Viele Kiffer schaffen den Absprung nur in der Klinik

  • Ein Artikel beschreibt das mal ganz gut:

    Zitat

    Für die einen ist der Joint ein entspannendes Genussmittel – andere rutschen ab in die Cannabissucht. Vor allem sehr junge Menschen schaffen es oft nicht, mit dem Kiffen aufzuhören – und müssen für den Entzug sogar in stationäre Behandlung.
    ==> mehr
    Quelle: Anna Vonhoff, Viele Kiffer schaffen den Absprung nur in der Klinik, http://www.focus.de/gesundheit/rat…id_1014717.html, 26.06.2013, 20:12

    Alles was von Herrn Thomasius kommt, das kann ich auch unterstreichen.
    Ähnliche Erfahrungen können wir ja auch aus unserem Online-Ausstiegsprogramm Lass das Gras berichten ...

    Schade nur, der Artikel hat eine 2. Seite und da gehts schon wieder von der Wirklichkeit etwas ab ...
    Die Krönung dann, zum Ende hauen die ein Bild rein was nichts mit so einem Artikel zu tun hat.
    Warum lernen Medien nicht, genau aus dem Grund nimmt kaum wer solche Artikel ernst ...

    Doch das Kernthema, oft ist wirklich Klinik nötig, zumindest ein therapeutisch begleiteter Ausstieg, dass ist auch meine Meinung.

    Was denkt ihr??


    LG Franz

  • moinmoin !!!

    Hätte ich früher niemals zugestimmt, doch seit ich mich mit dem Thema beschäftige und selber nimmer konsumiere,
    hat sich das gedreht!
    Ich hatte zwar nen relativ leichten Absprung vom Kiff, doch war der teuer erkauft durch "Übung" beim Entzug von harten Drogen!
    Dass es bei Kiffern oft zu einem endlosen "sich im Kreis drehen" kommt, aus dem der/die Betroffenen alleine nimmer rauskommt,
    ist leider Fakt!
    Einerseits ist der THC Gehalt immer höher geworden, andererseits ist das Einstiegsalter drastisch gesunken.
    Verfügbarkeit und allgemeine Toleranz tun ihr Übriges!

    LG.Gane

    PS. Derjenige, der für das Bild verantwortlich zeichnet, muß echt einen an der Waffel haben... :angry_face:

  • Hmm....

    ich habe da eine etwas ambivalente Haltung.

    Einerseits bin ich etwas vorsichtig bei Aussagen von Fachärzten geworden. Da spielt auch immer etwas das Interesse für, und die eingeschränkte Sicht durch den eigenen Fachbereich eine Rolle. Der Herr Thomasius kommt ja letztlich vor allem mit dem problematischen Klientel in Berührung, und seine Ansichten gründen sich demzufolge auch auf den damit gemachten Erfahrungen. Allgemein sind die Problemfälle weitaus sichtbarer, und diesen Effekt sollte man auch nicht unterschätzen. Die unproblematischen Verläufe tauchen wohl kaum in irgendeiner Statistik auf. Gibt ja auch genug Suchtis, die den Nagel mit dem sie ihr Diplom an die Wand nageln, auch gleich noch dafür nutzen um ihren Konsum daran anzuhängen. Und diese Probleme mit der Perspektive unterstelle ich uns hier auch einmal pauschal. Zumindest nehme ich das auf jeden Fall für meine Person an.

    Aus ähnlichen Gründen finde ich auch den Verweis auf die Unterschiede bzgl. des Herkunftsmilieus fragenbehaftet. Ist es nicht vielmehr so, dass Problemkonsumenten aus dem Dunstkreis des Bildungsbürgertums und dessen finanziellem, psychosozialem Background nicht so häufig auf Stationen wie der Seinen aufschlagen, weil man hier in der Lage ist, anderweitige Lösungsansätze zu beschreiten? Man darf ja auch nicht vergessen, dass die Einweisung in eine entsprechende Klinik gerade in diesen Kreisen als Ultima Ratio gesehen wird... ein Weg, der nur im äußersten Notfall und bei Versagen sämtlicher anderer Mittel beschritten wird. Darüber hinaus ist Schweigen hier besonders an der Tagesordnung... der schöne Schein der gewahrt werden will. Und so kommt es, dass sich auf der Kiste, in der für gewöhnlich die Bong verstaut wird, ein "Keine Macht den Drogen"-Aufkleber finden könnte.
    Und wenn wir schon auf die unterschiedlichen Herkunftsmilieus verweisen, verstehe ich keineswegs, warum ein gaaaanz wichtiger Faktor ungenannt bleibt: Perspektive, bzw. Hoffnung. Primitiviert lese ich aus seinen Ausführungen vor allem den Verweis auf das Versagen des primären und sekundärem Umfelds heraus: Familie und Freunde. Wie schaut es denn mit der gesamtgesellschaftlichen Perspektive aus, wenn man Kevin und/oder Schantall (Schreibung absichtlich ;)), Jeremy, Jason, Paris, oder Leon-Alexander-Nepomuk-Justin Müller heißt? Welchen Einfluss hat denn die Familie wirklich noch auf z.B. die Wahl des Freundeskreises, wenn man in Berlin-Neukölln im Rollbergviertel auf die integrierte Sekundarschule geht? Wie ist die Perspektive auf das eigene Dasein, wenn dich der Sicherheitsbeamte beim Betreten der Schule wie einen Kleinkriminellen mustert, und du regelmäßig nach "verbotenen Gegenständen" gefilzt wirst?

    Klar kann man jetzt eine substanzzentrierte Sicht auf die Dinge einnehmen, und sicher mag es in der Ecke genug gute Gründe geben, warum der Umgang mit THC zunehmend problematischer wird. Ich sehe das Hauptproblem aber fernab von gestiegener gesellschaftlicher Akzeptanz, von höherem Wirkstoffgehalt oder niedrigem Einstiegsalter. Steht halt immer irgendwo die Frage im Raum, warum sich jemand in eine Situation manövriert, in der nur noch die Klinik als Ausweg bleibt. Warum sinkt denn das Einstiegsalter? Wieso wird Gras mittlerweile so gezüchtet, dass es vor allem dazu taugt, sich wegzuballern? Weshalb ist es zunehmend akzeptiert, sich die Kante zu geben?

    "Sesation seeking" als Persönlichkeitsdimension war seit jeher gleichermaßen verbreitet, und tatsächlich gab es Zeiten, in denen dieser Charakterstil keineswegs als problematisch angesehen wurde. Macher, Gründer, Schaffer, Entertainer, Entdecker, Abenteurer... die halbe Literatur widmet sich diesen Leuten und ihren Merkmalen. Heutzutage zählt vor allem Sitzfleisch. Stellt sich mir die Frage, wie man vermitteln möchte, dass Drogen nicht die Lösung sind, nicht sein können, wenn man kaum Vorschläge parat hat, was denn die Lösung sein könnte. Wo man dann auch gleich wieder beim Milieu angelangt wäre... mit den entsprechenden Finanzen ist es ja weitaus einfacher, sich die benötigten "Kicks" zu verschaffen. :winking_face:

    Die zweite Seite ist inakzeptabel: Billiger Sensationsjournalismus... absterbende Gehirnzellen, vorgebliche Crystalbilder, die mir selbst bei nun gut 20 Jahre lang Starkkonsumierenden in dieser Form noch nicht untergekommen sind.

    Und letzten Endes stelle ich mir in letzter Zeit öfter die Frage, warum das journalistische Interesse an Drogenkonsum zuzunehmen scheint, und welchem Ziel das dienlich sein soll. Die Forderung nach Lösungen ist damit scheinbar nie verknüpft.

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