Krach mit der besten Freundin

  • Hallo an alle hier im Forum,

    ich hatte mich vor ca. 3 Monaten mit meiner besten Freundin heftig in der Wolle und bin während des Treffens abgehauen.

    Ich muss vorausschicken, daß ich esssüchtig bin und seit Jahren an meiner Genesung arbeite.

    Meine Freundin weiss das auch und ich war bis zu diesem Krach auch der Meinung, daß sie die Problematik versteht, die dahinter steht.

    Ich muß z. B. die meisten Dinge analysieren um zu verstehen, warum was passiert ist, da mir der normale Bezug dazu fehlt.

    An besagtem Tag hatten wir uns verabredet, um zu reden, etwas zu essen....einfach, um mal wieder Zeit für einander zu haben.

    Doch irgend etwas war anders als sonst. Egal was ich sagte, sie machte alles nieder. Sie sagte, daß ich damit aufhören müsse, alles zu analysieren, ich solle doch auf mein innerstes hören....usw.

    Erst war ich erstaunt, habe dann versucht zu erklären, daß ich zu diesen Dinge meistens keinen Zugang habe, doch sie hat immer weiter gemacht.

    Sie sagte, sie hätte schliesslich auch ab und an Depressionen, und da würde das auch gehen, wenn es ihr wieder besser ginge.

    Auf meine Argumentation, daß man daß nicht mit einander vergleichen könne, ging sie nicht ein...hat nur immer wiederholt, was sie vorher gesagt hatte.

    Mir wurde immer unwohler in meiner Haut, ich hatte Fluchtgedanken, die ich zuerst verdrängte, konnte dann aber irgendwann nicht mehr und bin mit den Worten: "ich glaube, das hier bringt nichts - ich gehe jetzt" rausgelaufen und habe geweint wie verrückt.

    Als wieder klar denken konnte, versuchte ich, meine Gedanken und Gefühle zu benennen. Dabei wurde mir klar, daß sie versucht hatte, mich zu therapieren und dass in einem Lokal, in dem viele Menschen sind. Später musste ich erkennen, daß das wohl nicht das erste Mal gewesen war, ich das aber wohl früher nicht sehen wollte.

    Dann war erst einmal lange Funkstille, bis eine email von Ihr kam. Darin ging es darum, wie ich mit ihr umgegangen wäre, daß man nicht einfach so wegläuft und daß ich schliesslich bei Ihr zu melden hätte, da ich einfach weggelaufen bin.

    Zu der Zeit wusste ich gerade, daß der Krebs meines Vaters wieder zurückgekehrt ist und hatte keinen Nerv dafür. Hab ihr ne kurze sms geschrieben, was los ist.
    Sie hat Ihr Bedauern ausgedrückt und das war es dann erst einmal.

    Letzte Woche kam nun per sms ne Einladung zur Feier von Ihrem 30.ten. Ich wusste gar nicht, was ich antworten soll.

    Hab mich dann aber erst einmal bedankt und um ein Treffen vor der Feier gebeten.

    Ja....und das ist nun in 2 Tagen......hab grossen Bammel davor.

    Ich bin ein Mensch, der immer möchte, daß ihn alle immer lieben...was natürlich nicht geht...und oft maßlos enttäuscht, wenn dann negative Dinge passieren. Vor allem, wenn ich das Gefühl hatte, daß jemand meine Problematik kennt und versteht.

    Werde auf jeden Fall versuchen, Ihr im ruhigen Ton klar zu machen, warum ich weglaufen bin. Sie soll verstehen, daß ein Mensch, der mir nahe steht, zwar versuchen kann, mir zu helfen und mich zu verstehen, aber er soll nicht meinen Therapeuten spielen.

    Mal sehen, wie dieses Treffen verlaufen wird. Weglaufen werde ich diesmal auf jeden Fall nicht....höchstens gehen, wenn ich das Gefühl haben sollte, daß sie nicht verstehen will.

    Drückt mir die Daumen....

  • Hallo Superwoman!

    Ist doch ein guter Plan sich erst mal so zu treffen. Wenn sie absolut nicht verstehen will und du meinst du musst gehen, ist das zwar sehr schade, aber dann weisst du auch woran du bist.
    Und ansonsten sind die Chancen doch nicht schlecht, das es nach 'ner Aussprache wieder besser wird zwischen Euch.

    Viel Glück und liebe Grüße,
    Thymia

  • Hallo Superwoman,

    natürlich drücke auch ich dir ganz fest die Daumen, dass das Treffen mit ihr positiv verläuft.

    Zitat

    Vor allem, wenn ich das Gefühl hatte, daß jemand meine Problematik kennt und versteht.


    DAS, liebe Superwoman, können grundsätzlich nur Menschen, die in den Schuhen des Erkrankten laufen, d.h. eine Problematik kennen und verstehen können nur die Menschen, die die gleiche Problematik haben! D.h. da deine Freundin diese Problematik nicht hat, wird sie dich nie wirklich verstehen können. Aber das muss sie auch nicht. Sie kann trotzdem deine beste Freundin sein. :smiling_face:

    Hm, ich hab so den Eindruck, dass deine Freundin dich bei eurem Streit-Treffen therapieren wollte, wie du auch schon erkannt hast, aber dass sie auch so einen kleinen "Ruf" abgesetzt hat, so nach dem Motto: "Und was ist mit mir? Mir geht es auch immer mal wieder schlecht." Ich weiß ja nicht, wie es sonst ist, wie eure Gespräche sonst abgelaufen sind, also ob es überwiegend um dich ging oder doch auch viel um sie...

    Es ist wichtig, dass du ihr deine Sicht der Dinge schilderst und dich und dein Verhalten erklärst, aber es ist auch wichtig, dass du sie nach IHRER Sicht der Dinge fragst, z.B. was dein Weglaufen in ihr ausgelöst hat (vielleicht hast du damit alte Wunden aufgerissen?) und auch für ihre Gefühle Verständnis aufbringst, so wie du erwartest, dass sie auch für dich Verständnis hast.

  • ----------Beitrag automatisch hinzugefügt um 20:07 ---------- Vorheriger Beitrag war um 20:04 ----------

    Damit hast Du absolut recht. Nur Suchtkranke können Suchtkranke wirklich verstehen.

    Zu unserem letzten Treffen:
    Was unsere Probleme angeht, so waren glaube ich, ihre Probleme die letzten Male eher im Vordergrund. Sie hat verschiedene Ängste und öfter mit Depressionen zu kämpfen. Schon seit längerem versuchen sie und Ihr Mann ein Kind zu bekommen, doch es klappt nicht auf natürlichem Wege.

    Bei unserem letzten Treffen haben wir beide über die Themen gesprochen, die uns belasten. Vom Versuch, schwanger zu werden und dem bevorstehen Jobverlust bei Ihr und der Unsicherheit wegen diverser Dinge bei mir.

    Mir ist dann auch ein paar Tage nach unserem Streit eingefallen, daß sie mir mal ähnliches von einer anderen Freundin erzählt hat. Sie vermutete, daß diese ein Alkoholproblem hat und hat mich dazu befragt. Da ich die Person nicht wirklich kenne (1 x gesehen), konnte ich nicht wirklich viel dazu sagen. Ausser, daß mir aufgefallen war, daß sich bei Ihr viel ums Thema "Wie und womit habe ich mich bei der und der Gelegenheit wie sehr betrunken" drehte. Teilweise hat sie regelrecht damit angegeben. Da ich kein Therapeut bin, habe ich aber nicht sagen können, ob da tatsächlich ein Problem besteht.

    Dann hat meine ehemals beste Freundin wohl gemeint, ihr bei einer anderen Gelegenheit auf den Zahn fühlen zu müssen und hat damit den gleichen Effekt erzielt wie bei mir.

    Ich muss noch etwas nachschicken: die Mutter meiner ehemals besten Freundin ist selbst alkoholkrank und sie und ihre Schwester haben früher ständig versucht, sie davon abzuhalten, zu trinken.

    Ich bin, wie bereits gesagt, kein Therapeut, aber meine Vermutung ist, daß sie evtl. bei uns beiden versucht hat, daß zu erreichen, was bei ihrer Mutter nicht funktioniert hat.

    Ich denke, daß ich ihr sagen sollte, daß mir das aufgefallen ist.

    Schreibt mir, was Ihr dazu meint.

  • hallo,

    hhmm... also ich an deiner stelle würde ihr das auf jeden fall sagen. aber auf eine art und weise die sie weder verletzt noch sauer macht, weißt wie ich meine???
    ich denke das wird nicht einfach, aber es ist zu meistern. weißt du, ich sag immer "jeder will das die wahrheit ausgesprochen wird, aber die wenigsten verstehen das die wahrheit zu 80% nicht das ist was die meisten hören wollen da es nicht unbedingt schön ist".
    ich will nicht gegen deine freundin schießen, dazu hab ich kein recht, aber mit ihrer taktik vergräult sie die leute. aber auf der anderen seite hab ich das gefühl das sie nicht versteht was sie da macht, siehe die einladung. normalerweise will man den streit doch bereinigen bevor man zusammen geburtstag feiert, oder seh ich das falsch??? weil an dem geburtstag wird sie kaum zeit haben für ein gespräch?!??
    und warum will sie das du aufhörst alles zu analysieren???? beeinträchtigt sie das in irgendeiner form???

  • Grüß dich Superwoman,

    ich wünsch dir einfach mal, daß ihr euch wieder vertragt. Ne Freundschaft zu verlieren tut doch sehr weh - und meist bleiben dann Wunden und Narben bei allen Beteiligten.

    Ich tät ja eher den "Wunsch nach Verständnis" an sich vertagen, weil das eh immer so unglaublich schwierig ist. Darum wär mein Ansatz eher: "Was hat wem weh getan, was ist wie angekommen, und war es so gemeint"

    Also drück ich euch die Daumen, daß ihr nicht in die Rechtfertigungs und Rechthabe-Schienen rutscht - sondern auf die Dinge schauen könnt, die euch an Euch wichtig und wertvoll sind.

    Wie ist es denn allgemein mit der Möglichkeit die Dinge so zu sagen, wie ihr sie fühlt...Geht das bei euch, klappt das? Oder kommt es da leicht zu Verletzungen?

    Auf mich wirkt die erste Begegnung - so grob gelesen - ein wenig verbockt. Das wären so Situationen, wie ich sie mit meinem Partner kenne - ach ne, was haben wir uns da anfangs bisweilen verrannt - und dann erwartet jeder, daß der/die Andere doch gefälligst einsieht.

    Könnt ihr Zoff aushalten? Wär das vielleicht auch ne Alternative, sich dann einfach mal die Kränkungen richtig um die Ohren zu werfen? Da vermute ich jetzt aber eher mal, daß das so gar nicht dein Weg wäre.....

    Ich drück dir die Daumen, daß ihr euch vermitteln könnt, was ihr aneinander mögt!

    LG Wolke

  • Klar, ich weiss, was Du meinst. Ich werde bei mir bleiben.

    Und nein, Du siehst das nicht falsch. Sie scheint das selbst nicht zu sehen, was sie getan hat. Deshalb denke ich auch, daß ich ihr das sagen sollte. Ihrer Ansicht nach scheine ich die zu sein, die hier etwas falsch gemacht hat. Schliesslich bin ich einfach weggelaufen.

    Warum sie ein Problem mit der Analyse hat, weiß ich nicht. Sie hatte gesagt, daß sie denkt, daß ich mich damit selbst verrückt mache. Doch das Gegenteil ist der Fall. Ich schaffe damit Klarheit in meinem Inneren.

    Glg
    Andrea

    ----------Beitrag automatisch hinzugefügt um 13:18 ---------- Vorheriger Beitrag war um 13:09 ----------

    Hi Wolke,

    mal sehen, wie das Treffen verlaufen wird.

    Ich werde auf jeden Fall die Gefühle schildern, die ich hatte.

    Drückt mir bitte alle die Daumen, daß ich da gut durch komme.

    Glg
    Andrea

  • Ich denke, es hat keiner von euch beiden etwas falsch gemacht. Ich glaube eher, ihr habt beide aus euren Lebenserfahrungen heraus reagiert und damit jeweils einen wunden Punkt beim anderen getroffen.

    Ich drück dir die Daumen für das Gespräch heute!

  • hallo andrea,

    ich finde es immer schade wenn leute auf das analysieren so reagieren... wenn es mir selber damit gut geht, ich keinen belaste dann ist es doch ok. ich bin auch ein mensch der immer wissen muß warum,wieso,weshalb, wann, wie oft usw. denn so wie du sagst fühlt man sich dann besser,sicherer.
    hast du es deiner freundin mal so erklärt???
    ich denke du bist nur weggelaufen weil es 1. nicht der richtige ort für solch ein gespräch war. und 2. weil du vielleicht nicht wolltest das es ausartet???

    wie war dein tag heute??

    glg mina

  • Hallo Mina,

    anstrengend war es gestern.

    Ich hatte Schwierigkeiten, in die Sache einzusteigen, deshalb haben wir erst über andere Dinge gesprochen. Ihren neuen Job etc.

    Erst später habe ich den Mut gefunden, das wichtige Thema anzugehen.

    Erst einmal hat jeder seine Sicht der Dinge geschildert, welche natürlich grundverschieden war.

    Ich habe ein paar Dinge anders verstanden, als sie gemeint waren und sie hat auch zugegeben, daß sie da wohl eine Grenze bei mir verletzt hat.

    Als sie dann sagte, daß sie verstand, daß ich weggehen musste, mich aber danach hätte melden sollen, habe ich erst nicht verstanden sondern war verletzt.
    Ich habe mich unwohl gefühlt, bin aber drangeblieben, um der Sache noch eine Chance zu geben.

    Dabei kam raus, daß ich die Grenzverletzung nur in meinem Inneren gespürt habe, ihr aber bis kurz vor Schluss garnicht gemeldet habe, da ich davon ausging, daß sie das doch merken muss.

    So ist jeder von uns beiden nach dem Streit in eine andere Richtung gerudert und hat dort gewartet, daß der andere merkt, daß er umkehren soll.

    Gegen Schluss des gestrigen Gespräches hat sie das Thema "Grenzverletzung" nochmal angesprochen und da habe ich sie gefragt, ob es ihr leid tut, daß sie die Grenze verletzt hat und sie hat das bejaht.

    Da ist mir ein Riesenstein vom Herzen gefallen und ich konnte die Sache abschliessen.

    Was mir danach schwerfiel, war, die Richtung so schnell zu ändern. Ich bin erst mal ganz langsam auf die Mitte zurück gerudert und nun dabei, den Weg in die andere Richtung einzuschlagen und zwar wieder zu auf meine nun wieder beste Freundin.

    Übrigens habe ich gestern etwas von ihr erfahren, was ich noch nicht wusste. Nämlich dass sie selbst ne Suchtproblematik hat, über die sie ungern spricht.

    Bin schon gespannt auf die nächsten Treffen mit Ihr.

    Jetzt werde ich mich erst einmal von dem emotional belastenden gestrigen und dem aufwühlenden Tag heute (siehe anderes Thema) erholen. Soll schliesslich gut für mich sorgen.

    Hoffe, ihr tut es mir nach.

    Glg
    Andrea

  • Hallo Andrea,

    oh das freut mich, dass du das mit ihr klären konntest! Reden hilft also manchmal doch! Ich meine, was haben wir Menschen auch sonst? Früher, als wir noch keine verbale Sprache hatten, haben wir uns wie die Tiere mit Körpersprache verständigt. Und ein Teil davon ist immer noch in uns. Nämlich der, dass wir denken, wir können uns mit unserem Körper ausdrücken und verständigen. Aber den anderen Teil, nämlich der, der die Körpersprache versteht, den haben wir verlernt. So denken wir, wir drücken uns aus und der andere muss uns verstehen können, aber das geht halt leider nicht mehr. Deswegen bleiben uns nur die verbalen Worte. Und wie es scheint, habt ihr beide gestern die richtigen gefunden und das freut mich sehr! :smiling_face:

  • hallo andrea,

    das freut mich zu hören. ich denke es ist nicht immer einfach den einstieg in solch ein thema zu finden,aber das habt ihr ja geschafft und ich freu mich für euch!!!

    glg mina

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