• Hallo zusammen!

    Mich beschäftigt seit Tagen eine Sache. Es geht um Trotz- Trotz bei Erwachsenen. Allen ist ja die Trotzphase der Kindheit durchaus bekannt, aber ich entdecke teilweise häufig, dass ich solches Verhalten bisher immer noch nicht abgelegt habe.
    Setzen mich Menschen, die mir Nahe stehen unter Druck, egal in welcher Form, reagiere ich zu 80% immer mit trotzigen Verhalten. In Ausnahmesituationen mit Absicht, um zu zeigen, dass es so nicht geht. Aber in den meisten Fällen total unbewusst und ungewollt. Das merke ich dann erst Tage später, wenn meistens der Konflikt eskaliert ist und man sich um Klärung und Schadensbegrenzung bemüht.

    Ich frag mich deshalb, wie kann man das erklären? Bzw. was für eine Funktion soll das einnehmen? Abwehr?
    Gehts da einem von euch ähnlich?

  • Hallo,

    Die Erklärung und Funktion liegt für mich eigentlich auf der Hand: Schutz- und Signalfunktion. Kenne ich von mir (wie könnte es auch anders sein) ebenfalls in unbewusster Ausprägung. Wenn man unter Druck gesetzt wird und sich die Trotzreaktion einstellt, dann grenzt man sich vom Druck und der Person ab, der Trotz bildet eine Mauer und man nimmt das nicht wirklich an, sondern blockt ab. Das signalisiert der betroffenen Person ein "Stopp" oder ein "nicht so weiter". Manchmal kommt man in Situationen wo man kein richtiges Stopp sagen kann, einerseits, weil man vielleicht zwiegespalten ist, da die Trotzursache doch zum Teil korrekte Anteile hat, aber man das nicht komplett zu sich nehmen kann (vlt. auch als Schutz, oder weil man eben noch nicht bereit ist), andererseits vlt. auch aus Gründen wie etwa: man will das Gegenüber nicht verletzten, man kann seine Grenzen nicht klar zeigen, man weiß die Person glaubt dass sei gut, sieht aber nicht, dass es nicht für einen selbst gut ist, usw.. Was macht man dann? Man greift automatisch auf alte Muster zurück. In der Kindheit funktionierte Trotz ganz gut, zumindest in der Signalfunktion. Man kann seinen Eltern z.B. nicht sagen, dass sie sich einem selbst ggü blöd verhalten haben, wenn sie es selbst nicht bemerken, weil man ja von ihnen abhängig ist. Oder eben so verletzt und enttäuscht ist, dass bei fehlender Kommunikationsmöglichkeit an das Umfeld, weil eben keine richtige Beziehung da ist, die Eltern nicht zuhören/hinschauen, etc., Trotz ist eine der wenigen Kommunikationsmöglichkeiten, die Dinge wie eine Verletzung ein Misstand oder eine Überforderung zum Ausdruck zu bringen - weil die Menschen dann passiv dazu bewegt werden (sollen), hinzuschauen und zuzuhören. Das ist zum Teil eine Art frühkindlicher Mechanismus. Wenn man trotzig ist, dann zeigt das allen, das etwas nicht passt.
    Dies ist zumindest meine Eigenerklärung :winking_face:

    Das kann man schon ändern, aber ich denke soetwas ergibt sich auch von alleine, wenn man es nicht mehr braucht, kann man es "ausschleichen".

  • Das leuchtet mir ein und ich erkenne mich da teilweise auch wieder.

    Aber dann frage ich mich natürlich, wie lege ich dieses Verhalten ab? Oder wie merke ich es rechtzeitig?
    Bei mir ist es dann eher so, dass es wohl ein Kommunikationsproblem ist. Ich nehme zu viel Rücksicht auf das gegenüber und ich denke, dass sich über längere Zeit dann dieses Verhalten eingeschlichen hat.
    Aber dennoch, nervt mich das und ich will versuchen es an zu sprechen, weil meistens passieren dann im Trotz dumme Sache, die ich hinterher doch wieder bereue.

  • Hallo Lady,

    hm, also ich kenne es von mir, wenn jemand sagt: "Das kannst du nicht!", dass ich mit "jetzt-erst-recht"-Trotz reagiere.

    Du hast es schon richtig erkannt, ´Trotzphasen haben kleine Kinder. Aber wir nehmen manche Kindheitsaspekte mit ins Erwachsenenleben, wenn diese Kindheitsaspekte keine Chance hatten, mit erwachsen zu werden, sprich, wenn wir keine besseren Taktiken gelernt haben. Das wichtigste wäre mal, dass du ERKENNST, wenn du so reagiert. Sprich mit den Menschen, die dir nahe stehen, erklär ihnen dein Problem und bitte sie, dich darauf hinzuweisen, wenn du deinen Trotzkopf mal wieder durchsetzen willst. Dann kannst du erkennen. Und wenn du erkennst, kannst du handeln. Überlege dir Alternativ-Strategien, also Antworten auf die Frage "Wie kann ich besser reagieren, wenn ich wieder trotzig bin? Wie kann ich statt dessen reagieren? Wie würde ich in so einer Situation gern reagieren?"

  • Bei mir war es so, dass es sich deutlich verringert hat, als ich anfing zu trainieren mehr so zu agieren, wie ich wirklich agieren wollen würde, ohne ein Übermaß an Rücksicht auf andere zu nehmen und mich getraut habe, mehr meine Gefühle zu zeigen und zu achten. Ich weiß noch, dass wenn ich anfing mich trotzig zu benehmen ich mir eine Cooldownphase verschrieben habe, aus der Situation raus bin und z.T. kleine Aufstellungsübungen gemacht habe. Meiner Ansicht nach ist das aber etwas, was sich am besten im Gesamtpaket und nicht gesondert trainieren lässt, wenn man mehr sich selbst ist, braucht man das einfach nicht mehr - so habe ich es erlebt :winking_face: .

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!