Nie mehr abhängig...

  • Ich weiß, der Titel klingt eher nach Sucht. Ist in diesem Fall aber nicht so gemeint. Mir wurde eine Abhängige Persönlichkeitsstörung bescheinigt - von einer Person, die mir sehr nahe steht...mittlerweile muss ich sagen: stand. Mein Selbstwertgefühl stand und viel mit dieser Person. Mit ihrer Meinung über mich. Ich habe es in der Klinik geschafft, mich endlich von dieser Person zu lösen - nun habe ich aber Angst, das ich mir nun eine andere Person suche, von der ich mein Selbstwertgefühl abhängig mache. Leider hat der Ablöseprozess so lange gedauert, das danach die Therapie zu Ende war (Gab keine Verlängerung von der Krankenkasse) - das wir darüber nicht mehr sprechen konnten. Das wird jetzt natürlich Teil der ambulanten Therapie werden. Hat jemand Erfahrung mit so etwas und kann mir Tipps geben, wie ich nicht wieder in so eine Anhängigkeit gerate, wie ich mit Kritik umgehen kann ohne das danach gleich mein Selbstwertgefühl komplett im Eimer ist...
    Bin dankbar für jeden Hinweis.

    Gruß
    Conny

  • Hallo Conny,

    kenn ich nur zu gut, hatte ich auch schon mal.
    Ich fürchte da hilft nur eines: ein besseres Verhältnis zu sich selbst! Wenn du dich selbst magst und dir selbst einiges Wert bist, können dich andere kritisieren wie sie wollen, wenn du nach betrachten der Kritik zu dem Schluss kommst, dass die Kritik nicht gerechtfertigt ist, dann geht es dir trotzdem noch gut. Wenn du weißt und fühlst, es ist gut so wie du bist, hast du keine Angst mehr, irgendwann alleine da zu stehen, weil du dir sicher sein kannst, dass es immer Menschen geben wird, die dich mögen. Dann bist du von niemandem mehr abhängig, weil du selbstsicher bist und in dir ruhst. Das Zauberwort heißt also: Selbstwertgefühl steigern. Das kannst du super in der Therapie erarbeiten! :smiling_face:

  • Zitat

    Ist in diesem Fall aber nicht so gemeint. Mir wurde eine abhängige Persönlichkeitsstörung vbglossarlink.gif bescheinigt - von einer Person, die mir sehr nahe steht...

    Diese Person war aber nicht zufällig ein Therapeut???
    Sorry, aber ich finde das immer sehr zweifelhaft, wenn Freunde/Bekannte/familie anmaßen solche "Diagnosen" zu stellen.
    Letztendlich kann dir nur ein erfahrener Therapeut sagen, ob es wirklich so ist. Und das sicher auch nicht nach 1-2 Terminen.

    Vielleicht kannst du daran arbeiten dein Selbstwertgefühl zu verbessern.
    Und genau das auch in der ambulanten Therapie weiterführen?!
    Tu was dafür, dass du dich selbst mehr magst, etwas schaffst. Klar, das dauert und man macht erstmal kleine Schritte, aber wie wärs mit Sport? Kleinen Erfolgserlebnissen? Ein Hobby, welches dir Spass macht? Ehrenamtliche Tätigkeiten?
    Ich denke, dass man grad bei dem Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein aktiv etwas machen muss. Reden allein reicht nicht aus. Ein Stück weit schon, aber nicht vollkommen.

  • @Lady: Ich glaube dieser Satz, den du zitiert hast, war nicht so gemeint, dass die Diagnose von der nahestehenden Person getroffen wurde, sondern dass die Abhängigkeit von dieser Person bestand. :winking_face:

  • Jo so war der Satz nicht gemeint...sorry, war komisch formuliert. Also die Diagnose wurde natürlich von einem Therapeuten gestellt, die Abhängigkeit besteht zu einer sehr nahen Person. Ja ich werde definitiv daran arbeiten müssen, mich selbst zu akzeptieren...aber das ist soooooooo schwer... :frowning_face: Ich bin mir selbst nichts wert und sehe mich einfach nicht so, wie andere mich sehen. Ich kann das auch nicht annehmen, wenn mir das jemand sagt. Das sind wie zwei Welten; in der einen, sehe ich mich als "Niemand", der nicht bemerkt wird und der für niemanden wichtig ist - auf der anderen Seite sind viele Leute, die mir sagen, das ich total wichtig bin für sie - und es sind so viele, das ich rational sagen muss: So viele Leute können sich nicht irren...
    Aber mein eigenes Selbstbild ist so völlig anders, das ich große Mühe habe, die Meinung der anderen zu akzeptieren und anzunehmen.

    Gruß
    Conny

  • Zitat

    Aber mein eigenes Selbstbild ist so völlig anders, das ich große Mühe habe, die Meinung der anderen zu akzeptieren und anzunehmen.


    Das, liebe Conny, kenne ich nur allzu gut. Aber inzwischen ist es besser bei mir. So blöd es sich vielleicht anhört: Da hilft nur eines: dran bleiben! Das menschliche Gehirn ist im Prinzip nichts anderes als ein Computer, der programmiert wird/werden kann. Momentan läuft dein Programm auf "Selbsthass und Minderwertigkeit", irgendjemand hat das so mal programmiert und du hast das übernommen. Aber genauso kannst du dein Gehirn wieder umprogrammieren! Es ist nicht einfach, braucht Geduld, denn es dauert seine Zeit, aber es ist machbar.
    Der erste Schritt ist, dass du die Meinung der anderen "einfach mal" stehen lässt. Sie muss ja nicht deiner Meinung entsprechen, du bist bestimmt auch in anderen Bereichen mit diesen Menschen nicht immer einer Meinung und kannst ihnen trotzdem ihre eigene Meinung lassen, oder? Versuch das auch in diesem Bereich! Geh erst einmal NUR über die rationale Ebene. Und mach dann ein Stopp.
    Und dann beginnt das Umprogrammieren. So wie du dir selbst immer sagst, dass du nichts wert bist, sagst du dir dann ab sofort, dass du etwas wert bist. Am Anfang kommt dir das vielleicht wie eine Lüge vor. War bei mir auch so und ich hab dann oft an der Stelle abgebrochen, weil ich mich nicht selbst belügen wollte. Aber es ist ja kein Selbstbelügen, es ist nur ein Umprogrammieren. Und wer sagt denn, dass das aktuelle Programm das richtige ist und nicht das neue?! :winking_face: Wie gesagt, es dauert seine Zeit, aber dann wirst du immer mehr Dinge an dir erkennen, die du doch ganz gut findest und die du vielleicht sogar magst. Und damit steigert sich dann nach und nach dein Selbstwertgefühl!

  • Danke, gelberose, ich werde daran arbeiten. :smiling_face: Es stimmt - es kommt einem vor, als ob man sich selbst belügt...deshalb habe ich es auch immer wieder abgebrochen. Aber gerade jetzt, wo ich den neuen Job antrete, in dem es sicher auch mal Kritik geben könnte, sollte ich mir ein klein wenig Selbstwertgefühl aneignen - ich fürchte sonst, das geht schief...Gerade wenn das Arbeitsverhältnis nur sekundär ist (weil in erster Linie sind wir befreundet), muss ich zusehen, das ich das getrennt bekomme. Das Kritik nicht automatisch heißt, das es etwas an unserer Freundschaft ändert. Zur Zeit überrollen mich immer mal wieder kurzzeitig Angstzustände, in denen ich denke ich pack das nicht...zum Glück hilft mir da aber auch mein Glaube, der mir immer wieder sagt, ich soll nicht zu viel Angst haben, sondern einfach vertrauen. Ist leicht gesagt und auch für Christen jedes mal ein neuer Kampf, aber ich will versuchen, Gott zu vertrauen - das er mir hilft, in meinem Job und für die Zukunft.

    Gruß
    Conny

  • Hm, also, ich hab meine eigene Einstellung zu Gott, aber das gehört nicht hierher! :winking_face: Aber ich persönlich finde, dass man besser damit dran ist, auf sich selbst zu vertrauen. :smiling_face: Aber wenn dir dein Glaube hilft, dann ist das natürlich auch gut! :smiling_face:

    Ja, dass Kritik an Arbeit nicht Kritik an der eigenen Person gleichzeitig bedeutet, ist echt schwer. Kannst du mit dieser Freundin denn gut reden? Wenn ja, dann erzähl ihr von deinen Befürchtungen und mach mit ihr aus, dass du sie darauf ansprechen darfst, wenn du an eurer Freundschaft wegen Arbeitskritik zweifelst. Das könnte helfen.

    Also, versuch es nochmal mit der Selbstwertsteigerung und brech nicht ab, wenn es sich anfühlt als ob du dich selbst belügen würdest. Denk immer daran, dass du dich "nur" umprogrammierst! :winking_face:

    Wenn ich dir irgendwie dabei helfen kann, sag mir bitte bescheid, ja?!

  • Danke für dein Angebot, habe dir inzwischen eine e-mail geschrieben, so dass du nun auch meine Mail - Adresse hast. Mir hilft es sehr, Gott ist mein Fundament...und ganz ehrlich...wenn man nichts von sich hält - wie soll man sich dann selbst vertrauen??? Das funktioniert nicht.

    Ja mit dieser Freundin kann ich super reden - sie hat schon selbst zu mir gesagt, das sie das strikt trennen möchte und das eine Kritik ihrerseits nicht bedeutet, das sie unsere Freundschaft in Frage stellt. Ich muss das nur im Kopf klar kriegen...
    Wir hatten einen nicht ganz einfachen Start vor sechs Jahren. Denn wir haben ziemlich schnell sehr tiefgreifende Gespräche geführt und kannten uns viel zu wenig, wussten dafür aber eigentlich schon viel zu viel voneinander...weiß nicht, ist schwer, das anders zu erklären. Inzwischen kennen wir uns besser und haben unsere Freundschaft ausgebaut - sind aber jetzt eigentlich erst an dem Punkt, wo wir die geführten Gespräche eigentlich erst hätten führen sollen. Zu der Zeit, wo wir diese Gespräche geführt haben, hatten wir noch keine Ahnung, ob wir es tatsächlich schaffen würden, eine so enge Freundschaft aufzubauen. Klingt jetzt vermutlich ziemlich verwirrend... :grinning_squinting_face:
    Wir wollen beide diese Freundschaft auf keinen Fall gefährden, wissen aber auch beide, das wir uns mit diesem "Arbeitsverhältnis" da teilweise auf sehr dünnem Eis bewegen. Wir können nur hoffen und Gott darum bitten :winking_face: das alles klappt!

    Gruß
    Conny

  • Zitat

    wenn man nichts von sich hält - wie soll man sich dann selbst vertrauen??? Das funktioniert nicht.


    Ja, das ist schon klar, aber dagegen willst du ja jetzt was tun, nicht wahr?! :winking_face:

    Zitat

    und das eine Kritik ihrerseits nicht bedeutet, das sie unsere Freundschaft in Frage stellt. Ich muss das nur im Kopf klar kriegen...


    Nicht nur im Kopf, vor allem das Gefühl, das ja meistens bisserl hinterher hängt, muss das auch verinnerlichen. Wenn du es nur im Kopf verankert hast, kann dir das Gefühl trotzdem immer noch einen Strich durch die Rechnung machen.

    Ich versteh schon, wie du das mit der Freundschaft meinst. Hatte ich auch so eine, weil wir uns in der psychiatrischen Klinik kennen gelernt haben. Da führt man automatisch tiefgehende Gespräche. Leider ist sie dann weit weg gezogen, so dass der Kontakt vielleicht ein oder zweimal im Jahr ist. :frowning_face: Aber wenn das so eine Freundin ist, der du vertraust, dann denk ich mir schon, dass ihr das hinbekommt. Und wenn ihr merkt, dass das doch nicht so klappt, könnt ihr das Arbeitsverhältnis ja wieder beenden.

  • Ja das haben wir uns auch gesagt, bin ja erstmal froh, ein Arbeitsverhältnis zu haben...mich wieder auszutesten...wie weit ich gehen kann und so. Nur die Angst...die lässt sich einfach nicht ausschalten... :frowning_face:
    Ich weiß, das ich meist mehr von mir verlange und mehr von mir erwarte, als eigentlich gefordert...aber ich kann es einfach nicht abstellen. Ich bin aufgewachsen und immer über Leistung definiert worden. Ich krieg das einfach nicht mehr raus...ich denk immer, ich muss besser sein und teilweise sind meine Erwartungen an mich sehr viel höher als notwendig. Ich glaub, mittlerweile ist die Messlatte so hoch, das ich zwangsläufig scheitern muss...was mich dann wiederum in der Ansicht bestätigt, das ich unfähig bin...usw.

    Die Einsicht in diese Dinge ist längst klar, aber an der Umsetzung haperts gewaltig. Die eine Schwester in der Klinik, mit der ich mich super verstanden hab, die hat mir gesagt, ich muss Geduld mit mir haben... :grinning_squinting_face:
    Sie hat ja Recht, wie mit vielen Dingen, die sie mir im Laufe unserer Gespräche versucht hat, klar zu machen. Sie hat versucht, mich schon im Denken ein wenig "umzuprogrammieren". Wir haben uns irgendwann mal über Hobbies unterhalten und für sie war es unverständlich, das ich zehn Instrumente spiele und das nicht...wie drücke ich es aus...also ich sehe es als nichts Besonderes. Sie fragte mich dann, was ich zu jemandem sagen würde, der zehn Sprachen spricht. Ich sagte, finde ich bewundernswert, woraufhin sie nur grinste...

    Ist halt alles nicht so einfach, aber ich denke - es gibt einen Mittelweg. Das Selbstbewusstsein aufzubauen, aber den Glauben und das Vertrauen zu Gott zu behalten :smiling_face:

    Gruß
    Conny

  • Die Angst sollst du auch nicht ausschalten. Angst ist eigentlich gar nichts schlechtes. Angst bewahrt uns davor, uns in Gefahrensituationen zu begeben. Wenn wir auf ner 3m hohen Mauer stehen und Angst haben, da runter zu springen, ist das gut, denn der Sprung könnte uns verletzen und stellt damit eine Gefahr dar, vor der uns die Angst warnt. Also etwas durchaus positives. Nur haben wir oft den Gedanken entwickelt, dass wir vor nichts Angst haben dürfen, verwechseln Angst mit Feigheit. Oder wir steigern uns in die Angst hinein, so dass sie uns nicht mehr nur warnt, sondern komplett beherrscht. Auch nicht gut. Aber Angst an sich ist nichts schlimmes, sie lässt uns einfach vorsichtiger sein, was ja grundsätzlich nicht verkehrt ist. :winking_face:

    Also, wenn du über den Verstand schon einiges kapiert hast, ist das schon mal sehr viel Wert! Mit der Umsetzung hab ich auch so meine Probleme. Aber das ist besser seit ich Heileurythmie mache. Und so wird es bestimmt auch für dich etwas geben, was dir bei der Umsetzung hilft. Z.B. dein Glaube. Vor Gott sind doch alle Menschen gleich. Also bist du vor Gott genauso viel wert wie alle anderen Menschen. Also, kannst du dir auch mehr wert sein. Vielleicht findest du ja auf diesem Weg, über deinen Glauben eine Brücke, die dich von der Theorie auch in die Praxis führt. :smiling_face:

  • Ja, es stimmt schon, das Angst nichts verkehrtes ist...nur mir steht die Angst einfach zu oft im Weg :frowning_face: Ich gebe ihr nach und kneife vor Dingen, statt es erst einmal zu versuchen...sie lähmt mich und nicht selten ist sie der Auslöser einer Disso...

    Gruß
    Conny

  • Ja, das meinte ich mit dem Teil, dass Angst uns komplett beherrschen kannst.

    Ich wünsch dir ganz viel Kraft und Mut!

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