Die große Ambivalenz mit meiner Essstörung

  • Hallo ihr alle,

    ich muss das hier jetzt irgendwie mal rauslassen, da es mich seid ein paar Tagen wieder ganz extrem beschäftigt, nervt und ich dadurch nicht zur Ruhe komme.


    Meine derzeitige Situation schaut wie folgt aus:

    Vor knapp drei Wochen bin ich aus einer stationären Behandlung entlassen worden.
    Dort war ich u.a. wegen meiner Magersucht.
    Ich war auch zum erneuten Male im Ess-Programm um wieder an Gewicht zuzulegen.
    Dennoch war das Zielgewicht noch im anorektischen Bereich.

    Das Ess-Programm fand ich persönlich einfach aus dem Grund nicht wirklich erfolgreich (auch wenn ich es geschafft und beendet habe), weil ich von Woche zu Woche immer mehr zunehmen musste. Hatte nicht zwischendurch die Möglichkeit, mich an meinen "neuen Körper" zu gewöhnen.
    Denn kaum hat man die eine Woche mit der Zunahme geschafft, musste man die Woche darauf gleich wieder mind. die gleiche Menge zunehmen.
    Die Zunahmen belaufen sich auf Werte zwischen 700-1500 Gramm die Woche, also auch nicht gerade wenig, in sofern kann man sich ja ausrechnen, wie viel man ggfl. zunimmt, wenn man 6 Wochen im Essprogramm verharren muss um dann ansatzweise auf sein Zielgewicht zu kommen.

    Erst, als ich das Zielgewicht erreicht und aus dem Ess-Programm "entlassen" wurde, durfte ich mein Gewicht halten, nicht wieder abnehmen (außer 300 Gramm Gewichtsschwankungen wurden eingerechnet, was bei weitem eigentlich nicht gelingen kann so wirklich).
    Jedoch hab ich mir extrem schwer getan, dieses Gewicht zu halten und auch zu akzeptieren, weils es mir persönlich viel zu schnell hochging und ich meinen Körper einfach nur grausam fett fand.
    Ich selbst habe mich gar nicht mehr wohl gefühlt, worunter erst recht mein Selbsthass, meine nicht vorhandene Selbstliebe und Selbstakzeptanz und vor allen Dingen auch mein Selbstwertgefühl und mein Selbstbewusstsein litten.
    Meine Depressionen wurden von Zunahme zu Zunahme immer größer.
    Dennoch konnte ich das Gewicht notgedrungen bis zu meiner Klinikentlassung halten...

    Vor zwei Wochen hatte ich dann ein Vorgespräch bei einer ambulanten Therapeutin.
    Sie ist Verhaltenstherapeutin und u.a. spezialisiert auf Essstörungen.
    Mehr oder weniger habe ich auch schon eine Zusage von ihr bekommen, dass ich den ersten Platz bekommen kann, den sie frei hat.
    Am kommenden Mittwoch habe ich bei ihr meine zweite probatorische Sitzung, in der wir auch meine Ess-Protokolle durchgehen wollen, um die sie mich gebeten hatte, die weiterhin zu schreiben.

    ________________________________


    Nun zu meinem Problem:
    Da ich mit dem Entlassungsgewicht nicht klar kam, litt natürlich auch mein tägliches Essen wieder, seiddem ich zu Hause bin.

    Gewichtsmäßig habe ich jedoch in den 3 Wochen nicht wirklich viel abgenommen.
    Maximal 1 Kilo, was nun wirklich nicht viel ist, dafür, dass ich maximal am Tag nur eine Mahlzeit esse, welche entweder aus Salat, Rohkost, Obst oder Joghurt besteht!

    1. Habe ich nun voll Angst vor dem, was meine Therapeutin sagt.

    2. KANN ich einfach nicht mehr essen, wenn ich schon bei dem wenigen Essen ja so gut wie gar nichts abnehme, wie solle ich dann wieder mehr essen???

    3. Steht mein Gewicht derzeit kurz vor einem "Nuller", was für mich eine riesen Hürde ist. Ich pack das einfach noch nicht. Nur: Wenn ich jetzt nicht irgendwie erst einmal abnehmen um einen Puffer zu haben um erst einmal wieder regelmäßig zu essen, dann habe ich bald zwei Probleme auf einmal (nämlich das regelmäßige Essen zu müssen und dann auch noch das Problem mit der "Zehner-Zahl" auf der Waage).


    Mein Kampf im Moment ist sehr groß.
    Ich weiß, dass ich Essen muss. Ich weiß, dass ich noch zunehmen muss und noch weit von meinem NG entfernt bin.

    Aber ich KANN das einfach noch nicht alles auf einmal!
    Ich bin immer am hin und her hüpfen zwischen den zwei Fronten in meinem Kopf.
    In meinem Schädel bekriegen sich jede Minute Engelchen und Teufelchen.

    Ich merke, dass ich wieder immer tiefer in die Essstörung rutsche.
    Das darf nicht sein....dann wäre das Ess-Programm und die erneute stationäre Behandlung umsonst gewesen, was das betrifft.
    Dann wären all die Qualen umsonst, die ich erleiden musste dort.


    Ich weiß jetzt auch gar nicht so genau, was ich hier bezwecken will mit meinem Geschreibsel.
    Es musste einfach mal raus, sonst erdrückt es mich noch!


    Kennt noch jemand von euch diese starke Ambivalenz oder kämpft auch dagegen?
    Ich kann nicht mehr und bin schon wieder am Ende meiner Kräfte angelangt.

  • Zitat

    Ich weiß jetzt auch gar nicht so genau, was ich hier bezwecken will mit meinem Geschreibsel.
    Es musste einfach mal raus, sonst erdrückt es mich noch!


    Na, genau dafür ist doch das Forum da, endlich mal alles sagen/schreiben zu können, was einen belastet und beschäfftigt. Und natürlich für den Meinungsaustausch.

    Eigentlich kann ich dir nur Mut und Kraft zukommen lassen, das Ganze weiterhin anzugehen.
    Mir ist klar, das es ein riesiger Kampf ist, zu Essen, die Waage, Deinen Körper anzunehmen. Aber der Kampf lohnt sich! Was meinst Du, wie stolz Du auf Dich sein wirst, wenn Du es schaffst, zu essen und Dein Gewicht wenigstens zu halten.
    Daß Du therapeutische Unterstützung hast, finde ich sehr gut. Denn alleine schafft man diesen Berg nicht.
    Hast Du denn sonst noch Unterstützung? Das wäre ja auch eine zusätzliche Hilfe.
    Ansonsten gibt es ja immer noch uns.

  • Hallo Dunge,

    naja, therapeutische Unterstützung habe ich derzeit nur in Maßen.
    Ich habe noch nicht wirklich eine ambulante Therapie anfangen können, da die meisten Therapeuten Wartezeiten von bis zu einem Jahr haben.

    Vor zwei Wochen jedoch hatte ich mein erstes Vorgespräch bei einer ambulanten Verhaltenstherapeutin, welche sich eben auch auf Essstörungen spezialisiert hat.
    Dort gab sie mir gleich die Ess-Protokolle mit, die ich eben jetzt in den letzten zwei Wochen schreiben sollte.
    Am kommenden Mittwoch habe ich ja dann erst meine zweite probatorische Sitzung, aber hab schon mehr oder weniger eine Zusage von ihr, dass sie mich auch nehmen und behandeln würde.

    Das Problem ist eben nur die Warteliste und der Platzmangel.....
    Da muss ich eben noch warten, bis wir dann wirklich mit einer Therapie beginnen können.


    Weitere Unterstützung habe ich leider keine, weshalb ich mich ja eben auch hier im Forum anmeldete.
    Einfach, um einen Austausch mit betroffenen zu haben, und im Notfall auch mal solche Dinge von mir geben zu jkönnen und mich mitteilen zu können, was da gerade bei mir los ist, ohne es wieder komplett in mich hineinfressen zu müssen.

    Da ich eben auch allein lebe, bekommt ohnehin niemand mit, was ich nun wie viel am Tag esse.
    Aus dem Grund ist es was leichtes, da wieder hinein zu rutschen, ohne dass ich es wirklich auch mitbekomme.....LEIDER!

  • Dass eine Thera schon mal Interesse an einer Behandlung zeigt, ist schon mal gut!
    Dass Du alleine lebst, ist bei diesem Hintergrund natürlich schlecht. Sonst hätte Dich jemand sanft darauf hinweisen können, wie Dein Essverhalten gerade ist.
    Und dass Du hier bei uns gelandet bist, finde ich gut. Klar, wir können keinen realen Kontakt ersetzen, aber wir können doch Rat und Hilfe leisten, zuhöre (zulesen). Ich hoffe, daß Du in einen regen Austausch mit gleichgesinnten kommst. Vielleicht wäre auch ein Postfach für Dich keine schlechte Idee. Da kannst Du über alles schreiben (natürlich nur solange es nicht unsere Regeln sprengt), was Dir am Herzen liegt, also nicht nur Themagebunden.
    Wenn Du Fragen oder Probleme hast, scheue Dich bitte nicht, Dich an mich oder ein anderes Teammitglied zu wenden. Wir haben ein offenes Ohr für Dich.

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