Leben vs. Existieren

  • Hallo ihr lieben,

    ja, das ist etwas, das mich mal interessieren würde. Was macht für euch den Unterschied zwischen reinem Existieren und Leben aus? Was muss anders sein, damit es LEBEN ist und nicht nur Existieren?

    Liebe Grüße
    gelberose

  • Hoffentlich finde ich die richtigen Worte.
    Also, ich existiere, wenn ich das Gegebene hinnehme und nichts verändere, im Prinzip ein duldiges Ertragen von (wiedrigen) Umständen.
    Das Gegenteil ist beim Leben der Fall. Wenn ich lebe, gestalte ich mein Leben nach meinen Vorstellungen, mache das Beste aus den gegebenen Umständen und freue mich über das Erreichte.

  • Existieren tue ich, wenn ich alle Gegenheiten stumpf annehme, mich an nichts erfreue und nicht die Möglichkeiten nutze, die mir LEBEN bieten kann.

  • Oh, interessant. Also für euch beide ist Existieren ein reines Hinnehmen. Für mich gehört manches hinnehmen zum LEBEN. Z.B. meine Erkrankungen. Die kann ich nicht ändern und wenn ich dagegen rebelliere, dann nehme ich meine Existenz wie sie ist, nicht an und das beeinträchtigt widerum meine Lebensqualität. Für mich gehören Dinge, die ich nicht ändern kann, anzunehmen, auch zum LEBEN dazu.

  • Jo...schönes Thema:fm:

    Leben
    : ist für Mich die gefüllte Form der Existenz. Das "plumpe" existentia – Bestehen, Dasein, gibt mir noch lange keine Seele.

    Erst wenn ich meine Existenz mit Meinen ganz individuellen (negativen wie posiven) Eigenschaften fülle und Mich auch annehme, so wie ich bin, werde ich zu dem, der ich bin. Und werde auch erst dann von außen wahrgenommen.
    Ich lebe!

    Dazu vielleicht mal ein hartes, aber einfaches Beispiel aus eigenem Erleben/Empfinden:
    Ich habe etwa die letzten 2 Jahre meiner Säuferkarriere keine Lust mehr auf mein Leben. Ich dachte, meine pure Existenz ist eine Last für die Gesellschaft.
    Ich habe alles (ziemlich schmerzfrei) nur noch hingenommen - bin förmlich dahinvegitiert, habe gewartet - auf was, weiß ich gar nicht so genau. Wahrscheinlich auf die Erlösung durch den Tod...oder sowas!

    Keiner konnte mir in diesem Stadium helfen. Alle sahen Mich - ich existerte ja schließlich noch - aber keiner (einschließlich mir) erkannte mein wirkliches ICH.

    Die Spirale drehte sich dadurch, dass ich mich immer mehr verkroch - ich immer mehr resignierte, natürlich auch immer mehr nach unten.

    Jo...und irgenwann lernte ich wieder zu leben. Und heute kann ich vom Leben (mit allen Facetten)- so wie es nun mal ist - gar nicht genug bekommen:gi:


    LG
    Dry

  • moin,

    ja, was ist leben? ich kann ja nur von mir reden.
    seitdem ich die pulle weggelassen habe, gehts mir nur noch scheiße. ein schelm, wer jetzt etwas böses denkt.
    es gibt welche, die sagen, ich hätte mir meine wehwechen weggesoffen. ich glaube nicht daran. als ich noch gesoffen habe, ging es mir besser. manchmal glaube ich, mein körper schreit nach alk und die schmerzen sind die folge des abstinenten lebens. ich weiß zwar, dass ich alles nur schlimmer machen würde, aber solche bekloppten gedanken habe ich.
    wenn man jenseits der fünfzig ist und morgens ohen schmerzen aufwacht, dann ist man tod.(hat irgendwer mal gesagt)
    so entwickel ich ne philosophie, die mir das leben erträglich macht. ich orientiere mich meist an anderen, denen es noch viel schlechter geht als mir.
    manchmal kommen mir solche gedanken, was wäre, wenn ich schon mit anfang 30 auf die ärzte gehört hätte und schon damals den stoff weggelassen hätte? würde es mir heute besser gehen, wenn ich mich nicht mit dem gift über so viele jahre nicht vergiftet hätte?
    ich nehme es heute als mein schicksal an, es mußte alles so sein, denn irgendwie muß man ja weiterleben können.:gi:

    lg uwe

  • Es mag sich ja etwas bekloppt anhoeren aber ich sehe das relativ einfach gestrickt....

    ...mein Leben wird auf Existenz minimiert sobald mein Leben in den Haenden anderer Leute liegt und andere Leute entscheiden was ich zu tun und zu lassen habe....

    ...leben tue ich dann wenn ich meine Entscheidungen egal welcher Natur diese sind auch faehig bin umzusetzen und zu erleben...

    Viele Gruesse:

    Siegfried

  • Ich existiere, wenn ich nicht liebe: Mich nicht & nichts und niemand anderes!
    Seit ich mit den harten Drogen aufhörte & beschloß, mich wieder lieben zu lernen sei meine oberste Priorität,
    seitdem lebe ich wieder - mit allen Schmerzen, Kämpfen, Untiefen, Abstürzen etc. die halt nunmal dazugehören.

    LG.Gane

  • Ein sehr interessanter Thread.

    Und mein Meinungsbildungsprozess ist noch überhaupt nicht abgeschlossen.

    Spontan dachte ich, wenn ich "neugierig" und "offen" bin, wenn ich darum auch in der Lage bin, situationsangemessen handeln zu können, dann ist es Leben.

    Wenn es reduziert ist auf mechanische oder vegetative Abläufe, dann ist es existieren.

    Vielleicht spielt ja auch die aktive Teilnahme eine Rolle, und die muss ja nicht unbedingt körperlich sein. Hmmm...ja, ich glaube, für mich hängt ganz viel an der
    "Wahrnehmungsfähigkeit" und der "Handlungsfreiheit" - und wohlgemerkt, muss nicht körperlich sein.

    Ich hatte eine Großcousine, die war kreuzbehindert - geistig, körperlich, komplett. Die konnte nicht sitzen, nicht selber essen, kruz gesagt fast nichts. Vielleicht könnte man das ja sogar als Existenz sehen - aber so war es nicht. Die war lebendig. Sie konnte fühlen, zuhören (und wenn es auch nur ein schöner Klang war), sie konnte lächeln, wenn man ihr den Bauch gestreichelt hat. Es schien, als ob man in die Interaktion mit ihr gehen konnte. Ich hab sie sehr gemocht - wider ERwarten wurde sie 9 Jahre alt.

    War das nun nur "Existieren" oder war es doch "Leben"?
    Selbstbestimmt war sie auf keinen Fall. Aber sie war fähig "wahrzunehmen".

    Ich weiß es nicht.

    LG Wolke

  • Jo, Frau Wolke, :gj: bin da auch offen...wenn's der Meinungsbildung dient :fr:

    Ich betreue seit einem Jahr den Mann einer guten Bekannten (Internet) täglich mit Fernreiki.
    Der Gute liegt seit FÜNF Jahren im Wachkoma & ey: Er LEBT.
    Er fühlt, er hat Schmerz, er genießt, er empfindet Zuneigung, er spürt meine Anwesenheit, wenn ich ihn 'beschicke', er kommuniziert nämlich auch - auf seine Weise.

  • Oh ja, also Wachkomapatienten bekommen sehr viel mit, mehr als man glaubt!!!! Mal kurzes Beispiel: Auf dem Reiterhof, den wir früher hatten, war ein paar Mal ein kleines Mädchen, ca. 6 Jahre alt, das seit 3 Jahren wegen einer Gehirnhautentzündung im Wachkoma lag. Schon als 3jährige hatte sie sich für Pferde interessiert und so setzten wir sie auf ein Pony von uns: Lottchen. Erst schrie sie, aber mit der Zeit entspannte sie sich immer mehr und lächelte auch.
    Ein halbes Jahr später rief uns die Mutter an und erzählte uns, dass ihre Tochter aus dem Koma erwacht war und das erste Wort, das sie gesagt hatte war: Lottchen! :winking_face: War sehr berührend für mich damals.

    Ok, zurück zum Thema. Oder sind wir mittendrin? Ich kann für mich nun ganz klar sagen:
    Existenz = wenn ich körperlich lebe, sprich die Vitalfunktionen sind aktiv, aber in mir drin ist alles wie tot.
    Leben = wenn ich fühle, egal was, wie und wie intensiv

    Liebe Grüße
    gelberose

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