Begleiterscheinungen Marihuana-Entzug

  • Ich hoffe sehr, dass ihr mir Tipps geben könnt, wie ich mich meinem Freund gegenüber verhalten soll.

    Er rauchte mehr als 30 Jahre Marihuana (täglich) und hat sich vor ca. 3 Wochen endlich dazu entschieden, aufzuhören. So weit - so gut.
    Während der ersten 14 Tage hatte er mit Schlaflosigkeit, Schweißausbrüchen zu tun. So weit ich es beobachten konnte, hat sich das inzwischen gelegt.
    Seit ca. 1 Woche ist er jedoch total gereizt und damit kann ich nun so garnicht umgehen.
    Egal was ich sage, freundlich oder nicht, eine Frage stelle, er ist sofort "auf der Palme", ranzt mich an und das in einem sehr sehr scharfem Ton.
    Wenn er mich überhaupt ansieht, dann mit eiskaltem Blick, abwertend und so als ob ich ihn nerve, wenn er mich nur sieht.
    Inzwischen ist es so, dass er garnicht mehr mit mir spricht, vielleicht noch guten Tag und gute Nacht, dazwischen kommt nichts mehr.
    Ich vermeide es nun am Abend irgend etwas anzusprechen, weil ich abgespannt von der Arbeit komme und keine Kraft für eine Auseinandersetzung habe.
    Jedoch kann es so nicht weiter gehen und ich frage mich ernsthaft was ich nun tun kann. Soll ich ihn ansprechen und ein klärendes Gespräch versuchen herbei zu führen oder soll ich ihn eher ganz in Ruhe lassen und mich mehr zurück ziehen?
    Habt ihr schon ähnliche Erfahrungen gemacht? Ist dieses Verhalten "normal" und ruckelt sich in absehbarer Zeit wieder auf einen vernünftigen Umgang miteinander?

    Danke im Voraus für eure Antworten,
    Murli.

  • Es ist normal, und das ganze kann sich noch einen Monat so ziehen, war bei mir auch so. Warten und ihm seinen Platz lassen, gleichzeig aber offen falls er Gesprächsbedarf hat.
    Ist vielleicht derzeit nicht leicht, aber aufjedenfall ein Zeichen von Fortschritt und danach wirds aufjedenfall besser. Was du ihm aber nicht abnehmen kann ist Beschäftigung, die sollte man sich in dieser Phase am besten suchen, Ausgleich und so.

    Alles gute und viel Geduld dir!

  • Hi,

    naja - ist schwer zu beurteilen!
    An und für sich sollte es schon so sein - wie du ja beobachtet hast - dass der körperliche Entzug nun durch ist.
    Was er jetzt hat, ist eher das Kopfkino; eine Art schwarzes Loch.

    Allerdings berechtigt ihn das in keinster Weise, dich in dieser Art und Weise zu behandeln.
    Er soll anfangen Sport zu treiben, sich auszupowern & aufhören, den Kiffzeiten nachzujammern.
    Wenn er mal einsieht, dass er durch den Kiffstop ja nichts verliert, sondern das positiv einordnet, dann läuft das in ganz anderen Bahnen.

    Wie gesagt: Er soll sich mal zusammenreißen :j: Ist ja schön easy, mit dem bekifften Kopf von Love.Peace und Happiness zu labern, wenn dann aber nüchtern
    so GARNIX davon da ist, dann ist das schade!
    Ne Option wäre es auch, mal zu einem Arzt zu gehen, sich erstmal körperlich gründlich durchchecken zu lassen...
    Dann mal sehen, ob er einfach ne Psychose zurückbehalten hat!
    Aber ER muß da schon in die Gänge kommen; ohne Aktionen ist der reine Kiffstop auch "nur" Makulatur, finde ich.
    Man sollte auch an den Mustern arbeiten, die sich durch das Kiffen eingefressen haben...
    Tagesablauf verändern, Interessen entwickeln und und und...

    LG & viel Glück! Ganesha

  • was sich in 30 jahren kiffen so in seinem gehirn verändert hat, wird er nicht in ein paar monaten wieder raus kriegen.
    das wird schon seine zeit brauchen.

    ich bin jetzt nach einem jahr kifffrei immernoch manchmal schnell "auf der Palme". vollkommen grundlos.
    ich denke das hängt damit zusammen, wie sehr man an sich arbeitet.

    ich würde es nicht alleine versuchen, sondern mir hilfe suchen. oder sogar eine therapie machen.
    aber dadrüber kannst du ja auch noch nachdenken, wenn er in 2 wochen wieder anfängt zu kiffen.

    nimmst du keine drogen?
    geht es dir schlecht momentan, weil es ihm schlecht geht?

  • @ Quzen: danke, es hilft mir sehr, dass Du mir Deine Erfahrungen geschrieben hast. Die Beschäftigung zwischendurch ist derzeit schlafen. Scheint alles sehr kräftezehrend zu sein.

    @ ganesha: danke Dir - das es mit Kopfkino zu tun haben könnte, war mir nicht klar. Ich kann es mir nun jedoch vorstellen. Ich empfinde es auch so wie Du, auch wenn es ihm nicht gut geht, kann er mich trotzdem respektvoll behandeln. Vorhin haben wir kurz ein bisschen gequatscht, eher über Alltagsdinge, aber immerhin und ganz normal.

    @ paul: ich nehme keine Drogen. Bin zwar mitfühlend, aber es ist nicht so das es mir schlecht geht in der momentanen Situation. Ich hoffe einfach mal, dass er nicht wieder mit dem kiffen anfängt. Werde ihm vorschlagen in der nächsten Woche zu unserem Arzt zu fahren. Ich weiß das er großes Vertrauen zu diesem Arzt hat und denke das dieser einen guten Draht zu meinem Freund hat.

    LG Murli.

  • Das mit dem Tagesablauf ändern, Interessen entwickeln etc. leuchtet mir sehr ein. Ich denke, hier muss er selbst einen Schritt in diese Richtung tun. Da er zu ca. 80% vom Homeoffice aus arbeitet und ich täglich erst gegen 19 Uhr von der Arbeit komme, bleibt ihm viel Zeit allein Ideen zu verfolgen.

  • Geht er denn regelmäßig (täglich) etwas raus und tankt Licht und Luft?
    Gerade wenn er ja viel von zuhaus aus arbeitet, ist das sicher wichtig.
    Und wenn man sich (noch) nicht zu Sport aufraffen kann, sind regelmäßige Spaziergänge schon sehr hilfreich und sinnvoll.

    Wünsche Euch auch viel Glück! :smiling_face:
    lg, Thymia

  • Danke Thymia. Spaziergänge macht er schon immer ungern. Mal eine kurze Runde mit dem Hund, aber bei dem Wetter eher ungern. :16:
    Inzwischen steht eine ganze Menge Gartenarbeit an. Bäume und Sträucher müssen beschnitten werden und eigentlich wollten wir noch ein ganzes Stück des Gartens umgestalten. Da muss er auf jeden Fall ran und kann sich auspowern, denn ich halte mich beim ausgraben z.B. eher zurück. Bin eher diejenige, die dann neu gestaltet wenn das Olle weg ist. :smiling_face_with_heart_eyes:

    LG Murli

  • Zitat

    Warum sollte er das tun?


    :grinning_squinting_face: ohne rückfall nach 30 jahren kiffen ohne hilfe: das wäre ein wunder
    vorallem weil er bisher nicht wenig entzugs erscheinungen zeigt

  • Pfffff.Das ich noch lebe, nach dreissig Jahren Mischkonsum ...ohne "Hilfe" IST auch ein kleines Wunder. :wink:
    ...aber, wie definiert sich HILFE???
    Natürlich ist Arzt, Therapie etc angesagt, wenn es nicht alleine geht, aber sollte man in einem SELBSTHILFEFORUM
    nicht etwas mehr positiv denken, wenn jemand bereits nen guten Anfang hinbekommen hat?Einsicht, Austausch, soziale Kontakte helfen auch...

    Positiv zu denken ist eine starke Kraft, wenn dieses Denken in konkrete Handlungen mündet, sogar ein unbedingtes Soll bzw. Muss.

    Lg.Gane

    Einmal editiert, zuletzt von ganesha (25. Oktober 2014 um 22:30)

  • meinst du mich?
    wenn ich postiver denke, schafft er es eher?
    ich denke so stark ist mein glaube auch nicht.

  • Ich glaube nach deinem Jahr Konsum und den paar Wochen ohne rät es sich eher den Ball hier positiv zu halten :winking_face:
    Warum sollte er es nicht schaffen? Warum sollte das ein Wunder sein? Menschen hören jeden Tag mit etwas auf und fangen jeden Tag mit etwas an, die einen auf Anhieb, die andern nach ein paar Versuchen.
    Wenn es um das Schicksal anderer geht denke ich persönlich sollte man in solch einem Forum hier entweder helfend sein und Zuversicht streuen oder sich raus halten.
    2 cents unso.

  • An sich stimme ich dir da zu, Rückfälle gibt es und sind natürlich blöd, aber erstmal kein totaler Weltuntergang, da geb ich dir Recht.
    Das allerdings haste hiermit

    ohne rückfall nach 30 jahren kiffen ohne hilfe: das wäre ein wunder
    vorallem weil er bisher nicht wenig entzugs erscheinungen zeigt


    eher nicht so kommuniziert oder?

  • @ Thymia: wir sind letztes Jahr von der Stadt aufs Land gezogen. Am Garten wurde ein paar Jahre nichts mehr gemacht, darum sind wir noch immer dabei ihn umzugestalten und irgendwie in den Griff zu bekommen. Aber wir hatten in diesem Jahr auch schon eine gute Ernte: Johannisbeeren, Kirschen, Brombeeren und Weintrauben waren richtig lecker.

    @ all: ich denke das ohne den Willen aufzuhören nichts geht. Was bringt eine Therapie wenn man selbst noch nicht die innere Überzeugung hat aufzuhören?
    Gestern Abend habe ich einfach los gequatscht und da war mein Freund danach schon wieder etwas zugänglicher. Der Blick war auch freundlicher. Habe ihn gefragt was wir am Sonntag Schönes unternehmen wollen. Z.B. in eine Ausstellung gehen oder mit dem Hund etwas durch Feld und Wald. Er hat sich für die Wanderung entschieden. Nun denn, ich werde ihm den Arztbesuch empfehlen. Und dann sehen wir weiter. Alles Schritt für Schritt. Ich wünsche mir sehr das er es schafft.

    Euch wünsche ich einen schönen Tag,
    lG Murli.

  • @ Paul: sollte es einen Rückfall geben, wäre es schade, aber auch damit muss ich dann leben. Mein Freund lebt eher zurück gezogen und ist in keinen Suchtkreisen unterwegs. Der Typ, von dem er das M. hatte, ist vor ein paar Wochen plötzlich verstorben. Das war der Auslöser damit aufzuhören.

  • Moin Murli,

    so hart das jetzt klingt, weil die Quelle ja verstorben ist, aber ich denke das sind gute Voraussetzungen, das er es schafft.
    Er müsste ja richtig aktiv werden um neue Kontakte herzustellen und das ist ja garnicht immer so einfach und auch eine richtige Hürde.
    Auch das er gestern wieder etwas aufgeschlossener wurde und sich auf Unternehmungen einlässt, ist doch ein Grund es positiv zu sehen!

    Das mit dem Arztbesuch ist trotzdem ne gute Idee, und dich hat er auch an seiner Seite, das sind alles Pluspunkte! :thumbs_up:
    Viel Spaß Euch heute mit dem Hund :eq: im Wald und in den Feldern!

    lg, Thymia :wink:

  • wünsche dir auch, dass er das schafft!
    der wille ist auch wichtig, daher solltet ihr vielleicht beide mal aufschreiben, was schlimm war am konsum und so die motivation steigern.

    aber der wille ist nicht alles, wenn es um sucht geht.
    methoden mit dem verlangen umzugehen sind ebensowichtig.
    auch hilfe anzunehmen und zu merken, dass man nicht wie bisher weiterleben kann und seine persönlichkeit innen und außen verändern muss.
    bestimmt ist auch noch vieles mehr wichtig, beim Rauskommen aus der Sucht.
    Der erste schritt ist sicher Krankheitseinsicht. "Ich bin suchtkrank" auch wenn ich momentan abstinent lebe.

    bei mir war das Problem, das ich alles Schritt für Schritt gemacht hab. Mir hat mal ein Lehrer gesagt: Krieg den Arsch hoch und mach alles auf einmal. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.
    Keine Ahnung, wo da die Wahrheit liegt.

    Viel Erfolg und gute Besserung euch beiden :smiling_face:

  • @ Thymia: ich sehe das auch so wie Du, ganz realistisch. Bisherige Versuche aufzuhören scheiterten immer an den Anrufen des Typen, der wieder was verkaufen wollte. Ich kannte den nicht persönlich und bin deshalb kein bisschen traurig das es nun so gekommen ist. Sehe es als Zeichen..... Wir hatten heute einen schönen Spaziergang im Sonnenschein und auf Nachfrage bekam ich zu hören das es eigentlich ganz gut geht. Beruhigt mich irgendwie. Morgen habe ich frei und wir haben den Tag schon gut durchgeplant. Ich habe ein gutes Gefühl..... Von dem Verhalten der letzten Tage ist kaum noch was zu spüren. Puh.

    @ Paul: danke für Deine guten Wünsche.

    LG Murli :wink:

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