Mut & Sucht - Ist es mutig, Sucht loszulassen?

  • Hallo Forum, Hallo Leute,

    es kam einmal kurz die Frage auf, ob Mut beim Loslassen der Sucht eine Rolle spielt.

    Ich selber habe es immer so gesehen - vielleicht aber auch, weil ich jedesmal vor dem Auhören sehr große Angst hatte. Da habe ich zwar immer schon lange mit dem Gedanken gespielt - heute hörst Du auf! Ach nein, doch morgen! Nein, grad geht es nicht - in einem halben Jahr...usw.

    Das ging mir beim Nikotin so und dann wieder beim Cannabis. Ich hatte immer eine ganz große Angst vor dem Entzug und vor dem Leben danach.

    Vielleicht habe ich es deshalb immer als "mutig" empfunden, den Ausstieg zu wagen. Und vielleicht ist das ja gar nicht Mut, sondern Selbsterhaltung?

    Es entstanden so viele Veränderungen, als ich das Suchtmittel losließ - für mich war das Leben gerade beim Nikotin überhaupt nicht mehr dasselbe. Da sind so viele Mechanismen weggefallen, die vorher ein Gerüst gebildet haben und ich selber bekam Zugang zu ganz vielen Gefühlen, die ich vorher mit dem Suchtmittel überdeckt hatte.
    Darum empfinde ich es auch immer noch als mutig - Neues wagen. Schon den Entzug wagen hat etwas, auch wenn das ja wirklich nur ein Übergang ist. Das wirklich spannende kommt danach.

    Wie empfindet ihr das denn?
    Spielt Mut eine Rolle beim Aufhören?

    LG Wolke

  • Hallo,

    Ich finde schon, das Gerüst, oder Korsett aus Suchtmitteln loszulassen und sich auf das Leben ohne einzulassen, was manch einer schon garnicht mehr kannte, weil es schon zu lange her ist, erfordert Mut.
    Man lernt sich ja auch selbst neu kennen, was nervig und schmerzhaft sein kann und muss aushalten, was man vorher immer gedeckelt hat.
    Das ist schon mutig.
    Menschen haben ja immer etwas Angst vor dem Neuen und Unbekannten und auch wenn es Selbsterhaltung ist, ist es etwas, was man vorher so nicht gelebt hat.

    Beim Speed Aufhören hatte ich zwar keine konkrete Angst, aber so ein unterschwelliges mulmiges Gefühl war schon da, aber eben auch eine riesengroße Neugier wie es wohl ohne sein wird.

    LG Thymia

  • Hey Wolke,

    schöner Text :winking_face:

    Ich behaupte mal das Mut, das falsche Wort ist...
    Es geht um die Erkenntnis und die Überzeugung, und da können soviele Leute auf einen einlabern, wenn man die Net hat, wird man es auch Net schaffen. Deweiteren ist der Mensch ein Gewohnheitstier, sprich man lässt Sachen ungern hinter sich, mit denen man schon zig Jahre im Leben zurecht kam. Ob positiv oder negativ spielt dabei keine Rolle. Man muss aus den Gewohnheitsmustern ausbrechen, und das brauch seine Zeit und viel Eigendisziplin.
    Dies muss nicht mal unbedingt etwas mit Suchtstoffen zu tun haben, und kann auch rein nur mit dem persönlichen Lebenstil zusammenhängen.
    Ob man dazu Mut sagen kann... - Es ist mutig sich dem zu stellen, aber entscheiden tut allein der Wille und die Überzeugung.

    my 2 cents

  • Hi,

    bei mir war es weniger Mut als absolute Verzweiflung und körperlich/seelisches Kaputtest Sein, was mich zum Aufhören brachte...
    Ich kann nichtmal Einsicht anführen, ehrlich gesagt.
    Ich war einfach bloß fix & fertig - und hätte mich ja am liebsten umgebracht, wenn ich es gekonnt hätte...

    Es war DANN Mut & Sturheit, als ich beschloss, weiterzuleben - und zwar ohne harte Drogen.
    Es braucht schon Mut, nach Jahrzehnten plötzlich Dinge neu zu erlernen, sich Situationen zu stellen, ohne die "Lösung" in einem Papierbriefchen zu haben und so...

    Aber ey - wird wohl jeder seinen eigene Mischung dafür haben, was er da braucht.
    Hauptsache, man tut ES !!!

    LG.Gane

  • hallo wolke,
    ich seh`es ein wenig wie ganesha. ob mut dabei ist, ist wohl sehr individuell. ich finde es schon auch mutig, sich ein ANDERES leben zu wünschen und durchzuziehen. die stoffe sind ja schon eine krücke, die vielleicht mal ne zeit geholfen hat oder was auch immer, aber sich dann als fessel erwiesen hat!?! auf krücken zu verzichten und selber zu laufen, erfordert schon auch mut.
    möglicherweise sind das aber auch "wörter"....-, aber interessant, ähnlich wie bei meinem posting brauchen wir wohl irgendwas im kopf, was "der grund" sein könnte. also wörter, sprache für das, was passiert mit uns.
    eigentlich kann es ja auch egal sein, ob man einen gewinn hatte, ob man feige oder mutig ist. es geht ja mehr ums tun. um ein lebendiges leben. oder????
    pingala

  • Ich finde es mutig, mit der Sucht aufzuhören. Es ist z.b. für mich so vieles leichter mit den Beruhigungsmitteln. Und immer verschiebe ich es. Im Moment sage ich mir, reduzieren geht nicht (ich will seit 2 Jahren reduzieren), da mein Mann ins Krankenhaus muss für ein paar Tage. Ich hänge so lange bei 3 mg fest. Aber ich erhöhe auch nicht. Hab ich kein Verlangen nach. Es ist einfach so, daß ich die Medikamente nehme, wie andere eben eine Rauchen, nach dem Frühstück, nach dem Mittag, nach dem Abend. Ich empfinde es auch so als Erleichterung, so jetzt darfst du wieder. Ich möchte so gerne reduzieren und wäre so neugierig, was wohl wäre, kommen dann die Angstzustände wieder, dieses ewige in Dissoziationen rumlaufen, davor habe ich Angst. Was wäre für mich der Gewinn? Was würde passieren? Es ist schon so lange so mit den 3 mg. Und immer wieder nehme ich es mir vor. Ich finde es wirklich mutig, wenn jemand sein Vorhaben, aufzuhören, auch in die Tat umsetzt, sei es zuhause oder in einer Klinik.

  • Ob Mut da nun echt der Punkt ist um von einer Sucht loszulassen lasse ich mal aussen vor.

    Man kann es zwar als sehr mutig bezeichnen weil es ja doch fuer einige genau so ein Schritt waere wie wenn man ohne Geld und ohne Sprachkenntnisse in ein anderes Land geht und dort leben will.

    Ich selbst denke aber das der Mut da an einer ganz anderen Stelle zu suchen ist und zwar in den Momenten wo man sich selbst eingestehen kann wie hilflos und wehrlos man sich seiner Sucht ergeben hat. Wenn man den Punkt erreicht hat das man sich selbst seine Sucht nicht mehr schoen redet oder es als so schlimm ansieht wie es ist. Wenn man sich selbst eingestehen kann das man ein Problem hat und wenn man bereit ist an die Probleme ranzugehen die durch den Suchtmittelkonsum gedeckelt wurden. Das ist der Punkt den ich als mutig bezeichnen wuerde denn das loslassen einer Sucht ist eine daraus resultierende Konsequenz.

    Viele Gruesse:

    Siegfried

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