Mein Papa ist wieder krank

  • Hallo an alle im Forum,

    bei meinem Vater hat man wieder Metastasen gefunden, diesmal in der Lunge.

    Nach der Entfernung der rechten Niere vor ca. 2,5 Jahren wegen einem Nierenzellkarzinom und der Behandlung der Metastasen in der Leber im letzten Jahr kämpfen wir nun bereits zum 3ten mal gegen den Krebs.


    Doch diesmal ist es besonders schlimm für mich. Ich bin von einer auf die andere Minute traurig, dann wieder fröhlich. Ich bin nicht mehr in der Lage, viel im Voraus zu planen, da ich nicht weiß, wie ich mich dann fühlen werde.


    Gott sei Dank kann ich noch arbeiten, denn dadurch bin ich etwas abgelenkt. Doch heute war selbst dort ein schlimmer Tag für mich. Ich hatte immer das Gefühl, gleich in Tränen ausbrechen zu müssen und dann nicht mehr aufhören zu können.


    Dazu kommt, dass auch meine Mutter zahlreiche Erkrankungen hat (schwaches Herz, Osteomyelofibrose, Osteoporose). Sie hat Pflegestufe 1 und wird zur Zeit noch von meinem Vater betreut.


    Ich fühle, dass ich mich wie noch nie in meinem Leben, mit dem Thema „Tod“ auseinander setzen muss. Und da meine Mutter keinerlei Aufregung verträgt, habe ich das Gefühl, dass es mich doppelt treffen wird.


    Und doch geht das Leben weiter – und ich versuche, das Beste daraus zu machen. Ich höre in mich hinein – was würde mir denn gerade gut tun – und das tue ich dann auch.


    Meine Esssucht, speziell die Sucht nach Süßem begleitet mich momentan sehr stark, denn ich habe gerade jetzt das Gefühl, es nicht ohne zu schaffen. Außer der Tatsache, dass das mein Problem nicht lösen wird, merke ich auch die körperlichen Auswirkungen (hab ne Fruchtzuckerintoleranz) und werde deshalb daran arbeiten, davon wieder weg zu kommen.


    Es hilft alles nichts, ich werde das „Tal der Tränen“ durchschreiten müssen, daran führt kein Weg vorbei. Doch ich will danach nicht krank auf der Strecke liegen bleiben.


    Ich habe auch schon daran gedacht, mir wieder psychologische Hilfe zu suchen. Doch da gibt es ein Problem: Ich hatte mir bereits vor 3 Monaten eine neue Therapeutin gesucht und auch schon ein paar Stunden bei ihr gehabt. Doch die Krankenkasse hat die Übernahme mit der Begründung abgelehnt, dass noch nicht genug Zeit seit meinem letzten genehmigten Antrag verstrichen sei.


    Dazu muss ich sagen, dass ich gewechselt habe, weil mich der vorherige Therapeut irgendwann nur noch mit 15minütigen Sitzungen abgespeist hat – wohl, um seine Terminlücken zu füllen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das noch als normale Therapie zählen könnte.


    Ich kann also Ende des Jahres erst wieder einen Antrag stellen, werde das wohl auch tun. Die neue Therapeutin hat mich auch schon vorgemerkt.


    Doch ich will eins nicht vergessen zu erwähnen: Ich habe viel Halt bei meiner Selbsthilfegruppe für Esssüchtige. Dort verstehen mich alle und ich fühle mich geborgen.

  • Ich find's gut, dass du trotz allem versuchst, auf dich selber acht zu geben und dir selber gutes zu tun. Es ist verdammt schwer, wenn die Eltern krank sind und ich weiß, was du meinst, wenn du sagst, im Moment fühlst du dich mit dem Tod ganz besonders konfrontiert. Mein Vater hatte kurz vor Weihnachten einen Schlaganfall und von einem Moment auf den anderen wurde alles anders. Nichts ist mehr, wie's war und als junger Mensch bin ich jetzt selber nicht mehr so flexibel, wie ich eigentlich gerne wäre.
    Mir hat geholfen, dass meine Freunde in der Zeit wunderbar für mich da waren. Einfach zu wissen, dass ich Tag und Nacht anrufen konnte, war schon viel Hilfe. Ich habe damals erst gezögert, allen zu sagen, dass mein Vater im Krankenhaus ist, weil ich schwachsein nicht mag. Aber die ehrliche Unterstützung, die ich von Bekannten und Freunden bekommen habe, die aber vor allem auch meine Mutter bekommen hat, war überwältigend.

    Bekommt ihr denn psychologische Unterstützung, um mit den Ängsten und Sorgen, die eine Krebserkrankung auslöst, umzugehen?
    Wenn die Familienangehörigen schwer krank sind, zehrt das sehr an den Kräften und man kann jedes bisschen Unterstützung gebrauchen, dass man bekommen kann. Hast du denn jemanden, mit dem du auch über alles reden kannst? Der dich unterstützt und für dich da ist? Wo du im Moment nehmen kannst und nicht das Gefühl hast, dass du geben musst?


    Ich wünsche dir sehr viel Kraft für die kommende Zeit und, dass dein Vater den Krebs bekämpfen kann. Ich wünsche dir aber auch, dass du in dir die Kraft findest, an der du im Moment zweifelst. Ich wünsche dir Menschen, die da sind, wenn du jemanden brauchst und die dich bedingungslos unterstützen und dir Halt geben.

  • Hallo Wattwurm,

    das mit der Unterstützung ist so eine Sache. Und damit meine ich nicht die Hilfe bei Terminen etc.

    Ich habe das Gefühl, daß alle um mich herum aus Stein sind. Von jedem höre ich nur: Nun warte doch mal ab. Wir wissen ja noch garnicht......
    Bin ich denn der einzige, der Angst und Gefühle hat und sich auch traut, sie zu zeigen?

    Mein Mann hat welche, kann sie aber nur sehr schlecht zeigen und meine Brüder auch nicht.

    Mit Brüder meine ich eigentlich Bruder, denn der ältere von beiden (10 Jahre älter als ich) hat sich nach einem Streit mit meinen Eltern (er hat mal wieder Kohle gebraucht, diesmal aber keines bekommen) nicht mehr gemeldet. Auch nicht, seit er weiss, daß Papa Krebs hat. Mein jüngerer Bruder, den ich sehr gerne mag, gibt mir nur kluge Ratschläge wie: "Du darfst das nicht so an Dich ranlassen". So nen Sch.....-Spruch kann er sich echt schenken. Vielleicht sollte ich ihm das mal sagen.

    Da wäre dann noch meine Mama, doch ich habe panische Angst davor, daß sie sich zu sehr aufregt. Nicht auszudenken, wenn sie darüber noch eine Herzattacke bekäme...

    Im Grunde stehe ich emotional alleine da mit meiner Trauer und Angst und allem, was damit zutun hat.

    Deshalb wäre es echt wichtig für mich, einen Ansprechpartner zu haben. Einen Psychologen zum Beispiel.

    Ich werde am Montag mal zu meiner Krankenkasse gehen, um in Erfahrung zu bringen, ob ich aufgrund der Erkrankung meines Vaters vielleicht früher Anspruch auf eine ambulante Gesprächstherapie habe. Zu meinem bisherigen Therapeuten gehe ich aber auch keinen Fall mehr zurück, da ich mich zum Schluss dort nur als Terminlückenfüller gefühlt habe.

    Wattwurm, vielen Dank für deine Nachricht und wünsch mir bitte Glück für Montag.

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