Suchtkontrolle??

  • Aus aktuellem Anlass will ich das Thema mal aufgreifen.
    Es wird zwar eindringlich vor dem Versuch des "kontrollierten Trinken" gewarnt - und dennoch finden sich im Netz und renomierten Zeitschriften zahllose Artikel, in denen "kontrolliertes Trinken" propagiert wird.

    *(Ich kürze in meinem Beitrag das Kontrollierte Trinken
    = KT ab)

    Ich verbleibe absichtlich beim KT, weil es nur das zu mir gehört - bin aber fest davon überzeugt, dass meine Sicht auch auf alle anderen stoffgebundenen Süchte zutrifft.


    *

    Hallo Allerseits,


    KT - was heißt das eigentlich? Das bedeutet doch nicht anderes, als den eigenen Alkkonsum nach einem von mir, oder jemand anderen zuvor fest gelegten Trinkplan und nach bestimmten Regeln auszurichten habe.

    Na und? Wenn ich mir das mal genau überlege... und etwas zynisch auf meine Vergangenheit blicke, habe ich die letzten Jahre meiner Sucht doch gar nichts anderes getan, als kontrolliert zu trinken?!

    Ich habe dabei nur die Menge des Alkohols nicht den Bedürfnissen anderer, sondern meinen Bedürfnissen angepasst.

    Für mich wurde das KT bald mehr zur Qual, als zum Nutzen aller Beteiligten. Es nützte keinem was. Weder wurden durch das KT die Bedürfnisse der Außenwelt befriedigt - noch meine eigenen. Es war im Endeffekt leichter, ganz auf den Alk zuverzichten.


    *

    Na gut - nehmen wir mal an, das KT ist urssprünglich nur für Leute gedacht, die zwar viel Trinken, dabei aber (angeblich) nicht abhängig sind.

    Da jedoch die Übergänge zwischen Missbrauch, Abhängigkeit und Sucht fließend sind, kann natürlich auch niemals festgelegt werden, wer das KT anwenden kann und wer nicht.

    Es gibt sie wahrscheinlich schon, diese Vieltrinker ohne Suchtstruktur, jedoch ist diese Spezies meiner bescheidenen Meinung nach verschwindend gering vertreten. Sodass sich die ganze Aufregung gar nicht lohnen würde.


    M.M.n. ist der Versuch des KT ein fester Bestandteil der Alkoholsucht schon mindestens in der kritischen Phase, in der die Betroffene bereits in ihre Sucht gefangen sind.

    Nur Abstinenz könnte den Fortschritt dieser Phase stoppen.


    *


    Mein Schlusswort:

    (Das gilt aber jetzt ausschließlich den Alkoholikern und nicht den Drogensüchtigen!!!)

    Viele - sogar die allermeisten können mit Alk umgehen.

    Sie trinken gelegentlich, verspüren kein Verlangen nach mehr Alk und haben auch kein Problem, auf das Trinken zu verzichten.

    Wer jedoch einer selbst - oder auch therapeutisch auferlegten Kontrolle bedarf, hat m.E. bereits ein ernsthaftes Alkoholproblem! Der Versuch, kontrolliert zu Trinken zeigt, dass zuvor ein Kontrollverlust eingetreten sein muss.


    Würde gerne mehr Meinungen dazu lesen....


    Gruß
    Dry

  • wenn überhaupt könnte ich KT nur unter dem ungefähren Aspekt einer Substitution betrachten...hab aber noch nie von gehört, daß 15ml Alkohol in ner Apo über längere Zeit abgegeben wird unter Aufsicht und der "Beikonsum" regelmäßig überprüft wird.
    Substitution hat vorrangig das Ziel, Abstinenz zu erreichen...(das Thema der Substitution bei Langzeitsüchtigen laß ich aus, ist ein anderes Thema und selbst da ist Abstinenz am Ende Ziel...ob das erreicht werden kann ist ja wieder was anderes.)

    ich hab mir das noch nie haarklein angeschaut....diese Kliniken die kontrolliertes Trinken propagieren, also was für "Ansätze" die haben..(Geld???...wahrscheinlich:-) für mich jedenfalls keine ernstzunehmenden Gründe, ergo auch kein ernstzunehmendes Klientel:-)

    weil Ziel ist es ja von KT zu trinken, in welcher Form auch immer...so wie ich das mal überflogen hatte, wird da nicht der Alkohol kontrolliert abgegben sondern es wird suggeriert, einem Menschen die Kontrolle über den Alkohol beibringen zu können...am besten noch in 14Tagen crashkurs:-))))))))))))))ich lach.
    also ein ganz anderes Ziel, wie ich es beispielsweise habe.

    ...und wenn die Ziele auseinandergehen, ists reine zeitverschwendung)...weil ich wesentlich schneller zum Punkt komme, wenn ich diesen Menschen sage, sie sollen doch einfach mal im nächsten halben Jahr den Alkohol weglassen (ein halbes Jahr ist ja nun nicht soooo lang, schließlich ist der Mensch ohne Alkohol auf die Welt gekommen, da wird er ja wohl sechs Monate lang mal drauf verzichten können und es ist auch mit bedacht auf die Quartalstrinker so gewählt:-).....danach kann man ja dann weiterreden.....dann hab ich aber kein Klientel mehr.

    "Kontrolliertes Trinken"...das ist wie so ein schönverpacktes Bonbon....wenn mans aufmacht ists leer.
    und zu denken, ich könne kontrolliert konsumieren....das ist ein "Wesenszug" der Sucht....völlig normal....jeder hatte die Phase, ich auch, zwar im Bewußtsein schon, dass ich abhängig bin und bleibe, aber wie oft wollt ich mir schon alleinlediglich mein Suchtmittel selbst rationieren....alles bockmist.

    und nur weil ich jeden abend nicht wesentlich, manchmal unwesentlich:-) über die Flasche Wein gegangen bin, heißt das doch noch lang nicht, das es "kontrolliert" war...wiegesagt, einfach mal weglassen und dann kann man sofort, schön und zum mitschreiben, sehen, WO denn dann die Kontrolle ist....wusch und wech isss sie. (so schnell kann man dann gar nicht mitschreiben!!!)

    und die Leute, die das KT anbieten, spielen ja demnach mit dem Wesenszug der Sucht und nutzen diesen Faktor aus.....das ist eben so wie wenn
    ich die Grundlagen der optischen Täuschung beherrsche.....der Mensch ist halt dafür gemacht....ich find Zaubertricks auch ganz toooolle und immer wieder faszinierend:-)))

    aber wiegesagt, ich bin ja mehr der faktische Mensch....da müßt ich mich jetzt haargenau mit den Leitsprüchen solcher Anbieter beschäftigen um das juristisch-korrekt auf am besten wissenschaftlicher Basis mit einem Wimpernschlag zu widerlegen....da hab ich keine Zeit zu:-)
    so zählen halt nur meine eigenen Fakten.....die widerlegen das allerdings genauso gut!

  • Kontrolliertes Trinken...au man, ein Thema mit dem ich in der Nikolausburg in Duisburg konfrontiert wurde als ich mal den Versuch gestartet habe eine ambulante Entwöhnung zu machen. Teilnehmer dieser Kurse waren dann meist Leute die auf Grund von Alkoholmißbrauch ihren Führerschein verloren haben. Logisch, alle waren keine Trinker und auch keine Alkoholiker und sie mussten das nur mitmachen weil da irgendwie ein richterlicher Beschluss vorliegt das mindestens 6 Wochen "Therapie" nachgewiesen werden musste. Dazu dann eine gewisse Zeit absolute Abstinenz die dann nachzuweisen war. Alles das was in Bezug auf kontrolliertem Trinken dann zustande kam war eigentlich nicht mehr wie der Hinweis wieviel Alkohol verzehrt werden muss um bestimmte Blutwerte zu erreichen bzw. um diese zu vermeiden. So frei nach dem Motto....lieber Trinker....Du darfst saufen soviel Du willst aber wenn Du noch Auto fahren musst dann beachte bitte das Du nicht mehr wie ein oder zwei Bier trinkst...danach darfst Du.

    Man wollte dann den Patienten auch darlegen das es immer sinnvoll ist nur soviel zu trinken das man noch weiss was man tut und die dafür notwendige Trinkmenge musste sich da auch irgendwie jeder selbst festlegen. Und genau hier beginnt das Dilemma, denn jeder hat da ganz andere Erfahrungswerte und ganz andere Trinkmotivationen.

    Meiner Meinung nach ist das kontrollierte trinken absolute Selbstverarscherei...man redet sich ein kein Alkoholproblem zu haben weil man ja in der Lage ist jeden Abend nur 10 Bier kontrolliert zu trinken und sich nicht dauernd wegknallt. Natürlich darf auch mal ein Ausrutscher passieren, man ist ja schließlich auch nur Mensch.

    Viele Grüße:

    Siegfried

  • Kontrolliertes Trinken ist meiner Meinung nach nur der verzweifelte Versuch eines Alkoholikers, noch einen letzten Ausweg zu haben, um nicht mit dem Trinken aufhören zu müssen! Und zwar nur deshalb, weil man schon abhängig ist. Und sich an jeden Strohhalm hängt, den man greifen kann, um sein Lösungsmittel (wofür auch immer!) nicht hergeben zu müssen.
    Den Aufwand (innerlich und äußerlich) und die Energie, die ich in solche "Aktivität" setze, könnte ich echt gut für andere Dinge im Leben nutzen, um mein Leben auf die Reihe zu bekommmen.. anstatt mit dem Suchtmittel umgehen zu müssen.
    Ich empfehle, wenn ich das mal so ausdrücken darf, bedingungslose Kapitulation vor dem Suchtmittel, damit man nicht mehr sein Sklave ist und bleibt.
    Bissel schlau geredet, aber so mein ich´s halt..
    LG Hermine

  • Für mich persönlich ein absolutes Unding (auf pfälzisch heißt das: "Ein bissel schwanger geht auch nicht!).
    Und nach allem, was ich bis jetzt in meinem Leben und im Netz so erlebe, haut das auch kaum hin!
    Bzw ist es wohl so, dass es für wenige vereinzelte schon ne Möglichkeit sein KANN,
    aber dafür viele andere erstmal vom Clean Werden abhält, weil: Es ist ja ein Programm und "kontrolliert" klingt ja stark und vernünftig.

    Hab da auch schon heftige Diskussionen geführt - und mittlerweile verschwende ich da keine Energie mehr drauf!
    Ich bin ja früher auch lange lange "bewußt" mit dem Pulver umgegangen - und jeder, der mir da reinredete, war ein Spießer! Haha... :gm:

    LG.Gane

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!