Bin magersüchtig oder doch nicht?

  • Hallo, ich habe eine Essstörung, aber laut BMI bin ich nicht magersüchtig. Was bin ich? Mein BMI ist bei 18,1. 171 cm 53,5 Kilo. Ich esse drei Mahlzeiten am Tag, bestehend aus 500 bis max. 650 Kalorien am Tag. Je mehr Kalorien ich esse, desto mehr Sport mache ich. In den letzten 9 Monaten habe ich 33 Kilo abgenommen. Ich zähle Kalorien, ich wiege und berechne mein Essen. Alles was ich nicht wiegen und berechnen kann esse ich nicht. Ich habe ständig einen Taschenrechner bei mir, um nachzurechnen. Mein Mann sagt, ich sei nur noch Haut und Knochen, doch ich finde an jeder Stelle meines Körpers Fettwulste. Ich fühle mich nur wohl, wenn ich mein Essen unter Kontrolle habe. Allerdings würde ich mein Essen nie erbrechen. Ich esse halt nichts mit Zucker oder Fett. Aufgrund meines geringen Fettanteils in der Nahrung habe ich Gallensteine bekommen, und die Gallenblase wurde entfernt. Ich wiege mich täglich, und schäme mich sehr, wenn das Gewicht nicht runter geht.
    Laut meinem Mann habe ich so komische Ticks, die fallen mir zwar auch auf, ich kann aber irgendwie nicht ohne sie. Zum Beispiel rieche ich an den Süßigkeiten, die mein Mann ißt. Ich esse gar keine. Oder ich koche total gerne für ihn und schaue im dann begeistert beim Essen zu. Leider bin ich auch ziemlich gereizt, wenn er mal nicht naschen mag. Dann fahre ich ihn an. Außer Haus esse ich nicht, oder bei meinen Eltern nur ganz ungern.
    Ich esse eigentlich fast nur weiche und flüssige Speisen, wie Quark, Joghurt und Suppen, Babybreie und wenn Brot, dann nur trocken.
    Körperlich geht es mir gar nicht gut. Herzprobleme, Schlafstörungen, Übelkeit, Kreislaufprobleme. Ich habe meine Tage nicht mehr, selbst die Pillen - Pause Blutungen. Mein Blutdruck ist sehr niedrig. Ich friere dauernd, habe blaue Finger, Verstopfungen, die ich mit Abführmitteln bekämpfe. Zudem habe ich kaum noch Kraft und Energie. Manchmal kann ich mich kaum auf den Beinen halten.
    Ich habe auch schon einen Arzt angesprochen, der hat das "Problem" auf später verschoben. Ich war jetzt bei meinem Hausarzt, weil meine Eltern mich dorthin "gezwungen" haben. Und ich sollte nur zwei Wochen lang ein Esstagebuch führen.
    Meine Freunde und Familie meint ich sei magersüchtig und bräuchte Hilfe. Ich finde mich zwar schon etwas eltsam, aber ich sehe nicht so die Dringlichkeit wie alle anderen, denn magersüchtig ist man doch erst mit einem BMI von unter 17,5 und das habe ich ja nicht.

    Hat dazu jemand eine Meinung?

    Lieben Dank Gruß Tara

  • Hallo Tara,

    Erst einmal: Willkommen im SuS.

    Also nach dem BMI denk ich kann man nicht nur gehen. Ich selber nehme ihn für mich als Richtwert... Es gibt aber auch Menschen die weit drunter liegen, körperlich und seelisch keinerlei Schwierigkeiten haben.. genauso aber auch Menschen die drüber liegen und auch mit sich in Reinem sind...
    Dieser Wert ansich ist für mich wie gesagt nur ein Durchschnittswert..
    Esstörungen können sich vielfälltig äußern und das du da deinen Hausarzt auch aufsuchst finde ich wirklich ein guter Schritt. Denn nur er kann da eine Diagnose stellen.

    So ein Esstagebuch kann sicher nervig sein und gerade wenn man auch antworten Sucht, dann auch vielleicht sogar als eher lästig und unwichtig eingestuft werden.

    Ich denke jedoch das es erstmal auch genau das Richtige ist, denn nicht nur du machst dir dein Essverhalten nochmal was deutlicher, auch dein Arzt kann dadurch schon auch sehen und vielleicht auch einiges ausschließen.

    Ob du nun Magersüchtig bist, oder an einer anderes Form einer Essstörung leidest kann nur der Arzt feststellen, wenn er auch alles an organischen Leiden ausgeschlossen hat.
    Wichtig ist natürlich das du ihm gegenüber auch versuchst alles genau so zu sagen wie es auch ist.

    33 Kilos sind natürlich schon auch eine Menge und das da dein Umfeld mit Sorge reagieret und dich vielleicht auch ein wenig drückt kann ich schon verstehen, wenns auch dann oft eben auch nicht wirklich hilft. Du müßtest dich da selber auch ein wenig rütteln und dir sagen- das will ich so aber auch nicht und ich muss schauen wie und woran es liegt- und auch bereit sein Hilfe zu holen... bzw anzunehmen.

    Nützt ja nichts wenn man dich zum Arzt zwingt und du dir da gar nichts von annehmen könntest..

    Gab es denn einen Grund warum du soviel und so schnell nun abgenommen hast? Das du die Nahrungsaufnahme so kontrollieren musst?
    Was geht in dir vor wenn du feste Nahrung aufnehmen sollst?
    Du schreibst hast gesundheitliche Probleme und die sind ja nicht ohne... Wie siehst du es denn selbst? Ist es ein nicht essen wollen, oder ein nicht essen können?

    Liebe Grüße

    Bluemchen

  • Hallo Bluemchen,
    also meine Diät hat eigentlich angefangen, als mein damals 11 Jahre alter Sohn gesagt hat, ich sei so fett, sein Vater könne sich hinter mir verstecken. Dabei ist sein Vater sehr übergewichtig und der Junge ebenfalls. Er lebt bei seinem Vater.
    Dann habe ich halt eine Diät mit Kalorienzählen gemacht. Meine Eltern haben in der "gewichtigen" Zeit immer an mir rumkritisiert: schämst du dich nicht, hast du schon mal in den Spiegel geschaut, dein Hintern ist zu fett, du siehst aus wie eine Matrone,usw. Mein Mann ist der Einizge, der mich immer so geliebt hat, wie ich war. Er leidet nun sehr.
    Ich wollte eigentlich bis 60 Kilo runter, aber als ich das erreicht habe, konnte ich nicht aufhören. Und nun ist es so, dass ich nicht essen will. Ich hasse es regelrecht. Wenn ich mein Essen nicht kontrollieren kann, habe ich das Gefühl, dass es mich zerstört, also die Seele und den Körper. Ich wiege mich dauernd. Ich esse fast nur weiche Sachen. Ich esse nur zu bestimmten Zeitpunkten, und bis die da sind, hungere ich. Denn Hunger habe ich. Ich beschäftige mich extrem mit dem Essen, also schreibe Rezeptbücher und so etwas, und ich koche für meinen Mann gerne und gehaltvoll, was er liebt. Aber ich selber probiere nicht mal. Wenn ich einkaufen gehe, schaue ich mir die ganzen leckeren Sachen an wie Schokolade und Kekse, ich nehme die Packung in die Hand schaue nach den Kalorien und lege sie dann wieder weg, mit dem Gedanken, das ist eh nichts für dich.
    Das ich zum Hausarzt gegangen bin, liegt nur an der Tatsache, dass mein Vater mich persönlich hingeleitet hat. Ich wollte nicht da hin, und ich will es auch jetzt nicht. Eigentlich will ich nur meine Ruhe. Das einzige Problem was ich habe ist, das es mir körperlich so schlecht geht, und ich kaum noch Kraft habe. Und ich lehne jeden Kontakt zu meinen Freunden ab, sogar das Telefonieren ist mir schon zuviel. Meinen Hobby gehe ich eigentlich gar nicht mehr nach. Das macht mir Angst, das "dünn" sein nicht, denn ich sehe mich ja nicht so.

    Gruß Tara

  • Hallo Tara,

    na alarmierend find ich das aber schon.. :winking_face:
    Was denkst du denn das passieren wird, wenn du dir da helfen läßt?
    Ich meine kontrolliert zu essen... auch bewußter kann ja auch in einem gesunden Maß bleiben...

    Du merkst ja das es dir auch so viel Kraft so nimmt und dein Weg da gerade deinem Körper nun nicht mehr gut tut.
    Irgend etwas muss ja nun da auch passieren.
    Was und wie würdest du dir denn vorstellen können da ein wenig dran zu arbeiten. Das es deinem Körper auch wieder besser gehen darf?

    Liebe Grüße

    Bluemchen

  • Hallo Tara,
    eine gute Freundin von mir ist Magersüchtig, deswegen kann ich sagen das du es NOCH nicht bist,
    aber bei ihr hat es ähnlich angefangen. Ihrgendwan wird der Drang nach Kontrolle über dein Essen höher werden du wirst weniger essen wenn du so weitermachst,
    immer & immer weniger bis du dan anfängst zu hungern. Aber wo du jetzt bist lässt sich das noch bremsen,
    naja vielleicht übertreibe ich auch und es ist bei dir einfach nur eine Phase oder sowas.
    Aufjedenfall hoffe ich das du's in den Griff kriegst.

    LG Lizzia.

  • Hallo Tara,

    nun ist es ja schon eine ganze Weile her, dass du hier geschrieben hast.
    Wie geht es dir denn inzwischen? Hat sich was verändert? Konntest du dir Hilfe holen, konntest du die Hilfe annehmen, geht es dir inzwischen besser?
    Würde mich freuen, wieder hier von dir zu lesen!

    Liebe Grüße

    Bluemchen

    P.S. Lizzia, ich find es toll, dass du dich hier beteiligst, aber es ist nunmal so, dass bei jedem die Grenze zur Magersucht anders und schwammig ist. Ob jemand magersüchtig ist oder nicht kann da wirklich nur ein Arzt beurteilen!

  • Hallo Tara,

    nach dem BMI solltest du wirklich nicht gehen. Ich sollte laut BMI 60-65 kg wiegen und da ich das gewicht schon mal hatte weiß ich, dass ich mich damit weder wohl gefühlt hatte noch hat es mir "gestanden".

    Zu dem Zeitpunkt als ich so viel gewogen habe war ich in Schottland im Praxissemseter. Als ich in den Weihnachtsferien nach Hause geflogen bin in ich psychisch zusammengebrochen. Ich hatte Panickattacken, konnte nichts mehr essen und habe mich nicht mehr auf die Strasse getraut.
    Es folgte eine Therapie. Zunächst in einer Tagesklinik und dann ambulant (insgesamt sieben Jahre). Ich tat mich schwer mit dem Wus an Diagnosen, die ich bekam. Vor allem: unspeziefische Essstörung später dann Anorexia nervosa...was sollte das denn sein?
    Gut, ich konnte nicht essen, aber da ich ja eher Übergewicht hatte, war das für mich nicht weiter schimm. Ich habe mir selber etwas leckeres gekocht und anschließend weggeschissen, weil mir übel wurde, sobald die Gabel, oder der Löffel in richtung Mund kamen. In der Tagesklinik habe ich wieder essen gelernt.
    Ich mußte dort essesn und zwar alle vier Stunden, eine Kleinigkeit. Das sah dann so aus, das ich zum frühstück ein halbes trockenes Brötchen essen konnte, Mittags einen halben Kinderteller, Nachmittags einen Keks, oder Apfel oder sowas und Abends eine Scheibe Brot (auch trocken). Es ging dann von alleine das ich irgendwann eine Scheibe Wurst oder mein geliebtes Nusspli als Belag wählte. Was mir wirklich half war dieser Vertrag mit mir selbst alle vier Stunden etwas zu essen, was war ersteinmal Nebensache, denn ich mußte einfach wieder ein Hungergefühl entwickeln und durfte mich so absolut nach meinen "Gelüsten" richten.

    Das ist nun Jahre her und ich habe noch immer Probleme. Ich gehe auch fast nicht auswärts essen, rieche an allen Speisen und esse nach wie vor sehr kleine Portionen und sehr langsam. ABER ich esse und ich halte mein Gewicht! Ich wiege nun schon seit gut sechs Jahren zwischen 52 und 55 kg. Das ist für mich ein gesundes Gewicht und auch mein Wohlfühlgewicht. Ich habe genügend Kraft und Energie für die Anforderungen an meinen Körper durch Arbeit, Hobby und Stress.
    Wenn's um mich herum richtig turbulent zugeht muss ich mich nach wie vor ablenken, damit ich essen kann. Also, beim Autofahren z.B., wenn ich mich auf das Fahren konzentriere kann ich gut essen, weil es nicht in meiner Hauptkonzentration liegt.

    Das mein Essverhalten krankhaft ist konnte ich erst einsehen, als ich wie geschrieben, selbst eingekauftes und selbst gekochtes Essen unberüht wegwerfen mußte. Ich habe mich nie übergeben und ich hätte nie gedacht, dass ich eine Essstörung entwickeln würde, denn eigendlich esse ich gerne. Das ist für mich Genuß gewesen.

    Mein Terapeut sagte immer, das ich damit Kontrolle erhalten möchte und mir selbst Sicherheit zu schaffen versuche. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob das wirklich ein Grund ist. Ich weiß nur das ich mich fünf Monate lang in Schottland vor dem essen geekelt habe (es war eine camphill Community und alles war höchst biologisch...in Wahrheit waren Obst und Gemüse oft angeschimmelt, das Fleisch immer sehr blutig beim auftauen und es gab nur Wasser aus der eigenen Quelle, die mit einem Grünspan überzogenem Rohr "angezapft" wurde - ich fand's ekelig, alles!).

    Wie auch immer. Wenn du schon selber denkst, du seist seltsam in deinem Essverhalten, dann lohnt es sich doch auf jeden Fall mal die Hilfe von Profis in Anspruch zu nehmen. Magersucht hat wirklich viele Gesichter, nicht jeder geht sich übergeben und "nur" weil man sich nicht übergibt, ist man weniger krank.

    Ich wünsche viel Mut dich zu informieren, dir Hilfe zu suchen und einen guten Appetit!

  • Grüß dich Zuversicht,

    willkommen hier. Du hast nen tollen Post geschrieben, aber es könnt sein, daß Du eventuell gar keine Antwort von Tara mehr bekommst, da der Thread hier schon ne ganze WEile passiv ist.

    LG Wolke

  • Hallo Wolke,
    das hatte ich gesehen, und mir gedacht, dass vielleicht jemand anderes, der in einer ähnlichen Situation ist dies liest.
    Auch ich habe eure Seite und durch einen älteren Forumbeitrag beim Stöbern im WWW gefunden und ich bin froh darüber!

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