wurden zwei. Hier ein Gramm mehr, da ein Gramm mehr. Die Vereinbarung, dass er nur nach der Arbeit zur Bong greift, existiert auch nicht mehr. Wenn er morgens "zu schlecht drauf ist", kifft er vor dem Losgehen. Es ist für ihn wieder ganz normal geworden.

    Wenn ich ihn darauf anspreche, reagiert er gereizt. Dabei habe ich gelernt, mit meinen Fragen vorsichtig vorzugehen. Ich warte den richtigen Moment ab, versuche keinerlei Vorwürfe zu formulieren. Bei jeder meiner Fragen wird er aggressiv, zieht sich oft zurück. Sei es nur die Frage, wie viel Gramm er diese Woche gekauft hat. Früher haben wir gemeinsame Kompromisse gefunden, mittlerweile fühlt er sich schon bei dem Wort "Kompromiss" sofort in seiner persönlichen Freiheit eingeschränkt. Das Gefühl gibt er mir zumindest.

    Wenn es zwischen uns Streit gibt, dann nur wegen dem Thema Drogenkonsum.


    Ich habe oft das Gespräch gesucht. Mit ihm, seinen Freunden, und meinen Freunden. Aber immer prallen zwei extrem gegensätzliche Meinungen aufeinander – Drogenbefürworter/-verherrlicher (er und seine Freunde) und Drogen“gegner“/Unwissende (meine Freunde). Und diese schwarz-weiß Ansichten bringen mich nun nicht mehr weiter.

    Ich würde mich selbst nicht als Drogengegner bezeichnen. Als ich durch ihn mit dem Thema konfrontiert wurde, habe ich versucht offener zu werden. Ich habe mich belesen und habe versucht zu verstehen. Nur selbst ausprobiert habe ich nicht. Dennoch habe ich ganz oft hinterfragt, ob ich einfach zu engstirnig bin, zu einseitig denke. Das wirft er mir oft vor.

    Ich kann mir zwar nicht vorstellen, selbst Drogen in diesem Ausmaß zu konsumieren, aber ich verurteile niemanden, der volljährig ist und gelegentlich Alkohol trinkt (mache ich ja selbst), ab und zu einen Joint raucht oder meinetwegen auch mal zum Feiergehen eine Pille einwirft oder eine Line zieht, wenn die sich Person im Vorfeld umfassend mit dem Thema befasst hat, auf SaferUse achtet und es keine Gewohnheit wird.


    Bei meinem Freund mache ich mir aber Sorgen. Einerseits aufgrund der Vorgeschichte, andererseits aufgrund der Regelmäßigkeit des Konsums, des Freundeskreises und seiner Ansicht, niemals völlig ohne Drogen leben zu wollen, weil man viel zu viel verpassen würde.

    Ich will mich nicht von ihm trennen, da ich ihn, wie bereits geschrieben, sehr liebe. Wir haben mittlerweile eine gemeinsame Wohnung, planten auch eine gemeinsame Zukunft. Trotzdem bin ich verunsichert und mache mir Sorgen. Wie süchtig ist er? Ich mag bestimmte Raves auch sehr gern, konsumiere aber nichts, um dabei Glücksgefühle zu entwickeln. Wenn wir zusammen ausgehen und er dann mirzuliebe nichts nimmt, ist er meist um 3 Uhr nachts völlig k.o.. Wenn er konsumiert bleibt er nicht selten bis zum nächsten Vormittag weg, ist weit über 24 h wach und trotzdem nicht immer müde, wenn er dann nach Hause kommt.

    Kann man ihm unter diesen Umständen wirklich glauben, dass er seinen Konsum im Griff hat? Wie viel hält denn ein Körper aus? Ich stelle mir etliche Stunden tanzen ohne eine einzige Pause vor, wie einen Marathon. Kann der Körper das denn jedes Wochenende verkraften? Wie sieht denn eine gemeinsame Zukunft mit jemandem aus, der sich "frei sein" nicht ohne den Konsum von Drogen vorstellen kann?


    Mich belastet das Thema sehr. Ich hinterfrage mich selbst. Weiß nicht mehr, wer oder was das Problem ist.

    Und ich weiß auch nicht, inwieweit das meiner Psychsche auf Dauer gut tut.

    Ich bin jetzt schon dankbar für alle Gedanken und Anregungen! Ich hoffe einfach hier Menschen zu finden, die mehr Erfahrung haben, als ich. Und die diese Situation aus einer neutralen Sicht einschätzen. Ich bin es Leid, durch meinen Partner und seine Freunde sowie durch meine Freunde in eine bestimmte Richtung gedrängt zu werden, da diese Personen immer ein gewisses Ziel verfolgen.

    Liebe Grüße,

    Nosiness


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