Beziehungs- und/oder Romanzensüchtig

  • Hallo Souvenir,

    ich habe mich hier angemeldet, weil ich denke, dass ich Beziehungs- und/oder Romanzensüchtig bin.

    Meine letzte Beziehung endete vor ca. 1 Jahr. Es war nicht freiwillig, mein Expartner hat die Notbremse gezogen, damals hat es mir den Boden unter den Füßen weggezogen, inzwischen bin ich ihm dankbar dafür, denn jetzt habe ich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich die Chance zufrieden und glücklich zu werden. Denn nun weiß ich nicht nur dass mein Lebensglück von mir und nicht von einem Partner abhängt, sondern in bin auch dabei es zu begreifen!

    Ich mache bewußt diesen Unterschied zwischen Wissen und Begreifen, denn nur etwas vom Verstand her zu wissen reicht ja nicht aus es auch ändern zu können.

    Am Anfang der Trennung stand natürlich nur der Schmerz im Vordergrund und das Unverständniss, warum er gegangen ist. Dann wich das Ganze der großen Frage, warum ich mich in den Jahren der Beziehung so unsagbar verändert hatte.... ich kam mir vor wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde und konnte es überhaupt nicht verstehen, dass ich in der Beziehung zu so einem Menschen geworden bin. Dann beschäftigte ich mich mit dem Thema Borderline, da mir dort auch dieses unerklärliche Verhalten in Beziehungen über den Weg lief. Aber ich fand mich in dem Krankheitsbild nicht wieder. Nun, da ich von der Möglichkeit der Sucht in Beziehungen weiß, macht alles einen Sinn, also die Verhaltensveränderungen!

    Der Witz an der Sache ist, dass ich erst durch die Trennung wieder dabei bin zu mir zu finden und dass ich mich nun genauso verhalte wie mein expartner es gerne gesehen hätte, aber damals konnte ich nicht anders sein.

    Inzwischen bin ich bei dem Wissen angelangt, dass ich aber nur so ein kann wie ich jetzt bin und mich wohl fühle, wenn ich nicht mit ihm zusammen bin, dass ich bei erneutem Kontakt wieder in die Sucht zurückfallen würde und das will ich nie wieder!

    ich bemühe mich nun "trocken " zu werden, frage mich aber, ob ich nun nie wieder eine Beziehung mit einem Partner eingehen kann.

    Wenn das der Preis für mein Wohlbefinden ist, dann ist es eben so. Früher hat mich so ein Gedanke in Panik versetzt nun nicht mehr, ich werte das mal als einen Fortschritt!

    Ich hoffe, Du liest hier noch mit und ich habe mit meinem Beitrag nicht zu viel von mir erzählt und hätte eigentlich einen eigenen Beitrag eröffnen müssen?

    LG
    Hoffnungsvoll

  • Servus Hoffungsvoll,

    ich habe deinen Beitrag abgetrennt, weil das andere Thema 2 Jahre alt war und vermutlich keine Reaktion mehr kommt :winking_face:
    Müssen hättest nicht, also mit dem neuen Thema, aber besser ist es sicher. Ich habe aber in dem anderen Thema einen Hinweis hinterlassen :smiling_face:

    Ich hoffe du berichtest noch etwas mehr, wie deine Beziehungen so aussehen, was da genauer passiert usw. ...

    LG Franz

  • Hi Hoffnungsvoll,

    mich würden da auch einmal genauere Hintergründe interessieren. Hierbei vor allem, von welchem Verhalten innerhalb von Beziehungen du sprichst.

    LG
    WbD

  • Hallo Franz,

    danke fürs Abtrennen, irgendwie habe ich nicht gepeilt, dass der Beitrag von 2009 war .....

    Danke Euch Zweien, für Euer Interesse.

    Das nun alles so in Worte zu packen, was mir bisher immer nur so im Kopf umhergeschwirrte, fällt mir nicht gerade leicht.

    Ich bin ein Mensch, die immer erst etwas zu dem Thema zum Lesen braucht, als Hilfe um meine eigenen Gedanken zu formulieren. Leider ist mir zu dem Thema noch nicht viel Literatur unter gekommen. 2 Bücher kann ich da nennen:

    1. Liebe und Abhängigkeit: Wie wir übergroße Abhängigkeit in einer Beziehung beenden können, von Howard M. Halpern
    2. Die Flucht vor der Nähe (Warum Liebe, die süchtig macht, keine Liebe ist) von Anne Wilson Schaef.

    Also wie sehen die Beziehungen nun aus von denen ich spreche? Der Anfang dieser Beziehungen ist bei mir immer gerne mit einem "magischen Gefühl" verbunden, dem Gefühl "das ist er", der eine, der für mich bestimmt ist. Gerne wird sowas auch mit "Liebe auf den ersten Blick" bezeichnet. Der Himmel tut sich auf, die Engel singen...... (achtung ironische Überteibung) aber mal ehrlich, gerne werden ja auch genau solche Anfangssituationen in romantischen Filmen verwendet. Also Liebe auf den ersten Blick: ab diesem Moment zählt fast NICHTS anderes mehr in meinem Leben (ich übertreibe jetzt mal ganz bewußt um die Strukturen herauszugreifen), da gibt es dann auch keine langsame Gewöhnung, ich bin von jetzt auf gleich " voll drauf", auch wenn am Anfang vielleicht noch eine mahnende Stimme im Hinterkopf ist, die mir versucht klar zu machen, dass das was ich da tue zu schnell und nicht gut für mich ist. Diese Stimme wird dann aber mit Pseudoargumenten tot diskutiert.

    Praktisch sieht das dann so aus, alle Aktivitäten die mir vorher (bevor ich IHN kennenlernte) Spaß gemacht haben, sind nun völlig uninteressant. Ich will nur noch mit IHM zusammensein, alles andere ödet mich an: Freunde, Arbeit, Familie, Hobbies. Wenn ich es am Anfang noch halbherzig versuche den alten Interessengebieten nachzugehen, zähle ich währenddessen nur noch Minuten, bis ich wieder bei ihm sein kann.

    Bei dieser Beschreibung bekommt ihr das Gefühl es drückt Euch jemand die Kehle zu... ja im Grunde ist es so. In kürzester Zeit brauche ich ihn wie die Luft zum atmen.
    Während ich ihm die Luft zum atmen nehme. Ja, ich weiß inzwischen was ich dem jeweiligen Expartner angetan habe! Und das tut mir wikrlich sehr, sehr leid, aber hier geht es ja darum was bei mir passiert.

    Im Laufe der Beziehung entwickeln sich dann massive Ängste: Ihn zu verlieren (denn ich habe ja nun inzwischen auch NICHTS mehr anderes), egal ob dadurch das ihm etwas zustößt oder er eine andere kennenlernt. Ich habe das Gefühl ohne ihn nichts mehr wert zu sein, den Kontakt zu Freunden habe ich inzwischen praktisch komplett eingestellt, ihm den Kontakt zu seinen Freunden und Hobbies massiv madig gemacht (je nach Charakter des Mannes, gibt dieser nach oder es herrscht immer wieder massiv Streit darüber wenn er was ohne mich machen möchte).

    Dazu kann es dann auch passieren, dass ich mir nichts aber auch gar nichts mehr zutraue! Manchmal nicht mal mehr aus dem Haus zu gehen. Ich versinke in Depressionen, die immer wieder von heftigen Agressionen abgelöst werden, auch ihm gegenüber, denn er schafft es ja nicht mich zu retten und mich wirklich glücklich zu machen. Ich gebe also die komplette Verantwortung für und über mein Leben an den anderen ab.

    Inzwischen ist mir völlig klar, dass wenn ich so weiter mache ich vielleicht bald nicht mehr Leben werde, na ja Leben kann man das ja eh nicht mehr nennen. Aber die Kraft fehlt inzwischen um mich aus dem Sog zu befreien.

    Alle finden in der Umgebung übrigends wir seinen ja ein Traumpaar, machen ja alle zusammen - wie süüüüß (von wegen süß - ich bin über 40!)

    Zwischendurch immer mal klare Momente: so kann es nicht weitergehen, aber es nützte nichts.

    Nun ja irgendann kam dann immer der Moment wo es vorbei war. Eine dieser Beziehungen hat über 10 Jahre gedauert (ich würde sagen alles in allem hatte ich ca. 4 solcher Beziehungen - alle irgendwie anders, es war ja auch ein anderes Gegenüber), aus der habe ich mich selber gelöst, damals dachte ich noch er paßt halt nicht zu mir, gibt mir nicht das was ich brauche ( er hat sich immer gegen diese Vereinnahmung gewehrt und dem auch stand gehalten) muß ich halt woanders suchen. Hatte also im Grunde dem ex die Schuld dafür gegeben.

    Am aller schlimmsten war die letzte Beziehung, von der erzähle ich im Grunde oben , denn noch nie war es so extrem gewesen, diese wurde von ex beendet - heute muß ich sagen das war mein Glück. Obwohl ich mir beim vorletzten Mal geschworen hatte, ich gebe mich nie wieder so auf, war es mir bei der letzten Beziehung wieder so ergangen, nur noch 1000 Mal schlimmer. Nun ja es lag halt an meiner Sichtweise, ich dachte ja der ex wäre schuld gewesenn.

    Das dachte ich auch zuerst nach der letzten Beziehung, aber im Laufe der Trauerarbeit ist mir ein Licht aufgegangen. Ich bin immer noch nicht wirklich "nüchtern" dazu denke ich noch zu viel an ihn, aber der Gedanke ist nun da, dass es niemals wieder ein zurück gibt, denn ich kenne meine Suchtneigung, auch der winzigste Kontakt zu ihm würde wieder meine Nüchternheit beenden und ich wäre von heute auf Morgen wieder verloren (das kenne ich von anderen Süchten: Nikotin, Onlinespiele, z.B.).

    Es ist übrigends erstaunlich, nachdem er mir von heute auf Morgen rausgeschmissen hatte, erwachte sofort mein Lebenswillen. Ich stand vor dem Nichts und habe mir im Laufe der Zeit mehr oder weniger alles wieder neu aufgebaut (es ist erst ein Jahr her). Alles was in der Beziehung nicht ging, weil ich es mir nicht zugetraut hatte, ging nun wieder. Plötzich führte ich wieder ein Erwachsenes, selbstbestimmtes Leben, für das ich die Verantwortung trage udn es fühlt sich gut an.

    Ich habe nun das erste Mal das Gefühl in meinem Leben, das ich nun wirklich glücklich und zufrieden werden kann, denn ich habe nun eine wichtige Erkenntnis gewonnen, mein Glück liegt in meiner Hand, ich warte nicht mehr auf den Märchenprinzen - eigentlich. Aber sicher kann ich mir nicht sein, ob die Sucht nicht wieder auf leisen anderen Sohlen sich in mein Leben schleicht. Davor habe ich Angst, deshalb möchte ich sie besser kennenlernen um mich zu schützen.

    Ich bin sehr gespannt, ob es von Euch Reaktionen gibt. Was löst es in Euch aus, wenn Ihr das lest? Kennt Ihr sowas auch?

    LG
    Hoffnungsvoll

  • Hallo!

    Also ich dachte mir beim Lesen, dass du immer wieder auf deinen Retter wartest. Nur Retter vor was?
    Was mir noch auffällt. Du fällst mit Partner in ein Muster, welches für mich wie Co-Abhängigkeit klingt. Bist du da vielleicht geprägt aus früheren Zeiten?

    Super! Die Erkenntnis, dass nur du dich glücklich machen kannst, ist echt viel wert. Du bist die Drehschraube in deinem Leben und kannst es zum Besten oder zum Schlechten drehen.
    Alles in allem liest es sich für mich, dass du in einer Beziehung vor dir selber flüchtest und du dich auch dann nicht mit dir beschäftigen musst?! Deswegen suchst du dir einen anderen Punkt, um den sich alles dreht.

    Ich kenne dich nicht und wie gesagt, liest es sich für mich so.
    Ich kenne dein Beschriebenes zum Teil, als ich in die Co rutschte, während der Suchtzeit meines Partners. Ja, es war schon hart da wieder raus zu kommen.

    Was hast du bis nun unternommen, damit du dir selbst besser helfen kannst?

    lG Chinua

  • Hi Hoffnungsvoll,
    entschuldige, dass ich erst jetzt antworte, wo auch noch ich die Frage gestellt habe. :az:

    Nunja, um deine letzte Frage gleich mal vorweg zu nehmen, löst das nicht viel bei mir aus *g*, weil ich ähnliche Muster zu Genüge kenne, und zwar aus einem anderen Umfeld, in dem Co-Abhängigkeit auch eine große Rolle spielt, bzw. hat das Kind dort noch einen anderen Namen.

    Woher hast du eigentlich den Beriff der "Romanzen-/ bzw. Beziehungssucht"? Hat dir das ein Therapeut attestiert?

    LG
    WbD

  • Hallo,

    danke Euch fürs Lesen und Antworten.

    Chinua: Retter vor was? Ja, das ist eine gute Frage. Ich denke vor der Verantwortung für mich selber.

    Über Co-Abhängigkeit habe ich auch schon nachgedacht, komme aber immer wieder ins Straucheln, wenn ich davon lese, dass der Partner eine Suchtkrankheit haben müßte, bei mir hatte es der ex nicht, jedenfalls ist mir nichts aufgefallen.

    In der Kindheit könnte evtl. etwas gewesen sein, jedenfalls hat mal eine Therapeutin sowas erwähnt.

    Manche Internetseiten (Coda) haben Definitionen zur Co-Abhängigkeit, die mir bekannt vor kommen, da jedenfalls scheint nicht der Schwerpunkt auf der Sucht des Partners zu liegen. Ich bin da sehr unsicher. Muss denn mein Partner süchtig gewesen sein?

    Ja Du hast recht, ich flüchte oft, besonders vor meinen Gefühlen und auch nicht nur in der Partnerschaft. Deshalb versuche ich mir selber zu helfen, indem ich darüber nachdenke, lese, mich mit Buddhismus beschäftige und daran arbeite mir meiner Gefühle und Stimmungen bewußt zu werden und versuche diese auszuhalten ohne vor ihnen zu flüchten - ist allerdings sehr schwer.

    Und ich halte mich im Bezug zu Männern erstmal komplett aussen vor, da ich nicht weiß, ob ich nicht wieder in dieses ungesunde Verhalten zurückfallen würde. Ich denke ich habe sowieso noch genügend "Baustellen" mit nicht so engen Beziehungen.

    @WbD: Die Romaznesucht hat mir kein Therapeut bescheinigt, ich habe nur das Gefühl, dass es passen könnte. Aus dem Grund versuche ich mich mit dem Thema auseinander zu setzen und dem auf den Grund zu gehen. Meiner Meinung nach gibt es diese Diagnose auch noch gar nicht, oder täusche ich mich da?

    Lg
    H

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