Wann ist es Sucht , wann ist es SvV?

  • Nachdem ich mich hier so ein wenig durchgelesen habe, stelle ich mir gerade die Frage ob mein verhältnis zur Arbeit was ich bisher als Sucht eingeordnet habe evtl. stattdessen ein SVV ist.
    Zum besseren Verständnis, bis ich Anfang diesen Jahres in Kur ware, hatte ich so oder so ein sehr ungesundes Verhältnis zur Arbeit ( was ich aber so nie wahrnahm - ich hatte immer eine Erklärung dafür ). Ich bin morgens um ca. 3.00 Uhr aufgestanden, bin dann gegen 4.00 aus dem Haus - habe dann auf 400,-€ Basis Zeitung ausgetragen. Wenn ich dann zurück kam, gabs erst mal Frühstück. Zu meiner eigentlichen Arbeit bin ich dann zwischen 6.15 und 7.30 aufgebrochen ( wohne auf dem Gelände meines Arbeitgebers - das heißt zur einen Tür raus, drei mal umfallen, und dann war ich da ). Feierabend war meist wenn mein Mann schon sehr sauer anrief das das essen fertig wäre, das war dann so zwischen 18:45 und 19:30 Uhr. wenn er gar nicht anrief , weil es nichts warmes gab konnte es auch mal 20 uhr werden. Zu hause lief dann natürlich nicht mehr viel, auser Internet und Essen war da gar nichts, musste ja bald ins Bett. Da wir vor Ort wohnen, habe ich auch öfters mal am Wochenende die Gelegenheit genutzt zu arbeiten.
    Warum ich mir jetzt so unsicher bin als was ich es einstufen bzw. sehen soll, ist das was ich dabei empfunden habe. Es tat ja auch irgendwie gut so lange zu arbeiten - irgendwann konnte ich mich so "spüren". Aber anders herum empfand ich es wenn es total stressig war richtig super - ich habe mich fast wie im Rausch gefühlt - dies spricht mehr für Sucht.
    Bis ich hier dieses Thema mit den Verkrustungen aufzukratzen gelesen habe ( was ich auch schon immer getan habe ), habe ich mein verhältnis zur Arbeit auch immer als Sucht gesehen.
    Wie soll ich es nun einordnen?

  • Hallo Ulrigge,
    ich lese das hier und denke, schreibst du von mir? Oh, wie ich das kenne.
    Aber du machst mich auch neugierig. Ich habe mir diese Frage noch nie gestellt.
    Ich war mit der Erkenntnis zufrieden, dass irgendwas schief läuft.

    Was würde dir das helfen zu wissen, ob es Sucht oder SVV ist?

    Ich weiss nur, dass du aus dieser Situation raus musst, bevor etwas daraus wird,
    was eindeutig eine Sucht oder SVV ist.

    postl

  • Hallo Ulrigge,

    hm...für mich klingt es ja weder noch. Auf mich wirkt es wie Flucht. So daß das süchtige, selbstverletzende Verhalten nur ein Symptom ist.

    LG Wolke

  • Hallo ulrigge,

    ich sehe es genau anders wie Wolke, ich denke, es ist beides, denn auch SVV kann zu einer Sucht werden! :winking_face:

    Aber mich würde das gleiche interessieren wie postl, was hilft es dir, wenn du weißt, wie du es einordnen kannst/sollst?

    Liebe Grüße
    gelberose

  • @ postl: ich weiß nicht ob es mir was helfen würde, da ich noch nicht wirklich in eine Therapie eingestiegen bin ( hatte bis jetzt nur Erstgespräche - und die Therapeutin sagte mir ich solle eine Traumatherapie machen ) weiß ich nicht ob die Therapie bei Sucht oder SVV anders aussieht.

    @ wolke: Flucht habe ich zuerst auch gedacht - Flucht vor mir selbst bzw. meinem inneren Kind. Aber seit der Kur, seitdem die Dämme brechen, spüre ich mich jetzt hin und wieder und vor allem habe ich das Gefühl total mich zum ersten mal überhaupt wahrzu nehmen. Nachdem ich dann mit der Wiedereingliederung angefangen habe, kämpfe ich jeden Tag aufs neue mit meinen Stunden. habe die Nebenbeschäftigung ganz aufgegeben und im Geschäft auch etwas reduzierter ( so von 8:15 bis 17:30 oder 17:45 - ich weiß das ist immer noch zu viel). Auf jeden Fall ist mir aufgefallen, das es Tage gibt an denen ich vom erleben her wieder fast wie high bin ( wenn so richtig viel los ist, und es kommt immer noch mehr dazu ).

  • Hallo Ulrigge.
    Ob das eine Sucht ist, kann man so nicht sagen. Bist du denn zufrieden zu hause? Oder fühlst du sich in der Arbet wohler. Setzt du dir selbst das Ziel, in der Arbeit viel zu erreichen was auch anerkannt werden musst? Oder ist dir das egal? Mast du lieber Menschen mit ähnlichen Interessen und guten Gesprächen, oder mast du auch mal einfach mit einer Putzfrau quatschen?

    Ritzen, klar, dass ist der Grund, damit du sich selbst überhaupt noch spürt und mit dem Schmerz, weist du, dass du noch lebst und da bist.
    Ich kann dir vielleicht antworten, wenn du meine Fragen beantwortest.
    Gruß:
    Paula

  • Hallo Paula

    habe in der Kur schon zu hören bekommen, das mein Verhältnis zur Arbeit eine Sucht ist. Und jetzt wo ich auf der Suche nach einer Therapie war, habe ich das auch schon mehrmals gehört ( hatte eigentlich eine ganz gute Therapeutin gefunden - die Chemie hat auch gepasst, aber sie hat gemeint ich solle doch zu einer Traumatherapeutin gehen ). Ich kann mich nur noch nicht wirklich mit dem Gedanken anfreunden, das es so ist ( mir war mein persönlicher Berg den ich abzuarbeiten habe eh schon groß genug - und das zieht ja alles noch mehr in die Länge - so war mein Gedankengang ). Zu meinem Arbeitsverhalten habe ich oben ja schon etliches geschrieben, wo ich auch noch einiges hinzu fügen kann. Ich arbeite als Pflegedienstleitung in einer Gerontopsychiatrie , das heißt ich bin für ca. 60 Mitarbeiter Führung und Ansprechpartner. Ich kenne alle sehr gut, und wenn jemand ein Problem hatte , hatte ich immer Zeit - wenn dann auch meine Zeit zu kurz kam. Bis ich im Februar diesen Jahres in Kur ging, habe ich immer alles gewußt was im Geschäft lief, auch wenn ich frei oder Urlaub hatte. Ich war 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche erreichbar. Und es kam oft genug vor, dass ich wenn ich frei hatte oder Urlaub, nur mal kurz im Geschäft war um irgendetwas zu erledigen. Arbeit habe ich mir auch öfters mal mit nach Hause genommen, und wenn es da keine gab zum mitnehmen, dann habe ich was für unseren Basar gebastelt ( wir haben einmal im Jahr einen Adventsbasar , an dem dann unter anderem auch gebasteltes verkauft wird ). Ich habe sehr viele Tätigkeiten gemacht, die ich abgeben hätte können, dies aber nie getan habe. Privatleben war auf ein minimum reduziert, auch der Freundeskreis wurde vernachlässigt - ich hatte ja nie Zeit. Aber bei all dem hat es mich nie gestört - für mich war das so richtig - ich hab auch nie auf andere gehört wenn jemand gemeint mir was sagen zu müssen. Und schließlich gab es nach entsprechender Anstrengung dann auch die Belohnung - wenn es dann während der Arbeit zum Kick kam, oder man sich abends nach getaner Arbeit endlich spüren konnte ( weil man einfach nur noch fertig war ).
    Mittlerweile, nach etlichen Gesprächen nehme ich so langsam die Diagnose an ( es ist ja genaugenommen eine Folgeerscheinung von anderem ), und sehe auch manche Dinge anders. Nun kämpfe ich jeden Tag aufs neue mit mir, vielleicht auch weil ich befürchtete dass ich nun von meinem bisherigen Pensum auf einen 8 Stunden Tag runter soll, und dass jeden Tag und kein Wochenende. Aber die Gespräche mit den verschiedenen Therapeuten haben mir da schon einiges an Ängsten genommen - und solche krasse Unbterschiede erwartet keiner ( was mich fürs erste erleichtert hat ).

  • Hallo.
    Da du dich selbst in der Psychiartrie auskennst - ich bin Dipl med. Psychotherapeutin, dachte ich meh an ein krankhaftem Narzissmus, da dir die Arbeit Spaß macht, und du auch gerne eine Belohnung ob verbal oder Ähnliches annimmst. Auch das zurückziehen der eigenen Familie, Hobbys passt dazu. Und zum Narzissmus gehören auch noch andere Faktoren wie sich ritzen, an Selbstmord denken, aber eben auch das Gegenteil, Lust zu arbeiten un da klappt es alles prima.Man kennt sich gut aus, (wenn es verschiedene Abteilungen gibt) und du könntest jeden Platz ersetzen.
    Jeder von uns hat natürlich davon etwas. Wir alle wollen angesehen werden, freuen uns, wenn wir eine besonders gute Arbeit abliefern. Aber es muss eine gesunde Schiene geschaffen werden. Ich kann natürlich keine Ferndiagnose stellen. War so mein Gedanke der eben zu affektiven schweren Persönlichkeitsstörungen gehört.
    Hast du darüber mal nachgedacht? Auch Burn out gehört mit dazu. ( Dieses Ausbrechen mit dem Kind), Kraft bei der Abeit, Müdigkeit in der Familie -zu nichts mehr Lust, und das geht nun mal nicht.
    Ob eine korrekte Diagnose gestellt wurde, kann ich nicht verneinen oder bejahen. Und das werde ich auch nicht hier im Forum versuchen.
    Richtig ist eine geregelte Arbeitszeit - OK mit wenigen Ausnahmen, wenn mal was ist. Aber dein Mann, Freund, Partner, Kind, Familie dürfen nicht zu kurz kommen.

    kannst du denn in Ruhe und ohne Angst einkaufen gehen? Oder bist du unsicher, weist nicht so recht was du wirklich brauchst, oder du weist eben, - ich nehme schnell ein Brötchen mit einer Frikadelle drauf -täglich das gleiche, weil es schnell geht, und man nicht lange fragt?

    Ich kann dir nur raten diese empfohlende Person auf zu suchen um eine genaue Diagnose fest zu stellen, damit dir geholfen werden kann. Ist es krankhafter Narzissmuss, muss du lernen, eines nach dem aderen langsam in die Reihe zu bekommen und an dich denken. Denn Narzissmuss ist eine ernst zunehmende Krankheit und hat nicht allzu viel mit einer echtem Sucht zu tun. Gut die Sucht nach Arbeit, weil du dich dort wohl fühlst, und wahrscheinlich Stress in der Familie hast. Frage nochmals genau nach, bevor du eine falsche Diagnose annimmst, daran arbeitest und dann hilft es nichts.
    Wenn du mich persönlich mailen möchtest:
    jasmin-janssen@t-online.de

    LG:
    Paula25
    du musst auf jeden Fall behandelt werden.

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