• Mein Ehemann ist sexsüchtig.

    Wir sind seit 36 Jahren verheiratet. Während der Schwangerschaft bei meinem 2. Kind fand ich Briefe, geschrieben von meinem Mann an andere Frauen, in denen er Sexkontakte suchte.

    Ich war drauf und dran, mich scheiden zu lassen, habe ich mich aber aus finanziellen Gründen beschwichtigen lassen und lebe nun seit dieser Zeit mit sehr vielen Höhen und Tiefen unserer

    Beziehung. Mein Mann befriedigt sich vorwiegend selbst, mein Sexualleben war immer Nebensache, ich musste oft betteln, damit er mit mir schlief.

    Die Sucht wurde immer stärker, er neigt zu einer Vorliebe für Urin. Was darin gipfelte, dass ich bei ihm sogar Katheter und Wassertabletten fand.

    Ich habe daraufhin unser gemeinsames Schlafzimmer verlassen. Der Uringeruch war nicht mehr zu ertragen.

    Jetzt hat er sich endlich für eine Therapie entschieden. Die macht er jetzt seit Februar. Sicherlich eine viel zu kurze Zeit, um positive Ergebnisse zu erwarten.

    Bei mir ist mittlerweile so viel kaputt gegangen. Ich weiß nicht mehr weiter.

    Ich konnte, außer mit der Telefonseelsorge, bisher noch nie mit jemandem darüber reden. Und das wäre so dringend notwendig.

  • Servus Lisane,

    was für eine Therapie macht dein Mann denn genau? Also geht es um eine ambulante oder stationäre Therapie, wie ist das zeitlich geplant?

    Wie läuft es, seitdem er die Therapie begonnen hat?
    Was soll diese Therapie in deinen Augen verändern?

    Scheinbar hast du das ja nun schon weit über 30 Jahre hingenommen, was hat es denn für dich verändert, wie hast du das bewerkstelligt?

    Solche Sachen gehen kaum an der Familie vorbei, wissen deine Kinder davon?

    Reden ist gold, ich hoffe du kannst für dich hier einen Weg finden und dir so einiges von der Seele schreiben.

    Ich verschiebe dein Thema mal in den Bereich Angehörigen-Board Sucht ... :winking_face:

  • Hallo Franz,

    er ist bei einer Therapeutin in Nürnberg, die dafür Spezialistin sein soll.

    Er fährt ca. alle zwei Wochen hin.

    Wir leben so ca. 1 Jahr nur noch nebeneinander her. Was die Therapie verändern soll? Ich wünsche mir so sehr, dass das aufhört.

    Bislang weiß keiner etwas davon. Ich habe immer geschwiegen.

    Meine Söhne haben keine Ahnung. Sie haben zwar mitbekommen, dass wir getrennt schlafen, aber dazu nichts gesagt.

    Zur Therapie ist mein Mann bereit gewesen, als ich ihm die Alternative gestellt habe, entweder auszuziehen oder endlich etwas zu unternehmen.

    Ich habe ihm gesagt, dass ich ansonsten nicht mehr schweigen werde.

    In mir ist so viel Frust aufgestaut und ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll. Es tobt soviel Zorn in mir.

    Das Ganze ist so zerstörerisch und richtet sich gegen meinen Mann.

  • Hierbei sind immer 2 Seiten zu betrachten - deine als Angehörige und die deines Mannes als Betroffener.
    Zumindest wird das die Therapeutin hauptsächlich letzteres betrachten :winking_face:

    Ob das Therapieziel das "aufhören" ist, das wird sich zeigen. Leider hast du vermutlich kaum Mitsprachemöglichkeiten.

    Daher solltest du mal für dich überlegen was du wirklich willst, wie deine Zukunft aussehen könnte usw.

    Die Planung sollte auch erstmal unabhängig vom Ausgang der Therapie sein - solche therapeutischen Maßnahmen können ja viele Monate oder gar Jahre laufen.

    Zudem sollte man auch nicht überrascht sein, wenn es zu Rückfällen kommt.

    Hast du schon mal selbst an eine therapeutische Aktion gedacht?

    Oder an eine SHG?

  • Hallo Franz,

    wie Du Dir sicher vorstellen kannst, ist Sexsucht ein sehr heikles Thema. Dass dies eine Sucht ist, habe ich erst im Laufe des

    letzten Jahres erkannt, nachdem ich bemerkt habe, wie sehr er die Kicks mittlerweile gesteigert hat und welche Fromen dies angenommen hat. Vorher empfand ich dies immer als Zeichen meiner eigenen Unzulänglichkeit. Was das mit einem macht?

    Es macht sehr mürbe.

    Eine Selbsthilfegruppe wäre nicht schlecht, lieber wäre mir noch eine eigene Therapie.

    Wie ich dazu komme, wer die Kosten trägt und an wen ich mich wenden muss, habe ich noch nicht erfragt.

    Da wäre mir die Hilfe Erfahrener sehr willkommen.

    Ich glaube, dass auch ich den seelischen Ballast, endlich abwerfen muss, um gesund zu bleiben.


    In wie weit ich selbst noch gesund bin, weiß ich selber nicht.

    In mir ist viel Schmerz, Unsicherheit und auch sehr, sehr viel Zorn.

    Bislang hat mir meine Religiosität immer sehr viel weitergeholfen. Daran konnte ich mich auch in den schlimmsten Zeiten festhalten.

    Aber ich merke, dass ich vor allem darunter leide, dass ich so lange Jahre schweigen musste.

    Ich möchte endlich reden können, meine ganze Wut loswerden.


    Ob ich zu meinem Mann innerlich wieder zurückfinden kann? Ich weiß es nicht. Eine Beziehung sollte man nicht nur auf die negativen Seiten eines Menschen beschränken, sondern auch seine guten sehen. Gute Eigenschaften hat er natürlich auch, auch sehr liebenswerte. Den Spagat zwischen dem Bestandteil Sexsucht und den anderen, positiven Seiten hinzubekommen, wäre mir ein Anliegen. Es wäre für mich Unrecht, unsere Ehe deshalb hinzuwerfen, solange eine Chance besteht, gemeinsam daran zu arbeiten.

    Zu dieser gemeinsamen Arbeit, wenn auch von seiner Seite eine ehrliche Bereitschaft zu einer Veränderung besteht, Das aber steht vorerst jedoch im Hintergrund. Zuerst müssen wir beide wieder gesunden. Er von seiner Sucht, ich von all den Leiden als Co-Abhängige.

    Immerhin habe ich mich damit auf einen Weg gemacht. Wo er hinführt, weiß ich noch nicht.

    Aber selbst die längste Reise beginnt bekanntlich mit dem ersten Schritt.

  • Hallo Lisane,

    deiner Beschreibung nach handelt es wirklich um eine Suchterkrankung, da bleibt es nun abzuwarten, wie sich das alles mit der therapeutischen Begleitung entwickelt.

    Du könntest mir via Konversation deinen Wohnort übermitteln, vielleicht können wir Kontaktadressen zu einer Selbsthilfegruppe senden.

    Aber das findet sich auch in Netz, wenn du selbst suchen willst ...

    Therapie für dich sollte zuerst über deinen Hausarzt führen, der müste eine Überweisung ausstellen.

    Kosten sind normal über deine Krankenkasse gedeckt.

    Da leider meist sehr lange Wartezeiten bei Therapeuten vorherrschen, kann dir normal ebenfalls deine KK einen schnelleren Termin vermitteln - zumindest für eine Erstberatung!

    Bedenke, du bist für deine Gesundheit verantwortlich, daher solltest du sehr bald tätig werden.

    Es ist sehr löblich, wenn du deinem Mann Chancen einräumst, aber auch hier gilt, das Alles sollte nicht über deine Gesundheit hinaus gehen.

    Alles Andere wird sich dann zeigen ...

    So oder so, es hört sich wirklich toll an wie du alles beschreibst und angehen möchtest.

  • Hallo Franz,

    ich habe heute mittels meiner Krankenkasse um die Vermittlung eines Psychotherapeuten gebeten und werden innerhalb einer Woche eine Banachrichtigung über eine Terminvereinbarung bekommen.

    Gerade eben habe ich mit einem Mitglied der Selbsthilfegruppe in der nächsten größeren Stadt telefoniert und mich mit ihm ausgetauscht.

    Er hat mir empfohlen, mich mit S-Anon Deutschland in Verbindung zu setzen, hier könnte ich auch mit telefonischem Kontakt Hilfe von Betroffenen bekommen.

    Du siehst, ich war nicht untätig.

    Ich hoffe, dass ich meinen Mann motivieren kann, sich in o.g. SHG zu melden.

    Immerhin wäre das ein Schritt, zusätzlich zu dieser Therapie. Aber das liegt nicht in meiner Hand, ich kann es nur anregen, gehen muss er selber.

    Wichtig ist mir jetzt zu allererst, dass ich selbst wieder ins Gleis komme. Ich muss mich einfach endlich um mich selbst kümmern.

    Der Kontakt mit Dir im Forum tut mir schon sehr gut und ich fühle, dass ich viel Ballast abwerfen kann. Bin nicht mehr alleine mit diesem Problem.


    Dafür danke ich Dir von ganzem Herzen.

    Morgen mache ich einen Ausflug und mache etwas, das ich mir schon lange gewünscht habe. Steineklopfen in einem Steinbruch und die Suche nach Fossilien.

    Ich denke, dass ich in der nächsten Zeit vor allem meine Interessen stärker pflegen muss, um mich selbst wieder zu fühlen.

  • Ich habe heute einige Bedingungen gestellt, die ich für die Fortführung unserer Ehe mache.

    1. die Psychotherapie

    2. Anschluss an eine SHG

    3. Alle Sexartikel müssen aus dem Haus.

    4. auch keine Reizwäsche mehr.

    Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

    Mir ist es so wichtig, mich endlich abzugrenzen und ein klares Stopp zu setzen.

    Ob ich meinen Mann damit erreiche? Ob ihm endlich das ganze Dilemma klar wird?

    Immerhin stelle ich die Forderung, dass er andernfalls zu gehen hat, nicht ich.

    Da bin ich schon einen Riesenschritt weiter. Bislang war immer nur ich auf der Flucht.

    Jetzt kämpfe ich wenigstens um mein eigenes Überleben.

    Ob das ein Fehler war?

    Ich weiß mir einfach keinen Rat mehr.

    Lisane

  • Servus Lisane,

    es gibt in deinem Dilemma immer 2 Seiten, aber für dich sollte aktuell die Deinige im Vordergrund stehen.

    Daher, ich finde es ist kein Fehler!

    Natürlich muss und kann dein Mann vielleicht deinen Forderungen nicht nachkommen, aber er hat es mal insoweit in der Hand.

    Klare Stopps sind leider meist notwendig.

    Ich hoffe du findest bald Rat in einer eigenen Therapie ...

  • Natürlich muss und kann dein Mann vielleicht deinen Forderungen nicht nachkommen, aber er hat es mal insoweit in der Hand.

    Klare Stopps sind leider meist notwendig

    Sehe ich auch so.

    Dass er diesen Grenzen nachkommen kann, ist mehr oder weniger abwegig. Man hat ja nicht jahrelang ein eingefleischtes triebhaftes Suchtverhalten entwickelt, an dem man so hängt, ihm vielleicht so viel geopfert, weil es nur so eine billige klitzekleine Entscheidung wäre, es plötzlich nicht mehr zu wollen und einfach mal von jetzt auf gleich abzulegen.

    Das ändert nichts an der Tatsache, dass du diese häusliche Lage als unerträglich empfindest.

    Offensichtlich liegt ihr überkreuz mit dem was ihr wollt.

    Ich würde es aber nicht als Forderungen bezeichnen. Sondern als Grenze, deine Grenze. Hier wirkt etwas auf dich ein, von dem du dich massiv geschädigt oder beeinträchtigt und belastet fühlst oder siehst.

    Aber ich merke, dass ich vor allem darunter leide, dass ich so lange Jahre schweigen musste.

    Ich möchte endlich reden können, meine ganze Wut loswerden.

    Hier würde ich dazu neigen, deine Äußerung zu hinterfragen.

    Hat er dir den Befehl erteilt, schweigen zu müssen?

    "Musstest" du schweigen, weil du einen Schein wahren wolltest?

    Du entscheidest, worüber du schweigst und redest.

    Das heikle Problem deines Mannes irgendwelchen Bekannten und Leuten auf die Nase zu binden; klar, das verletzt irgendwo auch seine Privatsphäre. Jetzt sozusagen aus Rache (Wut) die Welt das Verhalten oder die Neigung/Abhängigkeit deines Mannes wissen zu lassen, oder taktisch um ihn unter Druck zu setzen und zum Ablegen seines Verhaltens zu bringen, das finde ich auch zweifelhaft. Das Problem ist eher sein persönliches Problem, plus ein Beziehungsproblem. Andere haben damit wenig zu tun. Was nichts daran ändert, das du selber offensichtlich Hilfe und vermutlich Rat und Gespräche benötigst.

    Aber du kannst mit ihm offen reden, und ihn vielleicht grad noch in Kenntnis setzen, dass du aus Gründen deiner Bewältigung mit jemandem darüber reden musst (idealerweise vielleicht Therapeut oder unter Schweigepflicht, um seine und deine Privatsphäre zu schützen).

    Ansonsten interpretiere ich deine Wut eher so, dass du so lange etwas ertragen hast, das du als belastend und unerträglich empfindest.

    Ich sehe hier aber nicht die Verantwortung nur bei deinem Mann. Er kann dich nicht zwingen, bei ihm zu bleiben, nicht mal zu schweigen.

    Ich meine dass du nicht nur die Konsequenz seines "Zustandes" trägst, sondern auch die Konsequenzen deiner Entscheidung(en). Dir kommt es zu, dich abzugrenzen, und auch die Grenzen durchzusetzen. Und damit kann nach meiner Einschätzung dein Mann für einen ganzen Teil deiner Wut gar nichts. Natürlich ist er oder sein Verhalten hier vordergründig die Quelle deiner Zwangslage. Aber mir reicht das nicht, jedwede Verantwortung auf ihn abzustellen.

    Ich finde, es ist höchste Zeit, dass du darüber nachdenkst Forderungen, oder besser Grenzen aufzustellen. Und auch Konsequenzen zu ziehen. Dafür wie es dir geht, musst du zuallererst verantwortlich sein, und auch agieren.

  • Hallo Franz, Hallo Strider!

    Das mit dem Schweigen meine ich so, dass ich über dieses Problem lange nicht sprechen konnte, da ich in erster Linie den Fehler bei mir gesucht habe.

    Nach über 36 Jahren ist mir klargeworden, dass dies nicht so ist. Mein Mann hat sich in eine Paralellwelt hineinbegeben, in der ich ihn nicht erreichen kann, egal, was ich sage, tue oder fordere.

    Da liegt der Knackpunkt, der mich offensichtlich einen Schritt weitergebracht hat:

    Ich habe keine Schuld an seinem Verhalten. Das ist allein seine Verantwortung.

    Ich darf aber über mein Leid sprechen, zumindest mit den geeigneten Personen. Dass ich dabei sehr diskret vorgehe, ist klar.

    Auch in schlimmsten Zeiten werde ich meinen Partner nicht bloßstellen.

    Das Darüber-Sprechen ist aber eine Notwendigkeit, die ich nun endlich einsehe. Deshalb bin ich auf der Suche nach einem geeigneten Therapeuten und habe mich auch bereits bei S-Anon informiert. Bei diesen Stellen sind meine Gespräche hoffentlich gut aufgehoben.

    Ob er meinen Forderungen nachgeben kann, weiß ich nicht. Aber ohne klare Grenzen und die entsprechenden Konsequenzen wird sich hier nicht viel bewegen.

    Ich denke, dass Süchtige zu einer Veränderung auch massiven Druck von Innen und Außen brauchen, um die Notwendigkeit einer Änderung einzusehen.

    Dass ich mich jetzt in erster Linie um mich kümmern muss und dafür alleine verantwortlich bin, ist mir klar.

    Dennoch möchte ich meine Ehe nicht so leicht aufgeben. Wir hatten auch viele gute Zeiten und abgesehen von seiner Sucht ist mein Mann ein wirklich liebenswerter Mensch, den ich liebe und schätze. Ich darf nicht einfach alles nur auf diesen einen negativen Aspekt begrenzen, ohne ihm damit Unrecht zu tun.


    Was daraus wird? Ich weiß es noch nicht. Eine Trennung wäre möglich, aber schmerzhaft, lieber wäre mir ein ehrlicher Neuanfang und die Chance, miteinander in Liebe und Frieden alt werden zu dürfen. Das Ende bleibt offen ich lege die Verantwortung dafür nun in seine Hände. Er muss sich entscheiden.

    LG Lisane

  • Heute trifft mich das ganze Dilemma mit voller Wucht.

    Es geht mir schlecht. Irgendwie fühle ich mich total erschöpft und völlig hoffnungslos., so wie wenn ich alle Kraft aufgebraucht hätte.

    Es ist niederdrückend.

    Ich mag heute weder zurückschauen, noch irgend einen Gedanken an die Zukunft fassen.

    Momentan lebe ich wie in einem eisernen Kokon.

    Ich hoffe nur, dieser Zustand geht schnell wieder vorbei.

  • Ja, die Verantwortung für Suchtverhalten liegt bei deinem Mann. Dafür brauchst du keine Verantwortung übernehmen.

    Was wünschst du dir in einer Beziehung? Was brauchst du, was bist du bereit zu geben?

    Es wird schon so sein, dass die jetzige Situation für dich unerfüllend ist, und man sollte reflektieren, woran es dir typgemäß hapert.

    Er ist ja durch seine Sucht wahrscheinlich irgendwie fixiert und blockiert, selbstzentriert, dadurch wird er nicht so auf dich eingehen wie man das vernünftigerweise in einer Beziehung vielleicht erwarten dürfte?

    Wenn es bei S-Anon eine Angehörigengruppe gibt, oder Angehörige integriert werden, dann geh da hin, persönlich. Selbsthilfegruppe ist schon mächtig. Weil dort normalerweise Leute sind, die das alles kennen, und solche Lagen schon seit Jahren mehr oder weniger routiniert bearbeiten. Man kennt da im Normalfall das, womit sich so ein einzelner wie du jetzt herumschlagen muss, und man kann dir raten.

  • Hast du Hobbies, oder bist du eher der Typ der sich sehr auf Zweisamkeit fixiert?

    Kannst du nicht persönlichen Interessen Freuden, Leidenschaften nachgehen?

    Es reicht doch, wenn du dir zwei Tage in der Woche Sorgen über deinen Mann machst, oder zwei h am Tag. Den Rest der Zeit könntest du doch auch was Gutes machen.

  • Hallo strider!

    Ich habe sogar sehr viele Interessen. Mein Beruf macht mir sehr viel Freude und ich habe gute Kollegen.

    Dass ich meinen persönlichen Interessen nachgehe ist klar. Was micht stört ist, dass ich meinen Mann eigentlich gar nicht mehr erreichen kann.

    Kannst Du Dir diesen Zustand vorstellen? Wir können einfach nicht mehr miteinander reden, alles läuft bei mir auf dieses eine Thema hinaus,

    ich muss meinen Frust loswerden, ihm sagen, was ich empfinde. Es ist der totale Teufelskreis.

    Er jedoch kann das Ganze überhaupt nicht nachempfinden. Da ist kein Raum mehr für einen anderen Menschen, der unter seinem Verhalten leidet.

    Alles ist für ihn nur noch auf sich zugeschnitten. Wir leben beide in einer eigenen Blase. Er in einer Blase seiner Sucht, ich in einer Blase von Frust und Kummer.

    Das Einzige, was noch geht, ist gemeinsames Essen. Da herrscht, schon wegen der übrigen Familie Waffenstillstand und wir bemühen uns um das Aufrechterhalten der Illusion einer intakten Ehe. Manchmal könnte ich aber schreiend davonlaufen.

    Ein Gespräch zwischen uns beiden ist eigentlich kaum noch möglich. Er zieht sich zurück ins Schlafzimmer, ich bleibe im Wohnzimmer und gehe dann in mein eigenes Zimmer schlafen. Wir schlafen seit einem Jahr getrennt. Zumindest hat mich das ein bisschen entlastet. Mein Zimmer ist ein Rückzugsort für mich.

    Ich konnte sein Verhalten und den damit verbundenen Geruch einfach nicht mehr ertragen.

    Allerdings weiß ich, dass er, wenn ich in der Arbeit bin, nachts freie Bahn hat. Da lebt er sich völlig aus. Eine Sch...situation, wenn man in der Arbeit nachts darüber nachdenkt.

  • Da herrscht, schon wegen der übrigen Familie Waffenstillstand und wir bemühen uns um das Aufrechterhalten der Illusion einer intakten Ehe.

    Das muss ja eine Qual sein ...

    Wie muss man sich das vorstellen, eure Kinder leben noch bei euch, wie alt sind die?

    Man muss ja nicht immer die volle Wahrheit ausplaudern, aber das es in der Ehe nicht so läuft, bekommt die Familie sowieso mit - auch wenn ihr da große Geheimnisse habt.

    Es geht bei einem Teilgeständnis nicht um Verurteilung, aber es würde zumindest nicht mehr allein auf dir lasten.

    Allerdings weiß ich, dass er, wenn ich in der Arbeit bin, nachts freie Bahn hat. Da lebt er sich völlig aus. Eine Sch...situation, wenn man in der Arbeit nachts darüber nachdenkt.

    Hier allerdings musst du schnell eine Lösung finden!

    Zum einen kann es ja noch sehr lange dauern bis Änderung eintritt, zum anderen kann es nicht angehen, dass nur du unter der Situation leidest und dein Mann weiter seiner Sucht frönt.


    . Alle Sexartikel müssen aus dem Haus.

    Ist er denn darauf eingegangen?

  • Was micht stört ist, dass ich meinen Mann eigentlich gar nicht mehr erreichen kann.

    Kannst Du Dir diesen Zustand vorstellen? Wir können einfach nicht mehr miteinander reden, alles läuft bei mir auf dieses eine Thema hinaus,

    ich muss meinen Frust loswerden, ihm sagen, was ich empfinde. Es ist der totale Teufelskreis.

    Er jedoch kann das Ganze überhaupt nicht nachempfinden. Da ist kein Raum mehr für einen anderen Menschen, der unter seinem Verhalten leidet.

    Alles ist für ihn nur noch auf sich zugeschnitten. Wir leben beide in einer eigenen Blase. Er in einer Blase seiner Sucht, ich in einer Blase von Frust und Kummer.

    Ich kann mir so einen Konflikt versuchen vorzustellen. Allerdings läuft das für mich darauf hinaus, in einer Hausgemeinschaft und Partnerschaft in Feindschaft zu leben.

    Angenommen, dein Mann würde das dich störende Suchtverhalten ablegen, dann stellt sich mir immer noch die Frage, ob ihr dann Verständnis für einander hättet. Oder ob da noch mehr im Argen wäre.

    Wenn du an der Arbeit bist, schreibst du, belastet es dich, dass dein Mann ungestört seine Sexsucht ausleben kann.

    Das hört sich für mich so an, dass sich dein Mann für dich erwartbar nur "frei" fühlt (jedenfalls mal zum Ausleben seiner Sexsucht), wenn du nicht im Haus bist.

    Er hat auch kein Verständnis für deine Forderungen, das heißt, er empfindet deine Wut, Forderungen, Einschränkungen vermutlich als Übergriff.

    Genauso wie du sein Suchtverhalten umgekehrt.

    Zu was für einer Lösung soll man so kommen? Zu gar keiner, aber sicher zu weiteren Eskalationen. Dein Frust wird nur wachsen, und dich ganz krank machen. Und seinen Frust wird er wohl auch nur auf "eine Weise" verdrängen können.

    Mir kommt es völlig gegenstandslos vor, da weiterzumachen wie bisher.

  • Hey,

    mutig finde ich, dass du erkannt hast, dass Tabuisierung dich nicht weiterbringt und du dementsprechend handelst. Obwohl das Thema ein eher schambesetztes ist. Das sind Schritte, die meiner Ansicht nach die meiste Überwindung bedeuten.

    Ich lese deine Beschreibung, wie sich deine Wahrnehmung hinsichtlich deines Mannes mit der Zeit eingeengt hat. Die Annahme, dass dein Mann es ähnlich mit dir ergeht ist ja nicht so unwahrscheinlich.

    Für mich ist auf der Inhaltsebene das Problem deines Mannes zu sehen und auf der Beziehungsebene die eingeschränkte Wahrnehmung und eure Interaktion miteinander. Daher stellt sich meiner Ansicht nach die Frage, wie sich die Wahrnehmung unabhängig vom Problem wieder dem Menschen zuwenden kann? Und ob sie das noch kann? Und ob auch die Bereitschaft besteht, daran zu arbeiten, auch wenn das Zeit, Kraft und Geduld braucht? Sind dafür derzeit Ressourcen da?

    Oder ist der Wille da, aber keine Ressourcen oder alles oder nichts? Vielleicht hilft es dir, dir da über deine Bedürfnisse klarer zu werden.

  • er hat sich heute mit meinen Forderungen einverstanden erklärt.

    Ich habe ihm dazu möglichst genaue Termine gesetzt.

    Wenn er dies nicht umsetzt, habe ich ihn gebeten, auszuziehen.

    Meine Kinder sind erwachsen, ich spreche zwar nicht mit ihnen über das Thema, aber dass etwas nicht stimmt, haben sie sicherlich mitbekommen.

    Als ich mit meinem Jüngsten schwanger war, ging es los, ich habe damals nicht gewusst, dass dies so lebenslange Folgen haben könnte. DA war ich zu naiv und zu abhängig.

    Ich habe mich jedoch immer weitergebildet, noch eine weitere Berufsausbildung gemacht und noch den Fachwirt draufgesetzt. Gearbeitet habe ich, außer in den Mutterschaftszeiten, immer, Meist Vollzeit, jetzt je nach Bedarf 25 oder 30 Stunden.

    Mir war es irgendwie immer wichtig, bei Bedarf, unabhängig sein zu können.

    Dass nicht ich ausziehen muss, sondern er, der Gedanke ist mir erst in den letzten Monaten gekommen.


    Eigentlich war immer ich gedanklich auf der Flucht. Jetzt drehe ich den Spieß um und er soll ausziehen, wenn er nicht grundlegend etwas tun will.

    Immerhin ist er bereits in Therapie. Das ist ja schon immerhin ein Schritt.

    Wenn er dann noch die Selbsthilfegruppe besucht und wirklich einsieht, dass er total auf dem Holzweg ist, besteht vielleicht noch Hoffnung.

    Dass er mich liebt beteuert er immer wieder. Ob das eine Frage jedoch der Bequemlichkeit ist, damit er ja nichts ändern muss, Angst vor dem Verlassenwerden oder wirkliches Gefühl, das kann ich einfach nicht mehr unterscheiden. Da stehen bei mir so viele Fragezeichen.

    Er meint, dass wir uns vielleicht auch wieder körperlich annähern könnten. Ob ich das kann oder wieder lernen kann, weiß ich auch nicht. Zu viele Jahre habe ich mich abgelehnt und unattraktiv gefunden. Dass dies jedoch eine Folge meiner Co-Abhängigkeit ist, das wird mir so nach und nach klar. Ich konnte ihn die letzten Monate einfach nicht mehr anfassen habe jegliche Berührung gemieden. Auch als Zeichen, dass er so nicht mehr an mich rankommt.

    Es sind so viele Dinge, die ich jetzt gedanklich neu ordnen muss. Ich glaube, dass ich um eine Therapie nicht herumkomme.

    Immerhin kann ich am Montag bei der Terminvermittlung meiner Krankenkasse einen Ersttermin beim PT erhalten. Ich glaube, das ist bitter notwendig.


    Momentan sehe ich kein Land mehr. Will nichts falsch machen, aber was richtig ist, weiß ich auch nicht. Ich kann Wahr und Falsch, Gut und Richtig einfach nicht mehr unterscheiden.

  • Es bewegt sich was, auf beiden Seiten, und das ist gut, sinnvoll, außerdem wichtig und sehr notwendig. Irgendwo müssen jetzt mal die Hebel angesetzt werden, und etwas aufgebrochen werden, damit das Leben auch weitergehen und in eine tolerable, vielleicht sogar gute Richtung gehen kann.

    Natürlich ist das auch eine Menge Aufwand, Unsicherheit, Unruhe, wird kein Zuckerschlecken.

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