Sensationeller Erfolg gegen schwere Depressionen durch tiefe Hirnstimulation

  • Liebe Mitglieder, liebe Mitleser,

    schon vor einigen Tagen bin ich auf einen doch recht interessanten Artikel gestoßen.
    Es geht dabei um Hilfe bei schweren 'Depressionen, wobei es einen direkten Eingriff voraussetzt und sicher nicht zur allgemeinen Standarttherapie gedacht ist.

    Doch wenn es um sehr schwere 'Depressionen geht, welche vielleicht über viele Jahre nicht auf die normalen Therapieansätze geheilt oder zumindest gelindert werden konnten, dann ist das ja schon auch eine zukünftige Möglichkeit.

    Hier ein Auszug aus dem Artikel:

    Zitat

    Forscher des Bonner Uniklinikums pflanzten schwerstdepressiven Patienten Schrittmacherelektroden in das Mediale Vorderhirnbündel im Gehirn und erzielten damit einen erstaunlichen Erfolg: Bei sechs der sieben Patienten verbesserten sich die Symptome erheblich. Diese Methode der „tiefen Hirnstimulation“ wurde bereits an verschiedenen Strukturen im Gehirn getestet, aber mit deutlich geringeren Effekten.

    Weiter ==> hier

    Quelle: Curado, erfolg-gegen-depressionen-durch-tiefe-hirnstimulation, 10-04-2013

    Was meint ihr dazu?
    Kann sich das wer vorstellen, wenn doch nichts anderes hilft??

    Oder geht das zu weit, wenn direkt im Hirn rumgeschraubt wird??

    LG Franz

  • Grundsaetzlich sollte alles das was der Gesundheit dient auch genutzt werden, soweit es sinnvoll ist. Warum also nicht leichte Stromversorgung nutzen um etwas zu (re)aktivieren ?

    Denken wir doch einfach mal an die Herzschrittmacher die heute mehr oder weniger normal sind und welchen Aufschrei es gab als die ersten Herzschrittmacher eingesetzt wurden. Da war was mit Goettern in weiss....und so....aber das macht die Menschheit, seit dem die ersten da waren die sich mit Heilkraeutern und so beschaeftigt haben. Es sind heute Neuerungen, die gestern unvorstellbar waren und morgen oft ganz normal sein werden....

    ...allerdings setzt jede Behandlung die freie Zustimmung des Patienten voraus.

    LG Siegfried

  • Zitat

    Oder geht das zu weit, wenn direkt im Hirn rumgeschraubt wird??

    Hmm... *schulterzuck* Meinem Empfinden nach sind medikamentöse Therapien auch tiefgreifende Eingriffe in die Hirnfunktion. Ich könnte schwören, dass mir von einigen Medis dauerhaft was geblieben ist. :winking_face: Wenn ich an das Nebenwirkungsprofil von einigen Stoffen denke, wird mir heillos schlecht... gerade wenn ich mir überlege, in welchen Unmengen und Kombinationen sich das manch einer reinpfeift.

    Von daher:
    Ganz klar: Ja, ich würde es machen! Das Risiko schwerwiegender Komplikationen besteht so oder so. Also? Was soll's? Mich persönlich interessiert ja auch die EKT ziemlich. Schaut man mal auf die üblichen Nebenwirkungen, finde ich die durchaus tragbarer, als das bei vielen Medis üblich ist. Klar, klingt brutal... 'nen Krampfanfall von 40 bis 60 sec Länge vermittels einer ordentlichen Ladung direkt ins Hirn auszulösen. Bedenkt man aber, dass das heutzutage ausnahmslos unter Vollnarkose und unter starken Antikonvulsiva stattfindet. Na, mich schreckt's jedenfalls nicht ab... besser als Schrecken ohne Ende. :winking_face:

  • Diese Studie an acht Patienten zeigt, dass dieses neue Verfahren grundsätzlich machbar ist und auch einen Effekt hat. Es ist aber noch viel zu früh, um aus dieser Studie eine Unbedenklichkeit abzuleiten oder eine Standardtherapie daraus zu machen, solange keine Langzeitergebnisse vorliegen. Über mittelfristige Nebenwirkungen wird im Artikel ja gar nicht berichtet, das macht mich schon stutzig. Ich habe die Originalarbeit jetzt noch nicht gelesen, aber ich könnte mir vorstellen, dass diese Patienten langfristig gesehen stark suchtgefährdet sind, da hier eine Stimulation des Belohnungszentrums erfolgt. Das ist kein Witz. Bei Parkinsonpatienten beispielsweise ist das ein ganz großes und ernstes Problem in der Behandlung, da die Antiparkinsonmedikamente ebenfalls das Belohnungszentrum stimulieren und die Patienten dadurch oft Spielsucht oder Sexsucht o.ä. entwickeln.
    Es ist aber gut, dass solche neuen Behandlungsmöglichkeiten erforscht werden, ich habe auch mit der Neurochirurgie keine ethischen Probleme, solange es dem Wohl des Patienten dient. Vielleicht gilt die Tiefe Hirnstimulation bei Depression ja in 20 Jahren als Goldstandard :smiling_face:
    Wenn ich eine langfristig therapieresistente Depression hätte, würde ich zur Zeit wohl auch die Elektrokrampftherapie wählen.

    Zitat

    Diese Methode der „tiefen Hirnstimulation“ wurde bereits an verschiedenen Strukturen im Gehirn getestet, aber mit deutlich geringeren Effekten.


    Das stimmt übrigens nicht. Auch bei Patienten mit Morbus Parkinson werden durch die Tiefe Hirnstimulation z.T. fantastische Ergebnisse erzielt. Die THS gilt dort inzwischen als Standardeingriff, wenn die entsprechende Indikation vorliegt.

  • Zitat

    Das stimmt übrigens nicht. Auch bei Patienten mit Morbus Parkinson werden durch die Tiefe Hirnstimulation z.T. fantastische Ergebnisse erzielt. Die THS gilt dort inzwischen als Standardeingriff, wenn die entsprechende Indikation vorliegt.

    AFAIK wird THS auch bei starker Epilepsie und Tourette zunehmend zur gängigen Praxis.

    Zitat

    Wenn ich eine langfristig therapieresistente Depression hätte, würde ich zur Zeit wohl auch die Elektrokrampftherapie wählen.

    Ich empfinde EKT sogar als sinnvolle Option, wenn wir es mit einer nicht medi-resistenten MD zu tun haben, diese aber eine dauerhafte Medikation unbestimmter Dauer erfordert, und man das schon ein paar zu viele Jährchen hinter sich hat. Mit zunehmendem Alter sinkt die Medikamentenmenge ja zumeist nicht gerade, und bei einigen Präparaten kann die Belastung für Leber und/oder Nieren langfristig zum Problem werden.

    Zitat

    Ich habe die Originalarbeit jetzt noch nicht gelesen, aber ich könnte mir vorstellen, dass diese Patienten langfristig gesehen stark suchtgefährdet sind, da hier eine Stimulation des Belohnungszentrums erfolgt.

    Liegt im Bereich des Möglichen, wobei ich da jetzt persönlich mit meinen Aussagen vorsichtig sein möchte. Einerseits wird Suchtvulnerabilität ja nicht nur über die Aktivierung des "Belohnungszentrums" vermittelt, andererseits weiß ich jetzt auch nicht, wie spezifisch die THS in den jeweiligen Bereichen wirkt.
    Die Hypothese, dass die Suchtgefährdung bei einer Behandlung von Parkinson mit L-Dopa über die (Über-)Aktivierung des Belohnungszentrums vermittelt wird, lässt sich freilich schwer falsifizieren, zumal sich im gesamten Organismus dopaminerge Rezeptoren finden, und die Dosierungen bei Parkinson ja teilweise einem Schlag mit dem Vorschlaghammer auf den Kürbis gleich kommen. Letztlich müsste man in diesem Fall davon ausgehen, dass es auch bei der EKT zu eben dieser NW kommen kann, da hier eine relativ unspezifische Wirkung auf fast alle Strukturen vorliegt, das Belohnungszentrum auch betroffen sein könnte.

    Nunja, davon abgesehen: Bei schwerster MD, die sich - und das gibt es ja auch - resistent gegenüber EKT zeigt, wäre mir persönlich eine vermehrte Suchtneigung als Nebenwirkung schnurzpiepegal. Schlimmer kann's ja kaum noch werden. :winking_face:

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