Hi Leute,

ich habe bereits eine Weile hier mitgelesen und nun den Schritt gewagt mich auch anzumelden. Ich sage gleich im Vorraus, dass ich dies getan habe um mir meinen Frust von der Seele zu schreiben, mich mit anderen Betroffenen zu unterhalten und um dieses eklige Gefühl das man hat wenn man denkt der Einzige zu sein der mit diesem Mist aufhören will loszuwerden. Ich habe derzeit noch nicht vor an LdG teilzunehmen oder mich an eine Drogenberatungsstelle zu wenden. Momentan möchte ich es alleine schaffen, da ich mich auch alleine in diese Situation gebracht habe. Es tut mir aber gut zu wissen dass andere Betroffene meinen werdegang verfolgen können und, auch dass ich den Werdegang anderer Betroffener verfolgen kann.

Also dann fang ich mal an:

Ich rauche seit ca. 1,5 Jahren täglich Gras oder Shit, je nachdem was ich auftreiben kann (Blubber nur sehr sehr selten, eig. nie). Alles fing damit an, dass ich mir im Alter von 27 sagte: Bisher haste damit noch garkeine Erfahrungen gehabt, probierste es halt mal aus! Ja, den Rest der Geschichte kennt ihr sehr wahrscheinlich alle, man rutscht tiefer rein, lernt ein neues Umfeld kennen in dem fast keine "Nichtraucher" mehr sind und isoliert sich so. Ich habe Freundschaften schleifen lassen, mich von meiner Familie entfremdet und bin durch dieses elendige Rumgehänge fett und träge geworden.
Ich habe keine Freundin mehr, das erkläre ich mir sowohl mit meiner körperlichen Verfassung, als auch mit meinen Gemütszuständen und der Tatsache, daß ich es offenbar nicht schafe einem Menschen die Aufmerksamkeit und Fürsorge zu geben die dieser Mensch braucht um sich so wohl zu fühlen dass er mit mir eine Beziehung eingehen will.

Ich habe außerdem, seit einer Depression vor ca. 2 Jahren Citalopram genommen (20mg tägl.). Dies hatte keine für mich spürbaren Wechselwirkungen.
Allerdings hat mich das Zeug meiner Meinung nach zu einem Gefühlsroboter gemacht. Ich kann mich nicht mehr richtig freuen, Emotionen werden von mir irgendwie "wattig" wahrgenommen und ich bin nicht leicht zu begeistern. Dies sind die Wirkungen die ich dem Citalopram zuschreibe, da sie bereits vor meiner THC-Sucht auftraten und seit dem anhalten.

Vor ca. 5 Wochen hatte ich dann beim Rauchen dann dieses miese Gefühl dass irgendetwas nicht stimmt und fing an zu grübeln. Das Gefühl ging nicht weg, jedesmal wenn ich wieder bekifft war, hatte ich es. Ich muss dazu sagen dass ich gerne Aklohol und Kiff zusammen zu mir genommen habe.
Ich habe dann angefangen mich zu informieren und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich es schaffen kann, aber eben nur wenn ich mich mit Gleichgesinnten austausche und somit einen gewissen "Kontrollmechanismus" für mich habe.

Dank vieler, guter Vorschläge die ich hier gelesen habe, habe ich mir mein eigenes, kleines "Programm" zurechtgebastelt mit dem ich es versuchen werde.

Also nochmal ne kleine Bestandsaufnahme:

THC: täglich (1 - 2 Gramm), je nachdem wie es kickt, meist ab ca. 17 Uhr
Alkohol: jeden zweiten Tag, dann meist 3 - 5 Bier, nur abends
Citalopram: täglich (20mg)
Zigaretten: täglich

Das Citalopram habe ich vor 2 Wochen abgesetzt. Seit dem merke ich nichts. Kann sein, dass das erst in ner Woche von meinem Hirn realisiert wird dass es fehlt, allerdings glaube ich, dass ich es einfach nicht brauche. Ich will den Mist auch nicht mehr nehmen, glaube dass ich eventuell wieder auftretende Angstzustände oder Depressionen selber in den Griff bekommen werde.

Ich habe vor 3 Tagen aufgehört Gras zu rauchen. Der erste Abend war fies, ich konnte nicht einschlafen da es mich echt widerlich gekribbelt hat. Also habe ich ein Bier getrunken. Das half mal überhaupt nix, also habe ich mich leicht bekleidet vor meinen PC gesetzt, das Fenster aufgerissen und habe mich erstmal dazu gezwungen eine Stunde zu frieren. Das hat sehr gut geholfen da ich mich nach dieser Stunde sehr auf mein Bett gefreut habe und auch schnell einschlief. Ist ne komische Methode, die klappt aber seltsamerweise bei mir.

Am nächsten Abend habe ich das selbe Spiel (nur ohne Bier) durchgezogen und es war nicht mehr ganz so schlimm wie am ersten Abend.

Gestern dann hatte ich einen "Ausrutscher"... Kumpel kam vorbei, lange nicht gesehen usw. usf.
Wir habe schön was geraucht und ein paar Bier vernichtet. Und das war der Punkt an dem ich mir gesagt habe ich muss meine Erfolge und Rückschläge hier aufschreiben. Nur so kann ich Rückfälle verhindern.

Ausserdem habe ich angefangen Sport zu treiben. Es klingt vielleicht ein wenig masochistisch oder komisch... Aber ich empfinde ein gewisses "Glücksgefühl" dabei, meinen Körper bis zur Erschöpfung zu treiben. So nach dem Motto "Wer 2 Jahre Kiffen bis zum erbrechen kann, der muss auch Sport bis zum erbrechen können". Wobei das mit dem erbrechen nicht wörtlich gemeint ist. Es fing vor 4 Tagen an, da war ich Schwimmen. Habe 30 Bahnen am Stück abgezogen und mich danach selber über mein Potenzial gewundert. Einen Tag später habe ich nochmal 10 Bahnen draufgepackt und war an meiner Grenze. Aber es hat mich glücklich gemacht als ich aus dem Schwimmbad raus bin und 40 Bahnen am Stück geschwommen bin. Das ist für mich in meiner derzeitigen Verfassung viel.

Ins Fitneßstudio gehe ich auch. Dort power ich mich aus und das tut mir gut. Ich werde heute bewusst anfangen nicht mehr zu Kiffen. Ich sehe heute als Tag 1 an und werde mein kleines "Experiment" durchziehen. Um 17 Uhr gehe ich wieder trainieren, danach schreibe ich dann auf wie es mir geht und was ich fühle und wahrnehme.

Danke für euer Interesse an meiner Situation! Ich fühle mich nun nicht mehr alleine und das hilft mir!

Hey Bob,

freut mich, daß wir zu zweit beim ersten Tag sind. Das mit dem Lügen kenne ich auch nur zu gut. Ich habe mir viel zu viel Zeit für mein schädigendes "Hobby" genommen und dadurch auch eine Menge Leute belogen.

Das mit dem Joggen ist ne super Idee, ich kanns nur derzeit nicht weil ich durch das ständige Abhängen und Rumlungern so fett geworden bin daß ich Angst habe meine Gelenke zu versauen wenn ich mit meinem Gewicht darauf rumhoppse...
Aber ich war grade trainieren und habe mich auf dem Stepper und an diversen anderen Maschinen richtig ausgepowert. Danach habe ich noch einen Spaziergang gemacht und der hat mir auch wirklich gut getan.
Meine Sorge ist nur der Moment, der jetzt kommt: Nämlich das Einschlafen ohne Gras. Dieses miese Kribbeln das mich fast verrückt macht. Aber die Lösung dafür ist ja auch bereits bekannt. Wenns soweit sein sollte dass ich echt nicht schlafen kann wird wieder ne Runde bei offenem Fenster gefroren bis ich mir nichts sehnlicher wünsche als mein warmes Bett.
Fazit des Tages:

Sehr viel Flüssigkeit zu mir genommen ( ca. 5 Liter)
Nix geraucht
Körperlich ausgepowert
Plan für morgen zurechtgelegt:

Nachm Aufstehen (ca. 8 oder 9 Uhr) wird ein Spaziergang gemacht. Gegen Mittag werde ich Schwimmen fahren und schauen dass ich diesmal 50 Bahnen abreiße. Nachmittags: Bewerbungen schreiben, Abends zum Grillen bei Freunden eingeladen. Ich denk ich werd evtl. morgen Früh mal schreiben wie die Nacht war.

Hey Bob,

sehr gut dass du es geschafft hast! Ich hab auch eine Nacht ohne hinter mir. Konnte aber bis 1 Uhr nicht einschlafen wegen dem "Kribbeln".
Ich bin grade von meinem Spaziergang zurück und ich muss sagen dass ich mich gut fühle. Endlich mal nicht verpeilt aufgewacht! Und es war auch ein schöner Anblick meinen PC-Schreibtisch heute morgen ohne Müll, herumliegende Kiff-Utensilien und sehr aufgeräumt vorzufinden. Das beste Gefühl daran ist aber dass ich heute komplett ohne schlechtes Gewissen herumlaufe. Ich werd jetzt meine Sachen packen, ins Schwimmbad fahren und mich noch ein wenig auspowern. Mal sehen was der Tag noch so für mich bereit hält!

So, vom Schwimmen zurück... Habe 2x 30 Bahnen geschafft und es hätten noch mehr sein können. Ich fühle mich prächtig und bin irgendwie voller Tatendrang. Habe mir letzte Nacht als ich nicht schlafen konnte einige Gedanken gemacht und hab festgestellt daß ich einige Dinge in meinem Leben dringend anpacken muss. Dazu gehört das etwas "gestörte" (ein besseres Wort fällt mir nicht ein) Verhältnis zu meiner Familie, mein beruflicher Werdegang (hier bin ich trotz meines Alters noch sehr orientierungslos), mein komisches Verhältnis zu Frauen (ich denk dazu äußere ich mich später mal ausführlich, in dem dafür vorgesehenen Thread) und zu guter Letzt: Meine fehlende Selbstdisziplin.

Kleiner Lichtblick am Rande: Die süße Bademeisterin hat mich im vorbeigehen auffällig angelächelt. Da ich aber derzeit noch etwas "schüchtern" bin (und mir wohl auch zu wenig zutraue, Angst habe enttäuscht zu werden) und ich es außerdem zu spät realisiert habe und einfach nicht damit gerechnet habe, hab ich die Chance nicht wahrgenommen einen Smalltalk anzufangen.
Naja, ich werde ja noch öfter Schwimmen gehen und von da her schaue ich mal ob ich beim nächsten Mal evtl. genug Mut aufbringe es zu versuchen.

Hi Edward,

mach doch mit bei Bob und mir. Dann sind wir schon zu dritt und können uns gegenseitig helfen. Daß ich die Medikamente weglasse ist für mich schon ein großer Schritt, da sie mir in schlimmen Zeiten geholfen haben. Aber ich fühle mich nicht gut mit Ihnen. Ich denke daß ich "schwach" bin und nur wegen den Medis funktioniere. Ich will mein Leben aber selber in den Griff bekommen und Stolz auf MICH sein, nicht auf Medikamente.

War vorhin im Supermarkt Salat kaufen weil ich heute Abend zum Grillen etwas mitbringen will. Ich stand an der Kasse und ein Mann vor mir hat unter anderem einen Sixpack Bier gekauft. Ich weiß nicht warum aber ich hatte plötzlich unglaubliche Lust ein Bier zu trinken. Also nicht zu saufen, sondern einfach einen kräftigen Schluck kaltes Bier zu trinken. Das Gefühl hielt ca. eine Minute an und war dann weg. Ich kanns mir nicht erklären, aber ich denke ich sollte über meinen Alkoholkonsum nachdenken. Ich bezeichne mich nicht als Jemanden der "viel" trinkt. Auch kann ich bei mir keine Regelmäßigkeit erkennen, manchmal trinke ich eine Woche nichts, ohne mir groß Gedanken darüber zu machen. Heute Abend wird getrunken auf der Grillfeier, das weiß ich jetzt schon. Ich werde dort absichtlich mit dem Auto hinfahren um eine Entschuldigung zu haben nicht zu trinken. Ich habe mir aber auch den Freiraum engeräumt ein Bier zu trinken wenn ich Lust drauf habe. Mehr aber nicht.

Ganesha: Leid schweißt zusammen. Auch wenn man den anderen "nur" durch den Bildschirm kennt. Ich kanns jedenfalls nicht erwarten heute Abend oder morgen zu lesen wie es Bob erging und was er erlebt hat.

Hey Ed,

ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht jeden Morgen eine Runde (ca. 15 - 20 Minuten) durch den Wald zu spazieren. Das tolle daran ist daß ich auch einen Teil meiner Kindheit mit Freunden in eben diesem Wald beim Lagerbauen, Soldaten spielen und Fahrradfahren verbracht habe und den Geruch, die Geräuschkulisse, Tierstimmen und Eindrücke aus dieser suchtfreien Zeit sehr bewusst wiedererlebe. Das hilft mir sehr denn ich sehe und spüre daß es auch eine Zeit gab in der weder Alkohol, noch Gras, noch Citalopram oder sonstige Drogen eine Rolle spielten und ich trotzdem glücklich war. Wegen heute Abend bin ich trotzdem angespannt. Ich verbinde (leider) Geselligkeit und auch Grillen mit Alkohol. Das war immerschon dabei und wenn es "nur" zwei Bier waren. Niemand wird sich dort heute wegleuchten, aber dennoch wird getrunken werden. Ich hab mir überlegt ob nicht einfach alkoholfreies Bier mitnehme und Etiketten von "normalem" Bier draufpappe. Nur um unangenehmen Fragen aus dem Wege zu gehen. Nur was mache ich wenn mich Jemand nach einem Bier fragt? Hab nun schon ein paar Gedankenspiele durch und mir einfach den Freiraum für ein Bier genommen! So, basta. Ich will primär meine TCH Sucht in den Griff kriegen, alles andere wird dann folgen.

Kannst du evtl ein wenig zu deiner Person schreiben? Alter, wie lange du schon was konsumierst etc.? Dann kann ich mir dich ein wenig besser vorstellen.

Übrigends: Tag 6 ohne Alk ist ne reife Leistung! Kompliment dafür!!!!

Tja, da bin ich wieder, nach der Grillfeier für die ich mir ein Limit von einem Bier gesetzt habe.
Es wurden drei über den Abend verteilt. Jetzt hocke Ich hier und habe das sehr starke Verlangen einen zu rauchen. Zum Glück ist nix im Haus, sonst wäre ich schon dabei. Der S****s Mischkonsum!
Ich bleib stur! Ich weiß wo ich was herkriege, aber ich lass es. Und wenn das Verlangen doch zu stark wird dann zwing ich mich einfach liegen zu bleiben. Denn ich weiß dass ich jetzt niemals mit reinem Gewissen konsumieren könnte dank euch Leute. Ich würde mich sowas von schämen. Und ausserdem würde ich morgen verpeilt aufwachen und mir noch mehr Vorwürfe machen. Die drei Bier heute Abend kotzen mich ja schon genug an. Also, auf eine schlaflose Nacht!

Und Bob: Alles richtig gemacht! Mach weiter so, beschäftige dich, lenk dich ab! Gemeinsam schaffen wir das, auch wenns schwer ist.

Bin immernoch wach... hab aber keinen geraucht und auch nix hier. Das wird wohl wieder ne wache NAcht, aber egal, lieber klar wach als auf Gras zu schlafen!