wer substituiert...

  • ... oder gehört zu jemandem, der gerade substituiert?

    aber erst mal:
    hallo!

    im vorstellfaden habe ich mich gerade ausführlich vorgestellt.

    ich bin nicht selbst in Substitution, sondern mein mann (subutex). ich wollte einfach mal herumfragen, wer noch substituiert, um auch mal einen kleinen überblick hier zu bekommen.

    wie lebt ihr so mit der substitution? noch jemand dabei, der familie hat?

    viele grüße!
    still life

  • ja ich hier! befinde mich aber in reduktion und bin hoffentlich bald fertig.

    ich lebe gut damit. ich kann ein ganz normales leben führen, es hat mir dabei gerade am anfang sehr geholfen. mittlerweile nervt es mich aber richtig und ich bin froh wenn ich fertig reduziert habe.

  • hi future (guter nick - passt zu deinem vorhaben!),

    ich bin mal ein bisschen neugierig - von wie viel (wahrscheinlich auch irgendwas zwischen 12 und 16, ne?) bist du denn mittlerweile wo gelandet?

    und was treibst du so? (musst natürlich keine auskünfte geben, die du nicht geben magst und ich nehme sowas auch nicht krumm!).

    gibt es bei dir mg-mäßig auch so etwas wie eine "grenze"? mein mann hat so eine - er meint, ab unter 4 mg kommt er nicht klar. ganz schlimm war es bei 2, da hat er sein take home ganz oft früher verbraucht. was ich immer noch nicht nachvollziehen kann, weil pegel ist pegel. auch die frau bei der suchtberatung (angehörigengespräch) meinte, dass es so eine grenze nur im kopf gibt. ich finde es schon krass, dass man sich davon so lenken lässt oder besser: dass man da so hilflos ist. selbst wenn man weiß, das biest sitzt im kopf...
    aber er hatte ja so verdammt viel um die ohren, ernährt uns gerade allein, hatte damals - pünklich bei 4 mg - eine frau im wochenbett mit endlosen schmerzen und dem totalen hormonflash (sehr viele tränen...), einen kleinen hilflosen säugling und plötzlich noch die existenziellen sorgen. ich wünsche mir so sehr, dass er dieses mal in einem "sichereren rahmen" abbauen kann.

    und dir, future, drücke ich natrürlich auch ganz dolle die daumen!

  • muss gleich weg aber schnell antworte später ausführlich.

    Ich bin nicht auf Subutex eingestellt sondern auf Codein. Da war ich fast im Bereich der verschreibenden Höchstdosis. Heute wäre das im Vergleich dazu eine therapeutische Dosis die ich noch bekomme. Da dies meine erste reduktion ist die seit 1 jahr läuft hab ich das nie gehabt, dass mir was zu wenig war. einmal fühlte ich mich doch nicht bereit dazu und hab mich wieder auf ein stück raufsetzen lassen, ansonsten hab ich es immer relativ gut weggesteckt.

    auch von niedrigen dosen wegkommen ist wahnsinnig schwer. Aber 4mg ist ja zum glück nicht so hoch.

    Bei mir gabs mal die Überlegung auf Subutex umzusteigen, ganz am anfang da wäre umgerechnet meine dosis fast 18mg gewesen.
    ich bin beim Codein geblieben und sehr zufrieden damit.

  • Ich bin in Substitution. Werde mit Polamidon (Levomethadon) substituiert und bin seit etwas mehr als einem halben Jahr auf 5,5ml (27,5mg) eingestellt.
    Ich bin verheiratet, mein Mann hat nichts mit Drogen am Hut. Wir haben einen 2jährigen Sohn und im Herbst beginnen meine Abschlußprüfungen an der Uni.
    Durch die Substi kann ich ein ganz "normales" Leben führen. Ich muss zwar von Mo-Fr jeden Tag frühs in eine Apotheke, mein Pola unter Sicht trinken. Das kostet mich eine halbe Stunde Zeit und ist verglichen mit der Zeit, die ich früher für die Drogenbeschaffung verschwendet habe, ein Witz. Manchmal nervt es, aber im Moment geht es nicht anders. Sa und So trinke ich meine Dosis zu Hause. Habe mein Take Home, manchmal sind es ja durch Feiertage bis zu 4 Flaschen, immer ordnungsgemäß eingenommen. Wenn man an einem Tag mehr nimmt, hat man ja später zu wenig und das bedeutet Entzugserscheinungen zu haben. Das möchte ich nicht.
    Habe in der 5. SSW erfahren, dass wir ein Kind erwarten und mich sofort zu einer Entgiftung angemeldet. Von dort wurde ich ins Substi-Programm aufgenommen, weil eine Entgiftung dem Embryo mehr Schaden zufügt, als die regelmäßige (stabiler Pegel) Einnahme eines "reinen" (ohne Streckstoffe) Opiats.
    In der Schwangerschaft bekam ich 3ml, nach der Entbindung wurde ich auf 5ml hochgesetzt. Das ist so üblich, um Hormonschwankungen, Wochenbettdepressionen und die an den Nerven zerrende Situation, das eigene Kind im KH ausdosieren zu lassen, abzufangen. Als mein Sohn dann einige Zeit zu Hause war, ich mich an die neue Situation gewöhnt hatte, wir ein eingespieltes Team waren, habe ich mich freiwillig abdosieren lassen. Aller 14 Tage um 0,2ml runter gegangen. Bis 4ml ging alles gut und ich habe davon nichts bemerkt.
    Danach wurde es kritisch und ich hatte großen Suchtdruck. Ich sprach mit meiner Psycho-Sozialen-Begleitung und auch sie empfahl mir, erstmal auf 4ml zu bleiben bzw wieder auf 4ml zu gehen (war auf 3,6ml) Leider war mein Substi-Arzt durch die Sommerferienzeit 5 Wochen nicht zu sprechen und als ich nach einem Rückfall eine positive Urinprobe abgab, setze mich die Arzthelferinohe Rücksprache mit dem Arzt ohne Vorwarnung auf 3ml. Ich war geschockt und hatte morgens Entzugssymptome. Der Arzt war für mich immer noch nicht zu sprechen und so suchte ich mir innerhalb von 2 Tagen einen neuen Substi-Arzt. Bei dem gehts mir gut, hab Vertrauen zu ihm und kann ehrlich mit ihm reden. Er setzte mich erst auf 4,5ml, später auf 5,5ml. Auf der Dosis werde ich noch eine Weile bleiben und wenn ich mich bereit fühle, werde ich mit der Reduktion beginnen. Den Fehler, zu früh abzudosieren mache ich nicht noch mal.

    Grüße Kullerbunt

  • hi kunterbunt,

    danke für deinen ausführlichen bericht! ich freu mich riesig, dass du mir diesen einblick ermöglichst.

    darf ich fragen, ob deine Sucht große auswirkungen auf eure beziehung hat? versteht dich dein mann?

    ich schreibe mal in meinem postfach weiter... falls du lust hast, mal reinzuschauen.

    nochmal, tausend dank und viele liebe grüße!

    still life

  • Nach fast zwei Jahre clean (davon 1,5 Jahre ohen Substi) bin ich rückfällig geworden.
    Warum, werde ich hier nicht erläutern aber es gab Grunde und ein Kardinalfahler, den ich begann Nach 5 Wochen H-Konsum habe ich mich für Substitution mit Methadon entschieden, bekomme 4 ml und werde bald abdosieren, 4 ml ist mir zu viel.

    Um jeden Fall bin ich heilfroh, dass man so leicht und einfach sich susbtituieren kann nach einen Fehltritt, von 15 Jahre war ich mit einem EX-Junkie zusammen, den so ein Rückfall völlig ruiniert hat, weil man damals als körperlich gesunder Mensch sehr schwer in Substi kam.

  • oh felis, das tut mir sehr leid :frowning_face:
    schade das du deinen rückfallgrund nicht schreiben magst, bin da immer sehr wissbegierig, weil ich ja durch meinen partner sehr interessiert bin :winking_face:
    4 ml Methadon ist doch nur für den anfang so gedacht, kenne das von meinem verlobten, soweit ich das noch in erinnerung habe wird glaube ich in circa einer woche 0,5 runterdosiert wenn man das will. mein verlobter kam recht gut damit zurecht, wir habe viel mit ablenkung gearbeitet beim runterdosieren.
    ich wünsche dir ganz viel stärke und natürlich auch eine ordentliche portion glück :smiling_face:

  • Hallo Still Life, möchte kurz auf deine Frage eingehen

    Zitat von still life;145606


    darf ich fragen, ob deine Sucht große auswirkungen auf eure beziehung hat? versteht dich dein mann?

    Natürlich hat (m)eine Sucht Auswirkungen auf die Beziehung. Eine jede psy. oder phys. Krankheit wirkt sich auf das Leben aus. Wichtig ist mir, dass ich mehr als bin als süchtig oder substituiert. Ich bin ein Mensch mit vielen Facetten, und dazu gehört auch meine Erkrankung. Diese Erkrankung sollte aber unsere Partnerschaft nicht bestimmen oder regieren.
    Im familiären Zusammenleben, im Alltag, gibt es soviele Dinge, schöne Dinge aber auch Probleme, da hat das Thema "Sucht" keine Platz. Ich bespreche die Thematik mit meiner Therapeutin, auch mit meinem Mann, in akuten Fällen. Aber wie gesagt, ständig muss und will ich nicht über diese Thematik reden, weil es eben noch mehr im Leben gibt, als Drogen und Sucht.
    Aus einschlägigen Foren habe ich mich zB ganz zurückgezogen, weil es nicht mehr mein Thema ist, dieses ständige Gerede über Drogen, es langweilt mich.

    Natürlich versteht mein Mann mich nicht immer. Ich versuche ihm meine Empfindungen (Suchtdruck zB) zu erklären und er versucht es nachzuvollziehen.
    Unterstützung erfahre ich von ihm in allen Belangen, die zur Suchttherapie gehören. Praktisch fängt das zB bei der Terminabstimmung an, wenn ich zur Therapie muss.
    Würde ich aber zB konsumieren wollen, würde ich keine aktive Unterstützung erhalten. Passiv ist ein anderes Thema, dass wir in der Verhaltensthera bearbeiten (Co-Abhängigkeit)
    Hoffe, ich konnte dir deine Frage beantworten. Grüße Kullerbunt

  • Kullerbunt =

    sehr schöne und ehrliche Worte!!!
    Das würde ich so gerne unterschreiben... :winking_face:


    @ still life =

    Ich war hochgradig Codein-Abhänhig und habe in den letzten Wochen stationär entgiftet.
    Mir wurde das Codein komplett entzogen und ich wurde stattdessen mit (anfänglich 12mg am Tag)
    Subutex runterdosiert. Die Entgiftung dauerte genau zwei Wochen, der Entzug vom Codein war dank
    der korrekten Subutex-Dosierung "relativ" problemlos.

    Bei weiteren Fragen, frag ruhig... :winking_face:

    Gruß, Lars

  • Hi future! Möchte gerne mal anmerken, dass ich auch mal mit Codein substituiert wurde. Auch ich bekam eine höllische Menge davon (3 x 1/2 liter in der Woche) !!! Eines Tages (nach ca. 6 Monaten), sagte der Arzt, bevor er mir erneut Codein aufschreibt, müsse ich ihm etwas unterschreiben. Ich las mir den Zettel durch. Darauf stand, dass ich ihn, meinen Arzt, nicht verantwortlich machen könne, falls ich durch das Codein Leberschäden bekäme. Ich fragte ihn, weshalb er sich da so absichern wolle und warum erst jetzt, nach einem halben Jahr ? Daraufhin erzählte er mir (er war selbst Benzo-Abhängig und sehr gesprächig), dass eine seiner früheren C-Patientinen, mit einer Leberzirrhose im Krankenhaus läge und ihn verklagt hätte, da die dortigen Ärzte, definitiv das Codein, als Auslöser für die Zirrhose diagnostiziert hätten! Ich will Dir damit sagen, sei vorsichtig, dass Zeug geht anscheinend extrem auf die Leber !!! Ich musste um von dem Kram runterzukommen, sogar vorübergehend auf Heroin umsteigen, weil ich das bei der Menge garnicht geschafft hätte, zu reduzieren. Ich wünsche Dir, dass Du es bald geschafft hast! Ciao

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