gewinn durch die sucht?!

  • @ Carl
    Das Suchtproblem philosophisch und als neutrale These formuliert? Dann ist der Zugewinn gleich null, zumindest nicht positiv – so wahrscheinlich Deine Theorie?

    @ Siegfried
    Genuss und Süchtelei gleichzusetzen ist ein geschickter Ansatz. Aber wenn in den Niederlanden oder Südamerika weiche Drogen als (halb-) legal eingestuft werden, dann sind wir wieder bei der Definitionsfrage.

    Im Grundsatz hast Du natürlich recht. Gewohnheit & Genuss, Sucht & Abhängigkeit sind fließende Prozesse – abhängig von der Ausprägung.

    LG Mickey

  • Siegfried
    Denke, dass wir nicht vom bekannten "Feierabendbier" reden, sondern von einem erweiterten Suchtverhalten.
    Wer hier im "SuS" seinen Kommentar abgibt, hat sicherlich langjährige Drogenerfahrung.
    Ob "trocken" oder "nass"... :gi:

    Mickey
    Philosophisch?
    Das impliziert (nach Dienstschluss),
    dass der Akademiker bei seinem Cognac vor dem heimischen Kamin "Genießer" ist und der Arbeiter an der Trinkhalle mit seinem Schoppen ein asozialer "Säufer".

  • @ Carl

    Netter Vergleich – wobei ich bei Dir immer noch die persönliche Note des Suchtproblems vermisse. Damit meine ich nicht das Musiker-Herz, sondern den Abstraktionsgrad.

    Im Ansatz liegst Du richtig!

    LG Mickey

  • Zitat von Mickey69;233991

    @ Carl

    Netter Vergleich – wobei ich bei Dir immer noch die persönliche Note des Suchtproblems vermisse. Damit meine ich nicht das Musiker-Herz, sondern den Abstraktionsgrad.


    Was willst Du hören/lesen? Dass Künstler den berühmten "Darfschein" haben, um kreativ zu wirken?
    Aber ja! :gi:
    Berühmte Maler schneiden sich ein Ohr ab, Musiker sind im toten "Club der 27ger" oder gehen mit drei Ärzten auf Tour, um die Drogen auszugleichen.
    Whitney und Michael haben sicherlich kein Mineralwasser getrunken.
    Karl Lagerfeld ist diesbezüglich genial: Cola-light, Quark und gedünsteten Fisch. *hehe*

  • Zitat von Carl;233983

    Denke, dass wir nicht vom bekannten "Feierabendbier" reden, sondern von einem erweiterten Suchtverhalten.
    Wer hier im "SuS" seinen Kommentar abgibt, hat sicherlich langjährige Drogenerfahrung.

    Das muss nicht sein Carl und es wird wohl auch einige geben die lediglich bei gelegentlichem Missbrauch angekommen sind und die Gefahr einer moeglichen Sucht sehen. Die suchen nach Erklaerungen fuer ihr eigenes Verhalten weil es kaum in der eigenen Familie besprochen wird. Da sind nun mal immer diese unnoetigen Schamgefuehle. Es muss nicht jeder etliche Jahre konsumiert haben der sich hier umsieht.

    Zitat von Mickey69;233979

    Aber wenn in den Niederlanden oder Südamerika weiche Drogen als (halb-) legal eingestuft werden, dann sind wir wieder bei der Definitionsfrage.

    Aber die Definition einer Sucht hat ja nun mal echt nichts damit zu tun welcher Gesetzgeber welche Suchtmittel legalisiert oder nicht. Die Legalisierung oder das strikte Verbot verschiedener Suchtmittel definieren keine Sucht. Das unterscheidet lediglich zwischen legalem und illegalem Suchtmittelkonsum, oder zwischen erlaubtem Rausch, der ja nicht unbedingt gleich in einer Sucht enden muss und verbotenen Substanzen.

    Und wenn man dann mal betrachtet das der Begriff Sucht mehrdeutig und unspezifisch ist, bezeichnet man substanzgebundene Suechte mittlerweile als Abhaengigkeit.

    Diese Abhaengigkeit gilt als vorhanden wenn mindestens drei der folgenden Kriterien vorhanden sind (zumindest laut des OA's in der Klinik in der ich war):

    • Die Person hat ein starkes Verlangen die Droge zu konsumieren.
    • Die Person entwickelt eine Toleranz - das heisst sie benoetigt immer groessere Mengen der Droge um die gewuenschte Wirkung zu erzielen.
    • Die Person hat Probleme damit ihr Verhalten in Bezug auf die Droge zu kontrollieren - z.Bsp. faellt es der Person schwer sich an eine festgelegte Dosis zu halten.
    • Wenn die Menge reduziert oder die Droge abgesetzt wird dann treten koerperliche Entzugserscheinungen auf.
    • Die Person vernachlaessigt zunehmend den ausgeuebten Beruf sowie Personen und Interessen die vorher wichtig waren.
    • Obwohl die Person weiss, dass der Konsum bereits zu sozialen, koerperlichen oder psychischen Schaeden gefuehrt hat, ist sie nicht mehr in der Lage, den Konsum zu stoppen. Die Person muss konsumieren um sich selbst als funktionierend zu sehen oder sich besser zu fuehlen usw.
    • Die Person entwickelt immer mehr eine Konsumroutine. Die aufgewendete Zeit fuer Beschaffung, Konsum und permanenten Entzug (z.Bsp. Ausnuechterung) wird als notwendiger Bestandteil des taeglichen Lebens akzeptiert und bewusst genutzt. Die Droge wird zum Lebensmittelpunkt.


    ...man kann sich natuerlich auch mal den Jellinek-Test

    Jellinek-Test der WHO / Entscheidungshilfe

    zu Gemuete fuehren um fuer sich zu sehen wo man da in Sachen Alkohol steht...

    Viele Gruesse:

    Siegfried

  • @ Carl
    Stimmt irgendwie! Mein Zugewinn bestand darin, emotional und intellektuell kreativ zu sein – im Effekt bis zum Totalabsturz. Intelligentes Handeln beschränkt sich nicht darauf, die Vergangenheit neu herauszukramen. Auch ohne Promi-Status lerne ich jeden Tag aus der Gegenwart – im einfachen Leben, ohne Marx & Engels zu benennen „wir sind das Proletariat“. Der Normalo kann sich eben keinen Privatpsychologen & medizinische Dauerbegleitung leisten.

    @ Siegfried
    Okay – wissenschaftlich und formell betrachtet gibt es natürlich eine Abgrenzung zwischen Sucht und Abhängigkeit. Trotzdem besteht eine Wechselwirkung zwischen Staat (Gesetzgebung) und gesellschaftlicher Verantwortung. Wenn Drogen – meinetwegen Kaffee und Nikotinzigaretten – erlaubt und verfügbar sind, dann greife ich dankend und mit gesenkter Hemmschwelle darauf zu.

    LG Mickey

  • Zitat von Mickey69;234005

    Wenn Drogen – meinetwegen Kaffee und Nikotinzigaretten – erlaubt und verfügbar sind, dann greife ich dankend und mit gesenkter Hemmschwelle darauf zu.

    Ja klar, das geht mir da ja nicht anders bzw. ging mir nicht anders bei Alkohol und Nikotin. Beim Kaffee oder schwarzen/gruenen Tee ist es immer noch so. Das ist auf alle Faelle ein Suchtverhalten und es wird eben auch genutzt weil eben die Hemmschwelle der Kriminalisierung nicht ueberschritten wird. Legale Drogen sind ja auch an jeder Ecke zu bekommen und man muss da nicht irgendwelche verborgenen Wege gehen.

    Und um mal auf das Topic zurueckzukommen. Den Zugewinn durch Drogen welcher Art auch immer finden wir wohl alle darin das wir uns zumindest eine gewisse Zeit lang besser fuehlen, das uns das Leben leichter erscheint, Probleme sich aufzuloesen scheinen, emotionell weniger Hemmschwellen bestehen, bei kreativen Loesungen nicht soviel "was waere wenn" im Weg steht...zumindest fuer den Betroffenen. Die Auswirkung des Suchtmittels macht das Suchtmittel begehrenswert.

    Viele Gruesse:

    Siegfried

  • Was für einen Zugewinn hatten die Drogen für mich? Die Aussagen meines Vorredners möchte ich hier etwas bewusst auf die Spitze treiben. Also:

    Vodka saufen & nett Kiffen hatte was Kulturelles und war stark mit Wein, Weib & Gesang verbunden. Ehe sich diese Aussagen glorifizieren, sei darauf hingewiesen, dass alles mit einem Totalabsturz endete.

    So weit ein paar Gedanken dazu.

    LG Mickey

  • Zitat von Mickey69;234075

    Die Aussagen meines Vorredners möchte ich hier etwas bewusst auf die Spitze treiben. Also:

    Vodka saufen & nett Kiffen hatte was Kulturelles und war stark mit Wein, Weib & Gesang verbunden. Ehe sich diese Aussagen glorifizieren, sei darauf hingewiesen, dass alles mit einem Totalabsturz endete.

    ...und diesen Totalabsturz mussten wir so oft erleben bis das der Koerper geschrien hat..."Hier ist Schluss Alter oder ich mach Schluss"...

    ...und spaetestens da ist es ja auch nichts was zu glorifizieren ist...

    Viele Gruesse:

    Siegfried

  • @ Siegfried

    Stimmt – irgendwann ging es nur noch um das Abstürzen. Am frühen Nachmittag - direkt nach der Arbeit - wurden hochprozentige Cocktails runtergekippt, die Sucht war Selbstzweck.

    Am Morgen danach wurde der Bohnenkaffee gleich wieder mit Vodka gemischt, die Abwärtsspirale drehte sich weiter. Und der klassische Flachmann für die Hosentasche wurde mein ständiger Begleiter.

    Nicht vergessen seien meine Cannabis-Stickies, die ich wie Zigaretten immer und überall konsumierte.

    Im Effekt hatte mich das alles sehr nahe an den Abgrund gebracht.

    LG Mickey

  • hallo,
    ich finde es ziemlich schwer zu schreiben, was ich mit dem "gewinn" meinte. warum fängt man an, bestimmte substanzen (oder eben andere dinge bei den nicht-chemischen süchten) zu konsumieren oder zu tun?
    weil "das leben" ohne zu leer ist? zu langweilig? weil der sinn fehlt? weil alles so anstrengend ist, überfordert? weil......
    der grund ist für jeden wohl individuell. und das , was man dann Sucht nennt, nimmt man erstmal in kauf. mir passiert das nicht? ich bin stark?
    bis es dann irgendwann kippt. meistens langsam. und man merkt, dass man das ganze nicht im griff hat. nie im griff hatte und das auch nicht schafft.
    für eine zeitlang mag es funktionieren. entspannen durch was auch immer. auszeiten nehmen . leichter werden. und dann?
    ich glaube, dass ich den weg heraus nur alleine schaffen kann. indem ich tief erkenne, dass das oben geschriebene nicht funktioniert. indem ich positive gegenentwürfe habe. einen lebenwillen. und den wunsch nach freiheit.
    wenn ich die ANDEREN seiten stärke, wird die Sucht kleiner, weniger wichtig. das ist ein prozess über jahre. das kann nicht schnell gehen. der weg hinaus kann nicht in acht wochen geschehen, wenn der weg hinein acht jahre gedauert hat.
    ein langsames umgewöhnen und ein tiefes wollen und wünschen ist die voraussetzung. glaube ich. es ist immer ein individueller weg.
    den gewinn, den wir hatten, umwandeln. etwas anderes gewinnen. etwas heileres. lebendigeres.....
    so in etwa........
    viele grüße an euch pingala

  • joa... vor vielen Jahren... habe ich mal was geschrieben.. " Nicht die Droge beherscht mich,sondern ich behersche die Droge"...... wie Naiv...... als ich mir meiner Sucht bewusst wurde.. joa da war ich aber auch schon 8 Jahre dabei... und der Weg zurrück.... grrrrrr...... schwierig..... aber ich weis was du meinst mit dem Gewinn durch die Sucht,ich gewinne dadurch schon Immer was..... wenn die Droge nur schlecht wäre...... würd ich sie ja nich nehmen und wenn ich nich der Meinung wäre,es bringt mir was..... dann würde ich sie nich soo brauchen...... (soo süchtig sein)..... klahr finde ich zb Breitmacher... Substanzen die dich wegbeamen... dat muss niscch sein..... kann ich gar nich drauf.....
    ich bringe mehr leistung und bringe mehr Wörter aus dem Mund und mach was, schaff was und sehe offt besser aus... (achte mehr aufs Styling) als wenn ich Nix mache....
    Am End..... habe ich es auf 15 Jahre Speadkariere gebracht und obwohl ich gerne wieder etwas unabhängiger wäre oder auch etwas weniger Peppen will.... hau ich mir die Scheiße immer wieder in den Kopp....
    is nich so oifach... eine Sucht abzustellen ..... mann kämpft gegen sein Eigenes Ich.....
    joa und mein Speadjunk....... der is ne harte Nuss..... denn wenn ich erst mal die Flitze habe (Suchdruck) dann gibt es keine Vernunft und nöööö... ich will doch aufhören..... dann setzte ich Alle hebel in Bewegung,das ich mein Zeug bekomme.......
    auch wenn ich ne Stunde vorher...... fest davon überzeugt war... och nööö du mag nich....
    schwups.... die Flitze kommt und siegt......
    hoffe,mann weis wie ich dat Meine oder kennt es auch von seiner Sucht her......
    ein Gewinn...... wäre es schon,wenn die Sucht weg wäre.... doch es ist ein langer Weg..
    und ein harter Gegner......
    egal...... es wird einen Weg geben.... muss ihn nur finden.. smile*

  • hi politoxe,
    dein erster satz ist fast der von baudelaire, ein französischer Dichter, der opium geraucht hat und irgendwann schrieb, er werde von seiner pfeife geraucht.....

    und den weg gibt es, allerdings muss man ihn VOR dem finden schon auch suchen..... :gq:

  • Hi Pingala,

    stimmt, der einzige Gewinn aus der Sucht heraus ist, im Moment zu leben. Nur eben der direkte Augenblick, die ersten Entzugserscheinungen sind ein Hindernis. Durch das erneute Konsumieren richten wir unsere Psyche zugrunde. Das ist eine Abwärtsspirale.

    LG Mickey

  • Gewinne aus meiner Sucht sehe ich auch in dem vielen Geschriebenen von mir... in den Büchern steht, auf Spead betreibt mann sinnlose Schreiberei.... aber ist es Sinnlos etwas zu tun??Ich bin doch produktiv in dem Moment und meine ganzen geschriebenen Sachen.... sind für mich schon ein Gewinn.Auch das was ich zeichne und bemale... ist ein Gewinn und die ganzen Aktivitäten die ich auf Spead mache, die Unterhaltungen die ich dann führe,die ansonsten Nie zustande kämen... sind ein Gewinn.Wenn ich druff bin, nehme ich mehr am Leben teil,schaffe mehr und mache mehr.... und wenn ich nicht schlafe, gewinne ich an Zeit noch mehr.
    Entzugserscheinungen sind da kein Hindernis für mich,die nehm ich in Kauf.Mit der Psyche setzte ich mich auch nur im Druffzustand auseinander und muss sagen.... es ist nicht wirklich eine Abwärtsspirale sondern ich komme,Stück für Stück weiter bei meinen Problemen.... Sucht.... ist Allerding ein Problem, wo ich noch nicht wirklich weiter gekommen bin.Jedoch ist mir bewusst, wenn ich clean bin.... ist das warscheinlich ein sehr grosser Gewinn. Poli

  • Durch die Sucht lernte ich mich selbst richtig kennen. An jedem Tag an dem ich versuch clean zu bleiben weiss ich wo ich aufpassen muss. Es gelingt mir jedoch auch nicht immer. Aber ich bin mir bewusst, wenn ich einen Rückfall habe ist es für mich verdammt hart dann wieder die Finger davon zu lassen.

    Für mich hat Die Sucht negative und positive Folgen. Wobei die Negativen überwiegten.

    Mit jedem Tag an dem ich nein sage komme ich meinen Zielen näher, aber auch weiter weg von meinem aufregendem Vergangenheit. Ich hatte viele ''Freunde'', konnte meine Gefühle ganz erfolgreich verdrängen und da niemand da war der an mich glaubte, konnte ich in den Augen anderer auch nichts falsch machen. Eine Art von Freiheit für die ich teuer zahlte.

    Mein cleaner Alltag ist manchmal so monoton und hart, dass ich oft gerne wieder flüchten würde. Aber ich tu es nicht. Seit mehr als vier Jahren mach ich es nicht. Obwohl das Verlangen fast immer da ist.
    Aber was soll ich tun? Ich hab jetzt wieder Ziele. Mein cleanes Leben hat auch schöne Seiten. Die will ich auch nicht verlieren!

    Bei mir ist es immer ein hin und her. Da ist es egal ob positive oder negative Seiten. Ich entscheide mich einfach immer wieder aufs Neue. Manchmal so, manchmal so.

    Liebe Grüsse

    Lavitha

  • Ich habe vor langer Zeit damit begonnen, die Ereignisse in meinem Leben immer als ein Geschenk zu betrachten. Ganz gleich, welcher Art sie waren. Zudem danke ich Tag für Tag, für die kleinen Dinge, wenn mir das Essen schmeckt, und manchmal auch nur dafür, das Essen im Kühlschrank ist. Dieses Verhalten schenkt mir Freude. Danke zu sagen ist ganz einfach und sehr effektiv.

    Mit diesem Hintergrund wirst Du verstehen, dass ich sämtliche Ereignisse, die mir widerfuhren, als notwenige Begleiterscheinung des Lebens betrachte. Die Sucht half mir, das ich heute ein halbwegs authentisches Leben führe und mich (und andere) nicht mehr belügen muss.

    Gewinnen wir durch Suchtstoffe etwas? Aber, klar doch. Dieses "etwas" lässt sich jedoch auch auf natürlichem Wege erreichen. Viel besser, einfacher und zudem wesentlich gesünder.

  • Hallo pingala.
    Anfangs hatte ich als Alkoholikerin schon Gewinn durch die Sucht. Ich war mutiger, selbstbewußter und weniger verletzlich, wenn ich getrunken hatte. Das ging jedoch nicht lange gut, weil ich sehr bald ohne Alk zu gar nichts mehr fähig war. Vermeintlicher Gewinn entpuppte sich als Riesen-Verlust.
    Franka

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