Wie kann ich ein normales Leben führen?

  • Hallo!
    Ich leide an Sozialer Phobie.

    Das Problem ist, dass ich schon immer sehr perfektionistisch war. Ich habe Angst , dass etwas nicht perfekt sein könnte; Ich habe Angst Fehler zu machen.
    Das hat dazu geführt, dass ich ziemliche Probleme habe frei vor mehreren Menschen zu sprechen. Angefangen hat es als jemand aus meiner alten Klasse nicht gut Vorlesen konnte (es war ein Altdeutscher Text= Jeder hätte dabei Probleme gehabt). Ich dachte nur: Gott, wie peinlich...
    und schon hatte ich das gleiche Problem, plötzlich bekam ich Atemnot bei Vorlesen, wurde rot, dachte ich ersticke oder werde ohnmächtig...auch bei Vorträgen, und später konnte ich mich nicht mal in den Schulstunden melden
    Ich habe versucht, dass Problem selber zu lösen, habe mich meinen Aengsten gestellt, habe mich freiwillig zum Vorlesen gemeldet etc.
    Aber es scheint als ob ich nicht ohne irgendeine psychische Störung leben kann-
    Danach hatte ich exzessives Tagträumen. Jeden Tag habe ich mir für mehrere Stunden vorgestellt, wie man Leben sein könnte. => Vielleicht Realitätsflucht?
    Und ich kann es einfach nicht abstellen, egal was ich mache, ob mit Freunden was unternehmen, ob Hausaufgaben, ob TV schauen, immer schweifen meine Gedanken zu Sachen wie: eines Tages werde ich nicht mehr Uebergewichtig sein, vielleicht finde ich sogar einen Freund, eines Tages werde ich beliebt sein etc. Eines Tages werde ich ein perfektes Leben haben.
    Dazu in ich häufig Depressiv und frage mich wofür wir eigentlich leben. Hat das Leben überhaupt einen Sinn?
    Ich esse meine Gefühle, dass heisst essen bis ich vollgestopft und glücklich bin. Dabei versuche ich einfach diese endlose Leere in mir auf diese Weise zu füllen.
    Ich kann nicht glücklich sein, da ich immer zu hohe Erwartungen an mich selbst habe, ich setzte mich zu sehr unter Druck.
    Das schlimmste: Ich kann nichts daran ändern.

    Im Moment, bin so weit, dass ich fast nur noch allein zu Hause rumsitze, ein paar TV Serien schaue und von meinem perfekten Leben träume.

    Ich hoffe jemand kann mir weiterhelfen!

  • Hallo Kokosnuss77
    Wie du schreibst, ist in deinem Leben momentan einiges anders als du es dir wünschst. Du möchtest frei vor anderen reden können, beliebter sein, einen Freund haben, dich nicht leer fühlen, einen Lebenssinn finden und einiges mehr. Damit hast du dir vieles vorgenommen - vielleicht ein wenig zu viel?
    Ich denke, dass es vermutlich hilfreich für dich wäre, diese grossen und wichtigen Themen einzeln anzugehen und dir genügend Zeit für die Lösung des jeweiligen Problems zu geben. Wenn du kannst, suche dir professionelle Unterstützung. Soziale Phobien können psychotherapeutisch gut und erfolgreich behandelt werden, Essstörungen ebenso.
    Positiv finde ich, dass du durchaus eine Vorstellung davon hast, wie dein perfektes Leben aussehen könnte. Überlege dir vielleicht, wie du den vermutlich langen Weg zu deinem Ziel in kleine Schritte unterteilen kannst. Versuche, Unterziele zu finden, die du umsetzen und bewältigen kannst und konzentriere dich zunächst auf diese kleinen, überschaubaren Etappen. Wie könnte ein erster Schritt zu deinem "perfekten" Leben aussehen?
    Ich wünsche dir viel Erfolg!

  • Hi,

    zun deinem posting:

    mit dem, was Du hier beschrieben hast, habe ich mich jahrelang herumgeschlagen. Die Tagträume waren eine gute Flucht, um mich vom Stress des Tages zu erholen. Ich habe genauso wie Du versucht, das Problem selbst zu lösen, in dem ich mich meinen Ängsten gestellt habe. Das hat natürlich nicht gleich geholfen. Doch meine Angst davor, falsch zu sein, hatte mich soweit im Griff, daß ich nicht einmal über diese Ängste sprechen konnte, mit niemandem, nicht einmal mit einem Freund oder mit einem Arzt. Also habe ich einfach weitergemacht. Dadurch, daß meine Angst mich daran hinderte, mit irgendjemand darüber zu sprechen, gab es ohnehin keinen anderen Weg. Doch er funktioniert. Langsam ging es vorwärts. Am Anfang war ich auch nicht in der Lage, irgendwelche Verbesserungen wahrzunehmen, weil es zu langsam ging, doch sie waren da. Es kamen aber auch gute Tage, an denen ich bemerken konnte, daß Dinge, die ich bisher nur mit großen Problemen tun konnte, mir etwas leichter fielen. So ging es aufwärts, Schritt für Schritt, Jahr für Jahr. Wichtig dabei war, immer wieder innere bestandsaufnahme zu machen um zu merken, was sich veränderte und vor allem, daß sich etwas veränderte. Das und das Wissen, daß es anders sein kann, waren die große Motivation. Es gibt eine Leben ohne den Schmerz, wir müssen nur den Weg dahin finden.

    Heute bin ich frei davon. Es hat lange gedauert, aber es hat sich gelohnt, immer weiter dran zu bleiben. Es gibt nur den Weg des Übens. Niemand kann in deinem Kopf einen Schalter umlegen, der die Sache beendet. Das kannst nur Du allein, und es zieht sich hin, weil der Schalter schwergängig ist. Manchmal tut es auch weh, daran zu rühren, doch es tut mindestens genauso weh, so "behindert" zu leben. Mehr kann ich die nicht sagen außer:

    üben, üben, üben ...


    Grüße

    det

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