Da sitz ich nun also wieder.
Nachdem ich pünktlich zu meinem 24. Geburtstag die Kündigung von meiner Arbeit bekam, für die ich mir drei Jahre den Popo aufgerissen habe, fasse ich mir also letzte Woche endlich den Entschluss, mich zu bewerben.
Die Stelle hat hohe Anforderungen und ich zeitweise den Mut verloren. Mein Freund motiviert mich und gibt mir den Mut, es einfach zu probieren. Welche schlimmen Konsequenzen hätte es schon? Ich tat es also und bewarb mich einfach. Egal, ob sie mich nehmen, oder nicht, ich tat es.
Heute gegen neunzehn Uhr bekomm ich eine E-Mail. Ich bin in der engeren Auswahl. Sie möchten, dass ich online eine Art Einstellungstest mache. Ja! Klar, das heisst noch nichts. Aber es ist ein Anfang. Und anscheinend ist mein mittelmäßiger Abi-Schnitt nicht so schlimm. Ich bin in der engeren Auswahl.
Eine kurze sms an meinen Freund. Die Antwort: juchu. Oder so ähnlich. Er freut sich für mich. Aufrichtig.
Im Überschwang meiner Euphorie und da ich meinen Freund nicht auch noch zu labern wollte, rufe ich also meine Eltern an. Endlich hat mal was geklappt. Keine Absage. Ein Einstellungstest. Und das ist mehr, als ich mir erhofft hatte.
Mein Vater geht ans Telefon. Ich les ihm voller Freude die E-Mail vor. Sein Kommentar: Brotlose Künste, hast dich überhaupt nicht darüber informiert, das ist viel zu groß für dich, das wird doch eh nichts, das ist alles Mist. Ich fange an zu weinen. Ihn scheint das noch zu pushen und mir ungefähr gefühlte zehn Millionen Mal zu sagen, dass das alles Mist und Bullshit ist. Ich sage ihm, dass das weh tut, dass ich auflegen will, dass ich mich so gefreut hab. Und die guten Nachrichten meinem Papa und meiner Mutti zu erzählen. Endlich hab ich mal die Chance auf was Großes. Egal, ob es klappt. Scheiße Mann, ich hab mich gefreut. Und innerhalb von zehn Sekunden bin ich wieder ein kleines Kind. Bloß gestellt. Weinend.
Er gibt das Telefon an meine Mutti weiter. Sie versucht (unglaublicherweise) mich zu trösten. Dass es richtig ist, es zu versuchen. Ich wüsste doch, wie er ist.
Hat er nicht noch letzte Woche am Telefon gesagt, dass ich doch sein Mädchen sei und dass ich das schon schaffen würde, einen guten Job zu bekommen?
Und jetzt sitze ich hier und kann nur heulen. Ich will keinen Einstellungstest mehr machen. Ich will gar nichts mehr versuchen. Ich war so fröhlich. Und ich wollte es doch nur Mutti und Papa erzählen, in der Hoffnung vielleicht ein bisschen Anerkennung zu Bekommen. Zuspruch.
Tut mir Leid. Dass ich hier rum heule. Dass ich euch damit nerve.
Ich denke nur, ich platze, wenn ich das nicht rauslassen kann.