Hi Gane!
Über diese Rückfallsache vor 2 Wochen hab ich ganz schön viel nachdenken müssen, das hat mich ziemlich lang beschäftigt.. Es ist ja so wie du sagst: Ich hab mir quasi das Pulver während der schlimmen Phase selbst kleingehackt, dann in nem Schrank vergessen und jetzt beim Aufräumen wiedergefunden und gleich gezogen. Aber abgesehen davon geht es jetzt langsam aber stetig bergauf. Die ganze letzte Woche z.B. hatte ich jetzt gar kein Verlangen, meine Gedanken kreisen inzwischen auch nicht mehr ununterbrochen um das Thema. Ich entwickele inzwischen auch irgendwie eine gewisse Angst vor dem Spielen, oder besser gesagt vor dem was passieren würde, wenn ich wieder anfangen würde.
Ich fühl mich ziemlich gut! Es ist super, nicht mehr chronisch pleite sein zu müssen! Stattdessen bemühe ich mich darum, mein Geld zusammenzuhalten. Ich lerne langsam wieder, eine angemessene Beziehung zum Geld aufzubauen, es klingt viellecht blöd aber das ist gar nicht mal so leicht. Immer wieder halte ich mir vor Augen, wie viel Geld 50 Euro sind und was man alles damit machen kann anstatt es sinnlos im Casino zu verbrennen.
Seit acht Wochen und zwei Tagen bin ich jetzt sauber und es fühlt sich gut an. Ich werd alles geben, damit das weiterhin so bleibt. Es hat sich wirklich gelohnt, die Notbremse zu ziehen und den Absprung zu starten.
Beste Grüße

Hey Leute, hier mal ein kurzes Update:
Heute sind schon 73 Tage um und ich fühl mich immer besser. Es ist aber auch anstrengend. Ich will wieder derjenige werden, der ich vor der Suchtspirale war, das ist gar nicht so einfach. Zum Glück gibt es einen Gedanken, der mich auch in den schwierigen Phasen weiter antreibt: Ich weiß noch ganz genau, wie elend, verzweifelt und zerstört ich mich gefühlt hab als ich ganz am Boden war in dem Moment, als ich alles verzockt hatte und mich hier angemeldet habe... So will ich mich nie wieder fühlen müssen!
Auf die nächsten zweieinhalb Monate!

Zitat von ganesha

Nee, 50.- sind heute wieder "eine Woche einkaufen", wie sich das gehört!

Oder halt 2-3 Wochen Essen in der Mensa

Viele Grüße!

Bin heute auf den Tag genau seit drei Monaten clean

Vielen vielen Dank für eure Antworten! Ich muss nochmal sagen, dass ich sehr froh darüber bin, dass ich vor drei Monaten dieses Forum gefunden habe! Die Resonanz hier im Forum ermutigt mich auch immer zum Weitermachen

Ein großes Plus seit dem Aufhören vor 3 Monaten ist, dass ich endlich mal wieder Geld auf dem Konto habe und davon auch was sparen kann. Und noch schöner ist, dass der Betrag auch jeden Monat ein bisschen größer wird
Euch auch viel Erfolg beim Weitermachen!

Hey Gane, danke der Nachfrage. Ich bin lange nicht mehr hier gewesen und habe mich lange nicht mehr gemeldet, da ich jetzt eine sehr lange Zeit in Therapie war und mich zu sehr geschämt habe, hier wieder online zu gehen. Um es kurz zu machen, ich habe es vergeigt vor drei Monaten. Ich habe einen ganz ganz schlimmen Rückfall gehabt am 28. April. Es lief so gut bis dahin, der Suchtgedanke war quasi aus meinem Leben verschwunden, ich hatte so viel gespart und war scheinbar zufrieden! Aber ich habe in dieser einen Nacht fast alles verzockt, was ich in den spielfreien Monaten mühselig angespart hatte, fast 500 Euro. Der ganze Stress und Ärger, der sich aufgestaut hatte, ist über mich hereingebrochen und ich habe wieder angefangen zu spielen, ferngesteuert, wie ein Zombie. Es gibt keine Entschuldigung dafür, ich muss auch nichts mehr schönreden. Ich bin übermütig geworden, wahrscheinlich weil ich dachte, ich wäre geheilt, ich weiß es nicht. Ich wollte es mir noch einmal beweisen, dass ich es doch kann, dass ich doch gewinnen kann beim Glücksspiel. Als ich aus der Trance erwacht bin und gemerkt habe, dass so viel weg war, habe ich einfach nur noch geheult und mich bis zum Anschlag betrunken, um mich zu betäuben. Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, wusste ich, dass ich jetzt nur eins brauche, nämlich richtige Hilfe. Ich hätte eigtl an dem Montag um acht Uhr in der Klinik sein sollen. Aber ich bin nicht hingegangen, sondern mit einem unglaublichen Kater instinktiv zur Klinik für Psychiatrie gefahren, hab mich in der Ambulanz vorgestellt und um dringende Hilfe gebeten. Die haben mich gottseidank auch aufgenommen und dann bin ich fast eine Woche da geblieben. Hat mir sehr geholfen. Danach hab ich auch direkt eine sechswöchige ambulante Therapie vereinbaren können (wahrscheinlich weil ich Privatpatient bin...?) und hab die konsequent durchgezogen, die wurde auch auf Antrag nochmal um zwei Wochen verlängert.

Am Anfang habe ich mich so sehr geschämt, dass ich es nicht gepackt habe, mich hier zu melden. Ich habe mich geschämt vor dem Forum hier, weil ich versagt hatte. Ich konnte nicht online gehen, weil ich das Gefühl hatte, euch alle enttäuscht zu haben! Ich wollte auch ein Vorbil für andere sein und habe es nicht geschafft! Gane, ich hatte dir versprochen, dass ich versuche, aus diesem Sumpf rauszukommen und es hat nicht geklappt. Ich konnte fast keinem mehr in die Augen sehen, habe mich gebranntmarkt und als Versager gefühlt. Ich habe mehrere "Freunde" verloren in dieser Zeit. Erst wenn es hart auf hart kommt, merkt man erst, wem man wirklich vertrauen kann. Wirklich zum Kotzen. Ich hätte eigtl Examen machen sollen dieses Jahr, aber daraus wird jetzt nichts mehr, ich musste das wegen der ganzen Geschichte um ein Semester verschieben. Egal, Hauptsache erstmal "gesund" werden. Besser als sich das ganze Leben zu verbauen...

Jetzt geht es mir wieder einigermaßen gut. Die lange Therapie hat mir sehr geholfen. Ich habe einen sehr wichtigen Punkt gelernt, nämlich die Wut auf mich selbst abzulegen. Diese unterschwellige Wut darauf, wie es soweit kommen konnte usw. habe ich nicht mehr. Ich kann mit der Vergangenheit abschließen. Kein Selbsthass der Welt kann die Dinge ungeschehen machen, die ich vermasselt habe. Ich kann die Welt jetzt aus einer sehr nüchternen Perspektive sehen. Ich muss mir nichts mehr beweisen. Ich sehe jetzt ein, dass diese Krankheit nicht heilbar ist, ich werde mein ganzes Leben lang süchtig bleiben. Aber ich kann die Krankheit kontrollieren, solange ich nicht spiele und abstinent bleibe! Der größte Fehler ist zu glauben, dass man geheilt sein könnte!
Vielleicht brauchte ich diesen Rückfall, um zu lernen und daran zu wachsen, ich weiß es nicht. Ich jedenfalls bin jetzt mit mir im Reinen. Ich zähle jetzt keine Tage mehr, ich merke mir nur das Datum 28.4.2013. Das ist jetzt drei Monate her, seitdem habe ich nicht auch nur den Hauch von Suchtdruck verspürt. Aber ich bin jetzt klüger, ich weiß dass er jederzeit kommen kann. Aber dann bin ich vorbereitet!
Ich hoffe, dass ich auch in einem Jahr als rückfallfreier Mensch auf diesen Post zurückblicken kann

Gane, es tut mir so leid, dass ich dich enttäuscht habe, du bist hier im Forum sowas wie ein Vater für mich. Und auch an all die anderen, die aus meiner Geschichte Kraft geschöpft haben: Es tut mir leid. Aber that's life
Naja das Leben geht trotzdem weiter. Ich möchte jetzt in Zukunft auch wieder öfter online sein und ein paar Updates geben. Danke, dass ihr diesen doch recht langen Post gelesen habt und beste Grüße,
Thomas

Danke für eure Antworten, das tut gut!
Wie gesagt: "Am Anfang habe ich mich so sehr geschämt" - Das ist mittlerweile zum Glück vorbei, deshalb bin ich unter anderem ja auch wieder hier. Gane, du hast damals gesagt, dass du es noch nicht erlebt hast, dass einer hier im Forum dauerhaft davon los gekommen ist. Mein Gedanke nach dem Vorfall war: Du hast es versucht und nicht geschafft, genauso wie viele andere vorher auch... deswegen habe ich mich so schlecht gefühlt -.-
Im zweiten Anlauf schaffe ich es. Das Geschehene kann ich nicht mehr rückgängig machen, aber alles, was zukünftig kommt, das kann ich steuern! Ich gehe fest davon aus, dass dies mein einziger Rückfall bleibt. Ich lerne, die Zeichen richtig zu deuten, um dann effektiv gegesteuern zu können und der Gefahr aus dem Weg zu gehen. Es ist eine Herausforderung, die ich aber gerne annehme!

@Gane: Egal was du sagst, für mich bist und bleibst du ein großes Vorbild. Deinetwegen habe ich mich hier angemeldet, nachdem ich einige von deinen Beiträgen hier gelesen hatte; nur weil du mir damals mit deiner Nachricht die Augen geöffnet hast, konnte ich den Absprung wagen. Danke!
Ich würde gerne etwas von meinen Erfahrungen weitergeben, deshalb habe ich jetzt schon häufiger überlegt, ob ich nach dem Examen nicht doch als Arzt in der Suchtmedizin anfangen soll. Wäre jedenfalls authentisch...
Danke für eure Unterstützung und ein schönes Wochenende,
Thomas

Kurzes Update: Es läuft alles bestens! In den ganzen letzten Monaten habe ich weder Druck noch Verlangen verspürt Abgesehen davon habe ich auch irgendwie Angst vor dem Spielen, mein Geld ist mir einfach zu wichtig als dass ich es sinnlos verzocken würde. Ich bin so froh, dass es so gut läuft! TROTZDEM bin ich gewarnt und bleibe wachsam, dieser fürchterliche Rückfall wird sich definitiv nicht wiederholen!
Beste Grüße!