Vertrauensprobleme

  • Guten Abend miteinander,

    mir fällt es verdammt schwer, die passenden Worte zu finden, wie der Titel schon sagt, die Dinge mitzuteilen die man eigentlich nicht jedem sofort mitteilen würde, doch, aus einem anderen Themenfeld als Anstoß bekommen, würde ich das jetzt gern probieren, in der Hoffnung auf den ein oder andern guten helfenden Tipp, Erfahrungen oder einfach verstanden zu werden.
    Das ganze hat eine doch etwas längere Geschichte. Durch meine damalige sehr ruhig zurückhaletende Art war es nach der grundschule durch eine neue klasse nicht so leicht Freunde zu finden, was auch noch einige Jahre andauerte und die meißte zeit somit alleine am PC verbrachte oder hin und wieder mit ein paar noch aus der alten Klasse was machte, aber das warn keine richtigen freundschaften. Dazu kam dann noch Stress der Eltern weil die schulischen Leistungen wohl nicht immer zufriedenstellend waren was sich so alles gegenseitig aufschaukelte und das Ganze nicht besser machte! Kurzzeitig kam im jugendlichen wahnsinn ein suizidgedanke auf (was ich aber nie und nimmer hätte durchziehen können, aber die tatsache des Gedanken reicht schon). Dazu musste ich hin und wieder feststellen, das die Leute, denen ich mein Vertrauen schenkte, sich nicht so verhielten und so Dinge über Umwege zurückkamen, wodurch ich stück für stück immer weniger über mich erzählte und schlussendlich kein oder fast kein Vertrauen mehr irgendwem entgegenbringen konnte und nurnoch eine "starke fasade" hatte, um nicht mit Schwächen oder etwas änlichem konfrontiert zu werden. Die direkte negative Folge war, das Beziehungsversuche darunter litten, weil sobald es ernster wurde ich abblockte und das ganze beendete. Um die zehnte Klasse kam ich gut unter Leute und hatte wieder ein schöneres Leben und war kaum daheim, verbrachte die meißte Zeit mit dem neugewonnen Kumpel und kam in seinem freundeskreis an. 2 Jahre später verlor er sich in Drogen und Alkohol und wir trennten den Kontakt in einem länger andauernden heftigen Streit. Also wieder einen Rückschlag erlebt und neu gewonnene freunde verloren und sich bei jedem über seine entscheidung rechtfertigen zu müssen weil wir so dicke gewesen warn. Die neuen freundeschaften wären weiterbestanden von denen aus, wenn ich mich nicht abgewendet hätte aber das war mir einfach zuviel.
    Inzwischen habe ich wieder beste Freunde, mache viel mit ihnen und weiß eigenglich auch, das ich denen voll vertrauen kann, weil sie mir gleiches entgegenbringen, aber ich kann es einfach nicht. Stück für stück kann ich mich hin und wieder ganz leicht, mit noch relativ einfachen Dingen öffnen, aber habe jedesmal Sorge wie es aufgenommen wird.
    Das ganze bringt natürlich eine niedergeschlagenheit mit sich, dessen ich mir ja voll bewusst bin, nur irgendwo ja schon seit langem damit leb und mich teilweiße auch "damit abfind". Zum Ausgleich geh ich hin und wieder raus, einfach so mal einkaufen oder ähnliches um mal andre Leute zu sehn, die Spaß am shoppen haben oder sich übers wetter oder was auch immer freuen^^ Aber eine Lösung ist das ja bei weitem nicht.
    Soo, ist ein langer Text mit vielen Problemen geworden, und als kurzform nochmal, würd ich mich über Tipps oder ähnliches freuen, mehr an Vertrauen gewinnen zu können, fähig für eine Beziehung zu werden oder einfach auf mehr Freude im Leben.

    mfg Sinac

  • Hallo Sinac,

    hm, Tipps kann ich dir leider keine geben, denn ich habe das gleiche Problem. Und hab dafür leider auch noch keine Lösung gefunden... Wollte dir aber sagen, dass du damit nicht alleine bist.

    Ich denke, du machst das schon ganz richtig, indem du erstmal kleine Sachen anvertraust. Und wenn du merkst, dass dabei nichts ausgenutzt wird, kannst du nach und nach vielleicht Vertrauen aufbauen und auch größere Sachen anvertrauen.Wie ist es denn bisher gewesen bei deinen jetzigen Freunden, wenn du ihnen kleinere Sachen anvertraut hast? Wie wurde das bisher aufgenommen?

    Liebe Grüße
    gelberose

  • dazu sei vielleicht mal noch angemerkt, dass "Vertrauen haben" keine Selbsverständlichkeit ist....und wirkliche Freunde nicht auf den Bäumen wachsen:gi:.


    Auch ich - der dieses "Problem" nicht hat, und sich selbst doch als ziemlich weltoffen einftuft - hat nur eine Handvoll (wenn überhaupt) Freunde..zu denen er wirklich vertrauen hat.:gj:


    LG
    Dry

  • Hallo Sinac,

    Vertrauen ist eine echt schwere Sache. Richtig Tipps, ich weiss nicht, ich glaube, dass ist etwas sehr individuelles. Man sagt ja immer, dass ein gestörtes Grundvertrauen aus der Kindheit zu Bindungs- und Beziehungsstörungen führt. Du kannst ja mal sinnieren, ob das bei dir so sein könnte. Dann würde ich sagen, am besten in einer Therapie Vertrauen haben üben.

    Wenn das eher nichts ist, dann würde ich, wenn ich du wäre, z.B. ein Kurs über Selbstbewusstsein, Rhetorik o.ä. besuchen, wo du offen auf Menschen zugehen musst, dich nicht versteckst. Das hat zwar nichts direkt mit Vertrauen zu tun, aber du traust dich, dich zu zeigen, offener zu sein - das ist ein Schritt. Je weniger man sich verschließt, desto weniger Vertrauen braucht man auch, weil man nicht so viel von sich hinter dem Berg hält. Das ist zumindest meine Theorie. Am Grundvertrauen und der Beziehungsfähigkeit zu arbeiten ist natürlich aber nicht so einfach. Das einzige was sich da sagen lässt, ist, fange ganz klein an und dort, wo du dich sicher fühlst. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit du dich sicher genug fühlen kannst, um dich zu ver-trauen? Sind deine Anforderungen an diese Sicherheit realisierbar, oder gibt es diese für dich notwendige Sicherheit gar nicht, in dem Maßstab, was ist der nächst kleinere Maßstab?

    So in der Art würde ich das angehen, aber wie gesagt, ich denke, das ist was individuelles.

    lg,
    grany

  • Ich denke mal , das Dir niemand ein Patentrezept geben kann um Vertrauen auf zu bauen.
    Ich bin in meiner Schulzeit gemobbt worden ,von Anfang an hab ich damit zu tun gehabt.
    Mein Selbstbewusstsein war unterirdisch .
    Ich traute mir nichts zu und gehörte nicht dazu .
    Ich war immer etwas pummelig größer als andere, damals jedenfalls u.s.w. u.s.f. ....
    Mein Elternhaus war zum Glück sehr liebevoll .
    Ich hab nur 2 sehr gute Freundinnen aus dieser Zeit , zu denen hab ich 100% Vertrauen und sie auch zu mir .
    Ich hatte lange das Problem nicht auf Leute zugehen zu können war schüchtern, oder besser von allem eingeschüchtert ...hab immer gedacht das andere über mich reden könnten .
    Ich kann Dir nicht mal genau sagen wie es dazu kam das sich das total geändert hat .
    Jetzt bin ich so das ich einfach auf Leute zu gehe und mir sage mal sehen was passiert entweder sie mögen mich oder auch nicht , was nicht mein Problem ist .
    Ich kann mit Ablehnung leben , da ich mir sage ich muss ja nicht mit demjenigen zusammen leben.
    Was früher für mich ne Katastrophe war ist nun eigentlich egal.
    Ich weiß nun wo mein Lebensmittelpunkt ist und kann mich dahin zurück ziehen ...alles andere spielt nur am Rande eine Rolle .
    Ich hab mir meinen sicheren Raum geschaffen und ziehe daraus die Stärke alles was darum herum ist auf mich zukommen zu lassen.
    Ich hab die Gewissheit das ich so wie ich bin genau richtig bin und wer damit nicht klar kommt oder anderer Meinung ist kann mir ja aus dem weg gehen ....es gibt immer Situationen wo das nicht so geht aber dann sprech ich das an ( zum Beispiel Arbeitskollegen oder ähnliches ) und klär das von vorn herein ab.
    Man muss sich nicht mögen aber respektieren .
    Ja nun , ich hab mir das erst aufgebaut so nach und nach .... hab abgenommen( hatte lange fast 100 kg gewogen und mich nicht wohl gefühlt) , mich mit mir ausgesöhnt und gemerkt das ich eben genau richtig bin so wie ich bin . Ich denke aus meinem Selbstwertgefühl ergibt sich das ich(wohl dosiert) Vertrauen haben kann ,auch zu neuen Leuten ...ich beobachte erst wie sie reagieren und geb nur nach und nach etwas von mir preis , dann beobachte ich erst mal wieder .... meistens klappt das ganz gut.
    Ich bin manchmal auch so offensiv das die Anderen etwas überrumpelt sind ( ich geh situationsabhängig an alles heran )...dazu kommt noch das die Leute oft den Drang haben mir etwas über sich zu erzählen ...warum auch immer das so ist.
    nun ....ich denk das hilft Dir nicht sehr ,aber eventuell kannst Du Dir etwas davon ableiten .

    lG Sabine

  • Guten Abend und verzeiht, das ich mich erst jetzt wieder melde, viel zu tun gehabt.

    Auch wenns nicht schön ist, aber "schön" zu hören, nicht als einziger mit doch etwas mehr Problemen dazustehn.
    Ich versuch mal stück für stück eure antworten durchzugehen.
    Das, was ich bisher an meine jetzigen besten Freunde weitergegeben habe wurde ja auch gut aufgenommen und ganz eigentlich tief in mir weiß ich,
    das ich denen vertrauen sollte, aber so ne kleine Stimme im Kopf schiebt dann doch immer wieder n Riegel vor und hält das bisschen zurück, weil
    dann immer das Gefühl kommt, das das nächst "größere" was ich erzähl dann eins zu viel gewesen sein könnte. Und, sonst wär ich ja nicht hier, ist das das was ich hier erzähl oder ja, das was mich beschäftigt, das mir das noch viel zu "krass" ist, als meine Freunde damit zu beschäftigen.
    Und Dry, da geb ich dir recht! Was bringen einem 500 Freunde in Facebook, wenn ich mit keinem tatsächlich was machen würde. Ich hab lieber ein paar weniger, aber die richtig !! Auf Therapie oder Kurse bin ich jetzt nicht so scharf, ehrlich gesagt.
    Sabine, danke für deine Offenheint und n in manchem von dir erkenn ich mich wieder. Vll jetzt leichter gesagt, als getan, aber ein Versuch für mich aus euren Texten, von vornherein etwas offener zeigen, und neutraler gegenüber Ablehnung verhalten. Das ist halt auch so ne Sache, neue Menschen, was sag ich, und wie wird es aufgenommen !? Ich höre halt lieber zu, bzw liegt es mir nicht so, ständig irgendetwas erzählen zu müssen, also mich mitteilen tu ich schon auch gern, aber halt nicht auf die Art, wie manche Stundenlang etwas runtertexten können.
    Nungut, wieder spät am Abend, daher schon mal gute Nacht!
    Freue mich weiterhin über jede Antwort =)

  • Hallo Sinac, ich habe auch Probleme mit dem Vertrauen, wohl wegen früheren schlechten Erfahrungen. Damals habe ich mich auch extrem zurückgezogen und eine immer größere Angst entwickelt. Leider hab ich diese Angst heute noch in mir, immer häufiger kann ich sie klein halten und mir ähnlich wie Biene sagen: mal schauen was passiert und wenn andere abweisend oder irritiert über mich mir reagieren, ist das auch nicht schlimm. Aber leider kommt es doch immer mal wieder vor, dass ich in einem Tief bin und die Angst und das Misstrauen wieder so stark da sind. Jetzt gerade ist das bei mir mal wieder so und ich mache mir über dieses Thema vermehrt wieder Gedanken.

    Was ich sagen wollte: ich bin auch eher zurückhaltend und rede von mir aus auch nicht so viel (oder nur bei wirklich guten Freunden, denen ich ein Stück vertrauen gelernt habe) aber ich mache zusehends die Erfahrung, dass das nicht schlimm sein muss. Ich denke, manche Menschen sind so und das ist auch ok. Viele Menschen reagieren darauf jedoch irgendwie iritiert und das kann dann für einen selbst keine so tolle Rückmeldung sein. Aber ich denke man muss vielleicht gar nicht so übermäßig auf andere zugehen und sie "zutexten", wenn es einem nicht entspricht. Das kommt dann evtl. auch nicht so gut an.Wenn ich einfach locker bin und mir nicht viele Gedanken mache, kommen auch immer wieder Leute auf mich zu. Auch sonst eigentlich. Das Problem ist eher, dass ich dann oft nicht richtig darauf reagieren kann, ich habe immer noch eine gewisse Sperre in mir, die verhindert, dass ich gelassen darauf reagieren kann und mich nicht hinter einer Maske von Desinteresse verkrieche. Weil ich diese Stimme, die mich zur Vorsicht warnt halt auch noch in mir habe.

    Ich glaube ein Anfang ist es nicht zu viel zu erwarten und es auf sich zukommen zulassen und nach und nach lernen auf andere mehr einzugehen, mehr auch von sich preiszugeben. Ist nicht immer leicht. Aber vielleicht muss man einfach akzeptieren, dass es seine Zeit braucht. Das sind meine Erfahrungen, ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiter helfen.


    LG Ingwer

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