• Hallo an alle hier!

    Wie einige von euch sicher vielleicht schon mitbekommen haben, habe ich einen Lehrer von meiner Schule praktisch als einen guten Freund gewonnen. Ich habe ihn seit 2 Jahre nicht mehr im Unterricht.
    Und letztes Jahr um diese Zeit ging es mir sehr schlecht. Ich hab mich ihm anvertraut und seitdem hat sich wirklich sowas wie eine Freundschaft entwickelt. Ich kann mit ihm praktisch über alles reden, wenn ich irgendein Problem hab, liegt vielleicht auch daran, dass er in Sachen Psychologie sehr gebildet und ausgebildet ist.
    Letztes Jahr 2 Wochen bevor mein Opa starb war ich mal mit ihm spazieren, damit wir reden konnten. Am Ende des Gespräches meinte er dann zu mir, dass er mich einfach mal gerne in den Arm nehmen würde, weil er immer sieht wie schlecht es mir geht, aber er tut es nicht, weil er weiß, dass ich mich innerlich extrem dagegen wehre. Und damit hatte er genau ins Schwarze getroffen. Das hat nichts speziell mit ihm zu tun, weil er ist eigentlich die Person, der ich am meisten zur Zeit vertraue. Ich kann zum Beispiel nicht einfach mal eine gute Freundin umarmen, nicht weinen vor anderen Leuten, weil ich dann immer Angst habe, dass sie mich trösten könnten und somit mir körperliche Nähe geben könnten. Wieso ich so Angst davor hab, weiß ich nicht so genau. Hab eine Vermutung. Könnte daran liegen, dass ich es mir zu Gewohnheit gemacht habe immer stark anderen gegenüber zu erscheinen.

    So, dann gestern haben er und ich uns getroffen, weil er mitbekommen hat, dass es zur Zeit nicht so läuft bei mir. Ich hatte vor dem Treffen schon Angst, weil er einen mit 2 Sätzen völlig auseinandernehmen kann. Wir sind dann zu dem Grab meines Opas gegangen, weil ich dort seit der Beerdigung nicht mehr war, weil alleine hatte ich Angst davor. Als wir dort angekommen waren und er dann bemerkt hat wo wir waren, weil ich es ihm vorher nicht gesagt hab, und ich ihm den Baum zeigte wo mein Opa lag, kamen viele Bilder der Beerdigung hoch und ich war zeitweillig leicht überwältigt und überfordert. Das bemerkte er natürlich, sagte ich solle mal zu ihm hinkommen. Ich dann zu ihm hingegangen, stehe vor ihm und er nimmt in den Arm. Ich habe es dann erwidert und musste sehr kämpfen nicht zu weinen. Irgendwann hab ich es aber nicht mehr ausgehalten, konnte es nicht ertragen und habe mich auf eine Bank gesetzt. Er kam dann hinterher und wir redeten ein wenig weiter. Ich war immer noch sehr überfordert und musste kämpfen. Dann sagte er zu mir ich solle mich mal seitwärts hinsetzen und mich einfach nach hinten fallen lassen und mich an ihm anlehnen. Hab ich getan. Dann saßen wir da so und er hielt mich fest, saß in seinen Armen, als ein Häufchen Elend.
    Er sagte auch, sobald er zu weit geht und ich das nicht mehr aushalte, soll ich was sagen. Er erklärte mir wieso er das getan hat. Weil er weiß, dass ich extreme Probleme mit körperlicher Nähe habe und er mir helfen will.
    Teilweise war es echt ein Kampf mit mir selbst. Ich war so angreifbar, so verletztbar... Genau so wie ich es eigentlich nicht wieder sein wollte.
    Aber dennoch kann ich jetzt nicht sagen, dass ich es als äußerst negativ empfunden hab. Eigentlich sehr positiv, nur extrem ungewohnt.

    Trotzdem komm ich darauf nicht ganz klar.
    Hat Jemand von euch ein ähnliches Problem damit? Habt ihr Tipps wie ich versuchen kann, damit besser umzugehen und etwas gegen dieses Problem zu tun?

  • Liebe Lady :3:

    die Angst vor Nähe - ein schwieriges Thema... Genau rauszufinden, welche Ursachen dafür verantwortlich sind ,puuuhhh ja das ist schwierig, meist sind es mehrere Ereignisse, die sich oft wiederholt haben, damit deine Angst vor Nähe langsam und stetig wachsen kann/konnte.

    Ich persönlich vermute, dass die Wurzel des "Bösen" in deiner Beziehung mit deinem Vater liegt. Es gibt einfach kein Vertrauensverhältnis zu ihm, du hast Angst vor seiner Nähe und diese Angst projezierst du, so glaube ich, auf deine Umwelt, weil du nicht willst, dass dich jemand noch mal so enttäuscht. Ich glaube das, weil für ein Kind der Vater sehr wichtig ist und wenn das Verhältnis gestört ist, entwickelt man sich "anders", du baust Mauern um dich auf, damit kein richtiges Gefühl zu dir durchringt, denn wenn du anfängst zu fühlen, bekommst du Panik und du willst einfach nur noch weg...

    Ich kenne dieses Problem sehr sehr gut. Ich lasse eigentlich niemanden wirklich an mich ran, es geht nicht. Also oberflächlich kein Problem, alles was mir zu nah ist, davor lauf ich weg. Sage Verabredungen ab, muss einfach weg

  • Danke Pain für deine Antwort. :smiling_face:

    Sowas ähnliches kam mir gestern Abend auch in den Sinn. Vorallem, da dieses Problem nicht immer da war, sondern erst seit den letzten 5 Jahren viel extremer geworden ist. Und das war genau dann zu der Zeit, in der der richtig der Stress mit meinem Vater losging.
    Ich hab auch erst überhaupt nicht erkannt, dass ich damit ein Problem hab. Es war unangenehm und ich bin Umarmungen und Co. eher aus dem Weg gegangen, aber dass es wirklich dann zu so einem Problem wird, wollte ich mir vielleicht nicht eingestehen.
    Ich hab auch diese Situation von Dienstag Abend gestern noch ständig im Kopf gehabt. Irgendwas muss ja passiert sein, dass ich es zugelassen hab. Es war in dem Moment Krieg gegen mich selbst, aber es war auch positiv.

    Nun kommt dann noch etwas in meinen Augen typisches...
    Wenn ich etwas trinke auf Partys oder so und ich einen bestimmten Pegel erreicht habe, dann scheint es so, als wenn dieses Problem nie bestand. Dann kommt die "Ich-hab-euch-alle-lieb"-Phase raus. Ich denke, das hängt auch zusammen.

    Ich möchte gern etwas tun, an mir arbeiten.

  • Hallo Lady, dieses Problem habe ich auch solange ich denken kann, war auch nicht das typische Kuschelkind, kenn ich gar nicht, daß ich das benötigt habe. Ich bin lange im Heim gewesen ohne Vater und Mutter und nachher nur beim Vater gewohnt, der mich viel geschlagen hat. Das war Nähe, die ich bekommen habe. Hoffentlich werde ich jetzt nicht zu indiskret. Es gibt bei mir sogar einen Unterschied zwischen der Nähe, die du meinst und Sex. Sex kann ich zulassen, das ist für mich rein körperlich, aber einfach mal meinen Mann in Arm nehmen, da muss ich schon sehr sehr traurig sein, daß ich das zulassen kann. Bei meiner Stieftochter gelingt es mir schon besser. Sie hat selber so Sehnsucht nach kuscheln, obwohl sie schon 24 ist, kuscheln mit einer mutter, die eigene will sie nicht und ich will sie nicht enttäuschen. Aber es wird besser, so langsam vertrau ich ihr, vielleicht müssen wir das wieder lernen. Sie ist die erste, wo ich solche körperliche Nähe zulassen kann. Mir ist es sogar komisch, wenn mein kleiner 3jähriger Enkel Nähe von mir möchte. Da ich das als Kind nie hatte, kann ich es auch schwer unseren Kindern geben.
    Ich denke, es ist ein Lernprozeß. machst du eigentlich Therapie?

  • Hallo Tine!

    Zu deiner Frage, nein, ich mache keine Therapie. Ich hab schon öfters darüber nachgedacht, aber leider ist mir das zur Zeit nicht möglich. Da ich noch in der Schule bin, macht mir ein Berufswunsch da einen Strich durch die Rechnung. Ich möchte nächstes Jahr zur Polizei und man muss bei den Bewerbungen so ziemlich alles angeben und die können auch Akten anfordern, ect...
    Ich glaube, wenn das nicht wäre, hätte ich es schon freiwillig gemacht.

    Mir ging es auch ähnlich wie dir Tine.
    Eher Vernachlässigung von den Eltern, vom Vater eher Gewalt als irgendeine positive Zuwendung.
    Aber ich hoffe und wünsche es mir so sehr, da ich noch jung bin, dass ich es schaffen kann, das zu lernen. Und ich glaube auch, dass man das lernen kann. Sonst hätte ich diesen Schritt nicht zugelassen.

    Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn ich mit meinen engsten Freunden anfange das zu lernen. Und wenn es nur um eine Umarmung zur Begrüßung geht. Aber dennoch weiß ich, dass ich mich damit nicht überfordern darf.

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