Hallo in die Runde,
wie angekündigt, will ich mich hier in einem separaten Thema nochmal öffnen.
Erneut Danke für die herzliche Begrüßung!
Eigentlich wollte ich gern -um meine Ehe zu schützen- mein Problem lieber im geschlossenen Bereich diskutieren, zum Einen habe ich aber keine Lust wahllos 25 Beiträge zu verfassen, zum Anderen denke ich mir, dass es nicht schaden kann, eine weibliche Meinung zu meiner Problematik zu lesen.
Zum Thema:
Ich bin seit 2 Jahren verheiratet mit einer Frau, die ich schon zuvor viele schöne Jahre kannte.
Wir sind an dem Punkt, an dem wir uns auch für Kinder entschieden haben, bislang hat es aber noch nicht geklappt.
Ich bin Ende 30, habe einen mittelmäßigen Job, sehe ebenso durchschnittlich aus und führe mit Frau, Familie und Freunden ein völlig durchschnittliches "Allerweltsleben".
So wie es ist, kann es weiter gehen- dachte ich mir.
Bis ich vor einigen Monaten eine alte Bekannte wieder traf. Eine bildschöne Frau, witzig und charmant, die offensichtlich Alles und Jeden haben könnte.
Beruflich erfolgreich, Single- ein Männertraum. Auf Anhieb haben wir uns wunderbar verstanden. Wir trafen uns auf verschiedenen Veranstaltungen, jedoch unverabredet und haben lockeren Mailkontakt gehalten.
Zu meinem heutigen Bedauern hat diese Frau sich in mich verliebt. Es ist mir nicht begrefilich, wie das überhaupt passieren konnte, denn einen Grund hierfür meine ich ihr nicht gegeben zu haben.
Klar flirtet man als Mann ein klein wenig. Im Nachhinein betrachtet hätte ich das möglicherweise lassen sollen. Nur bin ich ein aufgeschlossener Charakter und gehe gern und mit flotter Zunge auf Menschen zu.
Ich habe an der Stelle auch überhaupt nicht aufgepasst, denn für mich war relativ klar, dass sie am Tag wenigstens von 20 Männern angesprochen wird und ihr absolut jeder zu Füßen liegt.
Was soll schon passieren, wenn man einer solchen Frau gegenüber ein paar nette Sprüche verliert?
Weshalb ich meine Worte nicht wirklich sorgfältig gewählt habe. Keine Sekunde lang habe ich gedacht, diese Frau könnte sich auch nur einen Hauch für mich interessieren.
Aber plötzlich war es so und von einer Sekunde auf die nächste hat sich ein großes Fragezeichen über mein Leben gelegt.
Ist es das wirklich? Will ich mein Leben, oder vielleicht mein Leben an der Seite dieses Menschen?
Ich kann mich nicht erwehren, darüber nachgedacht zu haben, "was wäre wenn?". Was wäre, ich würde dieser bezaubernden Frau zuliebe alles aufgeben?
Das würde meine Frau zerstören. Unter diesem Bewusstsein hasse ich mich für solche Gedanken. Wie kann ich nur daran denken, sie im Stich zu lassen?
Ich liebe meine Frau und wir haben viel zusammen durch gemacht. Wir haben ein äußerst vertrautes Verhältnis. Sie würde nicht ohne mich sein wollen.
Aber ich habe auch hinter dieser schillernden Fassade eine unglaublich zerbrechliche und liebenswerte Person in mein Leben gelassen, an die ich im Prinzip Tag und Nacht denke.
Für die ich mich selbst kasteie und mich zwinge sie nicht anzurufen, ihr nicht zu schreiben. Um meine Frau nicht belügen zu müssen.
Die traurige Wahrheit ist aber, ich denke pausenlos an diese andere. Was ihr nicht bewusst ist. Ich habe ihr klarer als ich mir für meinen Teil sicher bin gesagt, dass ich meine Frau liebe und bei ihr bleiben werde!
Ganz deutlich auch der Hinweis: ich habe meine Frau körperlich nicht betrogen. Ich hätte mehrfach die Chance gehabt, habe sie aber nicht genutzt.
Ich bin heldenhaft jedem Kuss ausgewichen und habe sie abgewiesen. Wofür ich mich selbst ebenso loben wie strafen könnte.
Nur geht es so nicht weiter. Es belastet mich persönlich, mein Privatleben und auch im Berufsleben möchte ich manch ein Schriftstück besser drei- als zweimal korrekturlesen.
An diesem Punkt muss ich einer Person, die ich unglaublich gerne habe sehr weh tun. Und ich bin völlig ratlos, wem.
Opfere ich die kurze spezielle Freundschaft zugunsten meiner Ehe?
Ich habe versucht in mich hineinzuhören und mich zu fragen, was ich will. Aus Vernunft habe ich mich in allen Situationen immer für meine Frau entschieden.
Mein Herz hat teilweise stark protestiert. Ich kenne das Extrem dieser Situation bisher nicht und frage mich, wie es jemand schaffen kann sich in Windeseile in ein zufriedenes Herz zu stehlen?
Ich habe versucht dieses Thema mit meiner Frau zu besprechen, aber ich konnte es nicht in dieser Art, wie ich es hier formuliere. Und auch dafür hasse ich mich. Wir haben absolutes Vertrauen zueinander, sprechen über alles- eigentlich.
Denn ich bin nicht unzufrieden mit meinem Leben und Sie hat auch keine Fehler gemacht, es gibt nichts was sie ändern müsste oder könnte.
Auf all diese Fragen habe ich keine Antwort. Wie eingangs geschrieben, es hätte alles bleiben können, wie es war.
Nun stehe ich aber in der Mitte und frage mich, ist das ein Test?
Springt gleich der Treuetester aus dem Schrank und gratuliert mir zu meiner Charakterfestigkeit? Wohl kaum.
Meine Freunde "taugen" als ernsthafte Ratgeber leider nur bedingt, da gehen die Meinungen von: "Das gehört zu einer Ehe dazu, halte einfach durch!" bis "Versuche es und wenn es nicht klappt, gehst du zurück zu deiner Frau" mit Extremmeinungen (zugegeben nach einigen Getränken)
getreu dem Motto "Was sie nicht weiß...". Da ich mich gern morgens im Spiegel selbst erkennen möchte, werde ich Lösungen die zu letzterem Vorschlag nur mit verächtlichem Blick würdigen.
Tendenziell gebe ich mich der Überzeugung hin, ersteres wird die "sinnvollste" Lösung sein. Wobei Sinnhaftigkeit nicht unbedingt der Motor ist, der das Herz antreibt.
Nun muss ich zusätzlich eingestehen, dieses Thema hat gegenüber vielen anderen hier im Forum so viel Brisanz wie der berüchtigte Reissack in China.
Ich könnte auch in anderen Rubriken dieses Forums Theman beitragen, werde dies auch zukünftig tun, nur liegt mir momentan eben dieser Stein auf dem Herzen.
Ich möchte an dieser Stelle selbstverständlich kein "Tu dies" oder "Mach das", so einfach und pauschal kann man das sicher nicht abtun. Auch ist die Situation nur angerissen und viele Details sind unerwähnt.
Die Frage, die ich an euch habe ist, wie lebt ihr mit der ständigen Angst, die falsche Entscheidung treffen zu können oder getroffen zu haben?
Wie lebt man damit einem anderen sehr wertvollen Menschen wissentlich weh tun zu müssen?