Hallo,
ich habe mich Ende Oktober von meinem Mann getrennt. Nach 10 Jahren Beziehung bzw. 5 Jahren Ehe. Habe es nicht mehr ausgehalten, dass er nur noch alleine unterwegs und unzuverlässig war und ständig nur noch mit komischen Gestalten rumhin. Es sind viele Dinge passiert in den letzten Jahren, die ich hier gar nicht alle aufschreiben kann. Ich habe ihm immer wieder geglaubt, er hat gelogen, wo er nur konnte. Aber alle, die sich mit der Thematik Sucht schon einmal auseinandergesetzt haben, wissen das mit Sicherheit. Die Abläufe und Verhaltensweisen sind überall ähnlich.
Wir haben 2 Kinder - 2,5 und 4,5 Jahre alt. Die haben zwar noch nicht so sehr viel mitbekommen, da er immer erst abends angefangen hat zu trinken. Aber die gespannte Atmosphäre und den ständigen Streit natürlich schon...
Nun hat er sich in der Zeit der Trennung sehr mit sich selbst auseinandergesetzt. Am Anfang hat er mich ausgelacht, sich lustig gemacht. Und alles nicht ernst genommen – wie auch – 10 Jahre lang habe ich immer nur Dinge angedroht und hinterher war ich nicht konsequent... Naja, jetzt hatte er Suchtberatungsgespräche und hat sich auch so sehr viele Gedanken gemacht. Er ist zum Entschluss gekommen - laut seiner Aussage, weil er sein Trinkverhalten in der Zeit der Trennung mal beobachtet hat und auch denke, dass es nicht normal ist - eine ambulante Therapie (weil selbstständig) in Angriff zu nehmen.
Ich kann nur allen Angehörigen von Suchtkranken dazu raten, nicht zu versuchen, gegen den Alkohol zu kämpfen! Es wird nicht funktionieren! Das kann nur das Abhängige selbst, SEINE Einsicht ist die einzige Lösung. Alles Tun und Lassen der Angehörigen bringt absolut nichts. Nur eins, dass man sich hinterher ausgelaugt, erschöpft und völlig fertig fühlt und nicht mehr weiß, was man noch machen soll.
Meine Entscheidung, mich zu trennen, war die einzig richtige! Seit der Trennung läßt er Gefühle an sich ran, öffnet sich, und wir haben ein viel besseres Verhältnis zueinander als in den letzten 10 Jahren! Ich habe das Gefühl, dass er auf einem guten Weg ist. Was er daraus macht, ist natürlich ganz alleine seine Sache! Ich habe ihm meine Hilfe angeboten, wenn er sich für ein trockenes Leben entscheidet. Das heißt nicht, dass ich noch eine Chance für uns sehe. Das kann ich zur Zeit nicht sagen! Ich kann nur sagen, dass es mir seit der Trennung besser geht. Weil sein Problem nicht mehr meins ist. Ich liege nachts nicht mehr wach, weil ich mir Sorgen mache, wo er ist, wann er wiederkommt, wie er dann drauf ist, mit welchen Leuten er rumhängt... Ich bin aus der Co-Abhängigkeit ausgebrochen, und das ist gut so!
Ich wollte auf diesem Wege allen Mut machen, die in einer ähnlichen Situation stecken! Lebt euer Leben, nehmt es selbst in die Hand! Macht alles so, dass es euch gut geht. Es ist ein langer Weg, einzusehen, dass man gegen den Alkohol völlig machtlos ist. Er ist stärker – solange keine Einsicht besteht! Wenn man das erkennt, ist man hinterher erleichtert. Denn man kann anders handeln als bisher. Auch wenn es trotzdem alles nicht einfach ist! Das ist die einzige Möglichkeit!
Frohe Weihnachten euch allen