Kauen an Fingelnägeln

  • Manche bezeichnen Onychophagie (Nägelkauen) als Sucht, andere als schlechte/s Verhalten/Angewohnheit und wieder andere als Ersatzhandlung.
    Wissen tuh ich es nicht genau, also schreib ich jetzt mal hier bei "Stoffungebundere Süchte" ein Thema dazu.

    Wollte mal fragen was ihr so für Erfahrungen damit gemacht habt. Gestört hat es mich schon immer, besonders wenn ich darauf angesprochen wurde. Aufhören konnte ich bisher allerdings nur zeitweise, die längste zeit war ein Monat.
    Der Wille scheint also schonmal da zu sein, doch fehlt da noch das gewisse etwas. Nein, ich meine da keine bittere Tropfen für die Nägel, die wirken bei mir nicht so gut. Leider. =(

  • Hallo Frozen_Heart,

    ich kann dich nur allzu gut verstehen! Ich hab auch schon so ziemlich alles durch, um das Nägel kauen und knibbeln sein lassen zu können. Aber auch ich habe es nicht geschafft. Weder mit viel Wille, noch mit Hilfsmitteln, noch mit sonstigen Tricks (z.B. wenn ich eine Woche keine Nägel gekaut habe, kaufe ich mir blablabla). :21: Ich bin da also auch völlig ratlos...

    Tut mir leid, dass ich dir da nicht weiter helfen kann. Wollte dir nur zeigen, dass du damit nicht alleine bist...

  • Aus dem gleichen Grund wie Rose schreibe ich auch! Mein bester Freund kaut auch wie ein Weltmeister. Das irrwitzige ist: Ich lese Postings wie Deine und kann keine Hilfe bieten.

    Kennst Du das: Du fährst mit dem Fahrrad und auf der Strecke vor dir liegt ein Stein. Du kannst ihn eigentlich gar nicht erwischen - die Fahrbahn ist, bis auf den Stein, frei und die Chance drüberzufahren verschwindend gering. Natürlich: je näher er rückt und mehr du versuchst auszuweichen weil Du das Ding ja schon da liegen siehst und die Folgen kennst, desto genauer steuerst Du ihn an. Und fährst drüber, überschlägst dich, der einzige Stein auf ner breiten Bahn.

    Eines ist klar, man würde nicht drüberfahren, wenn man nicht versucht hätte auszuweichen.

    Ich kenne es nur zu gut. Ich wage zu behaupten: wer den Stein nicht sieht, sondern nur den Badedee am Ende der Fahrbahn, steuert am Stein vorbei ohne drüber nachzudenken. Das Denken aber lässt das unvermeidliche geschehen.

    Andere Beispiele: Angst vor versagen. Gedanken ums versagen. Versagen.
    Angst vor schönen Frauen. Gedanken um schöne Frauen. Begegnen von schönen Frauen.
    Angst vor Spinnen. Man sieht überall Spinnen.

    Was ich damit sagen will: Sobald man versucht etwas zu vermeiden ist man bereits in genau die Richtung unterwegs, in die man nicht will. Das was man vermeiden will ist dann unweigerlich in unseren Gedanken. Und je mehr man etwas nicht will umso mehr ist es da.

    Klingt so einfach. Sorry. Ich weiß das die Probleme echt sind, ich habe es erfahren.

    LG, Ed

  • Ich wüsste persönlich wüsste ehrlich gesagt auch nicht genau, wo man das Nägelkauen nun einordnen kann oder soll, oder in welchen Bereich ich es einordnen würde... Aber wohl am ehesten in Richtung Verhaltensstörung.

    Ich hab' das früher auch gemacht, meine Eltern meinten mal, dass ich an den Nägeln herumgeknabbert habe, seit ich Zähne habe.

    Meine Mutter hat mir damals auch so einen Nagellack gekauft, der bitter war. Ich hab's dann natürlich zuerst einfach mal probiert um herauszufinden, wie der denn schmeckt, und ja, "lecker" ist anders. Aber geholfen hat es nicht. Ich kann mich erinnern, dass es dann zwar anfangs bitter war, aber nach ein paar Tagen war das dann egal. Und nach dem zweiten oder dritten Mal auftragen hat meine Mutter dann auch eingesehen, dass es nichts bringt.

    Dann hat sie versucht mir normalen farbigen Nagellack auf die Finger gemacht - ich konnte mich mit 7 oder so ja nicht besonders dagegen aussprechen. Nach dem Motto, wenn ich das schick finde, dann lass ich das Fingernägelkauen von allein sein, weil ich ja schicke Nägel haben will. Auch das hat nicht funktioniert.

    Und dann hatte ich sogar Tage, an denen ich an den meiten Fingern über den Fingerkuppen Pflaster hatte, damit ich da nicht knabbere, aber die sind dann beim spielen relativ schnell abgegangen oder ich hab sie abgemacht.

    Ich kann allerdings auch nicht mehr sagen, aus welchen Gründen ich die Nägel abgekaut habe. Vermutlich eine Mischung aus Stressabbau und Langeweile - Als Kind war ich damals noch nicht so in der Lage die Situationen zu beurteilen oder mir war nicht bewusst, dass es da vielleicht Zusammenhänge gibt.

    So mit 18 oder 19 - nach der Pubertät? - hab' ich dann von allein damit aufgehört. :21:
    Irgendwann wollt' ich halt mal Fingernägel haben, die ich hin und wieder auch mal mit weißem Nagellack oder so lackieren konnte. Also hab' ich sie wachsen lassen. Das ging dann auch einfach so und ohne weitere Anstrengungen. Lackiert hab' ich sie dann doch nicht - und mach das auch bis heute nur ganz selten (und normalerweise auch nur, weil ich das Gefühl habe, dass der Lack sie ab einer gewissen Länge stabiler macht - und auch allein aus diesem Grund lackiere ich sie dann hin und wieder). Meistens nervt's mich eher, dass ich sie "so oft" schneiden oder feilen muss.. *gg* Und das sind dann die Momente, in denen ICH mir denke, dass ich "DEN Stress" früher nicht hatte.

    Tipps hab' ich also auch keine besonders guten.
    Vielleicht hilft es dir, wenn du dir bewusst machst, in welchen Momenten du an die Nägel gehst?
    Nicht unbedingt um es zu verhindern (auch wenn's natürlich toll wäre, wenn das klappen würde), sondern einfach um auf dauer rauszufinden, wann/warum du es machst? Und vielleicht lässt sich über diesen Weg dann ja was ändern, wenn du die Situationen kennst und denen entgegenwirken kannst?

  • Ich hatte das Problem mit den Nägeln auch schon seit Kindheit und auch von meiner Mama mal diesen Antinägelkau-Lack bekommen und ich glaub auch mal kurzzeitig mit Pflastern versucht, und nichts half.
    Ich glaube so richtig aufgehört hab ich irgendwann damit weil ich das Geräusch von Nägeln im Mund die abgebissen werden und das Gefühl an den Zähnen nicht mehr ertragen konnte.

    Seitdem geht es mit den Nägeln ganz gut, aber was ich immer noch mache ist an der Haut drum herum zu piddeln und sobald da ein Hautfetzen an einem der Finger ist, also hauptsächlich Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger knibbel ich da herum und vergrößer so die Wunden.
    Bei mir ist es irgendwie eine Art Stressabbau tritt aber auch gleichzeitig verstärkt bei Langeweile auf. Wenn ich viel mache und gut 'im Fluss' bin, passiert da nicht so viel und ich merke irgendwann das es relativ verheilt aussieht. Zb. fast immer wenn ich im Urlaub mal war glaube ich sahen meine Finger hinterher recht normal aus.
    Also interessant ist schon wie Fibra sagt, sich bewusst zu machen in was für Momenten das für einen wichtig zu sein scheint
    Sobald ich allerdings anfange darauf zu achten es nicht zu tun, verstärkt es sich eher. Da würde ich auch bei Edward unterschreiben, wenn ich bewusst das zu vermeiden versuche, lande ich genau da wo ich nicht hinwollte.
    Kurzfristig hilft es auch manchmal das ich stattdessen an meinem Ring herumdrehe oder mit Kulis spiele oder sowas.
    Also auch keine tollen Tips von mir, aber alleine bist du damit nicht, das betrifft echt sehr viele Leute glaube ich.

    LG, Thymia

  • Danke erstmal für die Antworten. Bei mir ist es auch eher Stress oder Langeweile, was das Verhalten fördert. Bin leider auch so ein Mensch, der einerseits immer beschäftigt, aber andererseits auch schnell unter Stress Symptomen leidet, sobald der alltägliche Stresslevel nur etwas mehr erhöht wird.
    Es ist natürlich immer schön zu wissen, dass man nicht der einzige mit dem Problem ist. Ist ja meistens so, das viele solcher Sachen weiter verbreitet sind als man manchmal so denkt. Besonders da die Intensität sehr unterschiedlich ist.

    Aufhören möcht und muss ich trotzdem irgendwie, da es ja durchaus ein Problem darstellen könnte. Könnte immerhin das entscheidene etwas sein, welches das Date oder das Bewerbungsgespräch vermiest. Oder die Kunden später vergrault, man kann manchmal garnicht so blöd denken wie es kommt. :k:

  • Da is' mir nochwas eingefallen.
    'ne Bekannte von mir hat sich 'ne zeitlang künstliche Fingernägel machen lassen und versucht es sich damit abzugewöhnen.
    An den künstlichen hat sie dann wohl nicht gekaut und die echten sind wieder nachgewachsen - und als sie das Gefühl hatte es sich abgewöhnt zu haben, hat sie dann mit den künstlichen wieder aufgehört.

  • Ich frage mich, ob das für mich als Mann eine Option wäre. Künstliche Fingernägel... glaube das lege ich als "Letzten Ausweg" ab und versuch erstmal etwas anderes. Wäre doch gelacht, wenn man da nichts machen kann.
    Vieleicht sollte ich mir jedes Mal danach auf die Finger hauen, obwohl nee, Schmerz wäre keine Lösung... Fingerspitzen tuhen so schon manchmal weh. Gewachsen sind sie auch immer, wo mein Arm im Verband war... aber ich kann zuhause auch nicht als Mumie rumrennen. Das ist echt eine harte Nuss.
    Ich schätze mal Selbsthilfegruppen gibt es für sowas nicht, oder?

  • Ja du musst ja nicht lange und rosa lackierte Nägel machen lassen. :winking_face:
    Nee Spaß, keine Ahnung, ich hab' beim Schreiben nicht auf dein Geschlecht geschaut, muss ich zugeben.
    Aber warum sollte man nicht auch kurze Fingernägel machen lassen könne, mit ner Art Schablone und dann halt matt und nicht gläzend. Wenn's gut gemacht ist, sieht man ja nicht, dass es künstliche sind und von daher solltest als Mann damit auch rumlaufen können (Vorausgesetzt natürlich, DU kannst damit leben - macht ja auch nicht jeder)
    Aber technisch kenn ich mich da auch nicht weiter aus.. Ich geh' zu sowas nicht.

    Hm, von 'ner Selbsthilfegruppe speziell zu diesem Thema hab ich nun noch nichts gehört.
    Aber vermutlich ist es Thema in Gruppen, zu deren Krankheitsbildern das als Symptom passt - Wobei sich dann natürlich wieder die Frage stellt, was deine sonstigen Baustellen sind oder sein könnten..
    Vielleicht auch mal beim Hautarzt (?) nach Tipps fragen?

  • Die anderen Baustellen werd ich vieleicht später noch nennen, allerdings dann in anderen Themen. Ich sollte vieleicht auch erstmal einen Postfach-Beitrag machen. Wenn ich das richtig mitgekriegt habe, dann kann man da allgemeiner über sich werden und alle Themen mal ansprechen. :smiling_face:
    Ist allerdings eher ein allgemeines Stressverhalten von mir. Hat glaubig schon in der 7. Klasse in der Schule angefangen. Also sogar noch bevor ich soziale Situationen bewusster wahrgenommen habe, meine Selbstzweifel regelmäßiger hochkamen und ich grübblerischer wurde. Also theoretisch seitdem es für mich zum ersten Mal hieß: "Jetzt wird's ernst." xD

    Und bei Wikipedia steht Onychophagie unter "selbstverletzendes Verhalten". Ich habs falsch gepostet. Noooooo. xD

  • Ich kenn das aber nur wenn ich Lange weile habe also nichts zu tun, wäre ich im Stress, hätte ich garkeite Zeit dafür, aber ansonsten.
    Auch bei Filmen(Horror,Action) wo es spannend ist, komme ich nicht los von den Fingern, da Hilft bei mir nur Chipse... aber da ich lange wach bin brauche ich schon 1-3Tüten... ist auch nicht gesund :x. Aber ab und zu schaff ich es sogar 3Tage nicht zu knabbern es ist schwer, aber zu schaffen :x

  • Dank der Arbeit mit staubigen Kartons sehen meine Finger wieder etwas schicker aus. Hab jetzt schon 3 Wochen nicht geknabbert, was hoffentlich so bleibt.
    Denn psychisch könnte es zurzeit besser sein.

  • Hallo Frozen_Heart und alle anderen Nägelkauer :wink: ,

    auch ich oute mich hier dann mal: Bin ebenfalls eine "Fingernägelkauerin"....

    Mich begleitet das Problem so lange ich denken kann. Jegliche versuche meiner Mutter und dem Rest der Familie, mir das Kauen abzugewöhnen, schlugen fehl. Dieser "Kau-Stop-Lack" half nichts, auch das ständige aufmerksam machen und ansprechen wenn ich kaute, brachte keinen Erfolg.


    Irgendwann habe ich mir bewusst gemacht, wie ekelig es eigentlich ist. Welcher Dreck und wieviel unzählige Bakterien sich wohl darunter befinden und ich kaue daran rum... :cf:
    Als ich mir das bewusst gemacht habe, stand mein Entschluß - damit ist nun Schluß!

    Es ging auch einige Monate gut. Schaffe es heutzutage unregelmäßig und auch nur phasenweise damit aufzuhören. Aber sobald es mir psychisch schlechter geht, fange ich automatisch und eben unterbewusst wieder damit an.
    Innere Anspannung, Unruhe, Nervosität, Unsicherheit und sonstige Belastungen, lösen bei mir das Verhalten aus.

    In den Phasen in denen ich aufgehört an den Nägeln herum zu kauen, habe ich beobachten können, dass ich dass Verhalten lediglich verlagert habe. Zupfe dafür an meinen Klamotten oder meiner Haut herum, kratze meinen Arm, fummle an meinem Armband herum,...

    Für mich persönlich ist das Nägelkauen, psychisch eine zusätzliche Belastung.... Schäme mich dafür! Es ist und sieht unhygienisch aus. Die angewiederten Blicke anderer Menschen, die meine Nägel sehen, entgehen mir nicht. Es ist ja eigentlich auch echt eine wiederliche Sache...
    Oder aber auch das teilsweise bedauernde gucken anderer, da es ein kleiner Spiegel dessen ist, wie es mir innerlich geht...
    Es verunsichert mich in meinem Alltag und schränkt mich hin und wieder sogar ein. Traue mich manchmal gar nicht mich in der Straßenbahn festzuhalten, irgendwo was zu unterschreiben, jemanden was anzureichen, etc.... ohne mich zu schämen.

    Denke, dass man klar unterscheiden muss, ob es nur eine schlechte Angewohnheit ist oder das Kauen nur aus Langeweile entsteht. Denke, dass man es in diesem Fall durch Sturrheit und etwas Disziplin in den Griff bekommen wird.
    Ist es aber ein Ausdruck psychischer Probleme, sehe ich es als schwierig an davon loszukommen, wenn man den Kernproblemen nicht auf den Grund geht... Zudem es, bei mir zumindesten, eine total unterbewusste und automatische Handlung ist, die ich z.T. gar nicht mitbekomme.

    Im Moment wo ich auf Entzug bin, ist das Thema für mich wieder sehr aktuell. Habe daher mal kurz gegooglet und ein paar interessante Links gefunden, die einem Hilfestellungen bieten, diese "Impulskontrollstörung" in den Griff zu bekommen:

    Hier findest du/ihr ein Selbsthilfeforum für Nägelkauer

    Und hier findest du eine Pdf-Datei zu einer Entkopplungsbehandlung

    Habe den Artikel nur grob überflogen... aber scheint darum zu gehen, diese reflexartige und automatisierte Handlung umzuleiten. Den Finger an den Mund vorbei zu führen :17:, beispielsweise zum Ohr hin. Kurz dran zu reiben und den Impuls damit zu stillen.
    Oder seine Fingerkuppen und Nägel zu massieren, anstatt daran herum zu zupferln...

    Auch wenn damit sicherlich nicht dahinter stehenden psychischen Probleme verschwinden oder gelöst werden, wäre es für mich persönlich klasse, dass Nägelkauen durch ein solches Verhalten zu ersetzen. Möchte mich nicht ständig über all für meine Hände schämen und sie verstecken müssen ...


    Ich werde diese Methode jedenfalls mal ausprobieren, hab ja nichts zu verlieren :gi:
    Falls Jemand von euch auch den Versuch starten sollte, würde ich mich freuen, wenn wir unsere Erfahrungswerte hier festhalten...


    - So long -


    Ganz liebe Grüße an euch alle, pamuk

  • Seit dem Arbeiten scheint bei mir nun schluss zu sein. Meine Finger sind den ganzen Tag beschäftigt und danach bin ich meist zu fertig um zu kauen. Perfekt. :winking_face:
    Alle Nägel sehen schon gut aus und die Haut drum herum erhohlt sich auch langsam. Sorgenkind ist nurnoch ein Fingernagel, der schon ewig eingerissen ist und wo ich diesen Riss einfach nicht rauskriegen kann ... denke ich werd das jetzt trotzdem noch wachsen lassen, schön schneiden und abfeilen und dann, nebenbei als kleine Mutprobe für meine sozialen Ängste werde ich wohl als Mann in ein Schönheit- und Nagelstudio gehen und mir so ein Nagelpflege Programm antuhen, damit da mal einmal komplett Ordnung reinkommt, bevor ich mich darum kümmere.

    Außerdem wissen die, wielang die bei einen Mann wohl seien sollten. Für mich fühlen die sich schon so lang an wie bei Frauen, allerdings schau ich Männern auch nicht auf die Nägel und meine eigenen Nägel waren bisher nicht gerade Vorzeigematerial... außer für Anti-Nagelkau Plakate.

    Also man sehe einen kleinen Erfolg: Es geht alles, es muss nur irgendwie passen, sobald man den Willen dafür hat. :k:

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