mein Leben bricht auseinander - Speedentzug und Suizid

  • Hi Poli,
    ja heute ist Tag 4....und es ist besser, danke.
    Bin total nervös wegen morgen Klinik. Aber mal gucken.
    Wünsche dir auch einen schönen Sonntag.
    lg

  • So Leute,

    ich war gestern in der Klinik. Sollte ja dort bleiben....freiwillig. Zum Speedentzug und was weiss ich noch alles.

    Ich bin wieder nach 3 Stunden schreieend abgehauen !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Da gehöre ich nicht hin!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


    Da liefen nur "Zombies" herum....verzeiht den Ausdruck.
    Also von vorne und ich versuche mich kurz zu fassen :ed:

    Also zuerst: es war die Geschlossene Abteilung. Hier werden alkoholkranke Menschen behandelt, Menschen, die Medikamentenmissbrauch betrieben haben und Drogen genommen haben.
    Tja....zu denen gehöre ich wohl mit meinem Speed (pfeif darauf, dass ich mit 1 Gramm Speed ca. 2-3 Wochen auskam). Hier wird alles in den EINEN Topf geworfen.

    Jeder schlich da auf dem Flur herum wie ein Toter. Jeder guckte auf den Boden. Keiner sagte ein Wort. Ausser einer, der mit sich selbst kicherte.
    Der ging auch 20 mal zum Kaffeeautomaten. Die Raucherecke war übrigens voll.
    Beim Essen ging es totenstill zu. Keiner lachte oder redete. Auch das Personal, was sich ja hinter einem glasgeschützten und abgeschlossenen Türen verschanzte, schaute nicht gerade freundlich.
    Zum Alk-Test, also Blasen, sass ich mitten im Gang und es wurde laut gerufen "0,00". Wie mag das für jmd sein, der Promille hat???? Das habe ich mich gefragt.

    Jeder Patient kam mir irgendwie zugedröhnt vor. Zwei ältere Patienten (die Dame wollte noch etwas essen und weinte vor der Pflegerin; der Herr hat den Ausgang nicht gefunden und suchte die ganze Zeit, rüttelte an allen Türen und war ganz verzweifelt) taten mir besonders leid. Ich beobachtete das ja alles, als ich auf den Arzt wartete zum Gespräch. Ich wäre am liebsten aufgesprungen und hätte mich um die zwei älteren Leute gekümmert und zwar liebevoll.

    So weiter.....die Zimmer haben alle nur ein abschliessbares WC bzw. Bad. Die Fenster waren vergittert und dürfen nur geöffnet werden, wenn die Erlaubnis dafür da ist. Der Zugang zum Stationsgarten war geschlossen, obwohl die Sonne schien. Im Zimmer gibt es kein Telefon und keinen Fernseher. Ein Fernsprechmünzer steht auf dem Flur, wo keine Diskretion herrscht. Zur Nacht wird man eingeschlossen und man wollte mir auch nicht mein Insulin bzw. meine Pens im Zimmer gestatten, noch nicht einmal meine Plastikflaschen (dabei liefen alle Patienten mit den Kaffee-Porzelantassen auf dem Flur herum; aber egal).

    Fernsehen gab es nur zu bestimmten Zeiten in einem Zimmer, welches sonst nicht benutzt werden durfte. Reden war dort nicht erlaubt.

    So....jetzt mal ehrlich. Ich habe nach einem 1-stündigem Gespräch mit dem Arzt die Flucht ergriffen, wobei ich lieb und nett erklärt habe, dass ich mich dort nicht wohl fühlen würde und ich nicht das Gefühl habe, hier hin zu gehören. Meine Symptome wären bei weitem nicht so schlimm wie bei den dort vorhandenen Patienten. Das meine ich nicht abwertend, sondern sehr mitfühlend. Die Leute dort taten mir alle sehr sehr leid und gewisse Regeln sind mit Sicherheit auch notwendig, aber SO nicht. Gesundheitsfördernd ist DAS mit Sicherheit nicht. Hier fehlte komplett Verständnis und liebevoller Umgang. Zum Lachen geht man hier wohl in den Keller, Patienten und auch das Personal.

    Das Schärfste war, als wir gehen wollten, mit Schreiben von mir, quasi auf eigene Verantwortung, hielt man uns, also meinen Freund und mich, noch fast 1 Stunde lang dort fest, weil zuerst der Chefarzt
    kommen müsse und sein OK geben müsse. Auf unsere Beschwerde, dass wir uns hier wie Gefangene vorkommen würden, wurde uns gesagt, wir könnnen gerne das Telefon benutzen und die Polizei rufen.

    Also uns ist der Mund offen geblieben.

    Das war also meine Erfahrung mit einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung, die ich nie wieder von innen sehen möchte. Ich habe morgen meinen Termin bei einer ADHS-Spezialistin und den nehme ich mit Freude gerne wahr. Bin den 6. Tag ohne Speed und darauf bin ich stolz. Bis auf Kopfweh gehts mir ganz gut. Naja und Schwindel. Und müde. Ach ja....mit ADHS bei Erwachsenen haben die Ärzte dort auch keine Erfahrung.

    Leute ich muss euch ehrlich sagen, auch wenn ich Monate warten muss auf einen Platz in einer ADHS-Klinik, die hier ca. 100 km entfernt liegt.....DORT möchte ich hin und dort sind Menschen, die das gleiche Problem haben wie ich. Was gestern war....dieser Ort des Schreckens für mich.....da bin ich fehl am Platz. Die Menschen dort tun mir einfach nur leid. Sie mögen ihre Sorgen und Süchte haben....ja...das verurteile ich gar nicht....aber so eine unpersönliche, lieblose Behandlung wie dort hat kein Mensch verdient. So kam es mir zumindest dort vor. Ganz ganz schlimm. Ich bin nach wie vor entsetzt und werde das Wort Suizid wohl nie wieder leichtfertig in den Mund nehmen. Ich habe meine Lektion gelernt.

    In diesem Sinne....eine ganz traurige Sonnenblume :bi:

  • Eine andere Klink? Die in Neustadt an der Saale hat einen ganz anderen Eindruck auf mich gemacht - so wie du Deine Klinik beschreibst sieht es bei unserer auch aus.

    Aber auch heute kannst Du dein Glück schon in die Hand nehmen :smiling_face:

    Ich würde mich sehr freuen Dich auf Deinem Weg zu begleiten so gut ich kann.

    LG, Eddy

  • Für mich klingt das was du oben schilderst nicht wirklich nach ADS sondern es erinnert mich an mich und mein Leben mit Borderline, impulsiver Typ... Hast du da schonmal angesetzt? Lieben Gruß aus Köln !

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