Angst im dunkeln

  • Hm, also ich wollte mal was über ein kleines Problem von mir schreiben, was mich schon mein Leben lang begleitet. Ich hoffe, da lacht mich jetzt keiner für aus. Seit ich denken kann hab ich abends wenn ich alleine zu Hause bin panische Angst.
    Klar, wenn man jung ist, dann ist das normal. Hat wohl jedes Kind wenns die ersten Male alleine zu Hause ist. Nur das sich das bei mir irgendwie nie gelegt hat. Ich habe keine Ahnung woran es liegt. Aber ich denke es könnte ein bisl was mit den Horrorgeschichten zu tun haben die mein großer Bruder mir früher erzählt hat, aber wissen tu ichs nicht. Da ich mich aber immer noch sehr klar daran erinnern kann gehe ich davon aus, dass es damit zu tun hat. Außerdem haben mein Bruder und sein bester Freund sich mal einen verdammt miesen Scherz mit mir erlaubt. Die beiden sind vier Jahre älter als ich. Meine Eltern haben damals Freitags abends immer einen Tanzkurs besucht. Wie alt ich da genau war weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich mich gegen abend halt ins Bett gelegt hab und mein Bruder um halb zehn (seltsamer weise weiß ich die Uhrzeit noch genau) ind mein Zimmer kam und meinte unten habe jemand eingebrochen. Die beiden hatten dann da den Aktenkoffer von meinem Vater aufgemacht und da halt im Wohnzimmer etwas unordnung gestiftet. Ich hatte so eine Angst, ehrlich.
    Na ja, ich will das ganze mal beschreiben. Wir wohnen in einem Reihenhaus. Also halt mit Dachgeschoss und Keller und allem. Ist also relativ groß. Die Treppen nach unten und oben gehen vom Wohnzimmer aus ab. Es ist also alles offen, keine Tür mehr dazwischen oder so.
    Wenn ich dann nun alleine zu Hause bin ist es meißtens so, dass ich unten im Wohnzimmer sitze zum fernsehen. Sobald es dann draußen dunkel wird kommt die Angst. Ganz schlimm wird es, wenn ich die Rolläden runter lasse und die Tür abschließe, weil ich ja dann im Falle dessen, dass jemand hier drin ist nicht mehr raus komme. Meine Angst ist also prinzipiell nicht, dass jemand einbrechen könnte, sondern das jemand im Haus ist. Beim kleinsten Geräusch verfall ich in totale Panik. Mein Herz schlägt bis zum Anschlag, meine Atmung hastet wie nach einem 1000 Meter lauf. Ich zitter am ganzen Körper und kann nichts tun. Ich gehe dann immer so schnell es geht in mein Zimmer und schließe die Tür ab. Wenn es ganz schlimm ist, lieg ich dann zitternd vor Angst in meinem Bett, beobachte die Türklinke, habe alle Telefone griffbereit neben mir oder in der Hand und schlafe dann halt irgendwann vor Erschöpfung ein. Sollte ich zwischenzeitlich nochmal aufs Klo müssen in der nacht hab ich entweder pech gehabt oder ich gehe mir dem Finger schon an der Wähltaste vom Telefon vorsichtig aus der Türe raus. Manchmal geht es auch einigermaßen und ich fühle mich nur ein wenig mulmig. Warum das so variiert weiß ich nicht. Das kann von einem auf den anderen Tag unterscheiden.
    Als ich eine zeitlang in Gießen alleine gewohnt habe zum studieren hatte ich das Problem auch. Meine erste Wohnung war Souterain und nach innen zum Keller offen. Man konnte also von oben durch den Keller auch in meine Wohnung. Das hat mir dermaßen Angst gemacht, dass ich nächtelang wachgelegen habe. Zumal das Problem bestand, meine Vermieterin eine Oma war und die ja bekanntlich nie schlafen. Die ist also des öfteren auch mal nachts in ihrem Keller rumgelaufen. Und ich habe dann durch die Tür, die so einen Milchglaseinsatz in der oberen Hälfte hatte den Lichtschein gesehen. Na ja, irgendwann bin ich aus anderen Gründen in eine neue Wohnung gezogen. Dort ging es dann eigentlich einigermaßen mit dem Problem. Ich konnte mich ja schnell vergewissern ob jemand da ist oder nicht. Bei einer kleinen Wohnung komm ich also einigermaßen klar. Wobei ich da auch des öfteren nachts starr vor Angst in meinem Bett gelegen habe.
    Aber halt hier zu Hause bei meinen Eltern nicht. Oder auch wenn ich bei anderen übernachte wo es groß ist. Auch da habe ich oft Angst. Das verstehe ich dann überhaupt nicht irgendwie.
    Es ist nicht so, dass ich es nicht gewohnt war alleine zu Hause zu sein. Meine Eltern waren immer mal irgendwie unterwegs. Meine Eltern sind auch sehr früh ohne uns in den Urlaub gefahren. Also mit 13 war ich auch schon mal 2 Wochen alleine. Zwar mir meinem Bruder, aber der war ja immer unterwegs.
    Ich würde verdammt gerne mal wissen ob es auch andere gibt die solche Situationen kennen. Ich kann das so mit gar keinem drüber reden. Mir ist das auch viel zu peinlich. Jeder schaut mich dann an wie ein Auto wenn ich das mal andeute.
    So, das war jetzt recht lang, aber kürzer konnt ichs jetzt irgendwie nicht fassen

    LG
    dawn

  • Hallo dawn...

    Keine Sorge, ich kenne das auch. meine Eltern haben uns schon recht früh alleine gelassen. ich weiß aus Erzählungen meiner Mutter, dass sie mir mit zwei Jahrenn Baldrian gegeben hat, weil sie ins Konzert wollten, und ich partout nicht schlafen wollte, und immer fitter geworden bin, und sie immer grantiger wurde, weil sie NICHT dorthin gehen konnten, weil ihre "Große" nicht schlafen wollte...
    Als ich 6 war mußte ich immer auf meinen 13 Monate jüngeren Bruder aufpassen, weil sie abends weggehen wollten... Du bist jetzt schon groß, da kann man soetwas erwarten! naja... ich würde das mit meinen Kindern nicht so halten...er war der, der die Gruselgeschichten erfunden hat, oder bis spätnachts Gruselfilme geguckt hat...und dann immer in mein Bett kam, um sich Trost zu holen...dass ich auch schlotternd dalag wa ihm wohl nicht bewußt.
    Als ich 10 war, sind sie auch schonmal ohne uns Kinder in den Urlaub gefahren. weil ich bin ja jetzt schon groß, dass ich wohl doch für meinen Bruder sorgen könnten...
    Ich habe damals Panik geschoben, sobald es dunkel wurde...und manchmal ist es huete noch so...
    Ich konnte lange nicht nach draußen gehen, wenn es eben dunkel wurde, weil ich immer dachte jemand verfolgt mich.
    Mit 16 hatte ich dann ein finales Erlebinis mit einem mir unbekannten Mann, seitdem kann ich gar nicht mehr im Dunkeln rausgehen ohne Verfolgungswahn. Ich höre Schritte hinter mir, und fühle mich verfolgt.
    Ich muß immer die Haustüre absperren, abends, und den Schlüssel stecken lassen. Wenn ich abends heimkomme kontrolliere ich panisch die Wohnung, ob jemand inzwischen vielleicht eingebrochen ist, und mir auflauern könnte. Wenn es an der Haustür klingelt, und ich niemanden erwarte, bekomme ich Schweißausbrüche vor Angst.

    Nein keiner lacht dich dafür aus, denke ich...
    ...bist du in Therapie?

    Ich denke solche Ängste muß man mit einem Therapeuten besprechen...ich habe im Moment soviel Kacke am dampfen, dass das das geringste Übel ist, das man noch am besten zur Seite schieben oder vermeiden kann...aber wenn ich jetzt in die Klinik gehe wird wohl auch das ein Thema werden...maybe und ich kann dir im September einen besseren Tipp geben.
    Für heute denke ich vertrau dich deiner Therapeutin, oder deinem Arzt an...oder irgendeinem guten Freund, der dich nicht wie ein "Auto "anschaut..
    Wenn es da keinen gibt, weißt du jetzt zumindest, dass es mir genauso geht, immer noch mal stärker, mal schwächer tendierend...tröste dich ...ich denke mir dann immer sind wir nicht alle ein bißchen bluna...und versuche die Ängste zur Seite zu schieben...nicht mehr so ernst zu nehmen, und mir einzureden, dass das MEIN Verfolgungswahn ist, und tatsächlich KEINE Realität...

    ich wünsch dir viel Kraft, und alles Gute

    lg Julchen

  • Hallo Julchen!

    Erstmal vielen vielen Dank für Deine Antwort. Das geht es mir echt gleich viel besser. Also es gibt tatsächlich keine Freundin eigentlich die mich nicht absolut verständnislos anschaut dann. Aber wundert mich auch um ehrlich zu sein nicht. Ich bin immerhin fast 22 und verfall wenn ich allein zu Haus bin in Panik. Ich denke das hört sich für andere Leute schon reichlich seltsam an. Deswegen auch meine Vermutung, dass sich der ein oder andere hierdrüber wahrscheinlich schieflacht.
    Das in der Thera ansprechen ist prinzipiell eine ganz gute Idee. Ich habe zwar eine, ich weiß aber nicht, ob ich mit ihr weiter mache. Aber wenn ich weiter mache sind da erstmal ein paar andere recht gravierende Dinge zu klären.
    Das mit der Kontrolle der Wohnung wenn ich abends nach Hause komme kenne ich auch nur zu gut. Eigentlich müsste man doch nach dem weiß nicht wievielten mal doch peilen, dass da nichts ist. Aber es geht jedes mal aufs neue los.
    Klappt es denn bei Dir immer Deine Ängste zur Seite zu schieben? Was machst Du wenn es nicht klappt. Mir fehlen irgendwie echt Strategien die einmal aufgekeimte Panik wieder runter zu drosseln.

    LG
    dawn

  • also die Angst, dass jemand über dich lachen könnte, brauchst du ncih zu haben, ...

    ich hatte auch eine Zeit lang total Panikattacken bei Dunkelheit und wenn ich allein daheim bin ... da kann cih echt mit dir mitfühlen ..

    ich hba daraufhin auch eine Therapie gemacht, die hat mir da auch ein wenig geholfen .. nur di eAngst verschwindet nciht ganz ... ich denke sie wird auch imemr ein wenig bleiben!

    Ich wünsche dir, dass du evtl mit deiner Therapeutin (wenn du bei ihr bliebst) darüber reden kansnt, weil wenn es nur ein wenig hilft dann ist das schon ein großer Schritt ...

    Versuche dass deine Angst nicht die Kontrolle über dich ergreift ..es hört sich leicht an aber es is in wirklicheit viel schwerer, das weiß ich!

    Aber ich wünsch dir alle Kraft die du brauchst!

  • Hallo Dawn,

    ich denke, es geht vielen Menschen so, wenn sie allein sind, dass man auch mehr auf Geräusche achtet. Oder anders gesagt, wenn man allein ist, hört man alles auch deutlicher. Sind noch andere Leute da, ist die eigene Geräuschkulisse ganz anders.

    Könntest Du Dir vorstellen, genau das Gegenteil von dem zu machen, als Du bisher immer gemacht hast? Also, wenn Du ein Geräusch hörst, darauf zu zu gehen und zu gucken, da ist niemand. Dann wärest Du ja vielleicht beruhigt. Wenn Du Dir jeden Tag ein Stück vornimmst und das dann machst? Also, nicht die Tür abschliessen usw. Denn so bringst Du Deinem Unterbewusstsein bei, es ist richtig ihr die Angst zu schicken. Das wird sozusagen gekoppelt. Wenn es dunkel wird - Angst - Jalousie runter. Wenn Du allein bist - Angst - Tür abschliessen usw. Je mehr Du übst, die Tür nicht abzuschliessen, wird die Angst kleiner und ist irgendwann ganz weg. Vielleicht wäre das ein Weg für Dich? Ich wünsche Dir alles Gute.

    LG Gismona

  • Ich kenn sowas. Z.B. wenn meine Eltern weg sind bin ich meistens nur in meinen Zimmer.. dann geht es einigermassen wenn es mittags oder so ist, aber abends bekomm ich dann immer mehr Angst und fühl mich richtig unwohl. Ich weiß aber echt nicht vorher das kommen könnte.

  • Hm.
    Ich habe ebenfalls dieses Problem. Hab es allerdings noch nicht immer gehabt. Vor ca. 2 Jahren hat das bei mir angefangen - ziemlich plötzlich und überraschend.
    Es ist oft so, dass ich im Bett liege und mich einfach nicht traue die Augen zu schließen und die ganze Zeit zur Tür starre, aus Angst, Jemand würde den Raum betreten. Ich betrete nicht mit einem Fuße einen dunklen Raum, weil ich nicht sehe, was sich in der Dunkelheit abspielt. Und draußen ist es einfach der blanke Wahnsinn. Früher hab ich über sowas gelacht, als ich klein war und Heute ? Hab ich echt darunter zu leiden. Ich kann mich nicht alleine abends im Dunkeln bewegen, ich habe mein Handy in der Hand, schon die Telefonnummer von meiner Ma ausgewählt, sodass ich sofort dort anrufen könnte, wenn etwas passiert. Ich hör ständig geräusche die mir Angst machen, drehe mich um, weil ich denke hinter mir geht Jemand,...
    Es ist echt hart mit sowas zu leben...

    Ich hoffe ganz fest, dass du dass irgendwie wieder in den Griff bekommen kannst (zumindest annähernd), selber einen Tipp geben wie, kann ich leider nicht...

  • Ja, ich hatte füher auch immer schreckliche Angst vor allem, besonders vor Dunkelheit, meinem Vater, meinen Brüdern, fremden Menschen, weg von zu Hause, dass ich mich verirre - aber hier gehts ja jetzt nur um Angst im Dunkeln:

    Wir hatten einen Keller, muffig zugestellt mit wenig Licht und mir immer unheimlich. Es blieb nicht aus, manchmal musst ich runter, was holen oder bringen und ich bin immer mit Luftanhalten geflitzt wie der Blitz. Ich war für meine Brüder immer das doofe Opfer und sie haben sich ihren Spaß gemacht, mich dort unten zu erschrecken. Auf mich hörte niemand und somit war ich dem ausgeliefert und fügte mich, gab auf. "Ich bin egal" und "mir hilft keiner", dass sind 2 Sachen die sich u.a. dadurch einbrannten. Und dann die normale Angst tagsüber und abends um meine Mutter: Ich lag starr vor Angst möglichst ohne Atmen im Bett und forschte horchend, "tut er ihr wieder was" und "hilfe, da kommt jemand"

    Puh, sogar jetzt beim Schreiben treibt es mir die Tränen in die Augen, weil es so schlimm war.

    Bei mir kann ichs zwar zuordenen - ganz klar von Mißbrauch und Gewalt früher- aber was nützt es mir? Dadurch gehts nicht weg heute - echt blöde, man müßte es umprogrammieren...
    Dieses Hyperhören "Was ist los" und "Wer kommt" ist so drin in meiner Festplatte, da bin ich heute noch machtlos. Ich gehe heute auch niemals alleine zu Fuß im Dunkeln, immer in Begleitung. Sogar tagsüber in der Stadt fühl ich mich manchmal verfolgt und brauche Begleitung. Ganz allein im Dunkeln bin ich im Haus eher selten, aber kommt vor. Und dann mach ich auch viel Licht, alle Türen zu , Rolladen runter und habs Telefon griffbereit.
    Selten lieg ich auch nachts beim Aufwachen starr vor Angst im Bett mit dem gefühl, es ist einer im Zimmer, oder nach Alptraum z.B. dann dauerts ewig, bis ich mich rühren kann um Licht zu machen :winking_face_with_tongue: ist Gott sei Dank selten.
    Hat es bei euch auch nen Zusammenhang mit früher? Was macht ihr da was gegen? :21:

    Liebe Grüße

    wolfskatze

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