Hallo zusammen.
Auch ich habe nun nach über 10 jährigem Dauerkonsum (so richtig von morgens bis abends) endlich mal die Notbremse gezogen und kann heute auf 2 Monate ohne Kiff zurückblicken.
Warscheinlich sollte mich das stolz machen, aber leider tut es das noch nicht.
Die ersten Wochen waren wirklich der Horror, kaum geschlafen, wobei nicht das Einschlafen das Problem war, sondern eher das Durchschlafen.Nach 4-5 Stunden war ohnehin Schluss (und das obwohl ich sonst immer wie ein Murmeltier schlafen konnte) und ich wachte mit zermürbenden,fast erdrückenden Depris auf.Mittagsschläfchen so wie ich es 10 Jahre gewohnt (immer nach dem morgendlichen Kiffen) waren ohnehin ein Graus...ein 2tes mal am Tag mit diesen heftigen Depris aufzuwachen war Grund genug es lieber sein zu lassen.
Die Depris, welche nach dem Aufstehen am schlimmsten waren (sowas nennt man wohl Morgentief) wurden nur langsam zum Abend hin besser, allerdings nur um am nächsten morgen wieder mit voller Härte zuzuschlagen.
Antriebslosigkeit,Trauer und auch ein gewisser Grad an Verzeiflung bestimmten meine ersten Tage und Wochen .
Da dieser Zustand, den ich noch nie vorher jemals erlebt hatte, so unerträglich war, begann ich verzweifelt nach Hilfe zu suchen...erst durch Recherche im Internet und dann schon bald durch einen Aztbesuch und später dann endlich einem Besuch bei Suchtberatung der Caritas.
Nun war mir meine Situation klar, starke Depressionen aufgrund des Entzugs nach Langzeit-Hardcore-Konsum.
Hinzu kommen noch mangelnde Zukunftsperspektiven, soziale Isolation und der nun stark spürbare Abbau meiner körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit sowie meiner sozialen Kompetenz.
Meine Ziele waren nun klar, doch so richitg wusste und weiss ich auch heute noch nicht wie ich das alles abarbeiten soll.
Nach mehreren Besuchen bei der Caritas freundete ich mich immer mehr mit dem Gedanken an eine Rehabilitaionsmassnahme an, in meinem Fall Doppeldiagnostik : Cannabisentzug + Psychische Folgen des Entzugs (Depris).
Anfangs sträubte ich mich dagegen, doch schon bald wurde der Wunsch immer grösser, raus aus meinem alltäglichen Umfeld zu kommen, professionelle Hilfe in Form von Psycho-,Sport-,Ergo-Therapie etc. zu bekommen und endlich was zu tun, dass sich richtig anfühlt.
Seither gibt es für mich einen Hoffnugsschimmer, zwar in unbestimmter Zukunft aber immerhin.
Aufgrund des Antragsverfahrens musste ich mich intensiv mit meiner Situation befassen und das tat mir unglaublich gut, das anfängliche Durcheinander von Trauer, Depris und Hilflosigkeit hat jetzt stark nachgelassen.
Ich kann wieder gut und lange schlafen, die Depris haben ebenfalls spürbar abgenommen und sind nun auf einem erträglichen Level, nur manchmal aber immer seltener werdend bin ich noch so richtig quälend mies drauf.
Ich habe nach über 10 Jahren endlich mal zugenommen (das Dauergekiffe hat aus mir nen untergewichtigen Schmalhans gemacht) und ich wiege heute so viel wie noch nie.
Nur die Zigaretten nerven noch tierisch, hatte mit den Kippen angefangen um mir den THC-Entzug leichter zu machen (so als Ersatzstütze quasi) aber nu rauch ich wie ein Schlot und komm net wirklich davon los, aber da setz ich ebenfalls grosse Hoffnungen in die Reha, so weit weg vom alltäglichen Trott hoffe ich, dass es mir dort gelingen wird.
Antriebslos bin ich aber leider immer noch (ka ob das am nicht enden wollenden Winter liegt) und wirklich sinnvoll gestalte ich meine Tage leider auch noch nicht.Die Suchtattacken werden auch immer weniger und im Moment bin ich einfach nur froh diese arg schlimme Zeit hinter mir zu haben und die Tage wieder ertragen zu können.
Aber langsam macht sich in mir ein Gefühl breit, dass ich lange vermisst hab...man nennt es wohl Optimismus.
Das Warten auf die Reha lässt mich durchhalten und hier und da gelingen mir sogar Dinge die ich seit 10 Jahren nicht auf die Reihe bekommen hab, zb. ein Besuch in der Schwimmhalle, regelmässiger Kontakt mit meiner Familie und meine Wohnung sieht auch viel besser aus als früher.
Ich bin noch lange nicht übern Berg aber ich habe langsam wieder Wünsche und Träume und ein paar deutliche Ziele vor Augen und nach 10 Jahren Pause vom wahren Leben kanns ja eigentlich nur besser werden.
Eigentlich hab ich diesen Post geschrieben um ein paar aufbauende Kommentare von Leuten zu bekommen die den ganzen Mist schon hinter sich haben, aber irgendwie liest sich der Text hier so, als würde ich versuchen andere aufzubauen.
Aber nun gut dann sei es eben so, ich werde immer mal wieder was dazu schreiben, vieleicht hilft das ja jemandem...mir auf jeden Fall.
Also bis die Tage und danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt die Wall of Text hier zu lesen.
:wink: